Richtig trösten: Wie am besten?

in „Rundum Leben“

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Ich denke auch, dass es sehr von der betroffenen Person und auch der Situation ansich abhängt, was als passend und hilfreich empfunden wird.
Auch für mich selber ist es je nach Situation unterschiedlich - manchmal möchte ich mich nur ausko..en und destruktiv sein, manchmal brauche ich, dass jemand "die Führung" übernimmt und ich einfach schwach sein darf, manchmal brauche ich jemanden, der mir Mut macht und dann kann auch so eine Phrase wie "Es wird wieder gut!" passend sein.

Ich erinnere mich gut daran, wie mein Freund vor ein paar Jahren eine Krebsdiagnose bekam (die 10 Tage später revidiert wurde) und ich völlig am Boden zerstört war. Eine Freundin rief mich gleich an, nachdem ich ihr geschrieben hatte und erst wollte sie alles wegreden, ich solle erstmal abwarten, vielleicht sei es doch nicht so schlimm etc. Das hat mich eher wütend gemacht, weil meine Not in dem Moment so groß war. Dann sagte sie "Und wenn es wirklich so ist, dann stehen wir das zusammen durch!", das war das, was ich in dem Moment brauchte, das war mein Schlüsselsatz, an den ich in diesen 10 Tagen oft gedacht habe und der mir Kraft gegeben hat.

Fazit ist für mich: es ist gut, in so einer Situation nicht mit einer vorgefertigten Tröste-Strategie vorzugehen, sondern aufmerksam zu sein, was der andere braucht und das, sofern es für einen selber machbar ist, anzubieten. Sei es Zeit, eine Umarmung, eine positive Sichtweise, praktische Hilfe, Sammeln von Informationen, Begleitung zu einem Termin oder was auch immer. Ich glaube, die eigene Haltung ist wichtiger als das gesprochene Wort.

„Mühlhausen/Thüringen“ (Pseudonym)

Betrifft das lediglich deine Erfahrungen im RL oder auch z.B. hier im Jammerthread, 93? Gegebenenfalls dann besser gar nicht reagieren oder was würde dir im konkreten Fall besser helfen? Online finde ich das bei weitem schwieriger als im RL.

@ 93:
Das mit dem "Sich-Alleine-Fühlen" bringst Du gut auf den Punkt, ich glaube, das ist auch für mich ein entscheidender Faktor. Obwohl ich denke, dass jeder Mensch letztendlich sowieso alleine ist. Interessant, dass Du den Satz, der mir total geholfen hat, als negativ empfindest. Es ist einfach spannend, wie unterschiedlich jeder Einzelne fühlt und wie Worte ankommen können und was sie auslösen.

„Lengerich“ (Pseudonym)

"Cautela Heute, 21:11
Betrifft das lediglich deine Erfahrungen im RL oder auch z.B. hier im Jammerthread, 93?"


Stand da schon mal vergleichbares, Cautela? Wenn ja dann habe ich es wohl selektiv gelesen! 😀

„Lengerich“ (Pseudonym)

Berith, vielleicht hängt das auch von den überstandenen oder nicht überstandenen Situationen ab? Habe ich etwas gut hinter mich gebracht mit Unterstützung, dann habe ich vielleicht zu "wir stehen das gemeinsam durch" eine andere Einstellung?

„Mühlhausen/Thüringen“ (Pseudonym)

Ich habe dich letzte Nacht exakt mit den Worten "Alles wird gut, irgendwie, irgendwann..." auffangen wollen... 🙄

„Lengerich“ (Pseudonym)

"Cautela Heute, 21:25
Ich habe dich letzte Nacht exakt mit den Worten "Alles wird gut, irgendwie, irgendwann..." auffangen wollen..."


Oh.
😀
Nuja.
Naja, es ist ein Jammerthread, im Internet, was will man da auch sagen? Im Gegensatz zur Realität wird sich ja nie eine potentielle Handlungsfähigkeit ergeben, insofern, was soll man da schon sagen?? Eine Bemerkung aus einer reinen "Hilflosigkeit" (Internet) heraus würde ich jetzt schon komplett anders bewerten, als, wenn DAS kommt, wenn ich jemanden real um Hilfe bitte. Es ist ja auch etwas anderes ob mich jemand real fragt und ich antworte oder aktiv und ungefragt im Jammertal schreibe. Insofern: Ja, selbstverständlich beurteile ich das real in einem Gespräch völlig anders, als wenn du mir das auf ein Posting schreibst. Wenn du mich jetzt allerdings fragen würdest, ob es mir hilft, dann ist die Antwort real und online tatsächlich nur diese: nein. Übrigens glaube ich eingestehen und zuzugestehen, dass man nicht helfen kann, ist auch ein Bestandteil von trösten.


