Vorliebe für oder Abneigung gegen Nervenkitzel
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Rundum Leben

23.06.2019
Eigentlich hab ich gar keine Nerven mehr für Nervenkitzel. Das war in jüngeren Jahren anders. Da konnte es nicht gruselig genug sein. Da geht vieles jetzt gar nicht mehr.

Trotz des Wissens, dass es mich wahrscheinlich ein- oder zwei Stunden Schlaf kosten könnte, schau ich mir aber immer mal wieder z.B. Aktenzeichen XY an. Ich glaube, das setzt mir besonders zu, weil ich eben weiß, dass es echte Straftaten sind und keine Fiktiven.

Das Resultat ist, dass ich regelmäßig danach echt schlecht schlafe und mir Sorgen ohne Ende mache und meinen Mann bitte, die Wohnungstür festungsmäßig zu sichern.

Um dann nächsten Mittwoch wieder einzuschalten.... :) So ein bissel Grusel scheint auch irgendwie anziehend zu sein.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.06.2019
Danke, werde ich gleich mal lesen.

Die These, dass man Muße und vor allem Sicherheit braucht, um Krimis genießen zu können, kann ich gut nachvollziehen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.06.2019
Schau mal Optimistin - ein spannender Artikel zum Thema.
https://www.stern.de/kultur/buecher/krimi-boom--auf-spurensuche-bei-den-angstmachern-7280864.html

Einen interessanten Satz daraus finde ich diesen hier, der vielleicht auch erklärt warum ausgerechnet bei uns Krimis sich einer solch grossen Beliebtheit erfreuen.


Zitat aus dem Artikel:
"Um die Welt mit Krimis zu füllen, braucht es Muße und Sicherheit. Ich glaube nicht, dass in Syrien derzeit auch nur ein einziger Mensch Krimis liest."

Nie kommt man Menschen näher als in Ausnahmesituationen. Das Bild der Stärke, das wir der Welt von uns zu geben versuchen, wird erschüttert.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.06.2019
Ich habe z.B. ein relativ gutes Vorstellungsvermögen. Wenn ich lese, dass jemandem die Haut vom Körper geschält wird, dann sehe ich das vor mir, spüre die Schmerzen, die Verzweiflung des Opfers... Auch bei Filmen: Ich BIN dann in der Szene, für mich fühlt sich das an, als wäre ich dort. Ich habe keinerlei Distanz dazu a la "Oh, das ist nur ein Film" oder "Oh, das ist doch nur eine Geschichte".

Dann sind solche Themen einfach schwer zu ertragen. Ich könnte via Medien also vermutlich genau das ertragen, was ich auch im realen Leben ertragen können würde. Sadisten gehören da einfach nicht dazu. Aber denen gehe ich im realen Leben auch aus dem Weg. ;)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.06.2019
Merkwürdigerweise kann ich bei einem Psychothriller als Buch so richtig gut entspannen, bin voll konzentriert, es ist aber ein ähnliches "Flow-Gefühl" wie beim Malen.
Bei etwas entspannterer Fiktion gelingt mir das selten so gut.

Die These der kulturellen Prägung würde mich noch mehr interessieren; kenne leider nur Deutschland und GB wirklich gut. In beiden Kulturkreisen ist die Krimitradition sehr stark ausgeprägt.
Prägung ist sicher ein wichtiger Aspekt. Wenn Gruselgeschichten zu erzählen auch etwas Heimeliges hat und mit Sicherheit im Schoß der Familie (neben Papa auf dem Sofa oder beim Lagerfeuer in den Ferien etc) verbunden wird, dann ist es nicht so schlimm. Wenn es aber in den allzu realistischen/Existenz bedrohenden Bereich über geht (z.B. verlaufen im Wald, Bezugsperson im Einkaufszentrum verloren), dann ist auch verständlich, wenn sich jemand nicht freiwillig fürchten will.
Stilelemente wie Musik und Überraschung gehen direkt am Bewusstsein vorbei. Guckt mal die Duschsequenz in Psycho ohne Ton...
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23.06.2019
Grusel, Gewalt u. Horror ist für mich der Tod. Nicht mal ein spannender Krimi lockt mich vor den Fernseher. Hätte Albträume und würde mich nicht mehr aus dem Haus trauen. Hab früher mit meinem Vater Aktenzeichen XY gesehen. Horror...da ich alleine lebe gibt es diese Sendung für mich nicht mehr. Warum ich diese Abneigung hege kann ich nicht mal beschreiben. Vermisse es aber auch nicht
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.06.2019
Natürlich gibt es Menschen die einen Adrenalin Kick mehr geniessen als andere, ich denke aber dass das meiste einfach Prägung ist.
Es heißt, dass die Deutschen ganz vorne mit dabei sind wenn es um die Lust am Krimi geht und die Frauen noch etwas mehr als die Männer - das scheint mir doch hauptsächlich ein kulturelles Phänomen zu sein.
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23.06.2019
Ich vermute also eine Verbindung zur Kindheit

