Pflegebedürftige Eltern
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Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
08.10.2018
@Berith
Gott sei Dank ist mein Vater meistens guter Laune, das macht das Ganze viel einfacher.
@Rollikind
Die Schuhsohlen werde ich mir mal genauer ansehen und mich darüber informieren. Das klingt gut, Schuhe zieht er immer an :)
Hat hier vielleicht schon Erfahrungen damit? Werde natürlich auch in den "Demenzforen" nachfragen.
Vielen Dank erstmal!
Ich kenne auch nur Lösungen, die bereits genannt wurden. Aber ich möchte Dir einfach mal mitteilen, wie viel Respekt ich davor habe, dass Du Dich so liebevoll um Deinen Vater kümmerst. Ich hatte nur beruflich mit dementiell erkrankten Menschen zu tun und weiß, wie anstrengend und nervig das mitunter sein kann. Es ist einfach schön zu lesen, was Du machst, da ziehe ich wirklich den Hut vor Dir. 🤠
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
08.10.2018
Nach Recherche im Internet und den entsprechenden Foren wende ich mich an euch: vielleicht hat hier jemand Ideen, die den Profis noch nicht eingefallen sind.

Mein Vater büchst gerne aus (Weg- oder Hinlauftendenz), findet bis jetzt aber immer wieder nach Hause und ist auch in der Stadt sehr orientiert. Neulichst war aber das Problem, dass er gestürzt ist, zwei Männer haben ihm geholfen, eine sehr freundliche Dame hat in seinem Geldbeutel die Adresse gefunden und ihn wieder nach Hause gefahren.

Das Problem: Manchmal nimmt er seinen Geldbeutel nicht mit, lehnt das Armband mit Namen, Adresse und Telefonnummer strikt ab, ebenso sämtliche Etiketten in Hemden etc. Er läuft also ohne Perso, ohne Identifikation durch die Gegend und wenn er wieder stürzt ist er total hilflos, weil er nicht sprechen kann und ich kann ihn nicht finden.

Ich versuche es jetzt mit einem gravierten Schlüsselanhänger, habe natürlich schon die Personen auf seinen Lieblingsrouten informiert und meine telefonnummer verteilt, aber mein Vater geht gerne neue Wege :(.

Hat jemand von euch Erfahrungen mit Uhren mit GPS Tracker? Oder Erfahrungen mit Senioren mit Weglauftendenz? Oder irgendwelche Ideen, die mir noch nicht in den Sinn gekommen sind. Bin momentan durch Sorge irgendwie gedanklich blockiert.

Vielen Dank fürs Lesen und eventuell für Ideen!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
21.09.2018
manchmal ist es eine Herausforderung, ja (gerade jetzt zum Beispiel - warte seit einer Stunde, dass mein Vater mit "Aufräumen" fertig ist, damit wir in die Stadt gehen können. Er aber räumt im Schneckentempo Gläser von der einen Vitrine in die andere Vitrine :). Ein Ende ist noch nicht in Sicht und ich darf nicht helfen. Also kann ich hier noch lange mitlesen und tippen - hat auch was ...)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
21.09.2018
Ich meinte auch eher den Effekt, dass die Krankheit selbst den Betroffenen verlangsamt /entschleunigt...egal in welchem Alter eine psychische/kognitive Einschränkung eintritt...
Wenn das Umfeld darauf mit Druck reagiert, statt sich -im Rahmen des möglichen- darauf einzu"schwingen", erzeugt es uU genau den Stress den es vermeiden wollte.
Das kann für nahestehende Personen auch eine echte Herausforderung sein, wenn der Erkrankte in einer völlig veränderten Zeitwahrnehmung lebt..
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
21.09.2018
Lach, befremdliche Blicke von Passanten sind mir zurzeit völlig egal. Die werden angelächelt, mein Vater lächelt dann auch mit und sagt irgendeinen Wortsalat, dann ist alles klar. Außerdem wirkt bei Greisen doch auch so etwas Ähnliches wie das Kindchenschema - die Leute springen drauf an und werden sehr freundlich, mitteilsam und hilfsbereit. Diese Fragilität von Greisen, gepaart mit dem absolut gutmütigen Gesicht meines Vaters mit zwei blitzblauen,neugierigen Augen bringt ihm glücklicherweise ganz viel Sympathie ein.

