Euere lustigsten und fröhlichsten Gedichte...
Forum für Dicke, Mollige und Übergewichtige

Smalltalk

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
05.05.2014
Du lernst ihn in einer Gesellschaft kennen.
Er plaudert. Er ist zu dir nett.
Er kann dir alle Tenniscracks nennen.
Er sieht gut aus. Ohne Fett.
Er tanzt ausgezeichnet. Du siehst ihn dir an...
Dann tritt zu euch beiden dein Mann.

Und du vergleichst sie in deinem Gemüte.
Dein Mann kommt nicht gut dabei weg.
Wie er schon dasteht - du liebe Güte!
Und hinten am Hals der Speck!
Und du denks bei dir so: "eigentlich ...
Der da wäre ein Mann für mich ! "

Ach, gnädige Frau! Hör auf einen wahren
Und guten alten Papa!
Hättst du den Neuen: in ein, zwei Jahren
Ständest du ebenso da!
Dann kennst du seine Nuancen beim Kosen;
Dann kennst du ihn in Unterhosen;
Dann wird er satt in deinem Besitze;
Dann kennst du alle seine Witze.
Dann siehst du ihn in Freude und Zorn,
Von oben und unten, von hinten und vorn ...
Glaub mir: wenn man uns näher kennt,
Gibt sich das mit dem happy end.
Wir sind manchmal reizend, auf einer Feier ...
Und den Rest des Tages ganz wie Herr Meyer.
Beurteil uns nie nach den besten Stunden.

Und hast du einen Kerl gefunden,
Mit dem man einigermaßen auskommen kann:
dann bleib bei dem eigenen Mann !

Kurt Tucholsky (1890 - 1935)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
05.05.2014
Die Leistung der Frau in der Kultur

Zu deutsch: »Die klägliche Leistung der Frau«.
Meine Herren, wir sind im Bilde.
Nun, Wagner hatte seine Cosima
Und Heine seine Mathilde.
Die Herren vom Fach haben allemal
Einen vorwiegend weiblichen Schatz.
Was uns Frauen fehlt, ist »Des Künstlers Frau«
Oder gleichwertiger Ersatz.

Mag sie auch keine Venus sein
Mit lieblichem Rosenmund,
So tippt sie die Manuskripte doch fein
Und kocht im Hintergrund.
Und gleicht sie auch nicht Rautendelein
Im wallenden Lockenhaar,
So macht sie doch täglich die Zimmer rein
Und kassiert das Honorar.

Wenn William Shakespeare fleißig schrieb
An seinen Königsdramen,
Ward er fast niemals heimgesucht
Vom »Bund Belesner Damen«.
Wenn Siegfried seine Lanze zog,
Don Carlos seinen Degen,
Erging nur selten an ihn der Ruf,
Den Säugling trockenzulegen.

Petrarcas Seele, weltentrückt,
Ging ans Sonette-Stutzen
Ganz unbeschwert von Pflichten, wie
Etwa Gemüseputzen.
Doch schlug es Mittag, kam auch er,
Um seinen Kohl zu essen,
Beziehungsweise das Äquivalent
In römischen Delikatessen.

Gern schriebe ich weiter
In dieser Manier,
Doch muß ich, wie stets,
Unterbrechen.
Mich ruft mein Gemahl.
Er wünscht, mit mir
Sein nächstes Konzert
Zu besprechen.

Mascha Kaléko (1907 - 1975)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.05.2014
Die Made

Hinter eines Baumes Rinde
wohnt die Made mit dem Kinde.

Sie ist Witwe, denn der Gatte,
den sie hatte, fiel vom Blatte.
Diente so auf diese Weise
einer Ameise als Speise.

Eines Morgens sprach die Made:
"Liebes Kind, ich sehe grade,
drüben gibt es frischen Kohl,
den ich hol. So leb denn wohl!

Halt, noch eins! Denk, was geschah,
geh nicht aus, denk an Papa!"

Also sprach sie und entwich. -
Made junior aber schlich hinterdrein;
doch das war schlecht!
Denn schon kam ein bunter Specht
und verschlang die kleine fade
Made ohne Gnade. Schade!

Hinter eines Baumes Rinde
ruft die Made nach dem Kinde ....
(Heinz Erhardt - wer sonst... ;-))
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.05.2014
Wohlgerundet sei das Weib,
zartgepolstert sei ihr Leib
denn es wär ja deppert
wenn man hingreift und es scheppert
Das zweite Eskimo-Gedicht kommt hier:

Eskimojade

Es lebt´ in dulci jubilo
in Grönland einst ein Eskimo.
Der liebt voll Liebeslust und Leid
die allerschönste Eskimaid,
und nennt in Garten sie und Haus
bald Eskimiez, bald Eskimaus

Im wunderschönen Eskimai
spazieren gingen froh die zwei,
geschminkt die Wangen purpurrot
wie's mit sich bringt die Eskimod
und setzten sich ganz sorgenlos
ins wunderweiche Eskimoos.

Still funkelte am Horizont
der silberklare Eskimond.
da schlich herbei aus dichtem Rohr
Othello, Grönlands Eskimohr.
In schwarzer Hand hielt fest den Dolch
der eifersücht'ge Eskimolch.

