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in „Smalltalk“

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„Du kannst Dein Leben nicht verlängern
und
Du kannst es auch nicht verbreitern.
Aber
Du kannst es vertiefen!“

Gorch Fock, Pseudonym des dt. Schriftstellers Johann Wilhelm Kinau (1880 bis 1916), nach dem zwei Segelschiffe der deutschen Marine benannt wurden – die 1933 u 1958 gebauten Gorch Fock.

Brief an die Eigenliebe

Ich bin ich.
Du bist Du.
Ich bin nicht auf der Welt, um deine Erwartungen zu erfüllen.
Du bist nicht auf dieser Welt, um meine zu erfüllen.
Du bist du.
Ich bin ich.
Wenn wir uns in irgendeinem Moment oder irgendeinem Punkt treffen, wird es wunderbar sein.
Wenn nicht, kann es nicht verhindert werden.
Mir fehlt es an Liebe mir selbst gegenüber, wenn ich mich in dem Versuch, dir zu gefallen, betrüge.
Mir fehlt es an Liebe für dich, wenn ich versuche, zu erreichen, dass du wirst, wie ich es will, anstatt dich so zu akzeptieren, wie du wirklich bist.
Du bist du und ich bin ich.

(im englischen Original von Fritz Perls)

DER KÄLBERMARSCH

Hinter der Trommel her
Trotten die Kälber
Das Fell für die Trommel
Liefern sie selber.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.

Sie heben die Hände hoch
Sie zeigen sie her.
Die Hände sind blutbefleckt
Doch immer noch leer.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen.
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.

Sie tragen ein Kreuz voran
Auf blutroten Flaggen
Das hat für den armen Mann
Einen großen Haken.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.


Bertolt Brecht

Ich bin die Zeit

Mein Reich ist klein und unabschreitbar weit.
Ich bin die Zeit.
Ich bin die Zeit, die schleicht und eilt,
die Wunden schlägt und Wunden heilt.
Hab weder Herz noch Augenlicht.
Ich trenn die Gut' und Bösen nicht.
Ich hasse keinen, keiner tut mir leid.
Ich bin die Zeit.

Da ist nur eins, – das sei euch anvertraut:
Ihr seid zu laut!
Ich höre die Sekunden nicht,
Ich hör' den Schritt der Stunden nicht.
Ich hör' euch beten, fluchen schrei'n,
Ich höre Schüsse zwischendrein;
Ich hör' nur Euch, nur Euch allein ...
Gebt acht, ihr Menschen, was ich sagen will:
Seid endlich still!

Ihr seid ein Stäubchen am Gewand der Zeit, –
Lasst euren Streit!
Klein wie ein Punkt ist der Planet,
Der sich samt euch im Weltall dreht.
Mikroben pflegen nicht zu schrei'n.
Und wollt ihr schon nicht weise sein,
Könnt ihr zumindest leise sein.
Schweigt vor dem Ticken der Unendlichkeit!
Hört auf die Zeit!

-- Erich Kästner --