Sinnvolle Inhalte einer Patientenverfügung - "Wie" sterben...
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Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
10.04.2018
Wir haben gerade einen Fall in der Familie, in dem eine nicht geänderte Patientenverfügung für mächtig Ärger sorgt. Vor knapp 3 Wochen hatte ein Onkel von mir einen schweren Motorradunfall. Er hat sich Mitte 2016 von seiner Frau getrennt und seit Anfang 2017 eine Freundin. Im Februar diesen Jahres hat er die Scheidung eingereicht.
Nun liegt er im Koma und die Prognosen sehen nicht gut aus. In einer Patientenverfügung, die er vor etlichen Jahren aufgesetzt hat, steht, das er Lebensverlängernde Maßnahmen haben möchte. Damals, als er das aufgesetzt hatte, waren seine Kinder noch klein.
Nun ist da aber seine Freundin und sie sagt, das er die Verfügung ändern wollte und keine Maßnahmen mehr wünscht aber auf Grund dieser Verfügung werden die Geräte eben nicht abgeschaltet und so wird er dahinsiechen.. das bestürzt die ganze Familie und es macht einen sehr nachdenklich.
In dieser Verfügung steht auch, das er im Falle seines Todes auf einem Friedhof bestattet werden möchte (damit seine Kinder einen Ort haben, wo sie ihn besuchen können), auch das wollte er ändern und im Begräbniswald die letzte Ruhe finden. Leider pocht seine Ex jetzt darauf und besteht auf dieses Begräbnis auf dem Friedhof. Bezahlen will sie dafür aber selbstverständlich nicht aber das ist eine andere Sache..
Aus Wut und verletzten Gefühlen wird nun gehetzt und letztendlich ist mein Onkel, der aus Schusseligkeit die Verfügung noch nicht geändert hatte, der Leidtragende.

Das wünsche ich wirklich keinem! Meine Patientenverfügung werde ich in Zukunft jedenfalls öfter überdenken.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
10.04.2018
Ich hatte mal irgendwann gehört, dass Patienten wirklich erst "kurz vorm Sterben" auf die Palliativstation sollen, damit sie nicht so lange ein Bett belegen. Auf der Suche nach einem Nachweis dazu, da ich mich nicht mehr erinnern kann wer das wann und wo sagte, stieß ich allerdings auf DIESEN Artikel. Kein Nachweis meiner Info, aber dennoch interessant

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/palliativstationen-der-mythos-vom-friedlichen-sterben-a-950882.html

Aus eigener Erfahrung muss ich sagen: Um Menschen ein "würdevolles" (gibt es das überhaupt?) Sterben zu ermöglichen, muss auch die Klinik in der sich der Patient befindet, "mitspielen".

Mein Vater und ich durften hautnah miterleben wie es ist, wenn ein Krankenhaus darauf aus ist, noch den letzten Cent aus einem sterbenskranken Patienten "rauszuholen".

Das KH in dem meine Mutter bis zu ihrem Tod lag, ist ein christliches Krankenhaus, geführt von der katholischen Kirche.

Als meine Mutter noch halbwegs bei Sinnen war, sagte sie mehrmals klar und deutlich dass sie auf die Palliativstation will. Die Stationsärztin verweigerte die Verlegung mit den Worten "hier wird nicht gestorben!"

Das Blöde war, die Palliativstation befand sich zwei Straßen weiter in einem anderen Gebäude. Zu Fuß vllt grade mal 5 Minuten, aber für einen Schwerstkranken ohne Krankentransport unerreichbar.

Mein Vater wurde noch lange von der Stationsärztin mit einem "das wird schon wieder" gefüttert, was ihn natürlich beruhigte, denn er wollte nicht dass seine Frau stirbt. Obwohl sie bereits als "austherapiert" galt.

Es kam wie es kommen musste. Ihr Tod zog sich in die Länge und sie hatte starke Schmerzen. Das KH bzw. die Stationsärztin verweigerte eine Erhöhung der Morphium-Dosis denn "das könnte die Atmung lähmen und das wäre dann Sterbehilfe! Das ist aber verboten!"

Und das, obwohl sie eine Patientenverfügung hatte. ABER: Sie hatte nicht bedacht, dass die Sauerstoffzufuhr eine lebensverlängernde Maßnahme ist und hat in der Patientenverfügung nicht ausdrücklich erwähnt, dass sie auch keine weitere Sauerstoffzufuhr wollte.

