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„Groß-Gerau“ (Pseudonym)
@ Erich: Mein Scherz war nicht böse gemeint, kann einfach manchmal meine Klappe nicht halten. 🤐
@*.*:*
genau diese bedingungslose Liebe der Katalysator, dass was man an sich selbst hasst zu hinterfragen und auch anzunehmen.
Das glaube ich schon und finde es auch ein schönes Bild, an bedingungslose Liebe glaube ich dennoch nicht.
Ein Beispiel: ich komme aus einer Familie in denen in der unmittelbaren Familie alle schlank sind (Eltern, Geschwister, Grosseltern) - nur mein Vater war als Kind sehr dick, nahm dann ab und nicht wieder zu (verlagerte sein Suchtverhalten aber auf andere Dinge).
Er hat mir sehr viel seines Selbsthasses, seiner Erfahrungen und Unsicherheiten bezüglich seines ehemals dicken Körpers weitergereicht. Nicht weil er mich nicht genug oder falsch liebte oder nicht reflektiert war, sondern weil er selbst zu stark in einer Spirale aus Scham und Schuldgefühl gefangen war, um anders handeln zu können. Er handelte ja nicht aus dem Gefühl heraus mir zu schaden, sondern daraus das Richtige zu tun, mir ähnliche Erfahrungen zu ersparen, während er dabei aber im Grunde von seinen eigenen Schamgefühlen und nicht von bedingungsloser Liebe zu mir geleitet wurde. Wie hätte das auch gehen können, dass er mir Selbstakzeptanz vermittelt, wenn er sie selbst weder spürt noch lebt?
Damit hat er zu einem Zeitpunkt auf mich Einfluß genommen zu dem ich am verletzlichsten und beinflußbarsten war.
Hätte er im späteren Leben, aus den Erfahrungen mit mir, seine Einstellung geändert (was er nicht tat) hätte mir das möglicherweise geholfen, geblieben wäre aber der Weg den wir gemeinsam vorher gegangen waren und der sich nicht spurlos aus meinem Leben und meinem Bewußtsein entfernen lässt.
Es geht dabei m.E. auch nicht darum das Kind "weniger" zu lieben, sondern darum ein Kind nicht wirklich mit seinen Fehlern komplett annehmen zu können, weil man diese Fehler bei sich selbst ebenfalls nicht angenommen hat. Ich glaube sich das Bewußtsein dessen zu erlauben kann viel hilfreicher sein, als die feste Überzeugung absolut bedingungslos zu lieben.
Ich halte das übrigens auch nicht für ein Phänomen, dass unreflektierten Menschen passiert.
Wer sich z.B mit dem wichtigen Werk "Das Drama des begabten Kindes" der Kindheitsforscherin Alice Miller beschäftigt, wird an dem Buch ihres Sohnes Martin Miller "Das wahre "Drama des begabten Kindes"" nicht vorbei kommen, der auch Therapeut ist und der (einfülsam) aufzeigt, wie sie - trotz enormen Wissen und grosser Reflektiertheit - im Umgang mit den ihren eigenen Kindern leider dennoch versagte.
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„Idar-Oberstein“ (Pseudonym)
"- im Umgang mit den ihren eigenen Kindern leider dennoch versagte."
Ich glaube, man kann als Eltern nur versagen. Es geht lediglich um den Grad des Versagens.
Ich bin mir auch nicht ganz sicher ob Selbstliebe und Selbstakzeptanz da wirklich schützt. Es gibt ja auch schlanke Eltern, die (um bei diesem Beispiel zu bleiben) sich selbst sehr lieben, u.a. auch deshalb, weil sie schlank sind und deshalb gar nicht nett zu ihren Kindern sind, die dick(er) werden, WEIL sie wollem, dass sie so sind wie sie sind, weil sie das sehr gut so finden.
Übrigens, wenn man von Liebe, um (vielleicht) zur wahren Liebe zu kommen, andere Gefühle und Bedürfnisse ausklammern (so wie die Abhängigkeit bspw.) sollten wir aus der Selbstliebe dann nicht auch den Überlebenswillen, -antrieb ausklammern?
