Euere lustigsten und fröhlichsten Gedichte...
Forum für Dicke, Mollige und Übergewichtige

Smalltalk

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Ich mag Gedichte jeglicher Coleur. Hier würde ich gerne mal die unterhaltsamen, fröhlichen, lustigen und heiteren Sammeln. Bitte keine selbstgereimten und gehörtes. Zu jedem Gedicht bitte den Autor, Geburts- und ggf. Todesjahr angeben. Ich freue mich drauf und fange an:

Ein warmer Vogel ist das Mövchen,
den hinterm M hat es ein Öfchen.

Ganz kalt hingegen ist's beim Zeisig,
den hinterm Z wird's eisig.

Wenn man sich die Natur so beschaut,
ist nur der Barsch normal gebaut.

Heinz Erhardt (1909 - 1979)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Zwei Flaschen stehn auf einer Bank,
die eine dick, die andre schlank.
Sie möchten gerne heiraten.
Doch wer soll ihnen beiraten?

Mit Ihrem Doppel-Auge leiden
sie auf zum blauen Firmament . .
Doch niemand kommt herabgerennt
und kopuliert die beiden.

Christian Morgenstern (1871 - 1914)
@Signor_Rossi
Ein großartig lustiges Gedicht von Heinz Erhardt und eine wirklich nette Idee von Dir! :-)
Nachfolgendes hat mir damals mein Patenonkel in mein Poesie-Album geschrieben (jaja.... gibt es sowas heute noch?? ) und ich kann es bis heute auswendig, weil es mir einfach unheimlich gut gefiel...

Früher, da ich unerfahren
Und bescheidner war als heute,
Hatten meine höchste Achtung
Andre Leute.

Später traf ich auf der Weide
Außer mir noch mehre Kälber,
Und nun schätz ich, sozusagen,
Erst mich selber.
(Wilhelm Busch 1832 - 1908)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Stammt der Mensch vom Affen ab? Stumpft das Kind beim Gaffen ab? Macht die Frau beim Schaffen schlapp? Wie lang ist ein Giraffengrab? Wo werden die Karaffen knapp? Schafft der Papst die Pfaffen ab? Legt man im Bett die Waffen ab? Was tun, wenn ich nen Schlaffen hab? Das sind wirklich große Fragen. Wer wird uns die Antwort sagen?


(Otto Waalkes geb.22Juli1948 )
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Was für ein schöner Thread!

Für gewöhnlich (jedoch mit Ausnahmen) stehe ich in der Lyrik ja sehr auf richtig altes Zeug, z.B. von Andreas Gryphius (1616-1664), aber das passt nun thematisch so gar nicht in die geforderte Kategorie "lustig und fröhlich".

Das folgende Gedicht passt im Grunde auch nicht, ich würde es dennoch gerne posten, vielleicht "gibt" es ja dem einen oder anderen etwas. Zumindest die unter uns, die schwarzen Humor mögen, werden nach der zweiten Strophe vermutlich mindestens leicht lächeln...



Einsamkeit

Einsam irr ich durch die Gassen,
durch den Regen, durch die Nacht.
Warum hast du mich verlassen,
warum hast du das gemacht?
Nichts bleibt mir als mich zu grämen,
gestern sprang ich in den Bach.
Um das Leben mir zu nehmen,
doch der Bach war viel zu flach.

Einsam irr ich durch den Regen,
und ganz feucht ist mein Gesicht.
Nicht allein des Regens wegen,
nein, davon alleine nicht.
Wo bleibt Tod im schwarzen Kleide,
wo bleibt Tod und tötet mich?
Oder besser noch uns beide.
Oder besser, erstmal dich.

Heinz Erhardt (1909-1979)
Ich sprach nachts: Es werde Licht!
Aber heller wurd' es nicht.

Ich sprach: Wasser werde Wein!
Doch das Wasser ließ das sein.

Ich sprach: Lahmer, Du kannst gehen!
Doch er blieb auf Krücken stehen.

Da ward auch dem Dümmsten klar,
daß ich nicht der Heiland war.

noch einmal Gernhardt
Und zum dritten:

Folgen der Trunksucht

Seht ihn an, den Texter.
Trinkt er nicht, dann wächst er.
Misst nur einen halben Meter –
Weshalb, das erklär ich später.

Seht ihn an, den Schreiner.
Trinkt er, wird er kleiner.
Schaut, wie flink und frettchenhaft
Er an seinem Brettchen schafft.

Seht ihn an, den Hummer.
Trinkt er, wird er dummer.
Hört, wie er durchs Nordmeer keift,
Ob ihm wer die Scheren schleift.

Seht sie an, die Meise.
Trinkt sie, baut sie Scheiße.
Da! Grad rauscht ihr drittes Ei
Wieder voll am Nest vorbei.

