Wenn zwei das Gleiche tun.....

in „Smalltalk“

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.... ist es noch lange nicht dasselbe.


Kennt ihr das?
Person A sagt etwas und man geht steil und bellt, Person B sagt zwei Stunden später genau das Gleiche und man bleibt tiefenentspannt.

Anderes Beispiel: Kollege A kommt angerannt. "Kannst du mal grade? Ich brauche dringend….etc. etc."
Man möchte ihn am liebsten an die Wand nageln und grummelt und zickt rum.

Am nächsten Tag kommt Kollege B mit der gleichen Bitte. "Kannst du mal grade? Ich brauche dringend…..etc. etc." Selbstverständlich hilft man, findet sogar noch Entschuldigungen dafür warum der Schussel wieder mal die Deadline verpasst hat.

Das ist mir in den letzten Tagen wiederholt passiert. Heute hat mich eben dieser Kollege A gefragt, ob ich ihn nicht leiden könne, weil ich ihn gestern so angeblafft habe und heute den anderen Kollegen nicht. Ich hab echt gestutzt, weil ich beide Kollegen wirklich mag und auch nach intensivem Nachdenken keine Präferenz feststellen konnte. :-)))

„Greven“ (Pseudonym)

Könnte doch einfach daran liegen, wieviel Druck Du gerade selber hast...oder?
Wenn ich grad drölf Dinge auf einmal mache, bin ich auch weniger offen für weitere Anfragen..

Na klar. Ich bin mir durchaus bewusst, dass vieles von meiner eigentlich Befindlichkeit am jeweiligen Tag abhängt. ....mich interessiert momentan einfach das Phänomen Nasenfaktor.

Bei meiner Nichte an der Schule machen sie zurzeit das Experiment Klausuren "anonym" zu schreiben bzw. diese zu benoten, ohne den entsprechenden Schüler zu kennen. Das stelle ich mir sehr sehr interessant vor. Glaube schon, dass Lehrer nie wirklich objektiv bewerten könnne, so sehr sie sich auch bemühen.

„Greven“ (Pseudonym)

ICH meinte es nicht auf "Laune" bezogen, sondern eher auf Ressourcenverfügbarkeit in diesem konkreten Moment.
Kann wenige Minuten später ja schon wieder anders sein...

Und je nachdem wie hoch der Stressfaktor insgesamt ist, kann diese Reaktion einfach auch die Dünnhäutigkeit abbilden/ ein Indikator für einen selbst sein ;-))

Nasenfaktor gibt es überall. Ich glaube fest daran, dass sich davon niemand freimachen kann.
Aber das Bewusstsein hat man in Alltagssituation oft auch nicht.

Es gibt manche Menschen, die wirklich sehr frech sind, aber gleichzeitig bringen sie ihre Frechheit so charmant / witzig rüber, dass man die Dreistigkeit oft erst später bemerkt.

Wenn es mir auffällt, dann versuche ich natürlich vermehrt drauf zu achten, um da nicht ausgenutzt zu werden.
Aber es gibt eine Person, die sich schon oft wie die "offene Hose' verhalten hat, mich im ganz im Allgemeinen bestimmt nicht 'verdient hat', und trotzdem steige ich immer wieder drauf ein 🙄
Aber seitdem ich mir & meinem kranken Reaktionen gegenüber Absolution erteilt habe, ärgere ich mich auch nicht mehr über mich selbst und über meiner mangelnde Konsequenz. 😉

Ich denke, es kommt auf verschiedene Faktoren an. Zum einen auf die eigene Tagesform und den Grad der eigenen Anspannung, zum anderen auf die jeweilige Person (wie sympathisch finde ich jemanden, wie eng ist der Kontakt zu der anderen Person) und dann noch auf die Motivation oder die Haltung des anderen.

Bezogen auf Dein Beispiel: kenne ich Kollegen A als faulen Hund, der immer wieder versucht, Arbeiten abzuwälzen, ist er selber eher wenig hilfsbereit? Dann bin ich vermutlich eher genervt von seiner Anfrage. Ist Kollege B hingegen bemüht, unterstützt selber gerne, hat eine Aufgabe aber aufgrund von Arbeitsüberlastung nicht geschafft oder weil er genau diese Aufgabe vielleicht auch einfach nicht gut kann, bin ich eher hilfsbereit, weil ich weiß, dass der andere mich nicht ausnutzen möchte.