Das Kronkorkenbeispiel finde ich klasse; so hat jeder seine Tricks "seinen" Anvertrauten zu etwas zu bewegen, was der eigentlich nicht will.

Und ja, Entschleunigung ist sicherlich nicht nur ein Phänomen des hohen Alters...,mir tut sie aber ganz gut, nachdem ich Jahrzehnte lang unter hohem Leistungsdruck funktionieren musste. Inzwischen blicke ich auf mein altes Leben teilweise mit Kopfschütteln zurück. Was war mir nicht alles wichtig. - Pflege verändert, und nicht nur zum Negativen!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
21.09.2018
Ich glaube dieses "Mitschwingen" innerhalb des eigenwilligen ;-)) Kosmos eines Betreuten ist DAS Rezept um einen großen Batzen an Belastung zu meistern und sich selbst ...und dem Gegenüber viel unnötigen Energieverlust zu ersparen.
Klingt wirklich so als hättest Du eine gute Haltung zu Eurer Situation finden können. Toll das zu lesen, danke Optimistin!!
Darüber berate ich auch oft mit dem guten Freund der seine Mutter betreut.
Diese mag zum Beispiel nicht gerne spazieren gehen, ABER sie hat eine große Sammelleidenschaft .
Wenn er ihr also "erlaubt" große Mengen an gammeligen Kronkorken zu "sammeln" geht sie kilometerweit mit ihm, war in der Sonne und frischer Luft und hat noch -durch das ständige Bücken- etwas für ihre Muskulatur getan ;-))
Der gesundheitliche Profit wiegt locker die befremdlichen Blicke von Passanten auf 😌


PS.
Liebe Optimistin,
bitte nicht als Kritik sondern lediglich als Ergänzung verstehen:
Ich glaube diese Entschleunigung hat nicht nur mit dem hohen Alter zu tun, sondern trifft auch häufig auf jüngere Menschen mit kognitiven und/oder psychischen Einschränkungen zu..
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
21.09.2018
Ein schöner Beitrag Optimistin, danke.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
21.09.2018
Das Leben mit einem hochaltrigen Menschen verändert, merke ich. Ich bin sehr viel gelassener, plane für alles sehr viel Zeit ein - halt - "plane" ist das falsche Wort. "Planen" kann man gar nichts mehr, man lebt von Tag zu Tag und viel mehr im Augenblick. Hat auch was Gutes.

Entschleunigung könnte von alten Leuten erfunden worden sein. Auch das "Über-den-Dingen-stehen". Wenn meinem Vater etwas nicht klappt - und das ist sehr oft - sagt er immer: "Ach, ist ja egal" und meistens hat er Recht.

Vieles ist mir inzwischen auch egal oder ich nehme es wenigstens mit großer Gelassenheit: Er will unbedingt mit seinem Lieblingshemd und nicht mit seinem Schlafanzugsoberteil schlafen - so solls denn sein. Er will unbedingt seine Apfelspalten in Kaffee tunken - die Kunst der Mischung -, statt mit Straßenschuhen möchte er mit seinen Hausschuhen spazierengehen - o.k.. Mit dem Schlafanzug lasse ich ihn allerdings noch nicht auf die Straße! Irgendwo muss Schluss sein! :) bei aller Liebe ...

