Suizid - feige oder mutig?
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Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Ich weiß, es ist ein heikles "Tabu" Thema aber dennoch interessiert mich eure Meinung hierüber sehr!

Der Thread "Psychische Erkrankungen" hat mich sehr berührt und auch in gewisser Weise "aufgewühlt" und mich dazu veranlasst MEINE Geschichte zu erzählen...

In meiner Familie gibt es 2 Selbstmörder... Mein Onkel hat sich in seinem Garten an einem Baum erhängt und meine Tante hat sich mit Tabletten vergiftet, sie ist in den Wald, hat sich in eine Mulde gelegt und mit Laub "zugedeckt"... es hat 8 Tage gedauert, bis man sie gefunden hat...

Auch ich persönlich bin betroffen, ja... ich sage es bewußt ganz offen!
Ich habe als junge 28jährige Frau versucht, mir das Leben zu nehmen... mein Mann hat mich damals in letzter Minute gefunden... ich lag, nachdem mir der Magen ausgepumpt wurde, 3 Tage auf Intensivstation... anschliessend 4 Wochen Aufenthalt in der Psychiatrie.

Fast auf den Tag genau vor 20 Jahren, habe ich die Schlaftabletten genommen...
Heute geht es mir wieder gut!
Aber ich habe viele Jahre gebraucht und zerstörerische Qualen durchlebt, um dahin zu kommen wo ich heute bin!

Geholfen haben mir dabei etliche Therapien, die entsprechenden Medikamente (sowohl Psychopharmaka als auch Homöopathische Mittel), viele Gespräche, aber vor allem die Liebe meines Mannes, meinen Schwestern und meiner besten Freundin, sowie deren Toleranz und ganz, ganz viel Geduld und letztendlich eine unglaublich fähige Therapeutin, die mit mir eine Familienaufstellung gemacht hat.

Mein "Psychischer-Höllentripp" hat fast 22 Jahre gedauert... begonnen hat er eine Woche nach der Geburt meines Sohnes im Januar 1984, mit der sogenannten
"Wochenbett-Depression" ... ich bin unendlich dankbar, daß er vorbei ist!!

Seit nunmehr 5 Jahren bin ich meine "Dämonen" los... bin ich ein sogenannter
"Psychisch stabiler Mensch".
Selbst der Herzinfarkt meines Mannes (er hatte im August 2006 einen akuten Hinterwandinfarkt), diverse andere persönliche Schicksalsschläge und meine Krebserkrankung, die im Dezember 2008 diagnostiziert wurde, (ich hatte einen Tumor an der Schilddrüse, OP und Chemo), haben mich NICHT "zurückgeworfen".
(Bis heute ist der Krebs nicht mehr "ausgebrochen")

Aber ich kann, (immer noch), sehr gut nachvollziehen, wenn ein Mensch sein Leben, aus welchen Gründen auch immer, selbst beendet!
Jeder Mensch, sollte selbstbestimmend das Recht haben zu sagen:
"Jetzt ist meine Zeit gekommen zu gehen."

Einen Satz, den ich in diesem Zusammenhang mal gehört habe, hat mich besonders beeindruckt:

"Es ist ja nicht so, daß man nicht mehr leben will... man kann einfach nicht mehr."

Wie geht ihr mit diesem "heiklen Tabuthema" um? Ist Suizid feige oder mutig?

Danke für eure Antworten...