„Ratingen“ (Pseudonym)

"Bei meiner Nichte an der Schule machen sie zurzeit das Experiment Klausuren "anonym" zu schreiben bzw. diese zu benoten"

Das finde ich sehr(!) spannend. Es hängt wohl auch stark davon ab aus welchem Elternhaus Kinder stammen für welche weiterführende Schule sie empfohlen werden und natürlich auch die Noten. Wahrscheinlich sind die Handschriften von Grundschulkindern doch zu eindeutig zuzuordnen, als dass das Schule machen könnte. Leider.

Was mich wundert, wenn man mal von Mattildas Hinweis absieht, dass du die Kollegen wohl nicht unterschiedlich "leiden" kannst.

Ich kenne das Phänomen schon auch, aber dann sind die Sympathien/Antipathien wirklich eindeutig verteilt.

Was das Schulexperiment angeht... Ich denke das ist Augenwischerei... Wir hatten das in der Ausbildung, da wurden alle Klausuren "anonym" geschrieben... Allerdings kannten die Ausbilder unsere Handschriften und wussten genau, wer die jeweilige Klausur geschrieben hatte.

Ich bin mir sicher, dass die Lehrer ebenfalls ihre Schüler an der Schrift erkennen können.

Zu den Kollegen hat man uns das mal beim Stressbewältigungstraining das ganze so erklärt, dass bei uns bei gewissen Personen, je nachdem was vorher war, der Stresslevel halt höher ist als bei anderen, somit ist dann bei diesen Personen das Fass eher übergelaufen als bei anderen. Hinzu kommt dann noch die persönliche Verfassung an dem Tag, in genau dieser Situation. Und schwupps machts "rums"

@ Das kleine Glück...Zitat "Es hängt wohl auch stark davon ab aus welchem Elternhaus Kinder stammen für welche weiterführende Schule sie empfohlen werden und natürlich auch die Noten."....dem kann ich aus Erfahrung nicht zustimmen.
Ich erlebe und spreche Empfehlungen nach Leistungen und nach der Persönlichkeit des Kindes/Jugendlichen aus. Solange die weiterführende Schule ohne Schulgeld zu besuchen ist erkenne ich keine unterschiedlichen Empfehlungen. Meistens sind es die Eltern die entweder das Kind überschätzen und nicht auf die Empfehlungen eingehen. Jedoch auch die Angst der Eltern dem Wissen des Kindes unterlegen zu sein verleitet Eltern zu Fehlentscheidungen. Manchmal sind es auch die Kinder/der Jugendliche die an eine entsprechende Schule wollen weil der Freund/die Freundin dort hingehen.

Das Experiment mit den Klausuren finde ich spannend. Ich bin mir sicher das Lehrer die Schrift und Ausdrucksweise Ihrer Schüler erkennen. Die Klausuren müssten auch von fremden Lehrern benotet werden. Dann hätte man einen neutralen Vergleich.

@das kleine Glück: ja, dass ich beide gleich gut leiden kann, hat mich ja auch so verwundert. Und eigentlich war der Stressfaktor auch an beiden Tagen gleich.
Naja, ich habs jetzt einfach mal drauf geschoben, dass ich nen schlechten Tag hatte. 🙈

Bezüglich des Schulexperiments: Bei meiner Nichte haben sie das sowohl mit Klausuren als auch mit Hausaufgaben gemacht, die am Computer geschrieben werden. Bei letzterem scheidet dann zumindest die Schrifterkennung aus. Bin gespannt auf die Ergebnisse.

Letztlich sind ja, das fällt mir persönlich immer auf, wenn ich Bewerbungen bearbeite, auch einige Namen schon automatisch negativ belegt, egal wie sehr man sich bemüht, das zu unterdrücken. Aber ne Berwebung von einer Jacqueline oder Chantal löst irgendwie doch andere Assoziationen aus, als ein Schreiben von einer Petra oder einer Andrea. Nicht fair, aber leider auch nicht von der Hand zu weisen.