Tja, und schon hing sie weiterhin am Sauerstoff und bekam eine Larifari-Dosis Morphium.

Es dauerte noch gut 14 Tage bis meine Mutter durch den Tod erlöst wurde.

Deshalb kann ich nur raten, macht eure Patientenverfügung mit Fachleuten zusammen und vor Allem: Lasst sie notariell beglaubigen! Sorgt dafür, dass sie regelmäßig erneuert wird! Vor Allem, wenn ihr z. B. eine neue Erkrankung habt, die eventuell eure Letzte sein könnte!

Meine Mutter brauchte schon Sauerstoff im Alltag, angeblich wg einer COPD. Also dachte sie nicht daran, auch das Abschalten der Sauerstoffzufuhr in die Patientenverfügung unter "Lebensverlängernde Maßnahmen" mit aufzunehmen.

Und sorgt auch dafür, dass die Person die dafür sorgen soll dass eure Patientenverfügung durchgesetzt wird, auch WIRKLICH in EUREM Sinne entscheidet! Leider hielt mein Vater so lange wie möglich an meiner Mutter fest und kümmerte sich nicht wirklich darum, dass IHRE letzten Wünsche in die Tat umgesetzt wurden.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.04.2018
Ich könnte mir vorstellen (oder hoffe einfach sehr!) dass Mehrmaids Fall eine üble Ausnahme ist. Ich selbst kenne/kannte eine Frau, die fast ein Jahr in einem Hospiz bleiben durfte. Nein, sie war weder reich noch Privat versichert. Als im Krankenhaus eine riesige Metastase im Frontalhirn festgestellt wurde gab man ihr nur noch eine Chance von wenigen Wochen...
Seriöse Ärzte müssen einfach einräumen, dass sie Überlebenschancen bzw. die Rest-Lebensdauer auch nur sehr vage schätzen können.

Die Besuche im Hospiz und die Fürsorge und der Umgang mit dem Tod hat auch mich nachhaltig beeindruckt und von der Hospizbewegung überzeugt.
http://www.stiftung-patientenschutz.de/
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.04.2018
Ich bin fassungslos Mehrmaid. Ich wusste nicht, dass man aus einem Hospiz "rausgeworfen" werden kann. Das der eine oder andere wieder nach Hause geht, wenn er das will, hatte man uns bei der Anmeldung gesagt. Freiwillig, aber nicht, dass jemand einfach weggeschickt würde.
Eine Nachbarin meiner Mutter ist seit Anfang Januar dort und keine Rede von "stirb mal schneller, sonst musst du wieder ausziehen". Ich bin wirklich entsetzt!
Man sagte uns,die Kranken- und Pflegekassen würden 95% der Kosten tragen und die restlichen 5% über Spenden finanziert.
Nach dem,was wir dort erlebt haben und auch bei anderen mitbekommen haben, haben wir natürlich statt Blumen-und Kranzspenden zu Spenden für das Hospiz aufgerufen. Was dieser kleine Satz unter einer Todesanzeige wirklich bedeutet, kann man erst ermessen, wenn man jemanden im Hospiz während seiner letzten Tage begleitet hat.
@ Ämma: ich habe es leider schon erlebt, dass Sterbende das Hospiz wieder verlassen mussten, aber das mag in anderen Einrichtungen weniger wirtschaftlich und mehr menschlich gehandhabt werden (du hast allerdings Recht, dass die Bewilligung für 4 und nicht 2 Wochen erteilt wird ... da hatte ich mich vertippt, mag das jetzt aber rückwirkend nicht mehr abändern). Ein Hospizaufenthalt ist halt auch immer sehr teuer. Ansonsten ist mir zum Thema noch diese Reportage http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/sterben-verboten-video-100.html# und das Buch "Patient ohne Verfügung: Das Geschäft mit dem Lebensende" von Matthias Thöns eingefallen, falls sich wer noch etwas eingehender mit der Thematik befassen mag. Und wer seine Angehörigen über Lebzeiten-Verfügung hinaus entlasten möchte, sollte sich vielleicht gleich auch noch mit einer Bestattungsvorsorge auseinander setzen.
@ rotbäckchen, es ist in der Regel so, dass Angehörige als Betreuer in Betracht gezogen und auch als Betreuer eingesetzt werden.
Selbst wenn ärztlicherseits Bedenken gegen Angehörige sprechen sind sie die erste Wahl für das Gericht. Sehr ungewöhnlich was deiner Bekannten da widerfahren ist.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
Wir haben hier das Ganze heute Nachmittag mal, weil wir zufällig darauf kamen, im größeren Familienkreis diskutiert. Ich habe eine sehr große "weitere" Verwandschaft, weil meine Großeltern sehr viele Geschwister hatten.

