Euere lustigsten und fröhlichsten Gedichte...

in „Smalltalk“

Zu diesem Thema gibt es 139 Antworten

„Verl“ (Pseudonym)

Es sitzen Möpse gern auf Mauerecken,
die sich ins Straßenbild hinaus erstrecken,
um von solchen vorteilhaften Posten
die bunte Welt gemächlich auszukosten.
O Mensch, lieg vor dir selber auf der Lauer,
sonst bist du auch ein Mops nur auf der Lauer.

Christian Morgenstern

„Bad Hersfeld“ (Pseudonym)

Liegt der Bauer tot im Zimmer,
lebt er nimmer.
Liegt die Bäuerin tot daneben,
ist sie auch nicht mehr an Leben.
Wenn draußen einer hämisch lacht,
hat er die beiden umgebracht.

HUMOR

Humor ist sozusagen unser Senf des Lebens,
er macht ein Stücklein trocken Brot zum Leibgericht.
Wer ihn nicht selbst besitzt, der hamstert ihn vergebens,
so hat man ihn entweder – oder hat ihn nicht!

Humor ist schwierig, oder gar nicht zu ergründen,
er ist stets taktvoll, niemals vorlaut und nicht spitz.
Humor ist zu erleben und nicht zu erfinden,
im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder Witz.

Humor ist unser Freund in allen Lebenslagen,
weil er dem Herz entspringt und nicht dem Intellekt.
Man kann zum Beispiel mit Humor die Wahrheit sagen,
so dass sie uns bekommt und halb so bitter schmeckt.

Humor blüht auch an kühlen Dauerregentagen
und stimmt uns fröhlich, wenn es noch so schaurig ist.
Ja, mit Humor lässt sich sogar ein Humorist ertragen,
auch wenn er wirklich noch so traurig ist.

(Unbekannter Dichter)

DER KUSS

Der Menschheit größter Hochgenuss
ist ohne Zweifel wohl der Kuss.
Er ist beliebt, er macht vergnügt,
ob man ihn gibt, ob man ihn kriegt.
Er kostet nichts, ist unverbindlich
und er vollzieht sich immer mündlich.

Hat man die Absicht, dass man küsst,
so muss man erst mit Macht und List
den Abstand zu verringern trachten
und dann mit Blicken zärtlich schmachten.
Die Blicke werden tief und tiefer,
es nähern sich die Unterkiefer.

Man pflegt dann mit geschloss'nen Augen
sich aneinander festzusaugen.
Jedoch nicht nur der Mund allein
braucht eines Kusses Ziel zu sein.
Man küsst die Wange und die Hände
und auch noch and're Gegenstände,
die ringsherum mit Vorbedacht
sämtlich am Körper angebracht.

Auch wie man küsst, das ist verschieden
Im Norden, Osten, Westen, Süden.
So mit Bedacht und mit Gefühl,
der eine heiß, der and're kühl.
Der eine haucht, der and're schmatzt,
als ob ein alter Reifen platzt.

Hingegen wiederum der Keusche
vermeidet jegliche Geräusche.
Der eine kurz, der and're länger,
den längsten nennt man Dauerbrenner.
Ein Kuss ist, wenn zwei Lippenlappen
in Liebe aufeinander klappen
und dabei ein Geräusch entsteht,
als wenn die Kuh durch Matsche geht.

Gerrit Engelke (1890 – 1918)

UNGLEICHER KAMPF

Ein Mensch von innerem Gewicht
Liebt eine Frau – doch sie ihn nicht.
Doch dass sie ihn nicht ganz verlöre,
Tut sie, als ob sie ihn erhöre.

Der Mensch hofft deshalb unverdrossen,
Sie habe ihn ins Herz geschlossen,
Darin er, zwar noch unansehnlich,
Bald wachse - einer Perle ähnlich.

Doch sieh, da kommt schon eins-zwei-drei
Ein eitler junger Bursch' herbei,
erlaubt sich einen kleinen Scherz,
Gewinnt im Fluge Hand und Herz.