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„Groß-Gerau“ (Pseudonym)
sich selbst sehr lieben, u.a. auch deshalb, weil sie schlank sind und deshalb gar nicht nett zu ihren Kindern sind, die dick(er) werden
Ist das denn wirklich Selbstliebe, oder eher Stolz auf etwas was einen vermeintlich aufwertet?
Ich glaube man geht mit einem Kind das dick(er) wird nur dann hart und ohne Verständnis um, wenn man es selbst als beschämend und peinlich empfindet dick zu sein - auch wenn der eigene Körper schlank ist oder mit Mühe schlank gehalten wird.
Das mag dann vielleicht auch schon auf vermittelte Werte der eigenen Eltern zurückgehen, aber ich glaube so etwas machen nur Leute die in irgendeiner Weise ein Problem mit dem Thema haben.
Wer wirklich zufrieden mit seinem Körper ist, wird keinen anderen (auch und gerade das eigene Kind) wegen vermeintlicher Fehler beschämen und unter Druck setzen, sondern sich mit den Ursachen auseinander setzen.
Oder einfacher ausgedrückt: wer mit dem Aussehen seines Hinterns in einer engen Jeans zufrieden ist, wird vermutlich nicht über andere Leute in engen Jeans herziehen. Hat man aber selbst ein Problem mit seinem Hintern, geht der kritische Blick beim anderen sehr schnell zu genau diesen Schwachpunkt, der einen selbst am meisten stört und man holt sich das Gefühl wenigstens nicht so "schlimm" wie der Nachbar in seinen (zu) engen Jeans zu sein. (Aufwertung seiner selbst)
Tatsächlich fühle ich mich z.B. oftmals ausgerechnet von extrem schlanken Menschen am besten verstanden und akzeptiert. Da kenne ich einige Beispiele, die einfach in sich ruhen und die sofort sagen: "Ja, Gewichtsprobleme kenne ich, ich kann ja auch tun was ich will, ich schaffe es nicht auf Dauer zu zunehmen, ich glaube Dir sofort, dass es das auch umgekehrt gibt und verstehe, dass Du nicht darauf reduziert werden möchtest." während Menschen die selbst mit ihrem Gewicht kämpfen oder auch selbst sehr dick sind, oftmals relativ schnell mit Schuldzuweisungen und Sätzen wie "Du musst Dich mehr anstrengen" oder "ich bin zwar dick, aber wenigstens nicht so dick wie Du ... oder ... ICH unternehme wenigstens etwas dagegen" (Aufwertung seiner selbst) bei der Hand sind.
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„Idar-Oberstein“ (Pseudonym)
"aber ich glaube so etwas machen nur Leute die in irgendeiner Weise ein Problem mit dem Thema haben."
Sicherlich. Aber wenn es den eigenen Körper eben NICHT betrifft, dann ist es ja nicht mangelnde Selbstliebe/Selbstakzeptanz, sondern mangelnde Akzeptanz mit ANDEREN.
Übrigens nicht NUR das. Ich habe das hin und wieder - nicht immer, aber immer mal wieder, auch so erlebt, als Versuch Kinder schützen zu wollen. Also gar nicht mal so sehr, weil man das Kind dick ablehnen, nicht schön finden würde, nicht lieben, sondern, weil man es bewahren möchte davor in dieser Welt dick zu sein. Auch wenn ich die Wege dann für schrecklich kontraproduktiv halte übrigens (aber leider nicht auf Verständnis für meine Bedenken stieß :-( ), der Gedanke, die Intention, sein Kind vor Unannehmlichkeiten zu bewahren, DEN finde ich völlig in Ordnung und ich weiß nicht (genau) wie du das siehst, aber ich für meinen Teil empfinde es nicht übermäßig einfach sehr dick zu sein in dieser Welt.
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„Groß-Gerau“ (Pseudonym)
93 - ich finde wir kommen langsam arg weit vom Thema ab ...
Sicherlich. Aber wenn es den eigenen Körper eben NICHT betrifft, dann ist es ja nicht mangelnde Selbstliebe/Selbstakzeptanz, sondern mangelnde Akzeptanz mit ANDEREN.
