Suizid - feige oder mutig?

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 229 Antworten

das ist ein hochsensibles thema, mit dem ich mich leider so oft schon auseinandergesetzt habe. mein letzter suizidversuch ist in sechs tagen genau zwei jahre her. das schlimmste ist die reaktion der anderen, das hirnlose elende "was machst du denn für sachen", "hast du schon mal überlegt ...", dieser versuch einem auch noch ein schlechtes gewissen einreden zu wollen - als wäre das eine unüberdachte handlung gewesen die man hätte nicht ausreichend abgewogen, und als trüge man nicht selbst schon genug daran mit sich ... aber es geht hier nicht um die anderen, das ist die wohl privateste entscheidung die man/frau treffen kann, es geht um mich, mich alleine.
mutig oder feige, vielleicht ist es von beidem ein bisschen. aber in erster linie ist das für mich ein versuch, sich im letzten moment endlich selbst gerecht zu werden, wenn nichts mehr geht. mal auf das tiefe innere hören, das sagt ich kann nicht mehr. dieser überwältigenden sehnsucht nach stille, ruhe, loslassen und fallenlassen nachgeben - das versteht meiner meinung nach sowieso nur eine person, die auch in einer solchen situation ist oder war. heute geht es mir besser, dank viel therapie und viel arbeit an mir selbst. aber trotzdem: ich trag die sehnsucht immer noch in mir, an jedem verdammten einzelnen tag, egal ob er gut oder schlecht ist. mal kann ich besser, mal schlechter damit umgehen.

edit: ich habe mal einen spruch (ich glaube aus irland) gelesen, der da lautet:
"mögest du leben so lange du willst, und es wollen so lange du lebst"
der hat mich sehr bewegt und geht mir seither einfach nicht mehr aus dem kopf.

„“ (Pseudonym)

@fen_fire, Du beschreibst es genau so, wie ich es auch sehe... Dein Beitrag hat mich sehr berührt!
Die Sehnsucht endlich "Frieden" zu haben... niemandem mehr zur Last fallen, vor allem wenn dann solche Sprüche kommen!

Und ich stimme Dir zu 100% zu wenn Du schreibst, daß man es tatsächlich auch nur dann nachvollziehen kann, wenn man selber schonmal in solch einer unsäglich quälenden Lebenssituation war...

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, daß Du so lange leben willst und es vor allem auch so wollen, so lange du lebst... (ein wunderschöner Spruch!!)

„“ (Pseudonym)

Ohne hier irgendwem Nahe treten zu wollen.. Ich selber habe eine Freundin, deren Bruder sich das Leben genommen hat. Und das ganz in der Nähe Ihres Hauses.. Und komischer Weise hat er Sie kurz vorher noch versucht zu erreichen, wie er es die beiden letzten Male erfolgreich oder erfolglos (je nach dem aus welchem Blickwinkel man das betrachten mag) geschafft hatte.
Meine Freundin ist heute noch 3 Jahre später traurig, hilflos und stinksauer, dass er sich hat einfach so davongestolen hat.

Ihr ältester Sohn hat auch schon davon gesprochen, sich das Leben zu nehmen, ist psychisch Labil, wieder will ich hier niemandem zu nahe treten.

Ich persönlich und das ist meine Meinung finde, dass es immer eine Lösung gibt, sich nicht aus dem Leben zu schleichen.

Denken Diejenigen, die eine solche Entscheidung treffen und sie dann auch durchziehen denn auch mal daran, was sie Ihren Kindern, Geschwistern, Eltern oder Männern und Frauen antun??

Meine Freundin hat sich große Vorwürfe gemacht.. sich gefragt, warum Sie gerade in dem Moment, als Ihr Bruder sie erreichen wollte, nicht zu Hause war, warum Sie es nicht verhindern konnte.. Die Kriminalpolizei sagte Ihr damals nur, dass jemand der sich, um es mit meinen Worten auszudrücken, davonstiehlt und nicht aufgehalten werden will, nicht davon abzubringen ist..

Dieser junge Mann hat alles bis aufs kleinste Deteil geplant. Bei Ihm zu Hause wurde eine Liste gefunden, mit all den Sachen, die er benötigte und was er noch erledigen musste, bevor er gegangen ist..

