
„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Eine Liebesgeschichte
>>Das war der Abschied !<< sagte er. Es klang wie ein Jubelruf. Sie blieb unbewegt, wagte nicht, ihm den Hauch, dieser, seiner Stunde durch ein Wort, einen Laut zu entführen.
>>Das kann nicht vergehn<< - vernahm sie ihn wieder - >>das kann nicht vergehn !<< Sie fühlte, daß er zu ihr sprach.
>>Ja<<, sagte sie laut und begriff kaum, daß es ihre eigene Stimme war - >>es kann nicht vergehn !<<
>>Dank !<<rief er drinnen. >>Dank!<<
Sie wollte aufspringen, doch ihre Knie waren von einer plötzlichen Eiseskälte gelähmt.
Mit dem letzten verhallenden Trommelschlag fiel der dumpfe Knall des Schusses zusammen.
Der Schreck warf sie zu Boden, sie tastete sich auf den Händen zur Tür. Dann richtete sie sich langsam empor, trat ein. Er saß, aufrecht zurückgelehnt, nahe beim Fenster in einem hohen, schmalen Sessel, die rauchende Pistole noch dicht an seinem Herzen. Sie sah sein Gesicht, es war schön und still und so sehr erfüllt von allem, was eines Mannes Leben ausmacht, daß sie niederkniete und keine Träne fand.
Carl Zuckmayer 1934

Trennung läßt matte Leidenschaften verkümmern und starke wachsen.
François Duc de La Rochefoucauld

„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Vorsehung erkenne ich
nicht nur darin, dass ich
nach dem Schiffbruch gerettet wurde,
in dem alle anderen
umgekommen sind,
sondern auch darin,
dass meine letzte Rettungsplanke
weggespült wird und ich
im einsamen Ozean ertrinke,
während alle anderen
geborgen werden.
Sri Aurobindo

„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Ich erlebe es nun seit vielen Jahren: je mehr man aus dem Ganzen heraus für ein Ganzes dichtet, aus der Menschheit heraus für eine Menschheit, aus dem All heraus für das All: um so kleiner wird der Kreis der Aufnehmenden. Und allen Erwartungen entgegen dichtet man am Ende faktisch nur noch für jene Wenigen, die selber als Dichter zu bezeichnen sind (auch wenn sie nie ein Gedicht geschrieben haben). Das ist dann ›die Menschheit‹, die man sich einst in der Jugend so milliardär dachte. (Alfred Mombert)
Am Ende geht es (wie Ludwig Hohl wußte) nur darum, einen, einen einzigen, Leser zu haben – dieser aber muß sein, es muß ihn geben. Den einen Leser, der alles liest, kombiniert, der die beschrittenen Wege noch in die kleinsten Abzweigungen hinein nachschreitet und sich vergegenwärtigt, und der die unbeschrittenen Wege kraft seines Kombinationsvermögens konstruiert, erdichtet, kennt. Es ist eine so schmerzliche wie tröstliche Wahrheit: so wie Bilder für das Auge entstehen, das sie ansieht (in diesem Sinne ist Marées einer der größten Anschauungsmaler, die je gelebt haben), ist der Gedanke eines Schreibens ohne Leser (»nur für sich selbst«) eitel Humbug und romantischer Käse, ziemlich löchriger und ohne viel Geschmack.
Heil dem Leser! Und Gruß an die stillen, von denen du nie erfährst. Was suchen sie, was finden sie, und was – auch dies – vermissen sie? Du erfährst es nicht.
T.

„Hagen“ (Pseudonym)
Der Scherz ist oft das Loch aus dem die Wahrheit pfeift
Aus dem Asiatischen

Die Strafe des Lügners ist nicht die, daß ihm niemand mehr glaubt,
sondern, daß er selbst niemandem mehr glauben kann.
George Bernhard Shaw

Wer ständig glücklich sein möchte,
muss sich oft verändern.
(Konfuzius)

„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Das Lebensgefühl um 1980: Vorherrschend war eine Ernüchterung, eine Desillusionierung, die keineswegs unpolitisch war. Es war wie ein Rausch, den man sich durch den Genuss von zu viel Mineralwasser zugezogen hatte. Man war umgeben von kristallklaren Sinnestäuschungen, die der erschöpften Gegenwart absolut entsprachen. Die Zukunft enthielt nur die Gewissheit, dass von ihr nichts zu erwarten war. Sie war ein zerknülltes Blatt Papier. Sie war eine Haltestelle in einem unbewohnten Neubauviertel, in dem es schon Telefonanschlüsse und Kopfschmerztabletten gab, aber keine Hoffnung. Wir glaubten nicht mehr an die Liebe, denn sie hätte uns nur trennen können.
Frau Tintenblau

"Ein Kleingeist kann nicht großzügig sein."
Anka Rahn

„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Für Dich
Brücke aus Blättern
auf dir balanciert der Tag
ins Meer des Himmels

„Rheinfelden“ (Pseudonym)
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.
Schiller

„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Ich möchte das Band von Golde sein,
Das dein Haupt umgibt mit strahlendem Schein.
Ich möchte sein das wallende Kleid,
Das deinem Busen die Hülle leiht:
Daran zu lauschen süß erregt,
Ob mir dein Herz erwidernd schlägt,
Dem Busen, den dein Hauch belebt,
Zu folgen, wie er sich senkt und hebt.
Ich möchte sein der beflügelte Wind,
Der die frischen Blumen umkost so lind;
Zwar alle die Blumen, sie lockten mich nicht,
Nur die Rosen auf deinem Angesicht.
Vielleicht, daß Gott barmherzig und mild
Dereinst mein heißes Sehnen stillt,
Daß in des Glückes sonnigem Schein
Mein Sein ganz aufgeht in deinem Sein.
Adam Mickiewicz

