Beziehungsweise - schöne Gedichte

in „Smalltalk“

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„Erzgebirgskreis“ (Pseudonym)

Ich bin das nicht, die singt und selig tut -
Ich höre meine Stimme hoch im Blauen
Wie einen unsichtbaren Vogel singen,
Und muss dem eignen Ohr verwundert trauen.
Ich lass mich von dem fernen Lied bezwingen
Und fühle Rausch und Taumel süß im Blut
Und leide Angst, die Stimme dort zu stören -
Ich bin das nicht, die singt und selig tut,
Doch selig bin ich, bebend zuzuhören.
(Ina Seidel)

wenn du ein stück
mit mir gehst
darfst du auch mein täschchen tragen
es ist nicht viel drin
nur
herzklopfen
herzklopfen
(Franziska Sellwig)


Jeder das ihre

penetration
nein danke
schwanzficken
so nicht

uns ineinander schieben
in sanften wellen
lieben
oder wild auch
uns verlieren
zueinander
mich voll fühlen
dich

darauf alice
möchte ich nicht
verzichten
(Birgit Rabisch)

Wer sagte dir wo ich bin
habe ich denn einen Namen
war ich nicht gut versteckt im Gebüsch
verkrochen im braunen Laub
mit grünen Flechten überhangen
waren meine Augen nicht vesunken im Sumpf
meine Zehen verwachsen mit den Wurzeln des Süßholzes.

Wie fandest du dennoch meine Spur
mit dem Geruch des Jägers
ohne Schlinge und ohne Dolch
nahtest du auf dem dem dunkelsten Pfad
Mit dem Auge das man nicht sieht
sahst du mich an.

Da verriet ich mich in der Finsternis
kein Blatt rührte sich
kein Tropfen fiel -
Aber in der Stille hörte man
meine Hände dir entgegenwachsen.
(Paula Ludwig)


Treue

Von deiner Haut wirst du
meine Spuren nicht mehr
verwischen du schleppst
sie mit dir nach Haus zwischen
Tisch und Bett schlägt mein Schatten zu.

Aus deinem Haar wirst du
meinen Geruch nicht mehr
waschen er beizt
dir die Haut mit Grauen
wendet wer dich neben mir liebt sich ab.

Aus deinem Mund wirst du
meine Zunge nicht mehr
lösen sie fährt
ihr zwischen die Zähne
bei jedem Kuss von dir.

Mit dir allein wirst du
niemals wieder allein sein
gut verheilt hinter deinen Rippen
sitz ich dein Schrittmacher
funktioniert.
(Ulla Hahn)


So

Auf der rechten Seite
so liegen dass
die Knie das Kinn
fast berühren. Sich den
Rücken freihalten für einen
nicht zu weichen
schmiegsamen Bauch.
Beine auch die mit meinen
scharf in die Kurve gehn
zwanzigfach Zeh'n
ganz unten. Ums Herz
in der linken Brust eine
Hand die den Schlag spürt
und bleibt im Nacken
ein schlafender Mund Speichelfäden.
Morgens aufwachen.
Immer noch da sein.
So.
(Ulla Hahn)

„Schwandorf“ (Pseudonym)

...denn Wünsche der Vergessenheit
sind Tränen die nicht ausgeweint,
ist Lachen, das nicht so gemeint
und Träume die nicht ausgeträumt.
Bleib gesund und fit für alle Zeit,
so aller Frieden sich in Dir vereint!

Ist kein Profigedicht, aber das schrieb mein Pa selbstgereimt in meine Geburtstagskarte und es hat mich wirklich zu Tränen gerührt.

„Zürich“ (Pseudonym)

@ Juni-Mimose, ja das kann ich mir vorstellen. Ein persönliches Gedicht ist was ganz Besonderes und dieses ist wirklich anrührend.

Liebe Grüße an alle Gedicht-Freunde

„Friesland“ (Pseudonym)

Das ist mein Lieblingsgedicht, ich hab es erst vor kurzem wiedergefunden. Ist vielleicht ein bisschen traurig...

Im Nebel
von Hermann Hesse

Seltsam im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt
Als noch mein Leben licht war;
Doch nun da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

„Gütersloh“ (Pseudonym)

@Trudylein
schönes Gedicht und von den toten Hosen wunderschön gesungen.

Dieses Gedicht kenne ich und liebe ich schon lange... Und kann unter jeder Zeile unterschreiben...

Das darfst du nie:
Aus Mitleid zu mir kommen,
wenn du mich nicht mehr lieben kannst.
Das eine versprich mir:
Dass du unvoreingenommen
und ohne Scheu und Rücksicht
mir die reine Wahrheit bekennst.
Wenn sich die Fäden lösten,
die dich mit mir verbanden,
wenn sich deine Gefühle wandeln,
kannst du mich nicht trösten,
indem du es verschweigst
und mich insgeheim weiter umarmst.
Du weißt es, auch die größten Schmerzen
und alle Tränen, die ich weine,
sie haben ihren Sinn,
jedoch wir sehen ihn meist nicht ein.