Ich denke jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens mindestens einmal den Gedanken daran, sich umzubringen. Aber ein gesunder, normaldenkender Mensch macht das dann einfach nicht, weil es andere Lösungen gibt. Und seien wir doch mal ehrlich.. das Leben ist zu schön, um es einfach wegzuwerfen.

Wie gesagt, es ist mir wichtig, dass sich hier niemand von mir angegriffen oder verurteilt fühlt. Ich gebe hier nur meine Gedanken wieder.
Dieses Thema beschäftigt mich sehr und wühlt mich immer wieder auf.

„“ (Pseudonym)

Melinda... als Betroffene kann ich Dir sagen, daß Du mir keineswegs zu nahe getreten bist, im Gegenteil, ich danke Dir für Deinen offen Beitrag.
Aber ich denke auch, daß Du Dir Deine Frage, ob ein Selbstmörder auch an die denkt die er zurück lässt, bereits selbst beantwortet hast.

Denn Du schreibst selbst: "... ein gesunder, normaldenkender Mensch macht das dann einfach nicht, weil es andere Lösungen gibt..."

Ein psychisch und auch physisch gesunder Mensch, wird sicherlich nicht versuchen, sich das Leben zu nehmen.

„“ (Pseudonym)

Melinda,

Du schreibst:

"Und seien wir doch mal ehrlich.. das Leben ist zu schön, um es einfach wegzuwerfen."

Das Problem ist, daß Menschen, die in dem tiefen Loch sind, das eben nicht (mehr) so sehen.

Und manchmal gibt es dann eben keine Lösung mehr außer dieser einen.

@melinda
"Denken Diejenigen, die eine solche Entscheidung treffen und sie dann auch durchziehen denn auch mal daran, was sie Ihren Kindern, Geschwistern, Eltern oder Männern und Frauen antun??"
--> das ist exakt dieses 'hirnlose gerede' das ich in meinem beitrag gemeint habe - was glaubst du, wie groß der leidensdruck sein kann und muss, wenn man sich entschließt, genau das alles zurückzulassen? ich denke das kannst du nicht erfassen. dein leben mag zu schön sein, um es wegzuwerfen, ich wünsche dir dass du nie in eine situation kommst, in der du darüber nachdenken musst. andere wie ich haben mit / in ihrem leben eben andere erfahrungen gemacht. wo wir wieder bei dem punkt mit dem 'nachvollziehen' sind, dass man von menschen ohne psychische beeinträchtigung nicht erwarten kann - in diesem sinne bist du auch mir damit nicht zunahe getreten, denn das kannst du eben gar nicht ...

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@amazing
ich bin seit ich denken kann ein grenzgänger (BPS). ich habe lang überlegt ob ich einen kommentar poste oder nicht - aber es war ok, und ich fühle mich durch deinen beitrag, und auch die anderen von dir, die ich noch mal in ruhe gelesen habe, verstanden, was wie wir feststellen, nicht immer so sein kann. danke für deine lieben worte, auch ich wünsche dir, dass es dir weiter gut geht und du die balance hältst, und zu jeder zeit ein gutes netz unter dem alltäglichen drahtseilakt gespannt ist ...

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das leben wird in ewigkeit entweder chaos sein oder schöpfung: sklaverei oder wagnis der freiheit; verzweiflungsschrei oder tat aus dem glauben. es wird immer ein gang am abgrunde hin; alles licht in ihm ist ein trotzdem, eine überwindung des todes, ein muß aus tiefster seele, ein strömender, sonnenhaft geballter wille, der durch die nacht bricht und sich gegen die nacht behauptet.
georg stammler, (1856 - 1938), deutscher rechtsphilosoph

„“ (Pseudonym)

Ich habe einige private Mails zu dem Thema bekommen, die mich alle sehr bewegt haben und ich möchte an dieser Stelle, auch wenn ich dies bereits privat getan habe, nochmals allen Danke sagen, die mich angeschrieben haben!

Gerade als Betroffene, berühren mich solche Schicksale immer sehr und es gehört schon einiges dazu, sich "öffentlich zu machen", auch das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Das Leben ist zu schön, um es einfach wegzuwerfen!?

Ja... mit Einschränkungen... MIT für diejenigen die krank sind, oder denen es aus anderen Gründen nicht gut geht... OHNE für diejenigen denen es an nichts fehlt... sei es nun gesundheitlich oder finanziell.

