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„Donaueschingen“ (Pseudonym)
Fällt euch auch auf, dass fast überall, auch in den Medien, der gute alte Imperativ von unregelmäßigen Verben wie "helfen", "nehmen", "essen" anscheinend verschwindet.
Statt "Hilf", "nimm" und "iss" sprechen und schreiben die Leute fast nur mehr "helfe", "nehme" und "esse".
Habt ihr eine Ahnung, woher das kommt? Wird das in der Grundschule so unterrichtet?
Was sagt Ihr? Und was schreibt ihr?
Freue mich auf eure Antworten!
PS: Hatte heute anscheinend einen kleinen Oberlehrer zum Frühstück :)
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„Telgte“ (Pseudonym)
Gute Frage, mir als gebürddichn Middlfranggn ist eine vermehrte falsche Verbflexion nie bewusst geworden obwohl ich theoretisch die korrekte Konjugation von Verben kenne.
Aber ich kenne auch Funktions- und Nutzungsweise eines Fön's und benutze keinen 😁
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„Schwerte“ (Pseudonym)
Gegenfrage, wenns schon um Verlust der Sprachkultur geht, warum dann der Titel nicht auf Deutsch?
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... und der Genitiv erst... Und seltsamerweise der Dativ auch, der ja dem Genitiv sein Tod sein/werden sollte, mit ihm aber mitverschwindet...
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Und das mit dem "Lebensjahr". Sie sagen: "Ab meinem 20. Lebensjahr" und meinen "Seit meinem 20. Geburtstag". I mog des ned. Immer muss man nachfragen...
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Ich beklage bitterlich, dass die Sprache gerade in den Medien immer "einfacher" wird. Früher war ein Journalist jemand, der in erster Linie die Sprache gut beherrschte und Grammatiksicher war (und wenn nicht so ganz, gab es die Korrektoren). Wenn man selbst zweifelte, wie etwas richtig geschrieben werden sollte, schaute man in die Zeitung.
Heute schreiben (gefühlt) irgendwelche Laien, die der deutscher Grammatik nicht wirklich mächtig sind, die Zeitungsartikel (vor allem online - auch Blogs usw.). Einiges davon ist wohl doch die neue deutsche Rechtschreibung - allerdings war mir nicht bewusst, dass Artikel, Fälle oder Verbformen abgeschafft wurden...
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„Donaueschingen“ (Pseudonym)
@P.Neumann
Mir geht es gar nicht um den Verlust der Sprachkultur. Ich sehe Sprache als ein sich wandelndes Phänomen.
Mir fällt diese neue, sehr verbreitete Verwendung des Imperativs auf und ich würde gerne wissen, woher das kommt.
Und warum nicht auch mal ein bisschen Denglisch ...
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„Schwerte“ (Pseudonym)
Weil Denglich ein Phänomen der Vereinfachung und damit Verarmung der Sprache ist.
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„Dachau“ (Pseudonym)
Optimistin, ja, das fällt mich auch seit ein paar Jahren auf und ich frage mich auch, woher das kommt. Dafür wird dann aber oft die Imperativform falsch im Präsenz singular verwendet ("ich nimm das mal"). Für andere Schrecklichkeiten, die vor einigen Jahren langsam aus dem Englischen einfach übernommen wurden und heute offenbar von allen so verwendet werden ("am Ende des Tages", "in 2015", "macht keinen Sinn"), gab es wenigstens eine Erklärung... auch wenn es dadurch nicht schöner wird.
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Jaaaaaaa! Das fällt mir auf. Ich habe das letztens erst diskutiert.
Eigentlich wird es oft noch schlimmer ersetzt: was nimmt ihr...
Was isst ihr...
Das nimmt so dermaßen überhand und ist auch nicht mit Lernschwächen zu erklären, wenn ansonsten Grammatik und Rechtschreibung ok ist.
