Sinnvolle Inhalte einer Patientenverfügung - "Wie" sterben...

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 30 Antworten

@ rotbäckchen, es ist in der Regel so, dass Angehörige als Betreuer in Betracht gezogen und auch als Betreuer eingesetzt werden.
Selbst wenn ärztlicherseits Bedenken gegen Angehörige sprechen sind sie die erste Wahl für das Gericht. Sehr ungewöhnlich was deiner Bekannten da widerfahren ist.

@ Ämma: ich habe es leider schon erlebt, dass Sterbende das Hospiz wieder verlassen mussten, aber das mag in anderen Einrichtungen weniger wirtschaftlich und mehr menschlich gehandhabt werden (du hast allerdings Recht, dass die Bewilligung für 4 und nicht 2 Wochen erteilt wird ... da hatte ich mich vertippt, mag das jetzt aber rückwirkend nicht mehr abändern). Ein Hospizaufenthalt ist halt auch immer sehr teuer. Ansonsten ist mir zum Thema noch diese Reportage http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/sterben-verboten-video-100.html# und das Buch "Patient ohne Verfügung: Das Geschäft mit dem Lebensende" von Matthias Thöns eingefallen, falls sich wer noch etwas eingehender mit der Thematik befassen mag. Und wer seine Angehörigen über Lebzeiten-Verfügung hinaus entlasten möchte, sollte sich vielleicht gleich auch noch mit einer Bestattungsvorsorge auseinander setzen.

„Neckarsulm“ (Pseudonym)

Ich bin fassungslos Mehrmaid. Ich wusste nicht, dass man aus einem Hospiz "rausgeworfen" werden kann. Das der eine oder andere wieder nach Hause geht, wenn er das will, hatte man uns bei der Anmeldung gesagt. Freiwillig, aber nicht, dass jemand einfach weggeschickt würde.
Eine Nachbarin meiner Mutter ist seit Anfang Januar dort und keine Rede von "stirb mal schneller, sonst musst du wieder ausziehen". Ich bin wirklich entsetzt!
Man sagte uns,die Kranken- und Pflegekassen würden 95% der Kosten tragen und die restlichen 5% über Spenden finanziert.
Nach dem,was wir dort erlebt haben und auch bei anderen mitbekommen haben, haben wir natürlich statt Blumen-und Kranzspenden zu Spenden für das Hospiz aufgerufen. Was dieser kleine Satz unter einer Todesanzeige wirklich bedeutet, kann man erst ermessen, wenn man jemanden im Hospiz während seiner letzten Tage begleitet hat.

„Rheinbach“ (Pseudonym)

Ich könnte mir vorstellen (oder hoffe einfach sehr!) dass Mehrmaids Fall eine üble Ausnahme ist. Ich selbst kenne/kannte eine Frau, die fast ein Jahr in einem Hospiz bleiben durfte. Nein, sie war weder reich noch Privat versichert. Als im Krankenhaus eine riesige Metastase im Frontalhirn festgestellt wurde gab man ihr nur noch eine Chance von wenigen Wochen...
Seriöse Ärzte müssen einfach einräumen, dass sie Überlebenschancen bzw. die Rest-Lebensdauer auch nur sehr vage schätzen können.

Die Besuche im Hospiz und die Fürsorge und der Umgang mit dem Tod hat auch mich nachhaltig beeindruckt und von der Hospizbewegung überzeugt.
http://www.stiftung-patientenschutz.de/

„Iserlohn“ (Pseudonym)

Ich hatte mal irgendwann gehört, dass Patienten wirklich erst "kurz vorm Sterben" auf die Palliativstation sollen, damit sie nicht so lange ein Bett belegen. Auf der Suche nach einem Nachweis dazu, da ich mich nicht mehr erinnern kann wer das wann und wo sagte, stieß ich allerdings auf DIESEN Artikel. Kein Nachweis meiner Info, aber dennoch interessant

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/palliativstationen-der-mythos-vom-friedlichen-sterben-a-950882.html

Aus eigener Erfahrung muss ich sagen: Um Menschen ein "würdevolles" (gibt es das überhaupt?) Sterben zu ermöglichen, muss auch die Klinik in der sich der Patient befindet, "mitspielen".

Mein Vater und ich durften hautnah miterleben wie es ist, wenn ein Krankenhaus darauf aus ist, noch den letzten Cent aus einem sterbenskranken Patienten "rauszuholen".

Das KH in dem meine Mutter bis zu ihrem Tod lag, ist ein christliches Krankenhaus, geführt von der katholischen Kirche.