PS: Ich hoffe an dieser Stelle sehr, daß ich mit meiner "Lebensbeichte" hier, niemand überfordere, oder gar dazu "nötige" mich nun zu bemitleiden!
Das ist ABSOLUT NICHT meine Intention, also bitte keine "Beileidsbekundungen"! Danke!
Halli Hallo:-)
Also ich selbst bin der meinung das es sowohl als auch ist.
Einerseits Mutig geung zu sein und zu sagen,mein Zeitpunkt ist gekommen ich wil gehen und es selbst entscheiden aber auf der anderen seite auch feige sich so einfach aus der Verantwortung zu stehlen und seine Mitmenschen(ist ja meist so)Ratlos zurück zu lassen(siehe auch Robert Enke zb).
Einfach still und leise sich zu verziehen ohne ein Wort.
Ich denke ausserdem das wenn es vielleicht einfach mal soweit wäre das Labile Menschen oder Menschen mit Depressionen nicht as randgruppe gesehen würden es weniger Suizide geben würde.
Viele schämen sich Depressiv zu sein und können oder wollen sich aus Scham nicht ihrem Umfeld anvertrauen was ich schade schade finde und auch Traurig!!!Ich selbst habe immer wieder Depressive Phasen und kann mich sehr gut meinem Umfeld anvertrauen und bin Dankbar für die Freunde die ich habe!!!
Nur haben viele keine oder wenig Freunde und wenn dann nur Oberflächliche Freundschaften,keiner interessiert sich für den anderen,Traurig!!!
Ich denke letztlich muss die Entscheidung ob man sich das Leben nimmt jeder oder nciht jeder für sich alleine Treffen!!!


@Amazing:ich zieh den Hut vor dir!!Taffe Frau!!!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Ich finde nicht, dass "feige" oder "mutig" die Messlatte ist, die man an Suizid(versuche) anlegen kann.
Muss man denn alles oder jedes beurteilen oder werten?
Warum?

Daran krankt es doch oft im Zwischenmenschlichen, jeder hat eine (mehr oder wenniger urteilende )Meinung zum Verhalten von anderen.

Sich aus dem Leben zu verabschieden scheint für Menschen manchmal die naheliegende Lösung - und wie du beschriebst ist es oft eine Entscheidung aus einer Krankheit heraus..was kann da mutig oder feige sein? Es ist doch gerade das kenzeichnende Symptom bei tiefen Depressionen, dass alles sinnlos erscheint und das Leben nicht mehr lebenswert.
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miralina, ich stimme Dir in vielen Punkten zu!

Auch meine Meinung hierzu ist: Es ist mutig und gleichzeitig sehr feige zu sagen, ich nehme mir das Leben und lasse die, die mich lieben, zurück...

Danke für die "taffe Frau"... bin ich aber erst, bzw. erst wieder, seit 5 Jahren... ;-)

Aber auch hier möchte ich bitte explizit erwähnen, daß mein Thread NICHT als "Selbst-Beweihräucherung" zu sehen ist!
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wollveib, genau das ist aber der Punkt, daß viele "Außenstehende" dann sagen: "Mein Gott, wie kann man nur so verdammt feige sein und sich einfach das Leben nehmen."

Diese Verurteilung derer, die diesen Schritt, aus welchen Gründen auch immer, wählen ist leider immens verbreitet!
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Ich denke die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Wie du selbst ja ansatzweise geschildert hast, stellt sich der Mensch nicht die Frage, ob der Schritt jetzt mutig ist oder ob er aus Feigheit resultiert. Von aussen da ein Statement abzugeben ist sicherlich immer leicht bzw. leichtfertig. Sich aus einer wirklich ausweglosen Situation zu befreien wird, wenn es sich um andere Lebenslagen handelt (unglückliche Beziehung usw.), ja gerne mal als mutigen Schritt in die richtige Richtung bezeichnet. In diesem Fall kann es aber auch als wesentlich mutiger bezeichnet werden, trotz all der Unwägbarkeiten trotzdem immer wieder zu versuchen das Beste daraus zu machen. Ich finde hier wird mal wieder sehr deutlich, dass selbst Begriffe aus dem täglichen Leben für jeden etwas anderes bedeuten können, weil immer der ganz persönlich Kontext berücksichtigt werden muss.
Ich habe leider in meiner Familie auch zwei Menschen durch Suizid verloren und bin zu dem Schluss gekommen, dass niemand sich hier einfühlen kann und solche Stammtischweisheiten, die dann gerne von Hobbypsychologen ungefragt angebracht werden treiben mich zur Raserei.
Fazit: Ich kann es dir nicht sagen.
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denke man wacht nicht einfach so auf und sagt....ich will nicht mehr. es ist eine sehr lange zeit wo es heran reift und wächst bis der druck überhand genommen und der plan gewonnen hat sein leben zu beenden.
glaube niemand sollte sich anmaßen zu entscheiden obs feige ist oder nicht.
....lebe mein leben, gehe meine wege, erlebe was ich erlebt habe um über mich zu urteilen......
möchte niemals diese qualen erleben müssen, die einen menschen dazu bringt aus dem leben zu scheiden
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Dundi, ich sehe das ähnlich wie Du und es geht mir letztendlich, zumindest mit diesem Beitrag hier, auch ein Stück weit darum, die Menschen, vor allem im Umgang mit psychisch erkrankten, zu sensibilisieren.
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Ich möchte nicht sagen ob es feige oder mutig ist sich das Leben zu nehmen.
Nur man wurde nicht gefragt ob man leben möchte-so soll man wenigstens entscheiden dürfen wann und wie man sterben möchte!
Jeder der sterben möchte soll dies tun-schließlich ist es sein eigener Wunsch, solange niemand anderer beteiligt ist!
Der Selbstmord an sich ist ja nicht strafbar solange man niemand anderen in seinen Freitod mit rein zieht...