Ich möchte an dieser Stelle gerne nochmal einen meiner persönlichen Lieblingsprüche erwähnen:

Glücklich sind die Menschen, wenn sie haben, was gut für sie ist.
(Platon)

„“ (Pseudonym)

Hier hat sich in den letzten Tagen ein Mann umgebracht, indem er mit dem Motorrad durch eine Mauer gefahren ist.

"Mutig" ist es, vor allem aber auch sehr traurig.

Man sollte auf seine Mitmenschen achten - es wenigstens versuchen.

„“ (Pseudonym)

LaLunaBln, da hab' ich mich wohl bissel "verquer" ausgedrückt... ich meinte damit, daß jemand, der in erster Linie und vor allem psychisch und physisch gesund ist, das Leben leichter mit Einschränkungen geniessen kann, als jemand der psychisch krank ist.

Ein Mensch der unter ein psychischen Krankheit leidet, wird sich diesen Satz "Das Leben ist zu schön um es wegzuwerfen" anders stellen.
Dieser Mensch, ich kann hier nur von mir berichten, würde sagen: "Ich bin nur eine Belastung, das Leben ist so nicht mehr schön, also kann ich es auch wegwerfen.

Ich hoffe, ich habe mich nun verständlicher ausgedrückt.

„“ (Pseudonym)

@ Rotkäppchen,,,, sieht so aus als wenn du in meinem Ort wohnst.. oder ist ein doofer Zufall, aber bei uns ist auch einer in die Mauer gerast..... Der Mann von der Pizzeria an der Ecke hat echt drunter zu leiden, weil er es mit angesehen hat und nichts machen konnte...

@fen_fire warum bezeichnest du denn das, was andere sagen so respektlos als "hirnloses Gerede"?

Die Menschen um dich herum fühlen sich hilflos, manche vielleicht auch schuldig. Sie suchen nach Möglichkeiten, dir zu helfen und die nächste Katastrophe zu verhindern. Das das, was sie dir sagen, dir nicht weiterhilft verstehe ich, deshalb ist es aber noch lange nicht hirnlos, im Gegenteil, sie machen sich Gedanken.

Auch Melinda hat ihren Beitrag nicht hirnlos niedergeschrieben, sie hat ihre Gedanken zum Thema geschrieben und dabei noch mehrmals betont, dass sie niemanden angreifen möchte.

Auch ich will dich nicht angreifen, ich kenne beide Seiten und verstehe deine Ausführungen. Wenn du möchtest, kannst du mich gerne anschreiben.

„“ (Pseudonym)

Heute Abend um 20:15 Uhr sendet VOX eine Sendung zu diesem Thema:

"Wenn die Seele Trauer trägt"

@ seeangel
ich hab solche äußerungen schon in meinem ersten beitrag VOR dem von melinda als "hirnlos" bezeichnet, auf das was melinda darauf antwortet hab ich doch keinen einfluss, sie hat meinen beitrag doch wohl gelesen bevor sie gepostet hat, also wusste sie warscheinlich, dass unsere meinungen da kollidieren. im zweiten post bin ich dann nur noch einmal darauf zu sprechen gekommen. sollte melinda da ein problem damit haben, denke ich ist sie frau genug, mich dazu anzuschreiben. und ich habe daraufhingewiesen, dass sie mir damit nicht zunahe getreten ist.

ich finde das eben nun mal eine völlig unüberdachte aussage, jemandem in so einer situation auch noch schuldgefühle einreden zu wollen. das ist meine persönliche meinung.

fen_fire...es geht mir doch nicht um Melinda...es geht mir ganz allgemein darum, dass du die Äußerungen als "hirnlos" bezeichnest. Die Menschen sind meiner Meinung nach nicht hirnlos, sondern einfach nur hilflos - und ich glaube auch nicht, dass sie dir Schuldgefühle einreden wollen, ich glaube ehr, dass sie selbst welche haben. Weil sie dein Leid nicht bemerkt haben, oder warum auch immer.

Ich lese aus deinem ersten Beitrag so viel Widersprüchliches, einerseits, dass es eine überdachte und ausreichend agbewogene Handlung war, andererseits aber auch, dass du froh bist, dass es dir heute besser geht. Gerne würde ich dir ganz viel dazu sagen, aber das würde den Rahmen eines Forums sprengen und gehört auch nicht in die Öffentlichkeit.