Als meine Mutter noch halbwegs bei Sinnen war, sagte sie mehrmals klar und deutlich dass sie auf die Palliativstation will. Die Stationsärztin verweigerte die Verlegung mit den Worten "hier wird nicht gestorben!"

Das Blöde war, die Palliativstation befand sich zwei Straßen weiter in einem anderen Gebäude. Zu Fuß vllt grade mal 5 Minuten, aber für einen Schwerstkranken ohne Krankentransport unerreichbar.

Mein Vater wurde noch lange von der Stationsärztin mit einem "das wird schon wieder" gefüttert, was ihn natürlich beruhigte, denn er wollte nicht dass seine Frau stirbt. Obwohl sie bereits als "austherapiert" galt.

Es kam wie es kommen musste. Ihr Tod zog sich in die Länge und sie hatte starke Schmerzen. Das KH bzw. die Stationsärztin verweigerte eine Erhöhung der Morphium-Dosis denn "das könnte die Atmung lähmen und das wäre dann Sterbehilfe! Das ist aber verboten!"

Und das, obwohl sie eine Patientenverfügung hatte. ABER: Sie hatte nicht bedacht, dass die Sauerstoffzufuhr eine lebensverlängernde Maßnahme ist und hat in der Patientenverfügung nicht ausdrücklich erwähnt, dass sie auch keine weitere Sauerstoffzufuhr wollte.

Tja, und schon hing sie weiterhin am Sauerstoff und bekam eine Larifari-Dosis Morphium.

Es dauerte noch gut 14 Tage bis meine Mutter durch den Tod erlöst wurde.

Deshalb kann ich nur raten, macht eure Patientenverfügung mit Fachleuten zusammen und vor Allem: Lasst sie notariell beglaubigen! Sorgt dafür, dass sie regelmäßig erneuert wird! Vor Allem, wenn ihr z. B. eine neue Erkrankung habt, die eventuell eure Letzte sein könnte!

Meine Mutter brauchte schon Sauerstoff im Alltag, angeblich wg einer COPD. Also dachte sie nicht daran, auch das Abschalten der Sauerstoffzufuhr in die Patientenverfügung unter "Lebensverlängernde Maßnahmen" mit aufzunehmen.

Und sorgt auch dafür, dass die Person die dafür sorgen soll dass eure Patientenverfügung durchgesetzt wird, auch WIRKLICH in EUREM Sinne entscheidet! Leider hielt mein Vater so lange wie möglich an meiner Mutter fest und kümmerte sich nicht wirklich darum, dass IHRE letzten Wünsche in die Tat umgesetzt wurden.

„Schifferstadt“ (Pseudonym)

Wir haben gerade einen Fall in der Familie, in dem eine nicht geänderte Patientenverfügung für mächtig Ärger sorgt. Vor knapp 3 Wochen hatte ein Onkel von mir einen schweren Motorradunfall. Er hat sich Mitte 2016 von seiner Frau getrennt und seit Anfang 2017 eine Freundin. Im Februar diesen Jahres hat er die Scheidung eingereicht.
Nun liegt er im Koma und die Prognosen sehen nicht gut aus. In einer Patientenverfügung, die er vor etlichen Jahren aufgesetzt hat, steht, das er Lebensverlängernde Maßnahmen haben möchte. Damals, als er das aufgesetzt hatte, waren seine Kinder noch klein.
Nun ist da aber seine Freundin und sie sagt, das er die Verfügung ändern wollte und keine Maßnahmen mehr wünscht aber auf Grund dieser Verfügung werden die Geräte eben nicht abgeschaltet und so wird er dahinsiechen.. das bestürzt die ganze Familie und es macht einen sehr nachdenklich.
In dieser Verfügung steht auch, das er im Falle seines Todes auf einem Friedhof bestattet werden möchte (damit seine Kinder einen Ort haben, wo sie ihn besuchen können), auch das wollte er ändern und im Begräbniswald die letzte Ruhe finden. Leider pocht seine Ex jetzt darauf und besteht auf dieses Begräbnis auf dem Friedhof. Bezahlen will sie dafür aber selbstverständlich nicht aber das ist eine andere Sache..
Aus Wut und verletzten Gefühlen wird nun gehetzt und letztendlich ist mein Onkel, der aus Schusseligkeit die Verfügung noch nicht geändert hatte, der Leidtragende.

Das wünsche ich wirklich keinem! Meine Patientenverfügung werde ich in Zukunft jedenfalls öfter überdenken.