Die größten Irrtümer...
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Spiel, Spaß und Sinnlosigkeit

Der österreichische Kaiser Joseph II. (1741–1790) war vielleicht ein netter Mensch, aber ein guter Feldherr war er nicht. Im Krieg gegen die Türken zog er selbst mit 100 000 Mann Richtung Osten. Viele haben es nicht überlebt, denn der Feldzug fing schlecht an und hörte nach einer Kette von verhängnisvollen Irrtümern noch schlechter auf.

Zunächst bezog Joseph II. mit seiner Armee ein Winterquartier bei Belgrad, das dummerweise mitten in einem Malariagebiet lag. Als der Frühling begann und die Moskitos schlüpften, wurden fast alle seine Soldaten infiziert, 33 000 starben. Mit dem Rest marschierte der Kaiser weiter, auch er schon durch die Krankheit geschwächt, bis er am 17. September 1788 im Südwesten Rumäniens den Fluss Timis bei der Stadt Karansebes erreichte. Auf der anderen Seite vermutete er das türkische Heer.

Joseph hielt es für eine gute Idee, den Feind im Schutz der Nacht anzugreifen, und schickte einen Erkundungstrupp berittener ungarischer Husaren ans andere Ufer. Statt türkischer Soldaten fanden die Reiter dort allerdings nur Zigeuner vor, die ihnen Frauen und Schnaps zu überhöhten Preisen anboten, was die Husaren gern annahmen. Als die Infanterie nachrückte und auch ein Schlückchen wollte, jagten die mittlerweile stark beschwipsten Ungarn das Fußvolk weg. Die Infanteristen revanchierten sich mit Schüssen in die Luft und schrien: »Turci, turci« – Türken! Die Husaren machten mit und ballerten ebenfalls wild in den Nachthimmel.

So weit, so schlecht. Aber dann kam ein weiterer Irrtum ins Spiel. Die Hauptstreitmacht des Kaisers hielt die Schießerei für den Beginn der Schlacht und feuerte aus allen Rohren über den Fluss. Die Situation wurde immer unübersichtlicher. Die betrunkenen Husaren schossen jetzt auf alles, was sich bewegte. Die Infanterieeinheiten versuchten, im Dunkeln durch den Fluss zurückzuwaten. Sie wurden aber von ihren eigenen Leuten für angreifende Türken gehalten und gerieten unter heftiges »Friendly Fire«.

Einige Offiziere erkannten den fatalen Irrtum und schrien: »Halt, halt!« Im Chaos verstanden viele der nicht deutschsprachigen Söldner in Kaiser Josephs Heer: »Allah! Allah!« Und plötzlich feuerte jeder auf jeden. Panik brach aus. Tausende suchten ihr Heil in der Flucht. Pferde gingen durch, Nachschubwagen wurden umgerissen, Kanonen steckten im Schlamm fest, Soldaten ertranken im Fluss. Selbst der Kaiser fiel vom Pferd und musste von seinen Männern aus dem Wasser gefischt werden.

Als die Sonne aufging, waren 10.000 Mann verwundet oder tot, ohne dass die Türken auch nur einen einzigen Schuss abgefeuert hatten – konnten sie auch gar nicht, sie waren noch zwei Tagesmärsche entfernt. Das österreichische Heer wurde nicht vom Feind besiegt, sondern von einer gefährlichen Aneinanderreihung von Irrtümern.


Quelle: P.M. Welt des Wissens