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„Duderstadt“ (Pseudonym)
Und Denglich ist dann die nochmal vereinfachte Form ohne s. ^^
Mir fällt das Verkommen der deutschen Sprache auch immer mehr auf.
Ich kann nur vermuten, dass es daran liegt, dass den Imperativ kaum noch jemand korrekt beherrscht und man daher auf vereinfachte Formen ausweicht oder es einfach Faulheit ist.
Wenn man nicht weiß, ob Iss oder Ess richtig wäre, nimmt man eine geläufigere Form.
Es ist auch bei den unbestimmten Artikeln inzwischen 'normal', dass alles mit 'ein' verwendet wird.
"Ich kaufe mir ein neuen Fernseher", statt "einen".
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Oder die Deklination der Possesivpronomen:
Ich nehme mein Mann mit
Ich mag an dir dein Bart
Schlimm!
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„Donaueschingen“ (Pseudonym)
Ja, Knubbel N.Ase, die Phänomene, die einfach aus dem Englischen übernommen werden, kann man so schön sofort als solche erkennen. Für mich gibts für den "neuen" Imperativ aber irgendwie keine so schlüssige Erklärung. Vielleicht nur ganz simpel Faulheit :)
@P. Neumann
mich amüsiert Denglish meistens, manchmal nervt es auch.
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Oder "Ich habe Herr Schneider angerufen." Örks! Kein Mensch unter 30 kann das noch von sich aus richtig formulieren.
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„Donaueschingen“ (Pseudonym)
@crazyshine
iiiiieh!
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Und: Meist wird inzwischen "der Esel zuerst genannt". Also: "Ich und mein Bruder und seine Freundin haben dann das Auto geholt." Statt: "Mein Bruder, seine Freundin und ich ..." Stört mich auch.
Aber warum soll es uns beim Älterwerden mit der Veränderung der Sprache besser gehen als Generationen vor uns :-) Damit versuche ich mich zu trösten.
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„Obertshausen“ (Pseudonym)
Sprache ist ein sich ewig wandelndes und veränderndes Gebilde
"By convention" ist hier eins der entscheidenden Stichworte:
Wenn sich eine Sprachgemeinschaft im Laufe der Jahre auf bestimmte Worte, dere Konnotation und auch wie hier ihre Grammatik einigt wird das von selbst irgendwann der neue Standard
Man siehe sich hierzu sämtliche Lehnwörter aus anderen Sprachen (jetzt also nicht nur 1:1 übernommene Wörter) und staune wie wenig "richtiges" Deutsch es doch eigentlich gibt ;)
Oder Neologismen (Wortneuschöpfung) die von der Sprachgemeinschaft akzeptiert, und verwendet werden:
Als Beispiel fällt mir gerade Rettungsgasse ein.
Ein Wort das es nicht gab als es keine BABs gab, etwas beschreibt, eine Konnotation hat die wir durch Erfahrung und andere gelernt und akzeptiert haben und im alltägl. Sprachgebrauch "by convention" genutzt wird...
Auch die Konnotation kann sich ändern, wie beim Wort "geil", dass mehrmals die Bedeutung wechselte ;)
Genau das passiert mit Imperativ und vielen anderen "komplexeren" (ja wirklich jetzt =P) Grammatik-Strukturen auch
Man schaue sich die Sprache vor 100 oder 150 Jahren an und in 100 Jahren dann mal im Vergleich die heutige und die von dem Heute der Zukunft an...
Sehr unterschiedlich das Ganze dann
So läuft das nunmal ;)
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Mir rollen sich auch regelmässig die Zehennägel ein, wenn ich manche Texte, insbesondere in den sozialen Netzwerken oder in Kommentarfunktionen lese. Manche Leute schreiben so schlampig wie sie reden.
Das mag bei den jüngeren daher kommen, dass sie in der Schule "Schreiben nach Gehör" gelernt haben und in der weiteren Zeit nicht ausreichend korrigiert wurden. Aber zunehmend werden Formulierungen und Wortanwendungen auch von älteren Leuten adaptiert. Wenn ich schon dauernd "nen" als Artikel lese, also eine Verballhornung von "einen", wo eigentlich ein oder eine hin gehört.
