Aphorismen, Kalauer, Lyrik, Weisheiten, Zitate etc.

in „Smalltalk“

Zu diesem Thema gibt es 2272 Antworten

„Jedes Leben hat seinen Sinn und seine eigene Würde.“

--Richard von Weizsäcker-- (1920-2015)
Politiker (CDU) 6. Bundespräsident

Das Zitat stammt aus von Weizsäckers Rede beim Staatsakt zum „Tag der deutschen Einheit“ in Berlin am 3. Oktober 1990. Gemeint ist mit Blick auf DDR-Biographien, dass alle Menschen gleich wertvoll sind und Sinn nicht von außen gegeben wird.

>> "Alle Bücher dieser Welt
bringen dir kein Glück,
doch sie weisen dich geheim
in dich selbst zurück.

Dort ist alles, was du brauchst,
Sonne, Stern und Mond,
denn das Licht, wonach du frugst,
in dir selber wohnt.

Weisheit, die du lang gesucht
in den Büchereien,
leuchtet jetzt aus jedem Blatt –
denn nun ist sie dein." <<

-- Hermann Hesse --

Eisenbahngleichnis

Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug.
Und keiner weiß, wie weit.

Ein Nachbar schläft, ein andrer klagt,
ein dritter redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.

Wir packen aus, wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein?
Der Schaffner schaut zur Tür herein
und lächelt vor sich hin.

Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill!
Der Zug fährt langsam und hält still.
Die Toten steigen aus.

Ein Kind steigt aus, die Mutter schreit.
Die Toten stehen stumm
am Bahnsteig der Vergangenheit.
Der Zug fährt weiter, er jagt durch die Zeit,
und keiner weiß, warum.

Die erste Klasse ist fast leer.
Ein feister Herr sitzt stolz
im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr.
Die Mehrheit sitzt auf Holz.

Wir reisen alle im gleichen Zug
zur Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschen Coupé.

--Erich Kästner--

„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“

Sokrates (469-399 v. Chr.)
Philosoph, Athen

ps. eine ca. 2.500 Jahre bestehende Erkenntnis, die die Entwicklung der Menschheit vorwegnimmt

Wer der Norm entspricht, kann dem Irrturm erliegen, dass es sie nicht gibt. Wer der Mehrheit ähnelt, kann dem Irrturm erliegen, dass die Ebenbildlichkeit mit der die Norm setzenden Mehrheit keine Rolle spielt. Wer der Norm entspricht, dem oder der fällt oft nicht auf, wie sie anderer ausgrenzt oder degradiert. Wer der Norm entspricht, kann sich oft ihre Wirkung nicht vorstellen, weil die eigene Akzeptanz als selbstverständlich angenommen wird.


Carolin Emcke, Gegen den Hass