Verstehst du, was ich meine?
Du musst mich lieben oder von mir gehen
(Annemarie Bostroem)

„Hofheim am Taunus“ (Pseudonym)

Du nahmst mir die Augen aus dem Kopf

Die blauen Fenster des Sommers stehen um dich
Und ein unerschütterlicher Himmel dahinter.
Du teilst Freude aus, wie nur die schwerwiegende Sonne Freude austeilt.
Meine Tage fielen in das bedeutungslose Gras,
Aber als du und ich uns zusammenlegten,
Banden wir die Zeit zu einem Knoten, den keiner zerhaut.

Du nahmst mir die Augen aus dem Kopf
Und hast mir dafür tiefe Feuer eingesetzt;
Um meine Stirn scharen sich die Gedanken wie festliche Freunde.

Max Dauthendey

„Hohenlohe“ (Pseudonym)

Das richtige Wort
Nicht Schlafen mit dir
nein: Wachsein mit dir
ist das Wort
das die Küsse küssen kommt
und dass das Streicheln streichelt

und das unser Einatmen atmet
aus deinem Schoß
und deinen Achselhöhlen
in meinen Mund
und aus meinem Mund
und aus meinem Haar
zwischen deine Lippen

und das uns die Sprache gibt
Von dir für mich
und von mir für dich
eines dem anderen verständlicher
als alles

Wachsein mit dir
das ist die endliche Nähe
des Sichineinanderfügen
der endlosen Hoffnungen
durch das wir einander kennen

Wachsein mit dir
und dann
Einschlafen mit dir
(Erich Fried)

„Aschersleben“ (Pseudonym)

SI TÚ ME OLVIDAS
QUIERO que sepas
una cosa.

Tú sabes cómo es esto:
si miro
la luna de cristal, la rama roja
del lento otoño en mi ventana,
si toco
junto al fuego
la impalpable ceniza
o el arrugado cuerpo de la leña,
todo me lleva a ti,
como si todo lo que existe,
aromas, luz, metales,
fueran pequeños barcos que navegan
hacia las islas tuyas que me aguardan.

Ahora bien,
si poco a poco dejas de quererme
dejaré de quererte poco a poco.

Si de pronto
me olvidas
no me busques,
que ya te habré olvidado.

Si consideras largo y loco
el viento de banderas
que pasa por mi vida
y te decides
a dejarme a la orilla
del corazón en que tengo raíces,
piensa
que en ese día,
a esa hora
levantaré los brazos
y saldrán mis raíces
a buscar otra tierra.

Pero
si cada día,
cada hora
sientes que a mí estás destinada
con dulzura implacable.
Si cada día sube
una flor a tus labios a buscarme,
ay amor mío, ay mía,
en mí todo ese fuego se repite,
en mí nada se apaga ni se olvida,
mi amor se nutre de tu amor, amada,
y mientras vivas estará en tus brazos
sin salir de los míos.

von Pablo Neruda



Übersetzt

Wenn du mich vergisst

Ich möcht, daß du
eines weißt.

Du weißt ja, wie das ist:
Betrachte ich
den kristallenen Mond, den roten Zweig
des säumigen Herbstes an meinem Fenster,
berühre ich
beim Feuer
die ungreifbare Asche
oder die runzligen Körper des Holzes,
bringt mich das alles zu dir,
als wäre alles, was da ist,
Düfte, Licht, Metalle,
nichts andres als ein Schwarm kleiner Schiffe,
hinsegelnd zu deinen Inseln, die mich erwarten.

Nun aber,
wenn du allmählich aufhörst, mich zu lieben,
werde ich aufhören, dich zu lieben, allmählich.

Wenn du auf einmal
mich vergißt,
suche nicht nach mir,
denn ich werde dich schon vergessen haben.

Scheint er dir lang und irre lodernd,
der Fahnenwind,
der mein Leben durchweht,
und entscheidest du dich,
mich auszusetzen am Rand
des Herzens, in dem ich verwurzelt bin,
so bedenke,
daß am selben Tag,
zur selben Stunde,
ich die Arme erhebe
und meine Wurzeln sich aufmachen,
einen anderen Boden zu suchen.

Doch wenn du
jeden Tag,
jede Stunde
empfindest, daß du für mich bestimmt bist,
mit unverrückbarer Süße,
wenn jeden Tag
eine Blüte aufsprießt zu deinen Lippen, um mich zu suchen,
ach, meine Liebe, ach, Meine,
so wiederholt sich in mir all dies Feuer,
und nichts erlischt in mir, nichts wird vergessen,
meine Liebe nährt sich von deiner Liebe, Geliebte,
und solange du lebst, wird sie in deinen Armen sein,
ohne die meinen zu verlassen.

Pablo Neruda