Ich finds nur immer bekloppt wenn jemand der für sich den Freitod wählt dann auch noch irgendwo anruft oder ne SMS schickt oder so...
Wenn dann soll der/diejenige dazu stehen und die Tat vollbringen-fertig.
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chaos2904w, ja so ist es! Es ist, lt. Statistik, bei den meisten Selbstmördern so, daß sie ihren Entschluss aus dem Leben zu gehen, nicht plötzlich entscheiden, sondern diesen Schritt lange vorher planen.
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Kater2010, daß was Du beschreibst, angekündigter Selbstmord, sind meist Fälle, in denen der Mensch versucht, auf sein Schicksal aufmerksam zu machen... sozusagen um Hilfe ruft.
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Ich kann das Thema Freitod gut nachvollziehen, wenn einem der ganze Mut weggefegt ist und man in den Dingen keinen Sinn mehr sieht. Die Frage ist nur, können Sudzidgedanken immer wieder aufkommen, wenn man sie einmal gehabt hat oder ist man wirklich ein für alle mal davor gefeit?
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@ Amazing
Ich weiß, trotzdem könnte der/diejenige sich Hilfe suchen und nicht irgendjemand anrufen oder sich melden nur um bekannt zu geben daß er suizid begehen wird - DAS nenn ich dann feige!
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Danny, ich habe seit 5 Jahren keinen Gedanken mehr an Selbstmord und ich kann Dir auch nicht zu 100% klar beantworten, ob dieser Gedanke je wieder kommt... ich hoffe es nicht!
Aber ich hatte "ihn" 22 Jahre lang... und ich habe 6 Jahre gebraucht bis ich den Gedanken an Selbstmord auch tatsächlich in die Tat umgesetzt habe... ich war fast 22 Jahre alt als ich zum ersten Mal dachte: Ich will nicht mehr leben.

Ich war 28, als ich die Tabletten genommen habe... da liegen also 6 Jahre "Kampf" dazwischen.
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Stimme amazing zu, der noch anruft... sms verschickt... will in der Regel gerettet werden und hofft nicht auf Hilfe beim Freitod. Denn jeder der diesen Schritt für sich gewählt hat und will ihn auf jeden Fall durchziehen und macht diese Vorankündigungen nicht. Es mag die eine oder andere Ausnahme dabei geben... will ich nicht abstreiten. Aber aus meiner Erfahrung heraus... geschieht dieser Abschluß im stillen ohne Ankündigung.