Auch den meisten Haushaltsanforderungen stehe ich inzwischen mit großer Gelassenheit gegenüber, während mein Vater fast jeden Tag etwas "putzt" und "aufräumt". Ich finde jeden Tag Dinge an den lustigsten Orten - er hat ein sehr spezielles Verständnis von Ordnung in seinem Kopf und zu mir sagt er dann immer: "Du verstehst ja gar nichts" :)))))
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
14.09.2018
Mattilda das ist auch meine Erfahrung.Angehörige leiden oft mehr als der Betreffende es noch mitbekommt und halten sich zurück oder korrigieren entsetzt oder versuchen zu vermitteln weil ihnen die Situation peinlich ist oder unangemessen.Manchmal dreht man sich um und macht weiter als wäre nichts geschehn, das hat nichts mit völligem ignorieren zu tun!!..oft überrascht das, ich sage dann zu den Angehörigen , "warten Sie mal ab", erzählen sie ruhig und nehmen sie ihre gemeinsame Zeit wahr." ..da sitzen noch 15 Leute herum, die in der gleichen Situation sind jeder in seiner Geschichte. Ich erkläre den Angehörigen, dass es oft nur einen Moment andauert, es gibt keine Gründe oder Erklärungen dafür.Manchmal sind es auch Tage aber in denen gibt es dann wieder Phasen in denen man nach Momenten der Aggression 5 minuten später ein Lächeln bekommt oder eine suchende Hand..eine überraschende Umarmung, freudige Mitarbeit..ein Küsschen auf die Hand oder jemand der die Hand an seine Wange legt und Du weisst in dem Moment ist jemand dankbar,dass er so genommen wird wie er gerade ist.
Man versucht den letzten Weg mit positiven Momenten auszukleiden.

Ich denke jedem seine verständliche Agression..Hilflosigkeit..innere Unruhe..klar, auch Leiden..die Zeit läuft aber weiter und man hofft das manchmal nur ok ist wenn jemand daneben sitzt und weiss da ist jemand, der mich nicht einfach abstellt, auszusortieren und mich als Person sieht, auch wenn ich mich irgendwann nicht mehr bemerkbar machen kann, wie ich es gern mag.Wertungen müssen auch wenn es schwer fällt unter den Tisch fallen..denn die Areale von Verboten, Anstand oder Hemmungen sind in der Demenz hinfällig.
Ist mal jemand bei einer abendlichen Schultermassage mit einem Igelball ohne Worte jemand im Pflegestuhl eingeschlafen? Eine von vielen kleinen Bestätigungen meiner Arbeit mit und an einem Menschen.
So normal..aber, wenn man den Tagesverlauf manchmal sieht, doch so einzigartig.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
14.09.2018
Ich glaube, dass das mit der "Ohnmacht" eine sehr diffizile Geschichte sein kann...
Wir fühlen uns ohnmächtig in manchen Situationen...aber sind wir es auch in jeder dieser Situationen...???
Meine Erfahrung in der Situation als Betreuende, war, dass wenn es mir gelang mich meiner empfundenen Ohnmacht konstruktiv zu stellen, es oft doch noch Optionen gab, die ich in meiner Erstarrung nicht gleich sehen konnte..
Dabei half natürlich ein (pflege)erfahrenes Umfeld mit einer zugewandten und verständnisvollen Haltung ungemein!! Allein ist solch ein Hinterfragen, in einer extrem belastenden Situation, sicherlich nicht zu stemmen!
Offenherzige, konstruktive Denkanregungen von Menschen, die weniger emotional in den konkreten Fall involviert sind, ist ein seeeehr wichtiger Faktor.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
14.09.2018
Danke Kaffee- Pause

Mutig war nur die Entscheidung am Anfang, glücklicherweise hat sich alles so positiv entwickelt und man lernt mit Situationen umzugehen, das haben andere ja auch schon geschrieben. Auf meinen Mut am Anfang bin ich stolz und freue mich jeden Tag, dass ich die absolut richtige Entscheidung getroffen habe.

Ich habe ein manchmal etwas Angst vor genau den Situationen, die du mit deinem Bruder erlebt hast. Diese Ohnmacht nichts tun zu können.

Aber ich sage mir jeden Tag - ich tue mein Bestes, mehr geht nicht, mehr liegt nicht in meiner Hand.

Und ich genieße die guten Zeiten, die wirklich überwiegen. Es ist schön, sich um jemanden zu kümmern zu können, den man mag.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.09.2018
Das mit deinem Bruder tut mir sehr leid! Ging mir den ganzen Tag im Kopf rum, 50 ist einfach viel zu jung.

Danke liebe Optimistin.

Ich kann das so nicht ausdrücken, aber ich bewundere Dich wirklich sehr, dass Du Dich den Veränderungen Deines Vaters so mutig stellst und damit so positiv auf sein Leben Einfluss nehmen kannst.