Und stach zwei- dreimal zu voll Wut
in frevelhaftem Eskimut.
Vom Dolch getroffen alle beid
sank Eskimo und Eskimaid.
Da rannt' im Sprunge des Galopps
herbei der treue Eskimops

Und biss mit seinen Zähnen stark
den Mörder bis ins Eskimark,
der bald, zerfleischt vom treuen Hund
für immer schloss den Eskimund.
So ward, das ist der Schlussakkord
gerächt der blut'ge Eskimord
und schaurig klingt von Norden her
noch heut'gen Tags die Eskimähr!

(Julius Schmidt)
Eheproblem in der Antarktis

Der Eskimo ist böse,
auf seine Eskimöse.
Obwohl er wirklich ganz gewiss
der allerbeste Fischer ist,
geht sie in ein Lädchen,
und kauft Fisch als Stäbchen.
Im Iglu, Fisch von Iglo essen,
hielt er nicht für angemessen.
Er konnte Fischstäbchen nicht leiden,
sie fand es fies, Fisch auszuweiden.
Doch wie´s im Leben nun so ist,
sie fanden einen Kompromiss,
und ließen sich scheiden.
Und statt der Eskimöse,
hat er heut ´ne Frisöse,
die ihm sowohl die Haare pflegt,
als auch gerne Fisch zerlegt,
Und die Moral für euer Hirn,
Scheidung kann sich echt rentier`n.

Johann König
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.05.2014
Strip, strap, strull...
Ist der Eimer noch nicht vull?

Clever&Smart 1988
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.05.2014
Die Zeit vergeht,
Das Gras verwelkt,
Die Milch entsteht,
Die Kuhmagd melkt.

Die Milch verdirbt.
Die Wahrheit schweigt.
Die Kuhmagd stirbt.
Ein Geiger geigt.

Joachim Ringelnatz
* 7. August 1883 / † 17. November 1934
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.05.2014
Rirarunkel
inne Hühnerfurt is dunkel
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.05.2014
Die polyglotte Katze

Die Katze sitzt vorm Mauseloch,
in das die Maus vor kurzem kroch,
und denkt:"Da wart nicht lang ich,
die Maus, die fang ich!"

Die Maus jedoch spricht in dem Bau:
"Ich bin zwar klein, doch bin ich schlau!
Ich rühr mich nicht von hinnen,
ich bleibe drinnen!"

Da plötzlich hört sie - statt"miau" -
ein laut vernehmliches"wau-wau"
und lacht:"Die arme Katze,
der Hund, der hatse!
Jetzt muß sie aber schleunigst flitzen,
anstatt vor meinem Loch zu sitzen!"

Doch leider - nun, man ahnt’s bereits -
war das ein Irrtum ihrerseits,
denn als die Maus vors Loch hintritt -
es war nur ein ganz kleiner Schritt -
wird sie durch Katzenpfotenkraft
hinweggerafft! - - -

Danach wäscht sich die Katz die Pfote
und spricht mit der ihr eignen Note:
"Wie nützlich ist es dann und wann,
wenn man ’ne fremde Sprache kann ...!"

Heinz Erhardt (1909-1979)
Sie stritten sich beim Wein herum,
Was das nun wieder wäre;
Das mit dem Darwin wär ja gar zu dumm
Und wieder die menschliche Ehre.

Sie tranken manchen Humpen aus,
Sie stolperten aus den Türen,
Sie grunzten vernehmlich und kamen zu Haus
Gekrochen auf allen vieren.

Wilhelm Busch
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.05.2014
Ein Gedicht von Eugen Roth, das besonders gut hierher passt ;-)

Herstellt Euch!
Ein Mensch hat einen andern gern,
Er kennt ihn, vorerst, nur von fern
Und sucht, in längerm Briefewechseln
Die Sache nun dahin zu drechseln,
Daß man einander bald sich sähe
Und kennen lernte aus der Nähe.
Der Mensch, erwartend seinen Gast,
Vor Freude schnappt er über fast.
Die beiden, die in manchem Briefe
Sich zeigten voller Seelentiefe,
Sie finden nun, vereinigt häuslich,
Einander unausstehlich scheußlich.
Sie trennen bald sich, gall- und giftlich -
Und machen's seitdem wieder schriftlich.

(Eugen Roth 1895 - 1976)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.05.2014
Da wird der Humor etwas schwärzer...

