Vor 30 Jahren - Wo wart Ihr als die Mauer fiel?

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 41 Antworten

„Lübeck“ (Pseudonym)

Meine Aufmerksamkeit galt damals meiner 3-jährigen Tochter, dem täglichen Allerlei einer alleinerziehenden Mutter und meiner Arbeit.
Man bekam natürlich mit, dass da was vor sich ging, aber an den Fall der Mauer hätte ich nie im Leben geglaubt.
Und so habe ich die denkwürdige Pressekonferenz und die nachfolgenden Ereignis verschlafen...
Am nächsten Morgen wurde ich auf der Arbeit mit der Frage, ob ich schon im Westen gewesen wäre, begrüßt. Nö...
Und es hat auch noch ein paar Wochen gedauert, bis ich mich mit Kind getraut habe. Das Gedränge an den Grenzübergängen war mir doch zu groß. In Wohnnähe wurde dann ein Übergang geöffnet und der Weg geebnet...ausgerechnet nach Kreuzberg. Aber das war egal...

Ich saß daheim am TV und habe es live mitbekommen... hab geweint vor Freunde. Ich war in dem Sommer vorher das erste Mal nach meinem Unfall (der war einige Jahre vorher bei einem Verwandtenbesuch in Ostberlin) wieder im Berlin. Am nächsten Tag war Jugendgruppentreff in der Kirchengemeinde und wir haben beschlossen, Ostern in die Partnerstadt von Dortmund - nach Zwickau - zu fahren.... endlich konnten wir unsere Partnergemeinde mal besuchen... der Mauerfall war das 1. Großereignis in meinem Leben, daß ich bewußt miterlebt habe ....

„Weyhe“ (Pseudonym)

"...ausgerechnet nach Kreuzberg."

Was war daran das Problem?

„Lübeck“ (Pseudonym)

"Was war daran das Problem?"

Es gibt schönere Stadtbezirke, wenn man Berlins Westteil zum ersten Mal betritt.

>> du hast die sagenumwobene Pressekonferenz tatsächlich gesehen? ... Der Schluss muss definitiv ein Hinhörer gewesen sein!?! <<

@Doppelt
Eher nicht, jedenfalls nicht aus damaliger Sicht: Schabowskis langatmiges Gerede, das ja über eine Stunde dauerte, wirkte fahrig, improvisiert, holprig-bürokratisch, mit irgendwelchen gut klingenden, doch vagen Versprechungen u. Ausflüchten, von denen es viele in jenem Stadium gab - für mich eher Beschwichtigungen für die fragende Westjournaille, die am Ende auch nicht mit Halleluja-Gebrüll zu den Newstickern stürzte, sondern gedämpft optimistisch berichtete, in der Art: es könnte vielleicht, wenn sich diese Äußerungen vielleicht bestätigten sollten, evt. die Grenze heute nacht, zunächst heißt es für uns abwarten ... . Will sagen: alles klang nebulös positiv, doch nicht konkret spruchreif in meinen Ohren.

Ich war 21 und auch gerade Mama geworden. Mein Sohn ist mittenrein in die Wende geboren. Am 09. November 89 hatte ich meinen Sohn abends bei meinen Eltern geparkt und war mit meiner Schwester auf einer Demo auf dem Marktplatz unseres Heimatortes. Gerade kochte das Thema Wahlfälschung hoch, da rannte plötzlich der Vorsitzende des örtlichen Karnevalsvereins auf die Bühne und brüllte ins Mikro...."Leute, geht heim! Die Grenze ist auf."

Erst schauen sich alle ganz ungläubig an. Dann löste sich die Demo in alle Himmelsrichtungen auf. Wir sind daheim sofort an an den Fernseher gelaufen und konnten nicht glauben, was wir da sehen und hören. Ich lebte damals in einer Ortschaft ca. 15 km von Dresden entfernt, direkt an der A13 nach Berlin. Wir haben die Autobahn nie so voll gesehen. Trabbi an Trabbi...gen Berlin. 😂😂😂

Es war einfach nur der Wahnsinn und ich bin nach wie vor froh, dieses Stück Geschichte miterlebt zu haben. Für möglich gehalten hätte das damals glaube keiner. Es waren verrückte Wochen, vor und nach dem Mauerfall.

„Regensburg“ (Pseudonym)

Die Pressekonferenz wurde übrigens nur im DDR Fernsehen übertragen und das Thema war die zehnte Tagung des Zentralkomitees der SED.

Um den eigentlich springenden Punkt ging es erst ganz am Ende, als die meisten Journalisten und Teams ihre Kameras und Aufnahmegeräte schon abgeschaltet hatten (weil die Punkte vorher schon so belanglos und uninteressant waren) - also Hut ab vor den Leuten, die als Zuschauer da eine Stunde durchhielten (ich vermute es waren nicht viele). Genau deshalb haben wir heute als Beleg im Grunde auch nur die Aufzeichnung dieser Übertragung und nicht hunderte von Quellen von anderen Sendern.

Und die Live-Übertragung des DDR Fernsehens gabs damals vermutlich im Westen nur in Nähe der Grenze zu empfangen - kann mich irren, aber bei uns konnte man definitiv kein DDR Fernsehen empfangen.

Besonders erstaunlich wäre es also nicht im Westen die Pressekonferenz nicht mitbekommen zu haben.

In den Nachrichten (West) z.B. Tagesschau um 20:15h nach der Pressekonferenz gab es Ausschnitte zu sehen und es wurde gesagt, die Grenze sei offen.

Ich, zu der Zeit 27, war zu Hause in meinem West-Berliner Wohnzimmer, mein 3-jähriges Kind schlief schon, als ich völlig ungläubig die Nachrichten schaute... Ich hatte/habe seit meine Teeniezeit Freunde mit gleichaltrigem Kind (Zufall) in Weimar (damals), die einen Ausreiseantrag gestellt hatten, der gerade erst genehmigt wurde... Sie sollten 3 Tage später mit den erlaubten Kisten und Koffern auf dem Weimarer Bahnhof stehen, um auszureisen... Ich habe den ganzen Abend versucht, sie zu erreichen, da nun alles unklar war und ich mir Sorgen machte... Sie selbst hatten kein Telefon, daher über die Eltern... Nach Stunden kam ich endlich durch und erfuhr, dass sie sich einfach nicht trauten, sich nun einfach ins Auto zu setzen und jetzt schon auszureisen, denn sie trauten verständlicherweise dem Ganzen nicht... Sie reisten dann also am vorgeschriebenen Termin ganz ordentlich aus... Ich verpasste dadurch leider an diesem Tag das ganze Spektakel an der Mauer, was ich heute manchmal bedauere... Die Freundschaft aber besteht heute noch, ich war vor ein paar Wochen zur Hochzeit des Kindes in Weimar, denn das lebt wieder dort...

„Neu-Isenburg“ (Pseudonym)

Da war ich gerade mal 6 Jahre alt und ein wilder Bengel 🤣🤣

„Naumburg“ (Pseudonym)

Pankow ist ja auch eher ruhig und beschaulich, also eher genau das Gegenteil von Kreuzberg. Klar das sich skipper1964 in Kreuzberg nicht wohlfühlen kann.