Zu er-tragen wie sehr ein Angehöriger sich immer weiter von dem Mensch entfernt, als den man ihn kannte und nur noch ab und an Schatten des alten Ichs zu erkennen - da eben nicht wegzusehen, sondern es auszuhalten und auch das Schöne und Positive noch wahrnehmen zu können, da wirst Du Deinem Nicknamen "Optimistin" wirklich gerecht Das muss unendlich viel Kraft und Mut kosten, viel mehr als man es sich vermutlich je von aussen vorstellen kann.


Natürlich hätte ich meinen Bruder lieber hier, 50 ist wirklich kein Alter - aber dass er sich so nicht mehr weiterquälen musste, darum bin ich schon froh so fürchterlich es klingen mag.
Er war zu Lebzeiten jemand, dem seine Freiheit ungeheuer wichtig war, das war schon als Kind für ihn ein ganz hoher Wert. Ihn dann mehr tot als lebendig im Krankenhausbett gefangen und wochenlang dahinsiechen zu sehen, zu erleben wie grob die Pfleger und Ärzte teilweise mit ihm umgingen, das war das Schlimmste, was ich bislang so erlebt habe. Vor allem aber die Ohnmacht ihm nicht helfen zu können.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.09.2018
@Mollig mit Herz
Mir stehen auch bei einigen Situationen regelmäßig die Tränen in den Augen, vor allem, weil mein Vater mir dann so verdammt leid tut. Wie sparkle arbeite ich auch viel mit Ablenkung, Humor, Lachen und viel Gelassenheit. Ich sage immer ja und konfrontiere ihn nie mit seiner Demenz.

Ich habe großes Glück, weil er einfach so liebenswert ist, zwischendurch erstaunlich selbstständig und nur manchmal total stur und bockig - dann aber richtig :)

@stern
Verwechslungen gibt es tagtäglich - bis jetzt glücklicherweise nix Gefährliches ...er war ganz begeistert von Meridol Mundspülung frischer Atem als Duschgel - die Wohnung roch wie eine Zahnarztpraxis ...

@Kaffee-Pause
Das mit deinem Bruder tut mir sehr leid! Ging mir den ganzen Tag im Kopf rum, 50 ist einfach viel zu jung. Du hast auch schon einiges erlebt, nicht wahr.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.09.2018
Ich hatte im nahen Freundeskreis auch einen Demenzfall. Er war mit Anfang 60 noch recht jung, litt aber an diversen Vorerkrankungen, die z.B. auch Einfluss auf die Durchblutung nahmen.
Da er ein sehr humorvoller Mensch war, haben wir anfangs manches noch nicht direkt erkannt, da er es gekonnt in seine Späße verpackt hat.
Es war manchmal wirklich schwer, ihm weiterhin respektvoll und geduldig zu begegnen, wenn er sich verhielt wie ein trotziges, stures Kind und ständig etwas angestellt hat.
Ich habe dann im Laufe der Zeit gelernt, oft den Weg der Ablenkung zu wählen. Denn wenn ich etwas kategorisch verneint habe, machte es die Situation oft nur schlimmer.
Wenn er z.B. unbedingt den Keller ausräumen wollte, habe ich nicht gesagt, dass er das lassen soll oder es Quatsch ist, sondern habe vorgeschlagen, dass wir das doch später gemeinsam machen könnten, aber doch erst noch zusammen essen (oder etwas anderes) wollten.
Darauf ließ er sich meist ein und hatte das ursprüngliche Vorhaben dann später wieder vergessen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.09.2018
Habe bis jetzt im Stillen mitgelesen. Danke, dass hier auch mal so ein wichtiges und sensibles Thema erörtert wird, vor allem nicht kaputt geredet wird. Jeder macht wohl seine eigenen Erfahrungen, wenn es um Pflege eines Angehörigen geht. Wo der eine viel Glück hat, hat der andere Schwierigkeiten ohne Ende. Sei es medizinisch, behördlich o.ä. Wir sind auf jeden Fall dankbar und glücklich, dass wir vorher alles bis über den Tod hinaus geregelt hatten. Anektoden, die Ihr so erzählt, könnte ich auch zuhauf erzählen. Nur musste ich mich damit zu sehr auseinandersetzen und kann nur sagen. Solche Dinge, wie Dinge vertauschen usw. gehört zum Krankheitsbild der Demenz. Es gibt da mehrere Stufen von. Mein Vater gehörte zur Schwerstdemenz...ein Vorkommnis...er erkannte ein halbes Jahr vor seinem Tod sein eigenes gebautes Haus nicht mehr. Sagte immer, wenn er vom Spazierengehen wieder kam...Hier wohne ich nicht, will nicht ins Heim. Stehst dagegen und kannst nur sagen "Papa das ist Dein zuhause." Wenn er dann sagt, "Na dann ist ja gut" hast Glück. Oder er kennt seinen eigenen Sohn nicht mehr als seinen Sohn an. Wenn mein Bruder von der Arbeit kam und sagte, "Na, Papa, wie geht's Dir heute? und zur Antwort bekommt..." Gut, aber ich habe keinen Sohn, Du bist doch mein Freund aus dem Krieg, der mich jeden Tag besucht"...bei solchen Vorkommnissen, da stehen Dir die Tränen in den Augen. Mein Bruder hat es erstaunlich locker weggesteckt. Sagte, ist so, müssen wir mit leben. Mich hat er komischerweise bis 3 Stunden vor seinem Tod immer erkannt. Wollte als letzte Mahlzeit einen Joghurt von mir...habe ihm den natürlich so langsam reingelöffelt. Und er sagte Danke, dass war lecker. 3 Stunden später schlief er im Beisein von uns allen friedlich in seinem Zuhause ein. Wollte damit nur ausdrücken, dass die Demenz unterschiedliche Ereignisse mit sich bringen kann. Allen viel Kraft und Stärke, die es auf sich nehmen, ihre Eltern und Angehörigen zu pflegen. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.09.2018
Optimistin..
zu Deiner Freundin..schrecklich🍀🍀gute Besserung den Eltern.