Seht ihn an, den Dichter.
Trinkt er, wird er schlichter.
Ach, schon fällt ihm gar kein Reim
Auf das Reimwort "Reim" mehr eim.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Das Herz sitzt über dem Popo


Das Herz sitzt über dem Popo. -
Das Hirn überragt beides.
Leider! Denn daraus entspringen so
Viele Quellen des Leidens.

Doch ginge uns plötzlich das Hirn ins Gesäß
Und die Afterpracht in die Köpfe,
Wir wären noch minder als hohles Gefäß,
Nur gestürzte, unfertige Töpfe.

Herz, Arsch und Hirn, - Ich ziehe retour
Meine kleinliche Überlegung. -
Denn dieses ganze Gedicht kommt nur
Aus einer enttäuschten Erregung.

(Joachim Ringelnatz 1883-1934)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Sie war ein Blümlein


Sie war ein Blümlein hübsch und fein,
Hell aufgeblüht im Sonnenschein.
Er war ein junger Schmetterling,
Der selig an der Blume hing.

Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
Und nascht und säuselt da herum.
Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
Am hübschen Blümlein auf und ab.

Ach Gott, wie das dem Schmetterling
So schmerzlich durch die Seele ging. Doch was am meisten ihn entsetzt,
Das Allerschlimmste kam zuletzt.

Ein alter Esel fraß die ganze
Von ihm so heißgeliebte Pflanze.

w. Busch
ZEUS

Im Himmel machte er die Blitze,
auf Erden aber lieber Witze.
So hatte er, als Tier verwandelt,
sehr oft mit Damen angebandelt

Einst näherte er sich - als Stier -
Europa und sprach keck zu ihr:
,,Ich bin der Zeus ! Macht keine Zicken
und setzt Euch hier auf meinen Rücken!
Halt't Euch am Home fest und flieht
mit mir dorthin, wo's keiner sieht!"
Erst zierte sich das Mädchen sehr ---
dann weniger - dann wieder mehr---
da wurde es selbst Zeus ganz klar,
wie uneinig Europa war!
Und es ist gar nicht übertrieben,
zu sagen, es sei so geblieben ! -

Durch alte Schriften ist belegt,
daß Vater Zeus fast unentwegt
nach unten kam, sich abzulenken --
statt oben ans Regiern zu denken,
bis seine Frau, die Hera hieß,
ihn einfach nicht mehr runterließ.
Im Himmel aber, da verlor
er jeden Sinn für den Humor -

drum hört man auch vom alten Zeus
nichts Neus!

Heinz Erhardt (1909-1979)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Übergewicht

Es stand nach einem Schiffsuntergange
Eine Briefwaage auf dem Meeresgrund.
Ein Walfisch betrachtete sie bange,
Beroch sie dann lange,
Hielt sie für ungesund,
Ließ alle Achtung und Luft aus dem Leibe,
Senkte sich auf die Wiegescheibe
Und sah – nach unten schielend – verwundert:
Die Waage zeigte über Hundert.

Joachim Ringelnatz (1883 - 1934)
Der Wecker rappelt,
eins, zwei, drei...
die Füße aus dem Bett.
Heut bin ich pünktlich und topfit,
heut komm ich nicht zu spät.
Ne´kalte Dusche nehm ich noch,
ja meine Zeit die rennt.
Verdammt ich hab das nur geträumt
und wieder mal verpennt.

(von meinem Vater)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Das Möschen und das Tintenfass sind beide an den Rändern nass! Das kommt vom vielen tunken, Prost, Ihr Halunken!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Ein Wiesel
saß auf einem Kiesel
inmitte Bachgeriesel.
Wißt Ihr
weshalb?
Das Mondkalb
verriet es mir
im Stillen:
Das raffinier-
te Tier
tat's um des Reimes Willen.

Christian Morgenstern
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Kleine Rechenaufgabe

Allein ging jedem Alles schief.
Da packte sie die Wut.
Sie bildeten ein Kollektiv
und glaubten, nun sei‘s gut.
Sie blinzelten mit viel Geduld
der Zukunft ins Gesicht.
Es blieb, wie‘s war. Was war dran schuld?
Die Rechnung stimmte nicht.
Addiert die Null zehntausend Mal!
Rechnet‘s nur gründlich aus!
Multipliziert‘s mit jeder Zahl!
Steht Kopf! Es bleibt euch keine Wahl:
Zum Schluß kommt Null heraus.

Erich Kästner
23. Februar 1899 / † 29. Juli 1974
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Der Humor

Humor ist sozusagen unser Senf des Lebens.
Er macht ein Stücklein trocken Brot zum Leibgericht.
Wer ihn nicht selbst besitzt, der hamstert ihn vergebens,
so hat man ihn entweder - oder hat ihn nicht.

Humor ist schwierig oder gar nicht zu ergründen.
Er ist stets taktvoll, niemals vorlaut und nicht spitz.
Humor ist zu erleben und nicht zu erfinden,
im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder Witz.

Humor ist unser Freund in allen Lebenslagen,
weil er dem Herz entspringt und nicht dem Intellekt.
Man kann zum Beispiel mit Humor die Wahrheit sagen,
so dass sie uns bekommt und halb so bitter schmeckt.