In der Alltagssprache mag das ja alles unter regionalen Eigenheiten, Dialekt usw. durchgehen, geschrieben ist es meist nur peinlich. Und ganz schlimm wird es, wenn Profis so falsch sprechen oder schreiben - damit meine ich Moderatoren und Journalisten.
Es ist immer wieder wohltuend, wenn man wirklich gut geschriebene oder gesprochene Texte liest bzw. hört.
Diese fragwürdige Entwicklung hat m. E. nichts mit normaler Sprachentwicklung zu tun. Neue Wörter bürgern sich ein, Wörter, die nicht mehr gebraucht werden, verschwinden. Aber wenn einfache Grammatikregeln verschwinden und die Rechtschreibung so gar nicht mehr beachtet wird, dann ist das Schlamperei.
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„Brandenburg an der Havel“ (Pseudonym)
Warum beherrschen so wenige eine zumindest in den Basics korrekte Grammatik und eine gepflegte Ausdrucksweise in Wort und Schrift?
In der Schulzeit meiner Kinder fiel mir auf, dass Grundwissen zu wenig vertieft wurde. Themen wurden angerissen und wieder vergessen, unwichtige Dinge wurden betont.
Vieles krankt auch daran, dass in Zeiten von WA, TV und Co zu wenig gelesen wird. Android verfälscht perfekt die Worte, das Deutsch und die Sprache in der Presse ist, wie stierfrau schrieb, auch sehr oft nicht mehr das Maß der Dinge und die Sprache in den 'geistvollen' Formaten des Privat TV entspricht deren Inhalt.
Was mir auch immer wieder aufstößt, auch wenn ich hier lese, das Unvermögen von gefühlt 95% der Userschaft 'das' oder 'dass' korrekt anzuwenden, ebenso wird sehr häufig 'geniest' statt 'genossen'.
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„Telgte“ (Pseudonym)
Es ist auch tatsächlich viel regional bedingt.
Gerüchteweise soll es im nördlichen Bayern eine Gegend geben in der "als" und "wie" falsch verwendet werden...
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„Wuppertal“ (Pseudonym)
Ich denke, es wird die Sprache benutzt mit der man sich Wohl fühlt.
Und sie Entwickelt sich, Verwechslungsgefahr ist auch bei mir vorhanden, mir geht es aber ehr darum das man verstanden wird.
Hier mal ein Interessanter link zum Thema Sprache und Stil:
https://www.businessinsider.de/7-woerter-die-menschen-mit-stil-verwenden-2017-4?obref=BusinessInsider&obref=BusinessInsider

@Optimistin
Nehme das bitte nicht tragisch. Werfe dem Glauben nicht über Bord, dass alles tut gut werden tun. Gebe dir 1fach 1 Ruck und helfe evt. denen, die wo gern klaschisse Grammatik liken. ;)
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„Heide“ (Pseudonym)
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„Eisenach“ (Pseudonym)
Ich fürchte tatsächlich, dass unsere Sprache an vielen Stellen ein Opfer moderner Kommunikation geworden ist. Das fängt bei Groß- und Kleinschreibung an, geht weiter über Kommasetzung bei Aufzählungen und endet beim Dativ. Tatsächlich ertappe auch ich mich dabei, dass mir Formulierungen herausrutschen. Einfach, weil ich sie vermutlich so oft lese und höre.
Ich rede noch nicht einmal von Dingen wie 'des Wetters wegen/wegen des Wetters'. Man hat sich ein bisschen daran gewöhnt.
Vielleicht liegt es auch tatsächlich am Dialekt und daran, dass sich Dinge einschleichen. Bei Leuten, die wo kein Umfeld haben, das darauf achtet oder nichts sagen, weil, er könnte sich ja auf den Schlips getreten fühlen. :-))