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in „Smalltalk“

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> Nicht etwa doch Uneins <

Da drehe ich nun schon gefühlt ein paar Minuten, exorbitant beschwerlich.
Immer wieder mal, dann abwartend, mich doch auch quälend und glitsche weg.
Dabei denke ich nach, 'über dich';
Was erfüllst 'du' bloß für einen Zweck?

Die Transparenz gab es doch glasklar. Eben noch wurde mir meine Eigenständigkeit allein für dich Kleinteil, abrupt abgesprochen. Warum denn gerade hier?

Anderswo muss ich stets parat, vor irgendein neuartig Apparat, mich wie der erste Mensch ersteinmal durcharbeiten. Selbst dann ist ungewiss, ob ich nicht doch einen (Zwischen)Schritt vergeß... und nun dies'!?

Bei solch Schufterrei, da könnt' ertrinken ich, vor Plackerei, doch besser gleicht trink' ich direkt aus einem Fass?!
Wahrscheinlich wäre mit einem Schub, dort komplett ich nass!?

Erneut wag' ich ein letztes Mal....
Er brach ab', dabei ein Fingernagel. Die Rillen zieren nun des Daumen Innenlebens, schwitz' ich, wie nach einer Bergsteigerrei.

Kurzum, die Flasch' baumelt obenrum nun fast frei. Ja fast, weil in Auftrag gegeben, der Deckel einer Flasch' 'einfach' diese dauerhaft umfasst. *Zisch by Boterra

DER KÄLBERMARSCH 🛑

Hinter der Trommel her
Trotten die Kälber
Das Fell für die Trommel
Liefern sie selber.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.

Sie heben die Hände hoch
Sie zeigen sie her.
Die Hände sind blutbefleckt
Doch immer noch leer.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen.
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.

Sie tragen ein Kreuz voran
Auf blutroten Flaggen
Das hat für den armen Mann
Einen großen Haken.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.


Bertolt Brecht

Früher Frühling

Zwischen Februar und März
liegt die große Zeitenwende,
und, man spürt es allerwärts,
mit dem Winter geht's zuende.
Schon beim ersten Sonnenschimmer
steigt der Lenz in's Wartezimmer.
Keiner weiß, wie es geschah
und auf einmal ist er da.

Manche Knospe wird verschneit
zwar im frühen Lenz auf Erden.
Alles dauert seine Zeit,
nur Geduld, es wird schon werden.
Folgt auch noch ein rauher Schauer,
lacht der Himmel um so blauer.
Leichter schlägt des Menschen Herz
zwischen Februar und März.

Fred Endrikat
(1890 - 1942)

Daß sie ein Grab dir graben,
dass sie mit Fürstengeld
das Land verwildert haben,
dass Stadt um Stadt verfällt …
Sie wollen den Bürgerkrieg entfachen –
(das sollten die Kommunisten mal machen!)
dass der Nazi dir einen Totenkranz flicht –:
Deutschland, siehst du das nicht –?

Daß sie im Dunkel nagen,
dass sie im Hellen schrein;
dass sie an allen Tagen
Faschismus prophezein …
Für die Richter haben sie nichts als Lachen –
(das sollten die Kommunisten mal machen!)
dass der Nazi für die Ausbeuter ficht –:
Deutschland, hörst du das nicht –?

Daß sie in Waffen starren,
dass sie landauf, landab
ihre Agenten karren
im nimmermüden Trab …
Die Übungsgranaten krachen …
(das sollten die Kommunisten mal machen!)
dass der Nazi dein Todesurteil spricht –:
Deutschland, fühlst du das nicht –?

Und es braust aus den Betrieben ein Chor
von Millionen Arbeiterstimmen hervor:

Wir wissen alles. Uns sperren sie ein.
Wir wissen alles. Uns läßt man bespein.
Wir werden aufgelöst. Und verboten.
Wir zählen die Opfer; wir zählen die Toten.
Kein Minister rührt sich, wenn Hitler spricht.
Für jene die Straße. Gegen uns das Reichsgericht.
Wir sehen. Wir hören. Wir fühlen den kommenden Krach.
Und wenn Deutschland schläft –:
Wir sind wach!

Theobald Tiger
Arbeiter Illustrierte Zeitung, 1930, Nr. 15, S. 290.