Humor blüht auch an kühlen Dauerregentagen
und stimmt uns fröhlich, wenn es noch so schaurig ist.
Ja, mit Humor lässt sich sogar ein Humorist ertragen,
und wenn er wirklich noch so traurig ist

Fred Endrikat (1890-1942)


so hat man ihn entweder..oder hat ihn nicht ..:D
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Kaka”du” und Kaka“Sie“

Ein schwer verliebter Kakadu
Hat hier sein erstes Rendezvous
Mit einer grünen Kaka-Duse,
- Er nennt sie seine Pampel-Muse.
Sie ist nicht spröde, ihrerseits.
Man kakaduzt sich auch bereits.
Und übers Jahr wird ein Terzett
Aus diesem Kakadu-Duett.

Mascha Kaléko (1907-1975)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Vom Vater hab ich die Statur,
des Lebens ernstes Führen,
von Mütterchen die Frohnatur
und Lust zu fabulieren.

Urahnherr war der Schönsten hold,
das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
das zuckt wohl durch die Glieder.

Sind nun die Elemente nicht
aus dem Komplex zu trennen,
was ist denn an dem ganzen Wicht
Original zu nennen?

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzeschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschoss’ner Hase
Auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer grünen Kiste,
die rot angestrichen war.

Neben ihm ’ne alte Schrulle,
zählte kaum erst sechzehn Jahr,
in der Hand ’ne Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.

(Unbekannter Autor)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
*Mir träumte wieder der alte Traum*

Mir träumte wieder der alte Traum:
Es war eine Nacht im Maie,
Wir sassen unter dem Lindenbaum,
Und schwuren uns ewige Treue.

Das war ein Schwören und Schwören aufs neu,
Ein Kichern, ein Kosen, ein Küssen;
Dass ich gedenk des Schwures sei,
Hast du in die Hand mich gebissen.

O Liebchen mit den Äuglein klar!
O Liebchen schön und bissig!
Das Schwören in der Ordnung war,
Das Beissen war überflüssig.

(Heinrich Heine 1797-1856)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Da wird der Humor etwas schwärzer...

Freundesbrief an einen Melancholischen

Du klagst, mein Freund, und jammerst sehr,
Wie elend dieses Leben wär;
Es sei nicht auszuhalten. –
Was klagst du denn? Es ist dein Recht,
Bist du ein müd und fauler Knecht,
Dich gänzlich auszuschalten.
Kauf dir, o Freund, ein Pistolet
Und schieß dich tot, – hurra, juchhe!
Dann bist du gleich gestorben.
Doch macht des Pulvers Knallgetös
Dich, weil nervös du bist, nervös,
Brauchst du nicht zu verzagen.
Ich weiß ein Mittel ohne Knall,
Geräuschlos, prompt; für jeden Fall
Will ich dirs hiermit sagen:
O speise, Freundchen, Strychenin!
Das wird dich in den Himmel ziehn.
Dort geigst du mit den Engeln.
Falls aber, weil du heikel bist,
Strychnin dir unsympathisch ist
(Es schmeckt ein bisschen fade),
So brauchst du nicht gleich bös zu sein;
Mir fällt schon etwas andres ein:
Geh auf die Promenade
Und hänge dich an einen Ast.
Sobald du ausgezappelt hast,
Hängst du für ewig stille.
Wie? Kitzlig bist du an dem Hals?
Wohl, mein Geliebter! Diesesfalls
Gilts anderes Gebaren:
Spring in den Fluss, stürz dich vom Turm,
Lass dich gleich einem Regenwurm
Elektrisch überfahren.
Auch ist ein ziemlich sichrer Tod
Der durch komplette Atemnot
Infolge Ofengasen.
Du schüttelst immer noch den Kopf?
Ei, du verruchter Sauertopf,
Geh hin, dich zu purgieren!
Mach dir Bewegung, fauler Bauch,
So wird die liebe Seele auch
Vergnügt im Sein spazieren.
Ein wackres Wort heißt: resolut!
Hast du zum Sterben nicht den Mut,
So lebe mit Courage!

Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Ein Gedicht von Eugen Roth, das besonders gut hierher passt ;-)

Herstellt Euch!
Ein Mensch hat einen andern gern,
Er kennt ihn, vorerst, nur von fern
Und sucht, in längerm Briefewechseln
Die Sache nun dahin zu drechseln,
Daß man einander bald sich sähe
Und kennen lernte aus der Nähe.
Der Mensch, erwartend seinen Gast,
Vor Freude schnappt er über fast.
Die beiden, die in manchem Briefe
Sich zeigten voller Seelentiefe,
Sie finden nun, vereinigt häuslich,
Einander unausstehlich scheußlich.
Sie trennen bald sich, gall- und giftlich -
Und machen's seitdem wieder schriftlich.

(Eugen Roth 1895 - 1976)