Euere lustigsten und fröhlichsten Gedichte...
Forum für Dicke, Mollige und Übergewichtige

Smalltalk

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
10.01.2016
Das ständige
Glotzen
Das ständige
Motzen
Das ständige
Protzen
einfach
zum Kotzen*
ADVENT

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis hernieder sinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Und dort vom Fenster her durchbricht
den dunklen Tann ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.

In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.

Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
So kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muss es sein!

Und als das Rehlein ging zur Ruh',
Das Häslein tat die Äuglein zu —
erlegte sie direkt von vorn
den Gatten über Kimm' und Korn.

Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln —
derweil die Sternlein traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muss die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.

Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Weidmanns Sitte aufgebrochen.

Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
(was der Gemahl bisher vermied) —
behält ein Teil Filet zurück,
als festtägliches Bratenstück
und packt zum Schluss, es geht auf vier,
die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt´s von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?

Knecht Ruprecht kommt mit gold'nem Schlitten
auf einem Hirsch heran geritten!
„He, gute Frau habt ihr noch Sachen
die armen Menschen Freude machen“?

Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau steht schon bereit:
„Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
's ist alles, was ich geben kann“.

Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt — es ist ADVENT.

(Loriot)
SEXUELLE AUFKLÄRUNG

Der alte Storch wird nun begraben.
Ihr Kinder lernt im Unterricht,
Warum wir dies und jenes haben,
Und es verbreitet sich das Licht.

Zu meiner Zeit, du große Güte!
Da herrschte tiefe Geistesnacht.
Man ahnte manches im Gemüte
Und hat sich selber was gedacht.

Mich lehrte dieses kein Professor;
Nur eine gute, dicke Magd
Nahm meine Unschuld unters Messer
Und machte auf dieselbe Jagd.

Ihr Unterricht war nicht ästhetisch,
Im Gegenteil, sehr weit entfernt.
Und doch, wenn auch nicht theoretisch,
Ich hab' es ziemlich gut gelernt.

Ludwig Thoma (1867-1921)
EINSICHT

Ein Mensch, ein liebesselig-süßer,
Erfährt, dass er nur Lückenbüßer
Und die Geliebte ihn nur nahm,
Weil sie den andern nicht bekam.

Trotzdem lässt er sich's nicht verdrießen,
Das Weib von Herzen zu genießen.
Es nehmen, die auf Erden wandern,
Ja alle einen für den andern.

(Eugen Roth)
Danke für den Link @Einzelstückerl, sehr interessant. Die Zusammenhänge waren mir in groben Zügen bekannt. Aber eines scheint festzustehen: ursprünglicher Verfasser war Morgenstern nicht, und offenbar auch nicht die anderen genannten Dichter und Schreiber. Ich kenne das Gedicht seit meiner Kindheit und meine Mutter kannte es auch schon in ihrer Kindheit, also spätes 19. Jahrhundert kommt schon hin. Aber irgendwie ist es zeitlos....
DA WAR DOCH NOCH EIN GEDICHT…..

Dunkel war's, der Mond schien helle, Eis lag auf der grünen Flur,
als ein Wagen blitzeschnelle langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschossener Hase auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und ein blondgelockter Jüngling mit kohlrabenschwarzem Haar,
saß auf einer grünen Kiste, die rot angestrichen war.

Neben ihm 'ne alte Schrulle, die kaum siebzehn Jahr alt war.
In der Hand 'ne Butterstulle, die mit Schmalz bestrichen war.

Dies Gedicht erdachte Goethe, als er in der Morgenröte,
schweigend auf dem Topfe saß und die Abendzeitung las.

unbekannter Verfasser,
wahrscheinlich 19. Jahrhundert

P.S. Es gibt noch weitere Vers-Variationen. Wer mag, darf hier gerne weiter schreiben….
KLEINER UNTERSCHIED

Ein Mensch, dem Unrecht offenbar
Gescheh'n von einem andern war,
Prüft, ohne eitlen Eigenwahn:
Was hätt in dem Fall ICH getan?

Wobei er festgestellt, wenn's auch peinlich:
Genau dasselbe, höchstwahrscheinlich.

Der ganze Unterschied liegt nur
In unsrer menschlichen Natur,
Die sich beim Unrecht-Leiden rührt,
Doch Unrecht-Tun fast gar nicht spürt.

(Eugen Roth)
UNGLEICHER KAMPF

Ein Mensch von innerem Gewicht
Liebt eine Frau – doch sie ihn nicht.
Doch dass sie ihn nicht ganz verlöre,
Tut sie, als ob sie ihn erhöre.

Der Mensch hofft deshalb unverdrossen,
Sie habe ihn ins Herz geschlossen,
Darin er, zwar noch unansehnlich,
Bald wachse - einer Perle ähnlich.

Doch sieh, da kommt schon eins-zwei-drei
Ein eitler junger Bursch' herbei,
erlaubt sich einen kleinen Scherz,
Gewinnt im Fluge Hand und Herz.