Ich wünsche dir die Hilfe, Kraft und Zuwendung die du brauchst, um stabil zu werden und in eine lebensfrohe Zukunft zu gehen.

@seaangel
siehst du, das ist deine meinung. meine ist eben eine andere. und auch wenn ich mir mühe geben würde, ich für meinen teil kann nicht davon abweichen.

das mit dem widersprüchlich, mag schon stimmen. aber damals war es überdacht, hätte es geklappt wäre es in ordnung gewesen und ich hätte es durchgezogen mit dem wissen für mich alleine, dass es richtig ist. aber die polizei hat die aktion gestoppt. heute find ich es genauso in ordnung dass ich lebe, auch wenn es immer wieder ein drahtseilakt ist. was nicht heißt dass ich eine solche entscheidung vielleicht nicht noch mal treffen würde, wenn die situation eine andere wäre.

natürlich trotzdem danke für die wünsche! ich hab eine außerordentlich fähige therapeutin, mit deren hilfe und unterstützung ich es bis heute und hierhin geschafft habe, sie begleitet mich bis ich wieder stabil bin. und momentan denke ich, ich schaff's auch noch ein gutes stück weiter ...

edit: fehlerteufel

fen_fire...es hat für mich nichts mit Meinung zu tun, sondern damit, auch mal über den Tellerrand zu gucken und sich mal zu überlegen, wie andere sich fühlen. Ich finde es einfach respektlos, dass du andere als hirnlos bezeichnest, nur weil sie sich um dich sorgen...

Ich habe die Sendung auf VOX angeschaut...hat den ganzen Abend gedauert und war sehr interessant.

Danielas Geschichte (die junge Frau die sich mit Rasierklingen so schwer verletzt hat) hat mich sehr berührt. Wie schön, dass sie es geschafft hat und es ihr jetzt so gut geht.

Und natürlich Gunter Gabriel, ich wußte nicht, dass ein Schicksal dem meinen so ähnlich ist. Auch er hat es geschafft, es geht ihm jetzt wieder gut. Deutschland hat einen Country-Musiker wieder....wie schön...

„“ (Pseudonym)

Ja... habe die Sendung auch gesehen... sie hat gezeigt... wie "schnell" sich der Mensch für seinen Freitod entscheidet. Weil er keinen anderen Ausweg meint zu finden oder das Gefühl hat er ist alleine...

Alle die es geschafft haben kann man nur gratulieren und ihnen wünschen, nie wieder so tief zu fallen.

„“ (Pseudonym)

Ich finde, jeder hat das Recht, selbst zu bestimmen, wann er geht. Das mag für die Angehörigen und Freunde schlimm sein, ändert aber nichts an den Selbstbestimmungsrechten jedes Einzelnen.
In meinem Umkreis gab es auch schon Freitode, und ich fand es emotional immer ganz schön heftig. Mir hat es dann immer geholfen, mich daran zu erinnern, dass es eine bewusste Entscheidung der anderen war.

Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn die Krankheit einen im Griff hat, gibt es ohne Hilfe von aussen keine freie Entscheidung. Anorexie redet mit dir. Sie ist personifiziert, beschimpft dich und macht dich klein und hlflos. Depression ist wie eine dunkle Kapuze, die sich über deine Seele legt. Du siehst nichts anderes mehr und vergisst die anderen da draussen. Die Hilfe muss sehr massiv sein und permanent da sein, vor allem nachts. Suizid folgt daraus, das du einfach verschwinden willst, dich in Nichts auflösen. Das Leid und die Scham über dich selbst nicht mehr ertragen kannst. Den Schmerz und das Loch in der Brust, wo die Gefühle sein sollten. Deshalb gibt es da kein "feige" oder "mutig". Wenn du nicht jemanden findest, der dich an der Hand fasst und aus diesen Höllentiefen holt, bist du irgendwann weg. Machst dich vom Acker....

PeppermintPatty, ja, so scheint es zu sein.

Und die Geschichte vom Recht, selbst zu bestimmen, wann man geht, habe ich in diesem Thread jetzt schon so oft gelesen. Kann sie aber so nicht annehmen. Denn wer in einer tiefen Depression steckt, ist nicht in der Lage frei zu entscheiden, er sieht kein Licht am Ende des Tunnels, keine Möglichkeit, lebenswert weiter zu leben, so wie es PeppermintPatty beschreibt.