Ich muss trotz allem gerade lächeln.Deine Anekdote hat mich an eine Geschichte erinnert, die mir mal von einer Tochter eines Demenzkranken erzählt wurde.
Sie durfte die Zahnbürste,die Toilettenbürste, Wischlappen von ihrem Vater aus, nicht mehr auswechseln wenn er es mitbekommen hat. Sie tat es heimlich wenn er mal nicht im gleichen Raum war.

Als sie eines Tages vom Einkaufen heimkam, stand der Vater am Spülbecken und spülte fleissig.
Sie erkannte erstmal das Spüli nicht,was er da gekauft hatte.Er meinte: "Ach das ist sicher ne neue Sorte", es hätte aber Palmolive draufgestanden. Beim näheren hinsehen, war es eine Bodylotion der gleichen Marke.

Danach meinte er, ich hab gesehn, dass Du die Spülbürste weggeworfen hast, die war doch noch gut?! Ich habe sie aus dem Eimer geholt und mal richtig saubergemacht, man muss ja nicht immer gleich alles wegwerfen."

Sie überlegte kurz..aber sie hatte nicht die Spülbürste weggeworfen, sondern die Toilettenbürste😨 ausgetauscht.An diesem Tag lehnte Sie dann lieber mal das Essen ab, welches der Vater gekocht hatte und spülte sämtliche Teller und Tassen heimlich nocheinmal ab.Diesmal mit einer nagelneuen Spülbürste.😎
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.09.2018
Danke für eure beiden Beiträge; ich kann nur bestätigend nicken!

Sorgt selbst vor, kümmert euch darum, dass eure Angehörigen vorsorgen - beides nicht so ganz einfach. Vorsorgevollmacht, Bankvollmacht, Patientenverfügung.

Gestern Abend kam ein anruf von einer Freundin: Beide Eltern hatten einen schweren Unfall, liegen jetzt im Krankenhaus; sie weiß nicht, wie es weitergeht, was sie machen kann ohne Vollmachten.