„Springe“ (Pseudonym)

Bei mir "triggern" manche Verhaltensweisen von Mitmenschen etwas in mir, daß mich sehr gereizt reagieren läßt.
Oft ist es nur ein Tick, eine Geste....und vor allem der Tonfall, des Satzes, der ausgesprochen wurde.
Bei manchen schwingt schnell etwas forderndes....oder auch vorwurfsvolles mit in der Stimme.
Sehr genervt reagiere ich persönlich auf "weinerliche"Tonlagen......Menschen, die immer eher eine Frage stellen, sogar in einer sachlichen Aussage.....
Da springt mein "Appellohr " an und ich fühle mich aufgefordert, für ihr "Wohlbefinden" Verantwortung zu übernehmen......das triggert bestimmte wunde Punkte in mir.
Und dann werde ich unwirsch, bis hin zu genervt und sogar sauer.

„Ratingen“ (Pseudonym)

chunkybutfunky, das mit den Namen kenne ich auch, schlimm ist übrigens, wenn man ein paar Unsympathen mit dem eigenen Vornamen kennen gelernt hat, das verleidet einem sogar den eigenen Vornamen, das ist echt blöd.

Das mit den Klausuren dachte ich mir so (PC), deshalb eben Klausuren und nicht Schulaufgabe der 3.Klasse, da ist das Problem der Handschrift gegeben. Wahrscheinlich gibt es dennoch Wiedererkennungsmöglichkeiten, man hat ja z.B. manchmal einen Tick mit Wortverwendungen, das erkennt man. Dennoch, es ist schlicht ein Anfang, ein Versuch und das finde ich gut. Das ist wie mit Bewerbungen ohne Foto, sie können Subjektivität verringern, nicht beenden.

dagmar, weißt du was lustig ist? Ich kenne eine Frau, die sich wahnsinnig über weinerlichen Tonfall aufregt. Also, bei anderen. Denn sie hat tatsächlich oft einen sehr weinerlichen Tonfall 😁. Ich hab mich noch nie getraut es ihr zu sagen, weil sie sich bei anderen immer so sehr darüber aufregt.

„Lichtenfels“ (Pseudonym)

Ich finde das ganz interessant, was ihr hier so schreibt, weil ich glaube, ich habe diese Art von "inneren (Vorurteils-)Mechanismen" irgendwie gar nicht. Es ist eigentlich noch nie vorgekommen, das ich mich über jemanden aufgeregt habe, weil er einfach nur "da" war oder weil er in der Vergangenheit mich so aufgeregt hat. Das hat bei mir immer etwas mit den unmittelbaren Aktionen des Gegenübers zu tun. Gerade beruflich ist das z.B. ein massiver Vorteil, weil ich mich viel stärker auf den Sachkonflikt konzentrieren kann, ohne das mich negative Gefühle ablenken.
Vielleicht könnt ihr euch noch erinnern, das ich mich auch gegenüber entsprechenden Forenaggressoren noch sehr lange sehr á la "Ach, lass uns das Kriegsbeil doch wieder beilegen"-mäßig verhalten habe, weil ich eigentlich am liebsten vor diesen Personen nur meine Ruhe gehabt hätte, aber jetzt keinen wirklich Groll entwickelt habe, obwohl Grund dafür bestanden hätte. Es braucht bei mir dann eine Weile, bis ich in solchen Konstellationen zu der Erkenntnis komme: "Der WILL das Kriegsbeil gar nicht beilegen" plus "Der WILL den Konflikt", um dann mein Verhalten auch zu ändern. Solche "unangenehmen" Menschen, die ich dann erst rational rausfiltern muß, bleiben Menschen mit diesen inneren Mechanismen bestimmt häufiger erspart. Ist bestimmt ein Vorteil für das eigene Nervenkostüm dann und wann. :) Wenn dann mit der Person im weiteren negative Dinge passieren, kann dann aber das Warnlicht schon mal recht schnell anspringen. Das kann auch passieren, wenn es Ereignisse gab, die sehr einschneidend waren. (Das beziehe ich jetzt eher auf RL-Erfahrungen, nichts was in einem Forum passieren könnte.)

Trotzdem find ich es nicht besonders erstrebenswert solche Mechanismen zu haben und würde sie auch nicht kultivieren. Weil: Ich akzeptiere damit ja, das ich mich gegebenenfalls auch mal völlig unfair und irrational verhalte. Das will ich eigentlich nicht.