Ich glaube das liegt eher an der Erzählweise und Perspektive. Psychothriller und Filme sind eher auf den Effekt und oft aus der Perspektive des Täters erzählt, XY-ungelöst geht voll auf die Emotion aus der Sicht es Opfers und das ist meist ein Lieschen Müller und wie Du und ich, mit dem sich die Zuschauer sehr gut identifizieren können.


Psychothiller: Als er in seinem Appartment in San Francisco die Augenlider seiner Opfer durchzählte, dachte er kichernd an seine neue Nachbarin und ihre wunderschönen, langen Wimpern.

XY-ungelöst: Katrin H. aus Winnenden verlässt am 8. Oktober früh das Haus. Sie drückt ihrem schlafenden Sohn Klaus, genannt Klöschen noch einen Kuss auf die Stirn und weckt ihn, damit er sich für die Schule fertig macht ... es wird das letzte Mal sein, dass er seine Mama lebend sieht. Zehn Minuten später läuft Katrin H. ahnunslos ihrem gnadenlosen Mörder ins Messer.

Klar nimmt einen Letzteres auf einer anderen emotionalen Ebene mit.
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23.06.2019
ich könnte mir schon vorstellen, dass so eine Vorliebe eventuell in den Genen liegt. Ich kann mir sogar vorstellen, dass die Erfahrungen der schwangeren Mutter eventuell das ungeborene Baby beeinflussen. Bei Stress viel Adrenalin im Blut ...

Alles Spekulation, würde mich aber sehr interessieren, wie sowas entsteht.
An "angeboren" glaube ich nicht. Da haben wir doch alle eher ähnliche Voraussetzungen.
Anerzogen bzw. gemäß sozialer Prägung können sich diese Vorlieben bestimmt entwickeln.

Als Kind durfte ich länger aufbleiben und mit Papa Aktenzeichen XY schauen. Ich habe mich damals zu Tode gegruselt.
Das hat sich bis heute nicht geändert: wenn diese Sendung kommt, sitze ich teilweise mit Decke über den Kopf auf der Couch und fiebere mit.
Das ich bei etwaigen Psychothrillern in Buch oder Filmform ähnliche Gruselattacken habe, kann ich nicht feststellen.
Ich vermute also eine Verbindung zur Kindheit (nein, es ist bestimmt kein Trauma! 😉)
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23.06.2019
Die Diskrepanz zwischen echtem Leben und Fiktion besteht bei mir auch. Im echten Leben eher ein Hasenfuß, Bücher und Filme aber am liebsten mit Hochspannung - aber eher Psycho als Horror, und Blut und abgetrennte Körperteile muss ich nicht haben ...

Mich würde interessieren, woher es kommt, dass manche Menschen diese Spannung und den Nervenkitzel lieben und ihn aktiv suchen. Andre, auch wenn es nur Fiktion ist, das einfach nicht aushalten und sagen "Krimi. Nein danke!".

Hat das was mit Prägung in der Kindheit zu tun?
Ich habe schon als Kind gerne Gruselgeschichten gelesen, heimlich, mit Taschenlampe unter der Bettdecke. Das Klischee schlechthin.

Oder ist für manche Menschen das normale Leben einfach zu reizarm? Es fehlt der Adrenalinkick.

Oder ist es einfach vererbt? Meine Eltern liebten beide Gruselgeschichten, Psychothriller etc.

Psychologische Studien dazu kenne ich leider keine, würde mich aber echt interessieren!
Ich kann Bücher zu den härtesten Themen lesen, ohne dass es mir den Schlaf raubt. Deren Verfilmungen schlagen mir jedoch meist direkt auf den Magen. (Beispiel Friedhof der Kuscheltiere in der frühen Version)
Ich kenne aber auch Leute, deren Kopfkino viel krasser ist und die von den selben Filmen enttäuscht waren. 🤷Insofern tippe ich da auch auf Veranlagung. Wäre interessant zu wissen, ob das schon mal psychologisch untersucht wurde und zu welchen Schlüssen die Studien gekommen sind.