Kleine, nette Anekdote von meinem Vater:
Ich ging durch die Wohnung und sammelte seine alten Socken ein, da reißt er mir mit total weit aufgerissenen Augen und empörtem Gesicht die Socken aus der Hand, schnuppert daran, hält sie mir - noch empörter :) - unter meine Nase und sagt: Ganz frisch!!!!!, hat seine Socken gerettet und tapste sehr stolz davon. - Hätte auch nicht gedacht, dass ich mal an den Socken meines Vaters schnüffeln müsste :)))))

Solche, leicht skurrilen Situationen habe ich jeden Tag mit ihm und die helfen mir über die traurigen und schwierigen Situationen hinweg. Ich muss jetzt noch grinsen, wenn ich an sein total empörtes Gesicht denke.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
12.09.2018
Ich kann dem nur zustimmen. Es geht ja nicht nur darum was man selbst möchte und welche Werte man hat, man sollte auch bedenken, was man seinen Angehörigen antut, wenn man sie mit diesen wichtigen Entscheidungen alleine lässt. Die meisten denken nicht gerne an den Tod, aber es ist im wenn der schlimmste Fall eintritt sehr brutal alles jemand anderem zu überlassen.

Ich habe das vor nicht allzu langer Zeit bei meinem Bruder erlebt, der von einem auf den anderen Tag im Koma lag. Er hat sich abends verabschiedet, alles war normal und zwei Stunden später ist er umgekippt, kam in die Klinik und wurde ins künstliche Koma gelegt, aus dem er nie wieder wach wurde, in dem er aber trotzdem noch 6 Wochen leiden musste, bis er sterben durfte. Und er war erst 50.
Hätte er überlebt wäre er ein schwerer Pflegefall gewesen, auch da bin ich ziemlich sicher, dass er das niemals im Leben gewollt hätte.

Die Entscheidungen die in einer solchen Situation getroffen werden müssen und die grosse Aufgabe den Patienten zu schützen, das wünsche ich keinem Angehörigen. Das sind zum Teil Entscheidungen die man gar nicht für einen anderen treffen kann, egal wie nahe er einem steht.

Dazu gab es ja auch vor einiger Zeit schon einen langen Thread:
https://www.rubensfan.de/forum/rundum_leben/death-cleaning-und-notfallmappe-id-15566


Und diese Aussage von Mattilda kann man gar nicht dick genug unterstreichen:

Ich glaube wir ALLE haben ein völlig verkitschtes und unrealistisches Bild von Klinikabläufen und Intensivstationen….geprägt durch all die Arzt-und Krankenhaus-Serien, vor denen selbst bei größtem Bemühen kein Entkommen ist.

Ich habe mittlerweile große Angst in diese Mühlen zu geraten, denn ich habe weder familiär noch im Freundeskreis Jemanden der mein „Bodyguard“ sein könnte :-((


Entschuldige bitte Optimistin, ist ein bisschen ins Off-Topic gerutscht, aber es ist ja ein ungeheuer wichtiges Thema.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
12.09.2018
Ich habe gerade erst auf einem Gesundheitstag mir ein Merkblatt zur Vorsorgevollmacht und ein Merkblatt zur Patientenverfügung mitgenommen.Denn das ist nicht alles das Gleiche!!!

Ich habe mir nach etlichen Jahren privater Erfahrungen sowie beruflicher Weiterbildung überlegt..ist das ok wenn jemand sein Leben dafür aufgeben muss um mir zu helfen oder mag ich das überhaupt weiterzuleben um jeden Preis.Wenn mein Körper abbaut und mein Geist schwindet? Und wenn..wie mag ich versorgt werden?

Man sagte zu mir mal in einem Gespräch..früher sind die älteren Menschen früh gestorben und mussten auch einiges nicht mehr miterleben, weil sie keinen extraangerührten Dopingbrei als Ernährung bekamen oder keine extra Infusion oder gar Sonden.Denn wer über Tage mal keinen Hunger hat, bekommt das oft und wer mal nicht richtig ausreichend trinkt, ebenso. Ob er gerade mag, oder das noch fassen kann, oder nicht..Gesetzgebung.

Es ist hart so eine endgültige Entscheidung zu treffen ..mit seinem Anverwandten darüber zu reden. Aber wenn alles zu spät ist, entscheidet das Gesetz und jede erste Hilfemassnahme muss auch fortgesetzt werden..so beschrieb man es mir im Krankenhaus als mein Vater notoperiert im Sterben lag.
Eine Krankengeschichte die mit Wiederbelebung und etlichen Kämpfen über 3 1/2 monate in 2 Krankenhäusern zuende ging.😕
Er war 63.Ein Alter wo er nie damit gerechnet hätte,dass man mal so auf Hilfe angewiesen sein kann.