Dabei kam der Fall eines Vetters meines Vaters zur Sprache. Der Vetter war seit Mitte letzten Jahres schon leicht dement und hatte dann Ende letzten Jahres plötzlich einen heftigen Demenzschub: Er konnte nicht mehr laufen und wirkte apathisch. Flüssigkeit konnte er über den Mund nicht mehr bei sich behalten, sie floß ihm wieder hinaus. Seine Familie ist dann mit ihm ins Krankenhaus, wo man ihnen sagte, dass es für ihn keine Hoffnung mehr gäbe: Er läge schon im Sterben. Ein Pflegeplatz im Heim sei nicht mehr notwendig. Man stellte die Versorgung mit Flüssigkeit ein. Nach weiteren 7 Tagen brauchte das Krankenhaus aber wohl das Bett und er kam doch noch in ein Pflegeheim. Dort zweifelte ein Arzt das Ganze an, erkannte, dass er völlig ausgetrocknet war und versorgte ihn wieder mit Flüssigkeit und Nahrung. Der Vetter meines Vaters lebt heute noch, kann - dank liebevoller Pflege - inzwischen wieder eigenständig essen, nimmt seine Umgebung bewußt war und hat langsam wieder angefangen zu sprechen. Er ist ein Pflegefall, aber er lag damals eigentlich noch nicht im Sterben.

Mit meinen engsten Verwandten, die einander auch untereinander die Verfügungsgewalt geben werden, haben wir uns später verständigt, was wir wollen und was nicht. Ganz grob. Weil es einfach sehr schwer ist, jeden Individualfall vorher zu sehen und etwas pauschal zu entscheiden. Wir werden keine Patientenverfügungen abschließen. Vielleicht ist es ganz gut, wenn jemand im Zweifelsfall vielleicht nochmal Dinge, die ganz klar zu sein scheinen, anzweifelt.

