Aphorismen, Kalauer, Lyrik, Weisheiten, Zitate etc.

in „Smalltalk“

Zu diesem Thema gibt es 2102 Antworten

„Norden“ (Pseudonym)

Das Wort Familienbande hat einen Beigeschmack von Wahrheit.

Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen selbst die Zwerge lange Schatten.

Karl Kraus

„Bornheim“ (Pseudonym)

Dorf und All


DU WARST ZULETZT UM DREI UHR VIERZEHN ONLINE,

Zu einer Zeit, in der selbst Schiffe knien.
Die Hafenbecken gaben sich den Anschein,
Im Mindestmaß Container durchzuziehen.

Container sind in Wahrheit Halbwahrheiten.
Wir lassen Serien zu und nehmen Drinks,
Erraten seelische Befindlichkeiten
Anhand von einer Reihe youtube links.

Kontakt zwischen Gelenken geht verloren –
Beim Werfen eines Steins an ein Metall.
Ich habe mir die Schulter ausgekugelt.

Du warst noch wach und dazu auserkoren,
Zu unterscheiden zwischen Dorf und All.
Vor meinem Tod hab ich mich selbst gegoogelt.


Thomas Kunst

„Lübeck“ (Pseudonym)

„Das Herz ist verräterischer als sonst irgendetwas und ist heillos. Wer kann es kennen?“

Jeremia 17:9

„Norden“ (Pseudonym)

Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nennen sie dann ihren Standpunkt.
- Albert Einstein​

„Bornheim“ (Pseudonym)

Wenn zuviel ist von draußen
reicht hier drin nicht aus
um schlägt die Nähe, zu groß, in Ferne zu klein
das Herz pumpt Hoffnung, sucht Streit
holt sich Trauer über Worte, findet Wahrheit
sich aufgeben beinah
und einander
dass man neu findet beides
bis man vorübergehend vergisst
alle Flugzeuge falln von allen Himmeln
alle die wir lieben sind sterblich
alle Tanker verbluten
die arme Taube schleppt an Arsenal
eine Generation früher und ich hätte auf dem Bahnsteig
gestanden
dich verabschiedet in den Tod, tapfer winkend
nein, ich würde dich verstecken
nein, ich wäre zu Hause mit dir gestorben
dann liebst du mich also doch
aberja


Gisela Steineckert

„Vaihingen an der Enz“ (Pseudonym)

Lebe dein Leben so, dass es sich im Inneren gut anfühlt und nicht so, dass es von außen gut aussieht

„Bietigheim-Bissingen“ (Pseudonym)

Der Brunnen
Im verbrannten Hof
Steht noch der Brunnen
Voll Tränen
Wer weinte sie
Wer trinkt seinen Durst leer

Rose Ausländer

„Bietigheim-Bissingen“ (Pseudonym)

Das Dunkel

Menschen kleiden sich gern bunt,
das hat einen dunklen Grund.

Menschen zeigen sich gern nackt-
Dunkelheit in Haut verpackt.

Ob im Mann, ob im Weib,
Dunkel herrscht in jedem Leib.

Auch trifft zu, daß Greis und Kind
innen völlig dunkel sind.

Hinter jedem roten Mund
öffnet sich ein dunkler Schlund.

Meerrettich und Brot und Wein
läßt der Schlund ins Dunkel ein,

Rein in Magen, Blase, Darm,
alle dunkel, aber warm.

Wein und Brot und Meerrettich
wandern durch ein dunkles Ich.

Auf dem Weg vom Ich zum Du
freilich geht's noch dunkler zu.

Dunkel lockt der Zeugungstrieb:
Laß mich ein. Hab mich lieb.

Dunkel bleibt auch, ob es frommt,
daß da das zusammenkommt:

Same sah nie Tageslicht,
Ei warf niemals Schatten nicht.

Klar ist nur, daß es das Glied
gradewegs ins Dunkel zieht,

Und daß es ein Spalt empfängt,
den es dunkel zu ihm drängt.

Dunkel ist, was sich dann tut,
Dunkel herrscht, wenn alles ruht,

Doch im Schoß der dunklen Nacht
regt sich dunkel der Verdacht,

Alles Licht sei eitel Schein
auf dem Weg ins Dunkelsein.

-Robert Gernhardt-

„Bornheim“ (Pseudonym)

Auftritt

Ich habe die Zeit
gesehen als die Lebensbäume
einwärts wuchsen weil wir
die selben Wege gingen
jeden Tag bis ich alle
Schuppenblätter kannte und
jede Rindenriefe auswendig
wußte wo die Steine liegen
und wann mir kalt wird
da wir den Parkweg wieder und
wieder gingen die Engel zu streifen
bis einer seine Flügel einholte
und ich wußte nicht
wie lange ist mir die Zeit
ins Gesicht geraten


Christiane Schulz

„Bornheim“ (Pseudonym)

...der wurde doch mit Eiern beworfen und hat seine Frau in den Suizid getrieben. Auch eine Realität.

„Norden“ (Pseudonym)

Wer gegen den Strom schwimmen will,
muss einiges schlucken können.

Quelle unbekannt

„Bietigheim-Bissingen“ (Pseudonym)

Schöne Jugend

Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf gelegen hatte,
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach, war die Speiseröhre so löcherig.
Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
fand man einNest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die andern lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte Blut und hatten
hier eine schöne Jugend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!

Gottfried Benn ( 1886 –1956)