Ein Mensch, selbst als gereifte Perle,
Ist machtlos gegen solche Kerle.

(Eugen Roth)
02.07.2015
Da wo man singt da lass dich nieder, den böse Menschen kennen keine Lieder
DER KUSS

Der Menschheit größter Hochgenuss
ist ohne Zweifel wohl der Kuss.
Er ist beliebt, er macht vergnügt,
ob man ihn gibt, ob man ihn kriegt.
Er kostet nichts, ist unverbindlich
und er vollzieht sich immer mündlich.

Hat man die Absicht, dass man küsst,
so muss man erst mit Macht und List
den Abstand zu verringern trachten
und dann mit Blicken zärtlich schmachten.
Die Blicke werden tief und tiefer,
es nähern sich die Unterkiefer.

Man pflegt dann mit geschloss'nen Augen
sich aneinander festzusaugen.
Jedoch nicht nur der Mund allein
braucht eines Kusses Ziel zu sein.
Man küsst die Wange und die Hände
und auch noch and're Gegenstände,
die ringsherum mit Vorbedacht
sämtlich am Körper angebracht.

Auch wie man küsst, das ist verschieden
Im Norden, Osten, Westen, Süden.
So mit Bedacht und mit Gefühl,
der eine heiß, der and're kühl.
Der eine haucht, der and're schmatzt,
als ob ein alter Reifen platzt.

Hingegen wiederum der Keusche
vermeidet jegliche Geräusche.
Der eine kurz, der and're länger,
den längsten nennt man Dauerbrenner.
Ein Kuss ist, wenn zwei Lippenlappen
in Liebe aufeinander klappen
und dabei ein Geräusch entsteht,
als wenn die Kuh durch Matsche geht.

Gerrit Engelke (1890 – 1918)
HUMOR

Humor ist sozusagen unser Senf des Lebens,
er macht ein Stücklein trocken Brot zum Leibgericht.
Wer ihn nicht selbst besitzt, der hamstert ihn vergebens,
so hat man ihn entweder – oder hat ihn nicht!

Humor ist schwierig, oder gar nicht zu ergründen,
er ist stets taktvoll, niemals vorlaut und nicht spitz.
Humor ist zu erleben und nicht zu erfinden,
im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder Witz.

Humor ist unser Freund in allen Lebenslagen,
weil er dem Herz entspringt und nicht dem Intellekt.
Man kann zum Beispiel mit Humor die Wahrheit sagen,
so dass sie uns bekommt und halb so bitter schmeckt.

Humor blüht auch an kühlen Dauerregentagen
und stimmt uns fröhlich, wenn es noch so schaurig ist.
Ja, mit Humor lässt sich sogar ein Humorist ertragen,
auch wenn er wirklich noch so traurig ist.

(Unbekannter Dichter)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
05.05.2015
Liegt der Bauer tot im Zimmer,
lebt er nimmer.
Liegt die Bäuerin tot daneben,
ist sie auch nicht mehr an Leben.
Wenn draußen einer hämisch lacht,
hat er die beiden umgebracht.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.05.2015
Es sitzen Möpse gern auf Mauerecken,
die sich ins Straßenbild hinaus erstrecken,
um von solchen vorteilhaften Posten
die bunte Welt gemächlich auszukosten.
O Mensch, lieg vor dir selber auf der Lauer,
sonst bist du auch ein Mops nur auf der Lauer.

Christian Morgenstern
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.05.2015
Ein Mensch, der Zeitung liest, erfährt:
"Lage völlig ungeklärt!"
Da dies seit Adam so gewesen,
wozu denn da noch Zeitung lesen?
ERFOLGLOSER LIEBHABER

Ein Mensch wollt sich ein Weib erringen,
doch leider konnt's ihm nicht gelingen.
Er ließ sich drum, vor weitern Taten,
von Frau'n und Männern wohl beraten:

"Nur nicht gleich küssen, tätscheln, tappen!"
"Greif herzhaft zu, dann muss es schnappen!"
"Lass deine ernste Absicht spüren!"
"Sei leicht und wahllos im Verführen!"
"Der Seele Reichtum lege bloß!"
"Sei scheinbar kalt und rücksichtslos!"

Der Mensch hat alles durchgeprobt,
hat hier sich ehrenhaft verlobt,
hat dort sich süß herangeplaudert,
hat zugegriffen und gezaudert,
hat Furcht und Mitleid auferweckt,
hat sich verschwiegen, sich entdeckt,
war zärtlich kühn, war reiner Tor,
doch wie er's machte – er verlor.

Zwar stimmte jeder Rat genau,
doch jeweils nicht für jede Frau!

(Eugen Roth)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
05.04.2015
Fingerspitzengefühl

Gefühl kann ganz verschieden sitzen:
Der hat es in den Fingerspitzen,
bei jenem aber ist` s verzogen
hinauf bis an die Ellenbogen.
Es ist zwar dann nicht mehr ganz fein,
doch soll es sehr von Vorteil sein.