Das mit der Vorsorgevollmacht wird aber mal angegangen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
@Mehrmaid ( erstmal: cooler Nick!)
Hospizaufenthalte sind nicht zeitlich beschränkt a la : nach 2 Wochen nicht tot, als wirst du rausgeworfen.
Es ist richtig, dass ein Platz nur vergeben wird, wenn absehbar ist, dass derjenige nicht mehr lange zu leben hat UND er besonderer Pflege bedarf.
Vor unserer Erfahrung mit Mutters Krankheit hätte ich sofort unterschrieben, dass die letzte Zeit zu Hause zu verbringen die schönste Lösung ist.
Nach der Erfahrung im Hospiz denke ich anders. Die Belastungen zu Hause sind sehr sehr schwer zu ertragen. Dem Sterbenden gerecht zu werden ist eine kaum zu stemmende Aufgabe. Schlaflose Nächte und Tage, die Angst, die Medikamente nicht korrekt anpassen zu können, tausend Fragen, die du vielleicht in einem Kurs für pflegende Angehörige beantwortet bekämst, für den du aber keine Zeit mehr hast, ......
Ich bin froh, dass wir das mit Mutter so abgesprochen haben: Ich betreue dich zu Hause, solange ich die Kraft habe. Wenn ich merke, es geht nicht mehr, siedeln wir in das Hospiz um. Dort bin ich immer für dich da, aber eben auch andere.
Leider blieb ihr da nicht mehr viel Zeit. Aber wie gesagt, war diese kurze Zeit sehr kostbar für uns.
Unter dem Link https://www.bundesgesundheitsministerium.de/patientenverfuegung/?L=0 gibt es Infos und Broschüren zu den Themen PatVerFü und Vorsorgevollmacht. Es ist definitiv NICHT erforderlich, dies über einen Notar aufsetzen zu lassen, aber gerade Banken sehen manchmal gerne offizielle Stempel oder zumindest, dass ihre eigenen Vollmachtsformulare benutzt werden. Ein Recht darauf haben sie allerdings nicht (in jüngster Zeit mussten Banken sogar schon die Kosten von Betreuungsverfahren übernehmen, weil sie privat erstellte Vollmachten nicht akzeptieren wollten). In manchen Regionen kann man sich beim Aufsetzen derartiger Verfügungen auch Hilfe (und einen amtlichen Stempel) über die zuständige Betreuungsbehörde holen; kostet auch nur einen Bruchteil eines Notars. Und ich persönlich würde immer vermeiden wollen, in einem Krankenhaus zu sterben. Ganz einfach weil Krankenhäuser "Gesundheitsanstalten" und deshalb i.d.R. nicht aufs Sterben ausgerichtet sind. Soweit planbar empfinde ich eine palliativmedizinische Versorgung Zuhause für die schönste Lösung. Hospize sind auch grossartig, idR jedoch auf einen Maximalaufenthalt von 2 Wochen beschränkt. Man sollte dazu auch wissen, dass Menschen, die bereits in einem Pflegeheim leben bei der Aufnahme in einem Hospiz idR benachteiligt werden, weshalb für mich persönlich bei der Heimplatzsuche immer auch eine Kernfrage wäre, wie im jeweiligen Haus mit Sterbeprozessen umgegangen wird. Sprich: ob ein Sterben in der dann gewohnten Umgebung möglich gemacht wird oder Sterbende dann zwingend ins Krankenhaus abgegeben werden ( ich habe tatsächlich auch schon erleben müssen, dass Sterbende über Wochen zwischen Heim und Krankenhaus hin und her transportiert wurden). Und PS @ Rotbäckchen: gesetzliche Betreuer werden nicht "für jede Aktion bezahlt", sondern erhalten eine Pauschalvergütung. Und diese bezahlt der Betreute auch nur dann selbst, wenn er vermögend ist, ansonsten wird die Betreuung über die Staatskasse finanziert. Angehörige werden grundsätzlich nie zur Finanzierung heran gezogen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
PS:
Man kann durchaus auch in Deutschland "sanft" sterben. In diesem Hospiz gab es Möglichkeiten, Schmerzen und Ängste zu nehmen, sie zuhause nicht so einfach möglich werden.
Meine Mutter war nach der Diagnose ziemlich rasch von ihrem Hausarzt - einem Palliativmediziner - in das sog. "Palliativnetz" aufgenommen worden, einem Zusammenschluß von Palliativmedizinern. Damit hatten wir theoretisch jederzeit einen Palliativmediziner, den wir anrufen konnten, wenn sie stärkere Medis benötigte.
Für die letzten Wochen empfehle ich jedem dringend, sich um einen Hospizplatz zu bemühen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
Zuerst: Hannas Worte im Eingang habe ich nicht als Kritik oder Vorwurf verstanden.
Und hätte ich nicht eine ganz tolle Freundin, die in der Altenpflege arbeitet und mir soo viel erklären konnte, hätte ich vermutlich nicht darauf bestanden, dass meine Mutter einfach in Ruhe gelassen wird. Ich hätte auch gedacht, eine Infusion kann doch nur gut für sie sein.
Das ist leider die Krux an der ganzen "Sache", dass man Entscheidungen durchsetzen muss, ohne eigentlich das nötige Wissen zu haben.
Es ist wie bereits mehrfach erwähnt so, dass der Körper nach und nach die Funktion der Organe zum Erliegen bringt und bei künstliche Flüssigkeitszufuhr, wenn schon kein Durstgefühl mehr da ist, der Mensch quase innerlich ertrinkt,weil die Nieren nicht mehr arbeiten.
Ebenso ist es mit Nahrung. Wenn der Sterbende keinen Hunger mehr hat, sollte er nicht mehr künstlich ernährt werden.
Das muss man alles erst mal wissen!
Entsetzt hat mich daran, dass die Pflegerinnen auf der sog. "Palliativstation" das nicht wussten!
Ihre letzten 2 Tage durfte meine Mutter in einem sehr guten Hospiz verbringen. Dort war es so, wie die Münchnerin es beschreibt und ich bin unendlich dankbar, dass sie - obwohl nicht mehr bei Bewusstsein- dort zur Ruhe gekommen und schließlich friedlich eingeschlafen ist.
Auch für mich und meine Geschwister waren diese Tage ein Segen. Nach nervenaufreibenden Wochen im Krankenhaus durften wir dort die Verantwortung ganz abgeben und nur noch ihre Kinder sein.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
Da hast Du 100%-ig Recht, Mattilda
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
Ganz klar, Mollig_mit_Herz !! 👍🏽
Ich habe nur die begründete Befürchtung, dass diese ominösen Notarsgerüchte, Viele zusätzlich davon abhalten solch wichtige Verfügungen in Angriff zu nehmen! ☹️☹️
Und das wäre tatsächlich die dümmste aller Entscheidungen, die man in diesen Fragen treffen kann.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
@Matthilda
ja wie gesagt, wir haben auch keine Schwierigkeiten "ohne notarielle" Beglaubigung gehabt. Aber ich würde nie jemanden dazu bzw. auch nicht abraten. Die Entscheidung muss jeder für sich alleine fällen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
@ Mollig_mit_Herz
Es mag sein, dass es manchmal Schwierigkeiten gibt.
Aber da ist es oft auch eine Frage des Auftretens und der Eindeutigkeit...
Bei mir ging es nicht um einen Angehörigen und ich habe sogar Entscheidungen gegen die Angehörigen treffen müssen...und NIEMAND hat meine Berechtigung infrage gestellt.
Das ist auch eine grosse Bürde und man sollte sich gut überlegen wem man diese Verantwortung übertragen möchte....denn natürlich besteht auch die theoretische Gefahr des Missbrauchs.

