Euere lustigsten und fröhlichsten Gedichte...
Forum für Dicke, Mollige und Übergewichtige

Smalltalk

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.05.2014
Das Möschen und das Tintenfass sind beide an den Rändern nass! Das kommt vom vielen tunken, Prost, Ihr Halunken!
Der Wecker rappelt,
eins, zwei, drei...
die Füße aus dem Bett.
Heut bin ich pünktlich und topfit,
heut komm ich nicht zu spät.
Ne´kalte Dusche nehm ich noch,
ja meine Zeit die rennt.
Verdammt ich hab das nur geträumt
und wieder mal verpennt.

(von meinem Vater)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.05.2014
Übergewicht

Es stand nach einem Schiffsuntergange
Eine Briefwaage auf dem Meeresgrund.
Ein Walfisch betrachtete sie bange,
Beroch sie dann lange,
Hielt sie für ungesund,
Ließ alle Achtung und Luft aus dem Leibe,
Senkte sich auf die Wiegescheibe
Und sah – nach unten schielend – verwundert:
Die Waage zeigte über Hundert.

Joachim Ringelnatz (1883 - 1934)
ZEUS

Im Himmel machte er die Blitze,
auf Erden aber lieber Witze.
So hatte er, als Tier verwandelt,
sehr oft mit Damen angebandelt

Einst näherte er sich - als Stier -
Europa und sprach keck zu ihr:
,,Ich bin der Zeus ! Macht keine Zicken
und setzt Euch hier auf meinen Rücken!
Halt't Euch am Home fest und flieht
mit mir dorthin, wo's keiner sieht!"
Erst zierte sich das Mädchen sehr ---
dann weniger - dann wieder mehr---
da wurde es selbst Zeus ganz klar,
wie uneinig Europa war!
Und es ist gar nicht übertrieben,
zu sagen, es sei so geblieben ! -

Durch alte Schriften ist belegt,
daß Vater Zeus fast unentwegt
nach unten kam, sich abzulenken --
statt oben ans Regiern zu denken,
bis seine Frau, die Hera hieß,
ihn einfach nicht mehr runterließ.
Im Himmel aber, da verlor
er jeden Sinn für den Humor -

drum hört man auch vom alten Zeus
nichts Neus!

Heinz Erhardt (1909-1979)
Joachim Ringelnatz

Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm erweckt.

Er wollte sie wiederküssen.
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.04.2014
Sie war ein Blümlein


Sie war ein Blümlein hübsch und fein,
Hell aufgeblüht im Sonnenschein.
Er war ein junger Schmetterling,
Der selig an der Blume hing.

Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
Und nascht und säuselt da herum.
Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
Am hübschen Blümlein auf und ab.

Ach Gott, wie das dem Schmetterling
So schmerzlich durch die Seele ging. Doch was am meisten ihn entsetzt,
Das Allerschlimmste kam zuletzt.

Ein alter Esel fraß die ganze
Von ihm so heißgeliebte Pflanze.

w. Busch
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.04.2014
Das Herz sitzt über dem Popo


Das Herz sitzt über dem Popo. -
Das Hirn überragt beides.
Leider! Denn daraus entspringen so
Viele Quellen des Leidens.

Doch ginge uns plötzlich das Hirn ins Gesäß
Und die Afterpracht in die Köpfe,
Wir wären noch minder als hohles Gefäß,
Nur gestürzte, unfertige Töpfe.

Herz, Arsch und Hirn, - Ich ziehe retour
Meine kleinliche Überlegung. -
Denn dieses ganze Gedicht kommt nur
Aus einer enttäuschten Erregung.

(Joachim Ringelnatz 1883-1934)
Und zum dritten:

Folgen der Trunksucht

Seht ihn an, den Texter.
Trinkt er nicht, dann wächst er.
Misst nur einen halben Meter –
Weshalb, das erklär ich später.

Seht ihn an, den Schreiner.
Trinkt er, wird er kleiner.
Schaut, wie flink und frettchenhaft
Er an seinem Brettchen schafft.

Seht ihn an, den Hummer.
Trinkt er, wird er dummer.
Hört, wie er durchs Nordmeer keift,
Ob ihm wer die Scheren schleift.

Seht sie an, die Meise.
Trinkt sie, baut sie Scheiße.
Da! Grad rauscht ihr drittes Ei
Wieder voll am Nest vorbei.