Definitiv, Berith, Worthülsen sind recht unerträglich.

Ich stimme dem Post von 93 von gestern 21.06 Uhr 100% zu. Ich hatte gestern keine Zeit, wollte aber heute das Gleiche schreiben, nur in meinen Worten.

Einen kleinen Teil davon hatte ich schon im Jammerthread geschrieben, als er noch ziemlich neu war und als Reaktion auf einen Post von 93 (damals noch kleines Glück, wenn ich mich recht erinnere).

Jeder braucht etwas Anderes, da stimme ich denjenigen, die das schrieben, zu und man sollte darauf schauen, wer und mit welchem Problem oder welchen Sorgen man vor sich hat. So mache ich es auch.

Für mich persönlich und dem was ich brauche und was nicht gilt aber das, was 93 geschrieben hat.
Ich sage das wenn ich Menschen in mein Leben lasse und die Beziehungen nach einer Zeit tiefer / inniger werden, nur bekommen das nicht Viele hin.

Dann verzichte ich bei richtig schlimmen Sorgen lieber auf den Trost, der für mich dann keiner ist sondern mich entweder zusätzlich sauer oder traurig macht oder mich enttäuscht.

Ja, nicht Jedem ist es gegeben, dem Gegenüber in Teilen oder komplett das zu geben, was derjenige gerade braucht. Das ist mir bewusst.
Manche tun sich da schwer obwohl sie gerne wollen und bemühen sich trotzdem, manche haben einfach keine Lust sich mit Sorgen Anderer zu befassen, manche sind sehr oberflächlich und hauen ihre Standart"tröster"-Sätze raus.

Deswegen sehe ich es so, dass es an mir liegt, ob ich überhaupt nach Hilfe und Trost suche und wenn dann bei wem wenn ich in dem Moment dazu in der Lage bin oder es dann lasse. Das erspart beiden Seiten viel Frust.

Ich habe aber auch ein ziemlich gutes Bauchgefühl entwickelt wen ich in welchen Momenten, die nicht sooo dramatisch sind aber trotzdem einen Gesprächspartner erfordern, brauchen könnte und wen nicht. Da muss ich dann nicht groß überlegen sondern kann auch, wenn ich gerade von Emotionen überrollt werde, zum Telefon greifen und anrufen.

Für Manches wie z.B. chronische Erkrankungen, die weder heilbar noch richtig behandelbar sind (Ärzte und man selbst doktert halt an Symptomen herum), gibt es aber weder Hilfe, noch Trost noch ein "Licht am Ende des Tunnels"; sie sind nicht veränderbar, man muss schon froh sein wenn sie sich nicht noch mehr verschlechtern, auch damit muss man dann irgendwie zurecht kommen. Das geht mal besser, mal schlechter. Zumindest geht es mir so.

Ich denke es kommt immer auf den Fall an ...
Liebeskummer ist etwas ganz anderes als ein Todesfall ,

Deshalb meine ich , dass es oft hilfreich ist still zu sein ,
aber für die jeweilige Person present zu sein bzw. Ihr zu sagen ...

Ich bin da für Dich , wenn Du mich brauchst , egal wann ...
ob zu reden oder einfach in den Arm zu nehmen , oder nur
zusammen schweigen. Du bist nicht allein !

„Laatzen“ (Pseudonym)

Eliza, Du hast eine sehr gute Frage in den Raum gestellt, an der ich etwas zu knabbern habe.

Gehe ich von mir aus, würde ich gerne bei Krankheit meine Ruhe haben wollen. Kein doofes Gequatsche und vorallem keine Besuche, die mich Kraft kosten würden. In der Beziehung bin ich ein Einzelkämpfer und brauche keinen Trost.

Ist jedoch jemand vom Freundeskreis krank, dann stehe ich in den Startlöchern, falls ein Hilferuf kommt und ich aktiv helfen kann.

Da hast Du recht Lebenslust, manchmal ist gar nichts sagen, mehr als zuviel. Vor allem wenn es einem nicht so toll geht, ist ein Zutexten oder Dauerredner ehr belastend. Dazu setzen, nichts sagen. Beio Redebedarf fängt der andere dann schon an. Aber erst dann würde ich einsteigen.

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