Nur die Bank hat kurz gezuckt und wurde dann telefonisch vom Amtsgericht zurückgepfiffen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
@Matthilda
Da hast Du Recht. Es ist nicht zwingend nowendig. Aber wie "rotbäckchen" schon schrieb, es kann Dir die Hölle auf Erden bereiten. Kenne auch einige Fälle, wo sich kein Arzt usw. an die Dinge gehalten hat, die dort niedergeschrieben waren. Es sollte einem die persönliche Absicherung wert sein.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
@rotbäckchen
Stimme Dir zu, dass es das echte Probleme geben kann. Wir hatten eine Patientenverfügung mit integrierter Vorsorgevollmacht. Die war zwar nicht notariell beglaubigt, nur der Hausarzt hatte "seinen Segen" dazu gegeben. Das wollten wir so, weil er meinen Vater jahrelang betreut hatte und auch von seinen Wünschen wusste. Wir haben vielleicht Glück gehabt, will ich nicht bezweifeln, aber bei keiner Behörde, Banken, Ämter hat es Schwierigkeiten gegeben. Aber würde auch jedem raten, überhaupt etwas in die Wege zu leiten vor allem wenn es Krankheitsfälle, betagte Eltern oder das Wort Demenz im Raume steht. Dann kann nicht früh genug sein.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
Ich habs schon im anderen Thread geschrieben:
Die notarielle Beglaubigung ist, sowohl was meine persönliche Erfahrung betrifft, wie auch vom Gesetzgeber nicht notwendig.
Diese vermeintliche "Anforderung" hält leider! Viele davon ab solch ein Schriftstück aufzusetzen.
Ich habe vor einigen Jahren meine Hausärztin bestätigen lassen, dass ich geistig klar bin ;-))
Das kann man tun, muss aber nicht.
Ich kann nur jedem absolut an's Herz legen, eine Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung zu machen, und zwar beim Notar, so dass das Ding auch hieb- und stichfest ist. Wenn sich der Verwaltungsapparat - sprich eine amtlich bestellte Betreuung - einschaltet, hat man als Angehöriger die Hölle auf Erden. Ich erlebe das im Bekanntenkreis. Der Vater einer Freundin erlitt einen Schlaganfall und war von jetzt auf gleich nicht mehr geschäftsfähig, eine richtige Patientenverfügung gab es nicht. Die Angehörigen haben quasi keine Rechte mehr, der Betreuer hat die Befugnis über absolut alles, auch über die Finanzen. Der Mutter meiner Freundin steht monatlich ein gewisser Betrag des gemeinsam (!) erwirtschafteten Vermögens und der monatlichen Rente zu und wenn sie auch nur einen Euro mehr benötigt, muss sie dafür Rede und Antwort stehen. On Top muss der Betreuer für jede Aktion, die er macht, bezahlt werden. Fremde Leute bestimmen also über dich und deinen Angehörigen und du darfst das auch noch bezahlen. Sowas möchte man nicht wirklich... Dann lieber mal 150 EUR für einen Notar ausgeben und man hat seine Ruhe.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
Ob man sanft stirbt, kann man sioh sicher wünschen, aber verfügen? Glaube nicht. Als mein Vater starb, war es gut, eine Pat.-Verfügung zu haben. Er wollte nicht ins Heim, keine lebensverlängerten Massnahmen und zuhause sterben. Als es soweit war, waren alle um ihn herum, sogar der Hausarzt. Wir hielten im die Hand, befeuchteten die Lippen. Er ist nicht verhungert, aber wie schon oben erwähnt, der Körper schaltet automatisch ab, verlangt nach nichts mehr. So ist er ohne Schmerzen, friedlich mit uns allen drum rum, eingeschlafen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
Ich habe was ähnliches wie Münchnerin erlebt, will aber dazu sagen, dass man sich unbedingt darauf vorbereiten muss dass es vielleicht auch nicht so friedlich ablaufen könnte. Mich hat das geprägt und auch schockiert, einen nicht ganz so friedlichen Todesprozess mit zu erleben.

