Suizid - feige oder mutig?

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 229 Antworten

@Amora:
Das Problem ist, dass man nicht genau weiss, wie Rückfälle vermieden werden können. Bei jungen Leuten ist oft das Ende der Pubertät hilfreich, wenn die Hormonspiegel sich allmählich einpendeln. Es gibt Anzeichen, dass auch Schwangerschaften bei jungen Frauen die Rückfallquote mindern. Und Selen- und Lithiumspiegel entscheidend sein können. Sport und allgemein bewusste Bewegung ist auch gut. Die Geschlechtszugehörigkeit und -identifikation bestimmt oft die Art einer psychischen Erkrankung. Einfach ist es in keinem Fall.
Die Begleiter durch die Krankheit müssen oft sehr sehr stark sein. Nur schuldig dürfen sie sich NIE fühlen. Es gibt keine Schuld an Krankheiten, und auch keine bei Suizid. Man muss schon eine gehörige Portion Demut mitbringen, und das Wissen, dass jeder Mensch alleine sein eigenes Leben lebt. Und wie er es leben muss, kann niemand bestimmen.
Also: Nur hoffen, dass dieser Kelch an einem vorbeigeht, und versuchen, das Leben so zu gestalten, dass man sagen kann: "Das oder der Mensch tut mir gut, das andere oder der andere tut mir nicht gut." Und alles vermeidet, was ein schlechtes Bauchgefühl auslöst.
Kostet Kraft, funktioniert aber mittlerweile...:-)

„“ (Pseudonym)

Patty,

na genau das hatte ich ja geschrieben, es ist ein Kampf, egal ob leichter oder schwerer, aber man muß stets auf sich achten, ein Leben lang.
Natürlich gibt es Phasen, in denen man auch mal gar nicht daran denkt, aber es kann trotzdem immer wieder kommen. Und das wissen Betroffene, die ihre Krankheit kennen, sich damit beschäftigt haben und daran arbeiten genau.

Und die Gefahr, zu einem Suchtmittel wie Alkohol, Tabletten oder Drogen zu greifen, um den Schmerz zu mindern, zu dämpfen usw. ist ja auch bei Vielen existent, das hatte ich noch vergessen zu erwähnen.

o.k., wir wissen also, wovon wir reden. So ergibt sich die Urfrage des Threads als reine Frage zur Selbsteinschätzung...

Ich bleibe auch dabei, dass man hier überhaupt keine Wertung abgeben kann und darf. Die Ursachen - und Folgen -eines Suizids oder Suizidversuches sind zu existentiell, als dass man sich eine Antwort anmaßen dürfte.

...einen ganz lieben, von Herzen kommenden Knuddler an alle Betroffenen und Mitleidenden. Ist vielleicht nicht wirkungsvoll, aber könnte guttun...:-)

„“ (Pseudonym)

Ich habe die Sendung auf VOX heute morgen in der Wiederholung gesehen.

Es waren interessante Berichte, offene und zu Herzen gehende Worte, die mich sehr berührt haben!

Und dieser Bericht zeigt wieder mal ein Stück weit mehr, daß eine Genesung möglich ist, daß man es schafft, psychisch stabil durchs Leben zu gehen.

Es wird wohl auch immer so sein und wie Amora auch schreibt, daß niemals ausgeschlossen werden kann, daß einen die Krankheit wieder befällt.
Aber man kann dagegen angehen... mit entsprechender Hilfe und lieben Angehörigen.

Millionen Menschen sind davon betroffen und wissen es nicht einmal. Auch mir ging das jahrelang so, denn ich wollte es einfach nicht wahrhaben, daß ich psychisch erkrankt war.

Ich wünsche allen Gesunden, Genesenden und vor allem allen Betroffenen, die Chance ein Leben zu leben, daß lebenswert ist.

„“ (Pseudonym)

Was ich dazu noch schreiben möchte und eben vergessen habe...