Ein Mensch, selbst als gereifte Perle,
Ist machtlos gegen solche Kerle.

(Eugen Roth)

KLEINER UNTERSCHIED

Ein Mensch, dem Unrecht offenbar
Gescheh'n von einem andern war,
Prüft, ohne eitlen Eigenwahn:
Was hätt in dem Fall ICH getan?

Wobei er festgestellt, wenn's auch peinlich:
Genau dasselbe, höchstwahrscheinlich.

Der ganze Unterschied liegt nur
In unsrer menschlichen Natur,
Die sich beim Unrecht-Leiden rührt,
Doch Unrecht-Tun fast gar nicht spürt.

(Eugen Roth)

DA WAR DOCH NOCH EIN GEDICHT…..

Dunkel war's, der Mond schien helle, Eis lag auf der grünen Flur,
als ein Wagen blitzeschnelle langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschossener Hase auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und ein blondgelockter Jüngling mit kohlrabenschwarzem Haar,
saß auf einer grünen Kiste, die rot angestrichen war.

Neben ihm 'ne alte Schrulle, die kaum siebzehn Jahr alt war.
In der Hand 'ne Butterstulle, die mit Schmalz bestrichen war.

Dies Gedicht erdachte Goethe, als er in der Morgenröte,
schweigend auf dem Topfe saß und die Abendzeitung las.

unbekannter Verfasser,
wahrscheinlich 19. Jahrhundert

P.S. Es gibt noch weitere Vers-Variationen. Wer mag, darf hier gerne weiter schreiben….

Danke für den Link @Einzelstückerl, sehr interessant. Die Zusammenhänge waren mir in groben Zügen bekannt. Aber eines scheint festzustehen: ursprünglicher Verfasser war Morgenstern nicht, und offenbar auch nicht die anderen genannten Dichter und Schreiber. Ich kenne das Gedicht seit meiner Kindheit und meine Mutter kannte es auch schon in ihrer Kindheit, also spätes 19. Jahrhundert kommt schon hin. Aber irgendwie ist es zeitlos....

SEXUELLE AUFKLÄRUNG

Der alte Storch wird nun begraben.
Ihr Kinder lernt im Unterricht,
Warum wir dies und jenes haben,
Und es verbreitet sich das Licht.

Zu meiner Zeit, du große Güte!
Da herrschte tiefe Geistesnacht.
Man ahnte manches im Gemüte
Und hat sich selber was gedacht.

Mich lehrte dieses kein Professor;
Nur eine gute, dicke Magd
Nahm meine Unschuld unters Messer
Und machte auf dieselbe Jagd.

Ihr Unterricht war nicht ästhetisch,
Im Gegenteil, sehr weit entfernt.
Und doch, wenn auch nicht theoretisch,
Ich hab' es ziemlich gut gelernt.

Ludwig Thoma (1867-1921)

ADVENT

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis hernieder sinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Und dort vom Fenster her durchbricht
den dunklen Tann ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.

In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.

Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
So kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muss es sein!

Und als das Rehlein ging zur Ruh',
Das Häslein tat die Äuglein zu —
erlegte sie direkt von vorn
den Gatten über Kimm' und Korn.

Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln —
derweil die Sternlein traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muss die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.

Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Weidmanns Sitte aufgebrochen.

Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
(was der Gemahl bisher vermied) —
behält ein Teil Filet zurück,
als festtägliches Bratenstück
und packt zum Schluss, es geht auf vier,
die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt´s von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?

Knecht Ruprecht kommt mit gold'nem Schlitten
auf einem Hirsch heran geritten!
„He, gute Frau habt ihr noch Sachen
die armen Menschen Freude machen“?

Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau steht schon bereit:
„Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
's ist alles, was ich geben kann“.

Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt — es ist ADVENT.

(Loriot)

„Villingen-Schwenningen“ (Pseudonym)

Das ständige
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