Wie kann man das voneinander trennen? Wer andere wegen ihres Körpers beschämt, kann m.E. auch nicht viel Liebe, Akzeptanz und Empathie für sich selbst übrig haben. Das ist doch gerade der springende Punkt. 🤔
Macht man seinen Selbstwert hauptsächlich von äusseren Dingen wie einem schlanken und/oder schönen Körper abhängig, finde ich auch nicht dass man das wirklich Selbstliebe und Selbstakzeptanz nennen kann, denn fallen diese sehr vergänglichen Faktoren weg ist doch von der Selbstliebe nicht mehr viel übrig ... das wäre doch eher Stolz.
Mit realen Äusserlichkeiten hat das zudem wenig zu tun. Es gibt Menschen die sich mit 47 kg noch zu fett fühlen. Schlanke Menschen haben doch nicht automatisch ein vollkommen gesundes Körpergefühl und perfekte Selbstakzeptanz nur weil sie in die Norm passen - woran möchtest Du das von aussen festmachen - man sieht nicht jedem diese Zweifel an der Nasenspitze an (oder ob diejenigen vielleicht als Kind dick waren, wie mein Vater bespielsweise).
Ist man mit dem eigenen Körper und sich selbst nicht im Reinen und hält sich für weniger wert, weil man keinen perfekten Körper hat (auch wenn man schlank ist) wird man dem Kind nichts anderes vorleben können als genau das.
Es geht hier natürlich auch NICHT darum, ein Kind mit seinem dicker werdenden Körper alleine zu lassen, die Schwierigkeiten die man als Dicker hat runterzuspielen oder zu hoffen dass sich das schon von selbst löst - natürlich sollte man vorsichtig, sensibel und ohne Druck nach den Ursachen forschen und dem Kind gegebenenfalls helfen.
Was ich hier meine ist aber, dem Kind nicht zu vermitteln, dass es dick weniger wert ist, als es schlank wäre, sondern ihm das Gefühl zu geben dass es so wie es ist wertvoll ist und zwar gleichgültig wie der Körper des Kindes gerade aussieht und dass keiner ein Recht hat seinen Wert in Frage zu stellen.
Der Unterschied liegt darin, ob man dem Kind vermittelt, dass es ein wertvoller Mensch ist aber bespielsweise Fehler bei der Ernährung macht (Fehler im Verhalten) bzw. gemeinsam - ohne Beschämung - zu schauen warum das so ist - oder ob man dem Kind vermittelt, dass es so wie es ist (dick) ein Fehler und ein Versager ist (Fehler im Wesen, Fehler als der Mensch der man ist) und es erst durch Veränderung (abnehmen) wieder seinen Wert zurück erhält.
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Ich finde, Liebe zu anderen Menschen, ob Familie, Partner(in) oder Freund(in) ist immer dann echt, wenn einem das Glück des anderen wichtiger ist als das eigene. Das ist für mich die Definition von Liebe. Es kann einseitig und somit vielleicht auch schmerzhaft sein, aber das Glück des anderen macht Dich auch zufrieden und glücklich.
Liebe geben ohne Gegenleistungen zu erwarten ist für mich wahre Liebe
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@Indy107: Das ist sehr schön formuliert.
Damit ist dann aber auch der Unterschied zwischen Agape (uneigennützige Liebe), Philia (freundschaftliche Liebe) und Eros (körperliche Liebe) angesprochen.
Wenn ich die Damen in der Diskussion "Liebe zum Kind" richtig verstanden habe, dann ist eine Kombination von Agape und Philia innerhalb einer Familie ideal, denn freundschaftliche Liebe beinhaltet auch konstruktive Kritik und lässt unterschiedliche Sichtweisen zu.
Ist es aber in einer Paarbeziehung nur "wahre" Liebe, wenn alle drei Komponenten zusammen kommen???
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„Schwerin“ (Pseudonym)
Zumindest nur eines von Dreien ist definitiv zu wenig...
Aber schöne Aufteilung, das trifft es eigentlich. (Die Griechen wußten schon, was sie taten.)