„Ratingen“ (Pseudonym)

"unmöglich"

Fast meine ich das auch. Wahrscheinlich ist es daher vor allem wichtig, sich selbst immer wieder darauf hin zu "prüfen" um fairER in Entscheidungen zu werden/sein.

„Greven“ (Pseudonym)

Sie zu kultivieren? Sicher nicht willentlich und wissentlich, aber sich davon komplett frei zu machen können bzw. frei zu sein?????.....sehr sehr fragwürdig bzw. unmöglich.

...oder schlicht Unsinn 😒

„Rees“ (Pseudonym)

Also ich finde diese "inneren /Vorurteils-)Mechanismen" von denen du sprichst, Frau Pudel, zutiefst menschlich.


Ich finde sie vor allem: total normal. Diese Mechanismen hat jeder Mensch - oftmals sieht man sie nur einfach selbst nicht.
Sich dieser blinden Flecken bewußt zu werden finde ich sehr reflektiert.

„Lichtenfels“ (Pseudonym)

Es ist ja alles gar nicht wertend, jeder Mensch ist anders und reagiert von Natur aus anders. Ich habe mir das ja nicht "erarbeitet", eher einfach nicht sehr schnell genervt zu sein und auch nicht sehr nachtragend zu sein. Ich kenne das ja auch das man intuitiv auf eine Person reagiert, aber eben erst, wenn ich wirklich heftige(!) Erfahrungen mit einer Person gemacht habe.

Trotzdem: Ich bin froh, dass das bei mir "eher so" ist.

...und mich hat wirklich überrascht, das das bei Vielen so häufig und auch so alltäglich vorkommt. Der Durchschnitt der Menschen scheint eher so zu reagieren.

„Ratingen“ (Pseudonym)

Pudelin, ich meine das übrigens auch überhaupt nicht wertend, dennoch glaube ich, es ist einfach nicht möglich.

"eher einfach nicht sehr schnell genervt zu sein und auch nicht sehr nachtragend zu sein. Ich kenne das ja auch das man intuitiv auf eine Person reagiert, aber eben erst, ..."

Ich glaube, das ist alles nicht ganz genau das, wovon ich jetzt zumindest, spreche, am ehesten noch das genervt sein.
Nachtragend oder weniger nachtragend zu sein, ist sicher eine Typfrage, ist aber noch etwas anderes als z.B. komplett wertneutral an etwas/eine Person heranzugehen.

„Lichtenfels“ (Pseudonym)

Entsteht dieses "Reaktion" auf ein Gegenüber denn nicht aus irgendeiner Form von "nachtragend sein" oder einfach Erinnerungen oder Analogien zu Vergangenem, wie Dagmar sie beschrieben hat?? Oder warum denkst du, reagierst du z.B. auf einige Personen?

„Lichtenfels“ (Pseudonym)

PS: Die Frage geht gerne auch an alle.

„Ratingen“ (Pseudonym)

"Pudelin des Todes Heute, 23:52
Entsteht dieses "Reaktion" auf ein Gegenüber denn nicht aus irgendeiner Form von "nachtragend sein"


Das kann natürlich ein Aspekt sein, aber höchstwahrscheinlich gibt es noch sehr viel mehr Aspekte, die uns schlicht nicht bewusst sind. Denk nur daran wie viel vergleichbares aus VORurteilen besteht, schon das Wort erklärt ja, dass es ein Mangel an Erlebnissen und nicht eine Fülle an Erlebnissen ist, die führt zu einem solchen vorschnellen Urteil. Wenn du dir jetzt eine Situation vorstellst, in der ein Ausländer anders behandelt wird, dann kann das natürlich auch entstehen durch ein Nachtragen aufgrund eines echten Erlebnisses, mindestens so häufig entsteht das jedoch, weil es KEINE Erlebnisse/Erfahrungen gibt mit Ausländern, man kann ja bspw. auch beobachten, dass sich eine Abwehrhaltung gegenüber Ausländer konträr zum %-Anteil Einwohner Ausländer verhält.

„Ratingen“ (Pseudonym)

Achso. Hätte ich mir ja gar keine Mühe machen müssen. 😀