Aphorismen, Kalauer, Lyrik, Weisheiten, Zitate etc.

in „Smalltalk“

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„Plauen“ (Pseudonym)

Von der Notwendigkeit der Zensur

Retuschierbar ist
alles

Nur
das negativ nicht
in uns


Reiner Kunze

„Plauen“ (Pseudonym)

Düsseldorfer Impromtu


Der himmel zieht die erde an
wie geld geld

Bäume aus
glas und stahl, morgens
voll glühender früchte

Der mensch
ist dem menschen
ein ellenbogen


Reiner Kunze

„Karlsruhe“ (Pseudonym)

Don't remember me. Feel me. The less you think me, the more you love me.

— Julia de Burgos

„Plauen“ (Pseudonym)

Kirschbaum in Kioto


Von menschenhand
zweig für zweig
eingeflochten in den himmel

Die götter wandeln
auf blüten


Reiner Kunze

„Plauen“ (Pseudonym)

In Bellegarde, einem Bergdorf, das wir täglich passieren, steht ein Sandsteinbrunnen mit wasserspeienden Löwen. Jede Himmelsrichtung hat einen. Dazwischen, die Tiere umarmt, sitzen Araber, Arbeiter in Weinfeldern, Abend für Abend. Sie haben keine französischen Freundinnen. Welcher Vater würde das seiner Tochter erlauben, bis gestern besaß man Kolonien. Und die Mädchen sind blind.

Sarah Kirsch

„Karlsruhe“ (Pseudonym)

Eine Bindung zwischen Seelen ist uralt - älter als der Planet.

— Dianna Hardy

„Plauen“ (Pseudonym)

Verlasst die Städte!

Charlotte Roche ist vor kurzem aufs Land gezogen - und heilfroh darüber. Denn die Großstadt macht den Menschen auf Dauer bloß krank, größenwahnsinnig und kriminell.

Es hat mit kleinen Stadtfluchten angefangen. Mal rausfahren, im Wald spazieren gehen, dann irgendwann wandern, dann Pilze bestimmen gelernt und plötzlich im Herbst für die ganze Familie Essen im Wald gesucht. Von einem Kanulehrer in Rente Kanufahren gelernt. Auf den umliegenden Flüssen und Seen Kanu gefahren. Viel in die Natur gegangen und das ganze Hundetraining im Wald durchexerziert, um den Familienhund artgerecht zu halten. Ein Tierlosungsbuch gekauft, um die verschiedenen Kackhaufen im Wald bestimmen zu können und den wilden Tieren zuordnen zu können.


Mein Plan war: So mache ich mir die Stadt erträglicher. Das Ergebnis ist: Sie wurde mir immer unerträglicher. In der Stadt biege ich mit dem Auto ab, mache einen Schulterblick, Fahrradfahrer kommt, ich halte an, Blickkontakt. Er schlägt mir trotzdem auf die Motorhaube, zeigt den Mittelfinger, ruft »Dreckigekackfotze« und fährt weiter. Ich bin ja nicht immer Autofahrerin, bin auch voll oft Radfahrerin, kenne diese Todesangst vor Autofahrern, die keinen Schulterblick machen, bevor sie abbiegen. Die Angst vor Diplomaten, die in zweiter Reihe parken und Türen aufreißen ohne Schulterblick, weil sie aus Ländern kommen, in denen es keine Radfahrer gibt und plötzlich steht die todbringende Wand vorm Radfahrer, Genickbruch. Was Fahrradfahrer in der Stadt oft nicht verstehen: der Autofahrer, gegen den sie grad kämpfen, ist sonst ein Radfahrer. Immer dieser Krieg der verschiedenen Interessen. Der Kampf um den unterschiedlich genutzten Raum.

Im Park: Eine kleine Fläche, die künstlich angelegt wurde, um Städter ein wenig zu beruhigen, sie sehen mal, wie Gras aussieht und kleine, vor kurzem gepflanzte Bäume, damit sie die Seele baumeln lassen, aber nur ein mini-bisschen! Trumanshow lässt grüßen. In der Stadt in einem Park sein, im Vergleich zu dem Gefühl, in einem echt großen Wald zu sein, das ist wie der Unterschied zwischen Virtual-Reality-Sex und Sex mit jemandem, der das super kann und den man liebt und dem man vertraut.

Nicht aufgehobene Hundehaufen gehören zur Stadt wie Kotzehaufen und Menschenhaufen. Wenn Sie sich fragen, wie stellt Charlotte den Unterschied zwischen Hundehaufen und Menschenhaufen fest, liegt es am Studium des Losungsbuchs? Nein, man erkennt es am Taschentuch daneben! Menschenlosung findet man meistens an Wochenenden, morgens, zwischen geparkten Autos. Wie oft kommen wir aus der Wohnung raus und es wurde auf unsere Motorhaube gekotzt? Die Stadt ist einfach keine artgerechte Haltung für Menschen!

Ich kenne die Einwände der Städter, habe ich auch alle benutzt: »Aber wenn ich mal was vergesse im Supermarkt, kann ich das schnell im Kiosk noch spät abends kaufen!« Eigentlich nur interessant für Alkohol- und/oder Zigaretten- und/oder Zuckerabhängige. Bin ich alles nicht. »Aber wenn ich spontan ins Kino will, gehe ich einfach!« Mir nie passiert. Nicht einmal! Unsere Kinobesuche sind von langer Hand geplant, alle wollen vorher was gesundes Essen gehen, weil wir den Scheiß, der im Kino angeboten wird, nicht aushalten.