Seht ihn an, den Dichter.
Trinkt er, wird er schlichter.
Ach, schon fällt ihm gar kein Reim
Auf das Reimwort "Reim" mehr eim.
Ich sprach nachts: Es werde Licht!
Aber heller wurd' es nicht.

Ich sprach: Wasser werde Wein!
Doch das Wasser ließ das sein.

Ich sprach: Lahmer, Du kannst gehen!
Doch er blieb auf Krücken stehen.

Da ward auch dem Dümmsten klar,
daß ich nicht der Heiland war.

noch einmal Gernhardt
Lieber Gott, nimm es hin, 
daß ich was Besond'res bin. 
Und gib ruhig einmal zu, 
daß ich klüger bin als du. 
Preise künftig meinen Namen, 
denn sonst setzt es etwas. Amen. 

Vom leider viel zu früh verstorbenen Robert Gernhardt
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.04.2014
Was für ein schöner Thread!

Für gewöhnlich (jedoch mit Ausnahmen) stehe ich in der Lyrik ja sehr auf richtig altes Zeug, z.B. von Andreas Gryphius (1616-1664), aber das passt nun thematisch so gar nicht in die geforderte Kategorie "lustig und fröhlich".

Das folgende Gedicht passt im Grunde auch nicht, ich würde es dennoch gerne posten, vielleicht "gibt" es ja dem einen oder anderen etwas. Zumindest die unter uns, die schwarzen Humor mögen, werden nach der zweiten Strophe vermutlich mindestens leicht lächeln...



Einsamkeit

Einsam irr ich durch die Gassen,
durch den Regen, durch die Nacht.
Warum hast du mich verlassen,
warum hast du das gemacht?
Nichts bleibt mir als mich zu grämen,
gestern sprang ich in den Bach.
Um das Leben mir zu nehmen,
doch der Bach war viel zu flach.

Einsam irr ich durch den Regen,
und ganz feucht ist mein Gesicht.
Nicht allein des Regens wegen,
nein, davon alleine nicht.
Wo bleibt Tod im schwarzen Kleide,
wo bleibt Tod und tötet mich?
Oder besser noch uns beide.
Oder besser, erstmal dich.

Heinz Erhardt (1909-1979)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.04.2014
Stammt der Mensch vom Affen ab? Stumpft das Kind beim Gaffen ab? Macht die Frau beim Schaffen schlapp? Wie lang ist ein Giraffengrab? Wo werden die Karaffen knapp? Schafft der Papst die Pfaffen ab? Legt man im Bett die Waffen ab? Was tun, wenn ich nen Schlaffen hab? Das sind wirklich große Fragen. Wer wird uns die Antwort sagen?


(Otto Waalkes geb.22Juli1948 )
@Signor_Rossi
Ein großartig lustiges Gedicht von Heinz Erhardt und eine wirklich nette Idee von Dir! :-)
Nachfolgendes hat mir damals mein Patenonkel in mein Poesie-Album geschrieben (jaja.... gibt es sowas heute noch?? ) und ich kann es bis heute auswendig, weil es mir einfach unheimlich gut gefiel...

Früher, da ich unerfahren
Und bescheidner war als heute,
Hatten meine höchste Achtung
Andre Leute.

Später traf ich auf der Weide
Außer mir noch mehre Kälber,
Und nun schätz ich, sozusagen,
Erst mich selber.
(Wilhelm Busch 1832 - 1908)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.04.2014
Zwei Flaschen stehn auf einer Bank,
die eine dick, die andre schlank.
Sie möchten gerne heiraten.
Doch wer soll ihnen beiraten?

Mit Ihrem Doppel-Auge leiden
sie auf zum blauen Firmament . .
Doch niemand kommt herabgerennt
und kopuliert die beiden.

Christian Morgenstern (1871 - 1914)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.04.2014
Ich mag Gedichte jeglicher Coleur. Hier würde ich gerne mal die unterhaltsamen, fröhlichen, lustigen und heiteren Sammeln. Bitte keine selbstgereimten und gehörtes. Zu jedem Gedicht bitte den Autor, Geburts- und ggf. Todesjahr angeben. Ich freue mich drauf und fange an:

Ein warmer Vogel ist das Mövchen,
den hinterm M hat es ein Öfchen.

Ganz kalt hingegen ist's beim Zeisig,
den hinterm Z wird's eisig.

Wenn man sich die Natur so beschaut,
ist nur der Barsch normal gebaut.

Heinz Erhardt (1909 - 1979)