Auch wenn es sich für manche blöd oder gar lächerlich liest... ich habe mir während meiner letzten Therapie vor 5 Jahren folgendes Ritual angewöhnt:
Morgens nach dem Aufstehen, bzw. wenn ich ins Bad gehe um mich für die Arbeit fertig zu machen, dann stehe ich vor dem Spiegel, lächel mich an (naja... manchmal fällt das Lächeln auch mal bissel schräg aus) und sage mir folgenden Satz:

"Heute ist ein schöner Tag, ich bin hübsch und gesund und freue mich am Leben."

Auch mein Handy begrüßt mich mit dem Spruch: Heute ist ein schöner Tag!

Vielleicht hilft es ja auch der/dem ein oder anderen hier... wäre schön! :-)

„“ (Pseudonym)

@? Amazing ? Das ist weder blöd noch lächerlich sondern eine sehr gute Methode das Unterbewusstsein zu "programmieren".
Der Spruch "Glaube versetzt Berge" ist nicht von ungefähr entstanden und es heißt, das etwas, was wir 21 Tage lang machen, vom Unterbewusstsein gespeichert wird.

„“ (Pseudonym)

Seit ihr euch sicher, dass jeder Suizid aus einer Depression heraus entsteht? Kennt jemand ein paar Zahlen dazu?

„“ (Pseudonym)

... SUIZID IST WOHLWEISLICH TÖDLICH - ALSO - DA HILFT IM VORFELD "NUR" EIN PROFI - ANSONSTEN GEHT FRAU/MANN KEINE ÖFFENTLICHEN WEGE ...

„“ (Pseudonym)

Kris, genaue Zahlen habe ich da nicht, müßte dazu auch im Internet nachlesen, aber ich weiß, daß ein Suizid immer Folge einer Depression ist... in welcher Form auch immer.

„“ (Pseudonym)

Amazing,

da möchte ich Dich korrigieren: eine Schulkameradin hat versucht, sich umzubringen, am Tag als ihr Freund mit ihr Schluß gemacht hat.

Sie hatte überhaupt keine Depressionen, das war ein blanker Blackout aus dem zu dem Zeitpunkt unüberwindlich erscheinenden Verlassensschmerz.

Wir waren übrigens 14 Jahre...

„“ (Pseudonym)

Amora, Du hast Recht! Es gibt natürlich auch sogenannte "Blackouts".

„“ (Pseudonym)

@fen-fire ich hoffe, ich hab das jetzt richtig geschrieben..
Denken Diejenigen denn auch an Die, die Sie zurücklassen..
Nein, das glaube ich nicht.. Denn wenn Sie sich gedanken darüber machen würden, würden Sie sich warscheinlich Denjenigen anvertrauen und sich nicht einfach davonschleichen..(Wie gesagt, ich möchte hier Niemanden angreifen..) Das ist einfach nur meine Meinung zu diesem Thema.

Klar, kann man eine Depression nicht einfach zur Seite schieben.. Aber ich denke, dass es heutzutage viele Mittel und Wege gibt, eine Depression zu bewältigen..

Wenn ich mein Leben so betrachte, hätte ich mich warscheinlich xMal umbringen müssen. Aber ich habe es nicht..
Es gibt möglichkeiten der Therapie, Medikamente, Psychologen, Kliniken.. Ach es gibt unendlich Möglichkeiten..

Ich finde das ist ein hochbrisantes Thema.. und ich werde mich da jetzt wohl zurückhalten, weil ich Niemandem zu Nahe treten möchte.

@melinda:
ich habe nicht den eindruck, dass du jemandem zu nahe trittst, es ist einfach eine andere denke...
wenn du an die denkst, die du zurücklässt, bist du nicht so krank, dass du dich wirklich umbringen würdest.
du tust es nur wirklich, wenn du ganz allein bist. in dir drin. (die beziehungs-suizide ausgenommen, bei denen man seine kinder oder gar die ganze familie mitnimmt.)
deshalb braucht man diejenigen, die einen aus dieser absoluten einsamkeit herausholen. bzw. der erste schritt in eine gesundung ist schon getan, wenn man sich darüber klar wird, dass etwas nicht stimmt.

liebe grüße

„“ (Pseudonym)

Melinda, es ist doch vollkommen OK wenn Du Deine Meinung dazu schreibst.
Ich habe damit absolut kein Problem und Du trittst hier auch niemandem zu nahe.