Eugen Roth (1895 - 1976)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
05.04.2015
:o)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
05.04.2015
Frucht-Zucht-Frucht

Bananen, Melonen, Ananas – –.
Alle Früchte haben etwas –
Frei gesagt: Unanständiges,
Etwas Nuditätes an sich.
Darüber freue ich mich.
Denn das ist etwas Unbändiges.
Instinktiv oder auch bewußt
Haben wir alle daran unsre Lust.

Aber die darüber erschreckt sind,
Sich entrüsten und jemand verklagen,
Denen wollen wir andere sagen,
Daß wir schon lang nicht mehr a. A. geleckt sind.
Und das muß – wenn auch nur theoretisch –
Immer mal wieder auf Erden geschehn.
Sonst werden wir Mehlbrei und hyperästhetisch
Und werden rot, wenn wir Pfirsiche sehn.

Joachim Ringelnatz (1883 - 1934)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.04.2015
"Über die Verführung von Engeln" von Bertolt Brecht

Engel verführt man gar nicht oder schnell.

Verzieh ihn einfach in den Hauseingang

Steck ihm die Zunge in den Mund und lang

Ihm untern Rock, bis er sich naß macht, stell

Ihm das Gesicht zur Wand, heb ihm den Rock

Und fick ihn. Stöhnt er irgendwie beklommen

Dann halt ihn fest und laß ihn zweimal kommen

Sonst hat er dir am Ende einen Schock.

Ermahn ihn, dass er gut den Hintern schwinkt

Heiß ihn dir ruhig an die Hoden fassen

Sag ihm, er darf sich furchtlos fallen lassen

Dieweil er zwischen Erd und Himmel hängt –

Doch schau ihm nicht beim Ficken ins Gesicht

Und seine Flügel, Mensch, zerdrück sie nicht.

:o)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.04.2015
... manchmal kann ich einfach nicht anders ...


An das Publikum

0 hochverehrtes Publikum,
sag mal: bist du wirklich so dumm,
wie uns das an all den Tagen
alle Unternehmer sagen?
Jeder Direktor mit dickem Popo
spricht: "Das Publikum will es so!"
Jeder Filmfritze sagt: Was soll ich machen?
Das Publikum wünscht diese zuckrigen Sachen!"
Jeder Verleger zuckt die Achseln und spricht:
"Gute Bücher gehen eben nicht!"
Sag mal, verehrtes Publikum:
bist du wirklich so dumm?

So dumm, dass in Zeitungen, früh und spät,
immer weniger zu lesen steht?
Aus lauter Furcht, du könntest verletzt sein;
aus lauter Angst, es sollte niemand verhetzt sein;
aus lauter Besorgnis, Müller und Cohn
könnten mit Abbestellung drohn?
Aus Bangigkeit, es käme am Ende
einer der zahllosen Reichsverbände
und protestierte und denunzierte
und demonstrierte und prozessierte ...
Sag mal, verehrtes Publikum:
bist du wirklich so dumm?

Ja, doch ...
Es lastet auf dieser Zeit
der Fluch der Mittelmäßigkeit.
Hast du so einen schwachen Magen?
Kannst du keine Wahrheit vertragen?
Bist also nur ein Grießbreifresser ‑ ?
Ja, dann ...
Ja, dann verdienst du's nicht besser.

Kurt Tucholsky (1890 - 1935)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.03.2015
Ein Weib

Sie hatten sich beide so herzlich lieb,
Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.
Wenn er Schelmenstreiche machte,
Sie warf sich aufs Bette und lachte.

Der Tag verging in Freud und Lust,
Des Nachts lag sie an seiner Brust.
Als man ins Gefängnis ihn brachte,
Sie stand am Fenster und lachte.

Er ließ ihr sagen: »O komm zu mir,
Ich sehne mich so sehr nach dir,
Ich rufe nach dir, ich schmachte« –
Sie schüttelt' das Haupt und lachte.

Um sechse des Morgens ward er gehenkt,
Um sieben ward er ins Grab gesenkt;
Sie aber schon um achte
Trank roten Wein und lachte.

Heine
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
09.03.2015
Die Feder

Ein Federchen flog über Land;
ein Nilpferd schlummerte im Sand.

Die Feder sprach: „Ich will es wecken!“
Sie liebte, andere zu necken.

Aufs Nilpferd setzte sich die Feder
und streichelte sein dickes Leder.

Das Nilpferd öffnete den Rachen
Und mußte ungeheuer lachen.

Joachim Ringelnatz (1883 - 1934)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
09.03.2015
Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf daß er sich ein Opfer fasse, -
und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.
Paul Schrimm erwidert prompt: ”Pitschü!“
und hat ihn drauf bis Montag früh.

Christian Morgenstern