Der Indianer in mir vermisst echte Erde unter den Füssen. Die Bäume in der Stadt sind eingemauert oder umgeben von Asphalt. Nachts sieht keiner Sterne. Da fehlt dann die Demut vor dem Universum, denn wir denken: Wir sind der Sternenhimmel, wir leuchten mehr als die Sterne. Aufm Land, immer wenn ich draußen bin im Dunkeln, gibt’s diesen kurzen Blick zum Himmel, ich werde klein, unbedeutend, ich verstehe das große Weite nicht, das ist nur eins von vielen Universen. Bäm im Kopf! In der Stadt ist der Blick ins All verhindert. Durch Nachtbeleuchtung. Ey, bitte! Dass das überhaupt erlaubt ist!

Was ist, wenn Burnout nicht von der Arbeit kommt, sondern von dem Ort an dem wir leben und arbeiten? Der Stadt? Was ist, wenn ganz viele Straftaten begangen werden von Menschen, die eigentlich die Stadt nicht mehr aushalten und einfach mehr grün sehen müssten. Sie wenden sich, wie Ratten im Experiment, gegen die eigenen Kollegen, weil alles zu nah und eng ist. Was ist, wenn ganz viele verschiedene Drogen nur deswegen konsumiert werden müssen, weil man sich in der Stadt nur wegschießen kann? Was ist, wenn ganz viele psychische Störungen durch einen Umzug aufs Land weggehen würden, weil man dort – umgeben von der beruhigenden Farbe Grün – der Mensch wird, der man immer sein wollte, der man aber in der Stadt nicht sein kann? Was ist, wenn ganz viele Anspannungen, Blockaden und Verkrampfungen im Rücken, Nacken, Darm, Herz und Kopf von der Stadt kommen? Und alle nehmen dagegen Medikamente, rennen zu immer wechselnden Ärzten? Streiten sich, mit dem Partner, den Eltern, der Chefin? Was ist, wenn es den Menschen krank macht, wenn er kein Grün sieht, keine Natur spürt, riecht und fühlt?


Im Wald triffst du keine anderen Menschen, die dir voll auf den Sack gehen, und bist nicht gezwungen, Plakate zu lesen, Werbung in deinen Kopf zu lassen und anschließend bei Amazon einzukaufen. Die Natur will dir nichts verkaufen. Du sollst nur sein, im Hier und Jetzt. Glücklich.


Charlotte Roche

Kinder werden als Riesen geboren,
Doch mit jedem Tag, der dann erwacht,
Geht ein Stück von ihrer Kraft verloren,
Tun wir etwas, das sie kleiner macht.
Kinder versetzen so lange Berge,
Bis der Teufelskreis beginnt,
Bis sie wie wir erwachs‘ne Zwerge
Endlich so klein wie wir Großen sind!

(Reinhard Mey, Max, du bist ein Riese)

Ich und Du

Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht.
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich Eines
Im andern ganz verlor.

Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in Eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.

(Friedrich Hebbel)

Ich glaube, dass viele Frauen in unserer Welt sich extrem tapfer halten, sehr viel leisten und dabei oft gegen ihre ureigene, weibliche Natur angehen.
Wie kann es auch anders sein, denn noch werden in unserer Gesellschaft wesentlich stärker männlich geprägte Attribute und Erfolge honoriert.
Ich nehme eine tiefe Erschöpfung in vielen Frauen wahr.
Wir brauchen mehr Räume, Zeiten, Systeme, in denen das beschützt, geehrt, gefeiert wird, was ich als weibliche Qualitäten bezeichnen würde.
Empfangen, Teilen, Einfachhiersein, Sinnlichkeit, Schönheit ohne Zweck, Lieben, Heilen,...
Ich beobachte es an meiner eigenen Frau.
Je mehr es mir gelingt,
ihr Raum zu geben für ihre ureigene Entfaltung,
ihr das Gefühl zu geben, dass ich sie genauso liebe, wie sie ist,
desto mehr überrascht und lehrt sie mich,
zum Beispiel, was wahre Schönheit und was wirklich wesentlich ist.
Ihr dabei zuzuschauen, wie sie erblüht und immer mehr ausstrahlt, was wahrscheinlich bereits die ganze Zeit da gewesen ist, macht mich glücklich und lässt mich immer wieder neu in sie verlieben.
Eine starke Frau macht den Mann an ihrer Seite nicht klein. Sie hilft ihm, seine Kräfte auszubalancieren und für etwas SINNvolles einzusetzen.
Und bevor jetzt eine große Genderdiskussion ausbricht, natürlich sind die von mir beschriebenen weiblichen Qualitäten in jedem von uns angelegt, wie auch anders herum.
Doch was für eine Welt können wir miteinander kreieren, wenn wir sie mehr ehren und fördern. Und das beginnt nicht bei der Umstrukturierung eines ganzen Systems. Darauf können wir lange warten. Sondern bei dir und bei mir. Heute. In all den kleinen Momenten, in denen wir den Menschen, mit denen wir zusammen leben,
das Gefühl geben, dass sie mit uns sicher sind,
in dem wir ihre Schönheit anerkennen,
in dem wir das, was nicht mit Geld bezahlt werden kann,
mit unserer Aufmerksamkeit ehren.

Veit Lindau

<3 <3 <3

„Plauen“ (Pseudonym)

In der Küche folgender Kalender:
Vendredi

13
juillet
Danach hat niemand mehr abgerissen.


Sarah Kirsch

„Kreuztal“ (Pseudonym)

You have power over your mind — not outside events. Realize this, and you will find strength.

— Marcus Aurelius

„Schwetzingen“ (Pseudonym)

Die Sonne scheint mir auf den Penis - schen is ;)