Ich kann hier halt nur nochmal wiederholen wie es bei mir war:

Ich habe jahrelang nicht erkannt, bzw. wollte es nicht wahrhaben, nicht zulassen, daß ich an einer Depression leide... genau das ist der Punkt.

Und irgendwann war ich soweit, daß ich niemandem mehr zur Last fallen wollte... ich wollte nur noch meine Ruhe... Ruhe vor den vielen Fragen... Ruhe vor den schlimmen Gedanken die mich Tag und Nacht gequält haben.

Natürlich gibt es Mittel und Wege, um eine Depression zu behandeln... ABER: Man muss erstmal dahin kommen zu sagen, ich bin krank... sich Hilfe zu holen.

Das kann mitunter ein sehr langer und qualvoller Weg sein... und manchmal endet er eben im Tod.

@ melinda
kein problem, du trittst mir nicht zunahe, und ich kann eine andere meinung oder einstellung dazu akzeptieren (was ja nicht automatisch verstehen heißt und heißen muss), nur eben auch nicht von meiner abweichen ... also alles ok!

ja der weg bis man soweit ist, dass man hilfe holt und vor allem auch langfristig zulässt, ist manchmal erschreckend quälend lang, und es gelingt auch nicht immer beim ersten versuch, habe ich bei mir feststellen müssen ... und es lagen jahre dazwischen, in denen ich mich immer nur durchgewurschtelt habe. bis dann der völlige einbruch kam - seit dem kann ich hilfe zulassen, und ich steh auch dazu. es tut gut, alle zeit lang mal jemanden professionellen, objektiven zu haben, bei dem man abladen kann, und mit dem man diskutieren kann.

„“ (Pseudonym)

fen_fire, es erging mir genau wie Dir... ich habe mich Jahre "durchgewurschtelt" und es hat ewige Zeiten gedauert, bis ich erkannt habe, daß ich krank bin... und ja, es tut gut wenn man den "Müll" den man mit sich rumträgt, endlich abladen kann/darf!

Peppermint hat es ganz richtig erkannt: "... der erste schritt in eine gesundung ist schon getan, wenn man sich darüber klar wird, dass etwas nicht stimmt... "


Edit: Ergänzung.

„“ (Pseudonym)

feige ist ungünstig gewählt.

ist es feige weil man sich dem leben nicht mehr stellen mag, also äußeren einflüssen, oder ist es mutig, weil man urinnerste triebe, die erhaltung des eigenen lebens, überwinden kann.

also nicht falsch verstehen, ich war selbst schon in sehr grenzwertigen situationen in meinem leben. ABER ziehe den kampf einem suizid vor. allerdings glaube ich auch, das der menschliche körper und die psyche eine belastungsgrenze haben, die zwar von vielen viel zu weit unten gesteckt ist, die aber durchaus überschritten werden kann.

„“ (Pseudonym)

Hallo Zusammen,

ich möchte euch mal etwas von der Seite der Angehörigen erzählen. Meine Mutter ist seit dem ich 10 Jahre alt war sehr stark psychisch krank. Sie wollte sich ständig umbringen, hat das Gas über Nacht laufen lassen, ich sollte ihr ständig Messer bringen und sie hat die Menschen die ich am liebsten habe nur beleidigt. Irgendwann fragte sie mich mal was ich mache würde wenn sie nicht mehr da wäre, ich sagte nur, dass ich glücklich wäre. Natürlich weis ich das sie krank ist, aber damals war ich 16 und stand kurz davor, auf Grund ihrer Krankheit, selber krank zu werden. Da all dies auch nicht an mir vorrüber ging.
Ich denke einfach wenn jemand gehen will hat er das Recht dazu, aber man sollte die Menschen nicht vergessen, die auch vorher all die Symptome miterleben.
Ich werde nie wieder ein 100% iges Mutter-Tochter-Verhältnis zu ihr aufbauen können, aber ich bin froh das ich sie nicht mehr dafür hasse!