Er hatte eine Vorsorgevollmacht aber leider fand der Beauftragte sie nicht rechtzeitig.Ausserdem sagte man mir später bei der Nachlassstelle, dass man am Besten sich im Zentralregister registrieren lässt mit allen selbstfestgelegten Anliegen, die man mit dem letzten Weg verbindet und das sollte einem die 350 euro über einen Notar wert sein.Es ging um kein Erbe nur um die Festlegung gesundheitlicher und sozialer Verfügung..! Das Dokument lässt sich dann überall gleich abrufen.
Erste Hilfe kann man nicht unterbinden..nur was länger jemanden bestimmen kann.

Eine andere Information habe ich mir bei einer Fortbildung aufgeschrieben.Einen Hospitzdienst.Er wird gerufen wenn absehbar ist,dass derjenige seinen letzten Weg antritt.Man hilft aus mit Schmerzmitteln und beruhigenden Mitteln.
Alles vielleicht auch eine Erleichterung vom Gewissen..vom Wissen derjenige wollte es so.Nicht anders.

Zur Demenz.Ist es schon so, gibt es ja nun schon mal einen kleinen Zuschuss zu einer Betreuung. Veränderungen in einem Leben sind nie gut.Wie sagt man nicht ohne Grund..den alten Baum verpflanzt man nicht.Wenns denn geht und eine Familie hat sich für den Weg entschieden, sollte man sich doch ab und an mal nicht nur abwechseln sondern auch Kaffetrinken oder Tanztees oder sonstige freie unverbindliche Angebote von Heimen in der Nähe versuchen anzubieten zum Kennenlernen.Denn der Weg der Demenz verläuft unberechenbar und Plätze muss man oft in eine Warteliste (1-2 jahre vorher) eintragen lassen.

Wenn sich jemand darauf einlässt.. gehn lassen.!Hauptsache der Mensch hat noch ein paar frohe Stunden und man selbst kann vielleicht ein paar Minuten durchatmen.Es ist das Ziel selbst mit allem einigermassen im Reinen zu sein wenn man geht..keiner verlangt wirklich die phsychische und physische Aufgabe von seinem Nächsten.

Diese "Freistunden" gibt es auch in der Tagespflege..je nach Pflegegrad.
Überall sind knappe Besetzungen aber zu Hause kann man sich schlecht abwechseln oder auf Dauer dem Angehörigen was vormachen, denn der Demenzkranke merkt das auch, wenn er nicht mehr ganz die Persönlichkeit ist, die er/sie mal war.Das ist nicht nur kraftraubend für den Pflegenden.

Ich spreche nicht nur für Pflegeheime.Es gibt auch gute Pflegedienste oder Betreuer die man für weniger Geld ins Haus bestellen kann nur stundenweise oder ganztags.Überall gibt es schwarze Schaafe.Man muss sich halt mal umhören und auch da die Geduld mitbringen um Auszuwerten.Ich denke das ist auch das Leben von der eigenen Familie und meiner selbst es wert, sich die Zeit zu nehmen.

Die Alzheimer Gesellschaft lädt ab und an zu freien Vorträgen betreffend Demenz/Alzheimer in Städten ein und es gibt Stellen wo man sich als Betroffener oder Pflegender hinwenden kann z. Bsp. das Alzheimertelefon

Den Betroffenen alles Gute..
Denen die sich die Zeit genommen haben um das alles zulesen..vielleicht einen Denkanstoss, weil man dieses Thema im Alltag so gern wegdrückt und in die Ferne schiebt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
12.09.2018
Übrigens sind genau diese Erfahrungen damals der Grund warum ich zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten für das Erstellen einer Vorsorgevollmacht werbe...und Menschen versuche zu überzeugen, diese extrem wichtige Verfügung zu erstellen!
Jede/r sollte frühzeitig dafür sorgen, dass die Entscheidungsgewalt über seine/ihre Belange in vertrauenswürdige Hände gelegt sind, für den Fall dass man selbst (auch vorübergehend) nichts regeln und entscheiden kann.Nur ELTERN Minderjähriger haben automatisch das Recht mitzubestimmen....
Weder Ehepartner, noch Angehörige dürfen dies ohne weiteres.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
12.09.2018
Die Alten jedoch, die keine engagierten Angehörigen haben, sterben laut Statistiken früher.