Im realen Leben würde ich gerne mal ein paar Adrenalin-Schocker (Basejump o.ä.) ausprobieren, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Was allerdings reale Gefahren wie Einbruch, Unfall etc betrifft, kann ich sehr gut darauf verzichten - auch in Simulationen.

Wahre Geschichte für alle "einäugigen" Grusel-Gucker: als bei einem Splatterfilm die Körperteile nur so flogen, sagte in der Kinoreihe hinter mir ein Typ "und gleich kommt das Team von MC Donalds und es gibt wieder Fleisch für die Hamburger". Seit dem muss ich bei solchen Szenen immer lachen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.06.2019
spannend ist o.k., aber sobald es blutig wird, oder es um abgetrennte Gliedmaßen geht, bin ich draußen. Es dreht mir dann richtig den Magen auf links. Deshalb kann ich Gruselfilme oder Krimis mit viel Blut gar nicht ab. Dabei bin ich im wahren Leben bei Verletzungen oder Unfällen total gelassen. Sowohl bei mir selber, als auch bei anderen. Ich habe schon Verwandten heftige Wunden verbunden, sie ins Krankenhaus gefahren, beim Nähen zugesehen. Erst wenn alles vorbei ist, wird mir ein wenig mulmig und ich brauche ein Glas Wasser. Es gibt also bei mir die totale Diskrepanz zwischen Fiktion und Realität. Würde ich auch gern mal verstehen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.06.2019
Nervenkitzel finde ich gut, wobei ich Horror-Movies und wenn Leuten bewußt weh getan wird, nicht gut verkrafte. Da sitze ich dann mit dem Kissen vor dem Gesicht und nur ein Auge lugt halb hervor. (Ich würde mich auch wahlweise an ein männliches Wesen kuscheln, aber das steht gerade nicht zur Verfügung. ;))
Ging mir zuletzt so in dem Agententhriller "Red Sparrow" der z.B. Folterszenen hat. Oder die Saw-Filme z.B. wären, wenn sie nicht so grausam wären, total mein Ding: Harte Rätsel, Druck, irgendjemand muß irgendworaus entkommen = voll mein Ding. Aber doch bitte nicht, wenn er sich dabei Gliedmaßen entfernen muß. (Wer die Szene wiedererkennt,weiß wie weit ich bei Saw gekommen bin und ab wann ich die Storys in Wikipedia weiter gelesen habe. ;))
Ich liebe z.B. Escape-Room, aber würde nie sowas wie Russisch Roulette oder sowas spielen und wahnsinnige Risiken eingehen. Auch beim Reisen, bei dem man ja auch immer Risiken eingeht: Ich habe immer versucht die Risiken so gut wie möglich abzusichern, auch wenn die Nerven an der einen oder anderen schon ganz schon ziemlich gekitzelt haben. ;)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.06.2019
Grusel-Horror-Erschreckfilme sind gar nichts für mich. Spannende Filme hingegen mag ich schon, aber manchmal brauch ich ne Pause dazwischen, wenn es zu aufregend ist. Darum schau ich die meist nicht im Kino an.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.06.2019
Ich mag es gerne spannend. Aber immer wenn jemand in eine fremde Wohnung eingedrungen ist und kurz vorm erwischt werden steht, befällt mich ein ungutes Gefühl. Was mich also für den Einbrecher-Beruf ungeeignet macht. ;-)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.06.2019
Es kommt darauf an. Bei Filmen bin ich da recht offen.
Im realen Leben, ab und an etwas Nervenkitzel ist ganz schön aber wenn ich jeden Tag denken muss, oh Gott, was erwartet mich jetzt schon wieder.... das bekommt meinem Nervenkostüm nicht wirklich gut 😉
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.06.2019
Gestern entspann sich mit einer Freundin ein nettes Gespräch über ihre absolute Abneigung gegen Krimis, Psychothriller - Nervenkitzel jeder Art. Eigentlich wollte ich sie in den Thriller "Greta" einladen, aber keine Chance :).

Mir kann es dagegen überhaupt nicht nervenaufreibend genug sein.

Wir haben uns gefragt, woher diese Vorliebe oder Abneigung kommt und kamen fast zu dem Schluss, dass es vielleicht angeboren sein könnte. Was denkt ihr?