„Ravensburg“ (Pseudonym)
Nicht darauf beruht unser Heil,
dass alles komme, wie wir es gerne nehmen,
sondern das wir es gerne nehmen,
wie es kommt.
Johann Gottfried von Herder

Die Dinge sind nie so, wie sie sind.
Sie sind immer das, was man aus ihnen macht.
(Jean Anouihl)

„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Traum über die Kunst des Ohrenabschneidens: Ich traf mich mit einem Freund, den ich seit langer Zeit nicht mehr gesehen habe. Er versprach mir (mit großen Gesten), mich in die Kunst des Ohrenabschneidens einzuführen. Das sei keine große Sache, behauptete er, man bräuchte nur ein scharfes Messer. Ohren seien überdies eine hässliche Körperausstülpung, auf die jedermann verzichten könne. So zogen wir los und an der ersten Bushaltestelle konnte er bereits eine ältere Dame überreden, ihm eines ihrer Ohren zu überlassen. Mein Freund nahm die Operation vor. Zu meinem Erstaunen verlief sie unblutig und rasch. Die alte Frau winkte uns noch freundlich nach, als wir bereits (mit ihrem Ohr in der Tasche) die andere Straßenseite erreicht hatten. Auf diese Weise kamen wir in den Besitz weiterer Ohren, ein Ohr gehörte einem Studienrat, ein Anderes einer Verkäuferin und ein Drittes einem Polizisten. Niemand schien sein Ohr ernsthaft zu vermissen. Schließlich gingen wir mit einer Tasche voller Ohren in eine Behörde und tauschten sie gegen Musik ein, die die Anderen nicht mehr hören konnten.
Trixi
:o)

„Neu-Isenburg“ (Pseudonym)
"Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
Ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt,
und wo Ihr's packt, da ist's interessant."
(Johann Wolfgang von Goethe)

„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Ostwestfalen: Was anderswo schöne Natur wäre, ist hier nur verwuchertes Gestrüpp. Was sich in Italien zur Kulturlandschaft entwickeln könnte, bleibt hier im Stadium des Vermoderns stecken. Jeder lichte Wald verwandelt sich in totes Gehölz. Teiche mit leuchtenden, leichtsinnigen Goldfischen und würdevollen Karpfen sucht der Besucher vergeblich. Er findet nur sumpfige Löcher, angefüllt mit schmutzigem Wasser, an deren Grund finstere Wesen hausen, die gelegentlich Luftblasen an die Oberfläche steigen lassen. Das wird in Ostwestfalen allerdings schon als Kommunikation gewertet.
;o)
Nadporutschik

„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Was sich mir an den Berichten zurückgekehrter IS-Kämpfer, d.h. solcher, die es werden wollten, als besonders deprimierend eingeprägt hat: die einhellige Meinung, sie seien anfangs nett behandelt worden, man habe ihnen Pepsi-Cola gegeben.
Der Anblick einer solchen aus Nettigkeitsgründen hingestellten Cola-Dose muß gespenstisch sein. Vom Anblick des Nehmenden wie des Gebenden ganz zu schweigen...
Dunkel erinnere ich mich an einen Kindheitsfreund, dessen Ernährung hauptsächlich nur aus Pepsi-Cola, Scheiblettenkäse mit Ketchup auf Toastbrot, sowie Würstchen, kalt aus dem Glas, bestand.
Vielleicht ist er schon in Syrien!
T.K.

„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Im Traum bin ich nur Menschen begegnet, die Wortfindungsprobleme hatten. Sie wollten mir etwas sagen, aber sie konnten ihre Vorstellungen nicht in Sprache fassen. Vielleicht war ihre Welt zu weit entfernt von der Sprache oder ihre Sprache war ein unzureichendes Beschreibungsmittel. Immer wieder bot ich meine Hilfe an, aber auch meine Worte reichten nicht aus. Sie wurden mit souveränem Kopfschütteln zurückgewiesen. So behielt ich meine Sprache für mich, einem Inuit gleich, der sich in der Wüste befindet und über fünfzig Begriffe für Schnee verfügt, aber kein einziges Wort besitzt, das Hitze und Trockenheit beschreiben könnte.
Frau Tintenblau

Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz und einem Glühwürmchen.
Mark Twain

„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Auf dem Gipfel zeigt sich die Spitze des Berges nicht
So hoch der Berg und so weit der Blick auf die Berge in der Ferne auch sein mögen, kann der Betrachter auf dem Gipfel eines nicht sehen: die Spitze des Berges, auf dem er steht. Das Wesen des Berges entbirgt sich nur dem, der über die steinernen und steilen Bergpfade am Ende des mühsamen Aufstiegs den Gipfel tatsächlich erreicht, denn der „Berg“, der bestiegen wird, „ist der Berg eines jeden selbst“.
Ryosuke Ohashi

Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit.
Die glaubt niemand!
Max Frisch

Ich habe es nicht nötig, mich dumm zu stellen. Wilhelm II, dt. Kaiser, König von Preußen

„Schwedt/Oder“ (Pseudonym)
Heut abend
Ballustrade aus Wind
um heut abend
meine Traurigkeit
aufzustützen
Giuseppe Ungaretti

„Ravensburg“ (Pseudonym)
Ehret die Frauen! Sie flechten und weben
Himmlische Rosen ins irdische Leben,
Flechten der Liebe beglückendes Band,
Und in der Grazie züchtigem Schleier
Nähren sie wachsam das ewige Feuer
Schöner Gefühle mit heiliger Hand.
Johann Christoph Friedrich von Schiller