Und ich nenne es weder feige... unveranwortlich... oder unbedacht, denn jeder sollte es aus freien Stücken für sich selbst entscheiden dürfen... auch ohne Rücksicht auf die Angehörigen... meistens wird dieser Schritt gewählt, weil die Angehörigen nicht für denjenigen da sind oder auch nichts an der krankheit o.a. ändern können.
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Ich denke das ne Menge Mut dazu gehört diesen Schritt dann auch wirklich zu gehen . Ich denke auch das es lange reift in einen Menschen und in den seltensten Fällen ein Kurzschluss ist.
Schwer für die die man zurück lässt aber auch nicht leicht für den der geht. Feige finde ich es nicht sondern sehr verzweifelt
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Kater... nein, daß sehe ich anders. Denn genau das ist die Art von Hilfe suchen, wenn der/diejenige bei jemandem anruft, wie Du es beschreibst, um die geplante Tat bekannt zu geben... er/sie erhofft sich dann von dem/derjenigen Hilfe.

In meinem Fall war es so, daß ich die Tabletten genommen habe, unmittelbar sofort als mein Mann gegen 20:45 Uhr zur Nachtschicht musste und ich wußte, er kommt nicht vor 06:30 Uhr heim.

Das er ausgerechnet an diesem Tag heftige Zahnschmerzen bekam und bereits in der Nacht gegen 02:00 Uhr von der Arbeit nach Hause fuhr, damit konnte ich nicht rechnen, bzw. er hat an diesem Abend nichts von Zahnschmerzen erwähnt.

Edit: Fehlerteufel.
Ich denke, wenn man an Suizid denkt, dann ist man doch ziemlich verzweifelt. Ich selbst, war auch einmal kurz davor, habe aber die Kurve gekriegt und weiter Psychotherapie gemacht - heute bin ich dankbar dafür, weil ich mich selbst weiterentwickeln konnte.
Es hat für mich nichts mit mutig oder feige zu tun, obwohl es sicher von beidem was hat, es geht wohl eher um "Nichtweiterwissen" oder "keine Perspektive mehr sehen". Ist echt ein heikles Thema, das ich weiter verfolgen werde.
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Sirona, bei mir war es so, daß ich erstmal fast 6 Jahre durch die Hölle ging... dann war meine Entscheidung die Tabletten zu nehmen... und erst danach, hatte ich den "Mut" mir Hilfe zu holen!

Denn vorher bekam ich von allen Seiten zu hören: "Was jammerst Du denn rum, Dir fehlt doch nix."

Und auf die Menschen die mir wirklich was bedeuten, wollte ich net hören, dann kam von meiner Seite immer: "Ach, das geht wieder vorbei, mir fehlt nix."

Bloss nicht zeigen, daß man schwach ist... bloss nicht!! Und psychisch krank ging schonmal gar net!! Denn nur was man sieht, ist auch tatsächlich.... ^^
Ich kann mich gut an die Gesichter meiner "Freunde" erinnern, als ich damals gesagt habe, ich ginge jetzt 2 x wöchentlich zur Psychotherapie, da wurde ich schon ziemlich mitleidig angeschaut - allerdings sind dieses Personen heute auch nicht mehr meine Freunde. Habe glücklicherweise gelernt, mich selbst zu mögen und zu merken wer oder was gut für mich ist und wer oder was nicht.
Das Schlimme an unserer Gesellschaft ist doch, dass sich niemand mehr traut auch seine Schwächen zu zeigen, weil man dann schnell "ausgemustert" wird, sei es privat oder im Job.
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So ist es!
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Reisende soll man nicht aufhalten, wer meint gehen zu müssen, wohin auch immer, soll gehen
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Stimme Dir zu, Vollweib...
hm ein sehr schwieriges thema. ich kann verstehen wenn sich jemand das leben nimmt weil er es z.b. vor schmerzen nicht mehr aushält. ich weiß nicht, wie ich mich gegebenenfalls entscheiden würde. doch stellt sich für mich auch die frage, ob wir uns das leben nehmen dürfen und ob das leid, das wir hier ertragen müssen nicht vielleicht gering und endlich ist im vergleich zu dem was folgen könnte. Annette