LG

Stini

„“ (Pseudonym)

Hallo , ich denke das man wenn sehr schwer krank ist und es keine chance auf heilung gibt das man dann ein recht auf selbstötung hat aber nur bei wirklich schwersten krankheiten krebs unheilbar oder andere schwerstkrankheiten. Phyisch ist irgend wie heilbar kur... oder durch therapie sollte kein grund sein. zumindest so das man mit leben kann.

„“ (Pseudonym)

das erkennen der eigenen depression ist schon der weg zur besserung.

ich habe den satz hier schon gelesen und kann ihn nur wiederholen:
leben möchten aber nicht können.

„“ (Pseudonym)

@Stini ich habe alle Achtung vor dir.
Was du durchgemacht hast, ist nicht selbstverständlich.
Ich kenne das...nicht von meiner Mutter , sondern von meiner Tante.
Ich finde schön, das du deine Mutter nicht hasst....ich habe auch oft gedacht.....wäre sie nur tot.... aber heute weiß ich, das es falsch war. Ich liebe sie wie nie. Heute sieht sie es selber auch anders. Sie hat Therapien mitgemacht und es geht ihr gut.
Jeder von uns kann in so eine Situation kommen und kann nur hoffen, Menschen wie dich zu haben, die hinter einem stehen.

„“ (Pseudonym)

Stini, auch ich kenne das Gefühl nur zu gut! Aber in umgekehrter Weise!

Ich habe mich jahrelang dafür gehasst, was ich meiner Familie, vor allem aber meinem Sohn und meinem Mann, mit meiner Krankheit angetan habe!

Ich habe immer versucht, meinen Sohn "außen" vor zu lassen... es ist mir mit Sicherheit nicht immer gelungen...

Im Januar wird mein Sohn 27... er hat mir meine Krankheit "verziehen"... wir haben/hatten trotz meiner Depressionen immer ein inniges und herzliches-liebevolles Verhältnis zueinander.

„“ (Pseudonym)

Amazing, meine Mutter hat mich in jede Situation mit einbezogen, am liebsten wäre ihr gewesen ich bringe sie um, da sie zu feige dazu war. Und Schuldgefühle kennt sie nicht, wobei ich hier sagen muss, dass ihre Erkrankung (schizophrene Psychose mit Depression) auch noch ein Zacken schärfer ist. Im Prinzip war ich ab meinem 10. Lebensjahr die Erwachsene von uns beiden. Ich kann ihr heute noch nicht mal von meinen Problemen erzählen, wenn es Große sind, macht sie sich so einen Kopf, dass sie erst mal wieder eingewiesen werden muss. Mein Opa liegt gerade im Sterben und das nimmt sie so richtig mit, mal sehen, wie sie das verkraftet. Das Problem ist einfach, hätte man die Krankheit früher erkannt, hätte es nicht so weit kommen müssen. Die einzigste Angst die ich immer habe, ist das ich genauso werde. Es ist ja schließlich zu 10% vererblich, bis jetzt ist es noch sehr unwahrscheinlich, aber wer weis was noch in meinem Leben passiert.

Ich denke mal deinem Sohn viel das auch einfacher als mir, da du wieder seine Mutter bist. Ich habe seit 16 Jahren keine wirkliche Mutter mehr, da sie einfach mit sich selber beschäftigt ist. Auf der einen Seite bin ich dadurch stark geworden, aber ich möchte auch einfach mal im Leben einen Menschen haben an den ich mich anlehnen kann. Der mich unterstützt und dem ich auch mal die Zügel in die Hand geben kann. Auch im Beruf muss ich führen und bin auf mich allein gestellt und da ist es auch ganz schön nach Hause zu kommen und einen selbstständigen Menschen zu treffen.

Ich freue mich aber für dich und deine Familie, dass du diese Krankheit überwunden hast, denn das ist nicht leicht. Jemand der damit noch nie etwas zu tun hatte, kann das nicht im Ansatz nachempfinden.

Liebe Grüße

Stini