Seither frage ich mich ob ein friedlicher Tod überhaupt vorhersehbar ist.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
Mein Vater starb in einem Hospiz und mein Bruder sowie Ich waren dabei.
Das was ich erlebte und gesehen habe war humanes und respektvolles sterben wenn man es denn so sagen darf!
Sehr geholfen hatte danach eine Dame die sich Sterbe Begleitung nannte.
Wir saßen noch lange zusammen.Es hat uns sehr geholfen.
Meine Mutter macht zu bei den Worten Patientenverfügung .Sie möchte nichts hören zu diesen Thema.
Mein Bruder erlitt in der Wohnung vor 8 Jahren einen Herzinfarkt und verstarb im Rettungswagen.
Ich denke man muss die Entscheidung meiner Mutter akzeptieren.Sicher macht es für uns das alles schwierig auf später gesehen.
Doch es ist ihre Entscheidung und die akzeptieren wir!
Hanna, es wird dem Sterbenden keine Flüssigkeit oder Nahrung "entzogen", sondern der Körper schaltet von alleine nach und nach ab. Der Sterbeprozess beginnt damit, dass der Mensch kein Verlangen mehr hat, zu essen oder zu trinken und er leidet dabei keineswegs. Ich habe das gerade selbst erlebt; mein Vater ist vor einigen Wochen gestorben und ich habe sein Sterben die ganze Zeit begleitet. Er hat definitiv nicht gelitten.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
Nein, sowas kann man nicht verfügen, muss aber sehr, sehr viel Glück haben um es so zu erleben wie Du es erlebt hast. Deshalb ist es schon besser gewisse Dinge vorher festzulegen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.04.2018
Wie man stirbt....? Ich weiß nicht, ob man das so einfach festlegen kann, das ist doch ein sehr individueller Prozeß. Ich hatte das Glück, die Mutter meines damaligen Partners beim sterben begleiten zu dürfen, im Kreise der Familie, wir waren einfach bei ihr. Das war eine gute Vorbereitung für mich, als ich meine Mutter auf ihrem letzten Weg begleiten durfte. Obwohl ich alle Vollmachten hatte, wurde ich im Krankenhaus nie danach gefragt, wir bekamen ein großes Zimmer und ich konnte die letzten vier Tage und Nächte bei ihr bleiben, alles was für sie getan wurde, oder auch unterlassem wurde, wurde vorher einvernehmlich mit dem Arzt und dem Personal besprochen , es war im Grunde wenig, sie wurde gebettet, gewaschen und der Mund wurde befeuchtet. Ansonsten war ich einfach nur da, habe ihre Hand gehalten, oder hatte die Hand auf ihrer Stirn, habe ihr vorgelesen, oder im TV ihre Lieblingsserien laufen lassen....das war alles so friedlich und wurde im KH auch komplett respektiert. Nachdem sie ihren letzten Atemzug gemacht hatte, kam ein Pfleger, den ich vorher noch nie gesehen hatte, ins Zimmer, öffnete das Fenster, entzündete eine Kerze und setzte sich zu uns und hielt mit mir die Totenwache, wir redenten die halbe Nacht, über das Leben und das Sterben. das war für mich ein unvergessliches Erleben, friedlich, einfach und so selbstverständlich....und sowas kann man nicht verfügen, glaube ich jedenfalls.