Es gibt so viele Menschen, die einen oder mehrere Versuche überlebt haben, dann endlich in Therapie kamen und dann ein erfülltes und glückliches Leben führen. Amazing ist das beste Beispiel dafür. Auch die VOX-Sendung von gestern hat das ja so gezeigt.

Das zeigt doch, dass die Entscheidung in der Depression eine falsche war.

„“ (Pseudonym)

Seaangel,

Du hast aber sicher auch hier gelesen und in der Reportage gestern gehört und gesehen, daß so Menschen ihr Leben lang rückfällig werden können und die Gefahr, wieder in dieses Loch zu rutschen, ein ständiger Begleiter ist?

Egal, wie glücklich die Personen sind oder zu sein scheinen.

Mit diesem Wissen, das schwarze Loch könnte zurückkehren, leben zu müssen ist hart und dieser ständige Kampf dagegen, den manche führen müssen...
Und es gibt eben Menschen, die das nicht aushalten. Verständlich, oder?

Du bist eine Betroffene der einen Seite, weil Du Jemanden verloren hast, der Selbstmord begangen hat.
Deshalb kann ich verrstehen, warum Du argumentierst wie Du argumentierst.

Aber die, die an schweren Depressionen leiden, gehören eben zur anderen Seite und argumentieren aus ihrer Sichtweise.

Auch wenn Du das niemals verstehen wirst, ist es eben einfach so.

Das Mädchen, daß sich so tief mit den Rasierklingen verletzt hat, kannte ich schon aus einer Doku über Jugendliche, die sich selbst verletzen, die vor ein paar Jahren kam.
Damals hat man ihr ganzes Elend gezeigt und sie hat mir sehr leid getan.

Amora,

ich weiß, dass der Rückfall ständiger Begleiter ist. Ich wollte hauptsächlich aufzeigen, dass in der Depression keine objektiven Entscheidungen getroffen werden können. Viele Betroffene haben ja sogar Menschen, die sie lieben und brauchen, die es wert sind, auch ihren Schmerz zu bedenken.

Und nein, ich bin nicht Betroffene der einen Seite, ich bin Betroffene beider Seiten. Ich war mehr als 40 Jahre in tiefen Depressionen gefangen, der Gedanke, wie ich am sichersten dieses Leben beenden kann, hat mein Leben geprägt seit ich denken kann. Ich habe es nie getan, weil ich als Kind keine sichere Möglichkeit kannte und es wäre für mich nie in Frage gekommen, gerettet zu werden und weiter zu leben. So habe ich mir Tag und Nacht überlegt, wie ich es selber tun könnte, bevor ich tot geschlagen werde...wie man sieht, waren meine Überlegungen ergebnislos...und ich habe beispiellose Misshandlungen überlebt.

Als Jugendliche hatte ich dann Freundinnen und wusste, dass sie gerne mit mir zusammen sind und traurig und geschockt wären, wenn ich diesen Schritt gehen würde. Später einen Freund, einen Ehemann, ein Kind usw. Und immer den Gedanken im Hinterkopf, wenn es nicht mehr geht, dann kann ich mich ja immer noch umbringen.

So hat sich das durch mein Leben gezogen, bis ich über 40 war, da gab es mal wieder eine schlimme Phase, die glücklicherweise meine Freundin erkannte. Sie hat mehr oder weniger für mich entschieden, mir gesagt, du gehst morgen zu Dr. X und sagst ihm das soundso er soll dich überweisen. Das habe ich wie in Trance gemacht und kam so in eine Therapie und in eine psychosomatische Klinik. Seit dem habe ich erkannt, dass ich ein Recht habe, zu leben, ja sogar glücklich zu sein. An Selbstmord habe ich seit dem nicht mehr gedacht.

Ich habe übrigens nicht nur einen Menschen durch Suizid verloren, es waren 5, zuzüglich zwei Onkels die sich im Krieg umgebracht haben. Mein Neffe hat 5 Selbstmordversuche hinter sich, ist zum Glück seit ca. 10 Jahren stabil.

Ich weiß also, wovon ich schreibe....

@alle...sorry für so viel Text...