Freundesbrief an einen Melancholischen

Du klagst, mein Freund, und jammerst sehr,
Wie elend dieses Leben wär;
Es sei nicht auszuhalten. –
Was klagst du denn? Es ist dein Recht,
Bist du ein müd und fauler Knecht,
Dich gänzlich auszuschalten.
Kauf dir, o Freund, ein Pistolet
Und schieß dich tot, – hurra, juchhe!
Dann bist du gleich gestorben.
Doch macht des Pulvers Knallgetös
Dich, weil nervös du bist, nervös,
Brauchst du nicht zu verzagen.
Ich weiß ein Mittel ohne Knall,
Geräuschlos, prompt; für jeden Fall
Will ich dirs hiermit sagen:
O speise, Freundchen, Strychenin!
Das wird dich in den Himmel ziehn.
Dort geigst du mit den Engeln.
Falls aber, weil du heikel bist,
Strychnin dir unsympathisch ist
(Es schmeckt ein bisschen fade),
So brauchst du nicht gleich bös zu sein;
Mir fällt schon etwas andres ein:
Geh auf die Promenade
Und hänge dich an einen Ast.
Sobald du ausgezappelt hast,
Hängst du für ewig stille.
Wie? Kitzlig bist du an dem Hals?
Wohl, mein Geliebter! Diesesfalls
Gilts anderes Gebaren:
Spring in den Fluss, stürz dich vom Turm,
Lass dich gleich einem Regenwurm
Elektrisch überfahren.
Auch ist ein ziemlich sichrer Tod
Der durch komplette Atemnot
Infolge Ofengasen.
Du schüttelst immer noch den Kopf?
Ei, du verruchter Sauertopf,
Geh hin, dich zu purgieren!
Mach dir Bewegung, fauler Bauch,
So wird die liebe Seele auch
Vergnügt im Sein spazieren.
Ein wackres Wort heißt: resolut!
Hast du zum Sterben nicht den Mut,
So lebe mit Courage!

Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.05.2014
*Mir träumte wieder der alte Traum*

Mir träumte wieder der alte Traum:
Es war eine Nacht im Maie,
Wir sassen unter dem Lindenbaum,
Und schwuren uns ewige Treue.

Das war ein Schwören und Schwören aufs neu,
Ein Kichern, ein Kosen, ein Küssen;
Dass ich gedenk des Schwures sei,
Hast du in die Hand mich gebissen.

O Liebchen mit den Äuglein klar!
O Liebchen schön und bissig!
Das Schwören in der Ordnung war,
Das Beissen war überflüssig.

(Heinrich Heine 1797-1856)
Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzeschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschoss’ner Hase
Auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer grünen Kiste,
die rot angestrichen war.

Neben ihm ’ne alte Schrulle,
zählte kaum erst sechzehn Jahr,
in der Hand ’ne Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.

(Unbekannter Autor)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.05.2014
Vom Vater hab ich die Statur,
des Lebens ernstes Führen,
von Mütterchen die Frohnatur
und Lust zu fabulieren.

Urahnherr war der Schönsten hold,
das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
das zuckt wohl durch die Glieder.

Sind nun die Elemente nicht
aus dem Komplex zu trennen,
was ist denn an dem ganzen Wicht
Original zu nennen?

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.05.2014
Kaka”du” und Kaka“Sie“

Ein schwer verliebter Kakadu
Hat hier sein erstes Rendezvous
Mit einer grünen Kaka-Duse,
- Er nennt sie seine Pampel-Muse.
Sie ist nicht spröde, ihrerseits.
Man kakaduzt sich auch bereits.
Und übers Jahr wird ein Terzett
Aus diesem Kakadu-Duett.

Mascha Kaléko (1907-1975)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.05.2014
Der Humor

Humor ist sozusagen unser Senf des Lebens.
Er macht ein Stücklein trocken Brot zum Leibgericht.
Wer ihn nicht selbst besitzt, der hamstert ihn vergebens,
so hat man ihn entweder - oder hat ihn nicht.

Humor ist schwierig oder gar nicht zu ergründen.
Er ist stets taktvoll, niemals vorlaut und nicht spitz.
Humor ist zu erleben und nicht zu erfinden,
im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder Witz.

Humor ist unser Freund in allen Lebenslagen,
weil er dem Herz entspringt und nicht dem Intellekt.
Man kann zum Beispiel mit Humor die Wahrheit sagen,
so dass sie uns bekommt und halb so bitter schmeckt.

Humor blüht auch an kühlen Dauerregentagen
und stimmt uns fröhlich, wenn es noch so schaurig ist.
Ja, mit Humor lässt sich sogar ein Humorist ertragen,
und wenn er wirklich noch so traurig ist

Fred Endrikat (1890-1942)


so hat man ihn entweder..oder hat ihn nicht ..:D
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.05.2014
Kleine Rechenaufgabe

Allein ging jedem Alles schief.
Da packte sie die Wut.
Sie bildeten ein Kollektiv
und glaubten, nun sei‘s gut.
Sie blinzelten mit viel Geduld
der Zukunft ins Gesicht.
Es blieb, wie‘s war. Was war dran schuld?
Die Rechnung stimmte nicht.
Addiert die Null zehntausend Mal!
Rechnet‘s nur gründlich aus!
Multipliziert‘s mit jeder Zahl!
Steht Kopf! Es bleibt euch keine Wahl:
Zum Schluß kommt Null heraus.

Erich Kästner
23. Februar 1899 / † 29. Juli 1974
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.05.2014
Ein Wiesel
saß auf einem Kiesel
inmitte Bachgeriesel.
Wißt Ihr
weshalb?
Das Mondkalb
verriet es mir
im Stillen:
Das raffinier-
te Tier
tat's um des Reimes Willen.

Christian Morgenstern