Ich hoffe es ist nicht zuu offtopic...?
Ich denke dieser Satz gilt leider schon viel früher :-(
Wenn man in diesem Gesundheitssystem keinen engagierten "Bodyguard" hat, geht man sehr schnell unter.
Ich habe damals eine Menge Katastrophen abwenden können als ich Betreuerin einer Freundin mit Hirnblutung war.
Die Kämpfe mit Pflegepersonal, Ärzten und Verwaltung hängen mir auch nach 7Jahren noch in den Knochen. Ich träume oft davon.
Allerdings hat es tatsächlich meist geholfen, wenn ich bei allem Kampf die Probleme des Personals und deren Überforderung in meine Wünsche und Gespräche vorort mit einbezogen habe.
Ich hatte allerdings auch das große Glück, dass ich von befreundeten Pflegekräften gecoacht und auch mal zurückgepfiffen wurde, wenn meine laienhaften „Forderungen“ unrealistisch waren.

Ich glaube wir ALLE haben ein völlig verkitschtes und unrealistisches Bild von Klinikabläufen und Intensivstationen….geprägt durch all die Arzt-und Krankenhaus-Serien, vor denen selbst bei größtem Bemühen kein Entkommen ist.
Ich habe mittlerweile große Angst in diese Mühlen zu geraten, denn ich habe weder familiär noch im Freundeskreis Jemanden der mein „Bodyguard“ sein könnte :-((
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
12.09.2018
toi,toi,toi PeppermintPatty!
Das mit der Stuhlinkontinenez war anscheinend auch bei meinem Vater so; auf der geschlossenen Psychiatrie hat er - nach Aussage der Pfleger - nicht mehr gemerkt, wann er auf die Toillette musste. Dort waren allerdings die Pfleger wirklich toll, haben sich sehr um die Patienten bemüht, mit einer Engelsgeduld.

Zuhause, nach einer Woche "Toilettentraining" mit mir Laien, konnte meine Vater dann wieder selbst problemlos auf die Toilette gehen und so ist es - glücklicherweise - bis jetzt.

Durch seine Aphasie (Sprachverlust) konnte er mir natürlich nie sagen, ob es ihm gut oder schlecht geht. Auch ja/ nein Fragen konnte er nicht beantworten.

Ich wünsche dir viel Nerven für dein bevorstehendes Gespräch! Und lass dich nicht unterkriegen, meiner Erfahrung nach, bewirken Gespräche mit den Ärzten und den Pflegern doch sehr viel.
Die Alten jedoch, die keine engagierten Angehörigen haben, sterben laut Statistiken früher.

@Mata Hari

danke für die guten Wünsche!

Und ja, es ist ein sehr persönliches Thema, aber bis jetzt bereue ich es nicht, diesen Thread eröffnet zu haben.

Austausch tut gut, das Internet ist zwischendurch an den Tagen, wo ich zuhause bei meinem Vater bleiben muss, mein kleines Tor zur Welt. Und wenn ich durch die Weitergabe meiner Erfahrungen vielleicht noch jemandem helfen kann, hat sich der Thread gelohnt!

Danke an alle, die bis jetzt bei diesem sehr persönlichen Thema mitgeschrieben haben! Ist nicht selbstverständlich. Auch danke für die PNs! Mir tut der Austausch mit euch sehr gut ...
@Optimistin, ich werde in den nächsten Tagen einen Termin im Krankenhaus machen, um diese Pflegeüberleitung mit irgendjemandem abzusprechen, der Ahnung hat. Bis jetzt hatte ich gedacht, dass wir mit den Ärzten gut klargekommen sind, aber anscheinend stimmt da die Kommunikation mit dem Pflegepersonal und uns auch nicht. Ich lasse mir da keinen Sand mehr in die Augen streuen, ich habe mir die Finanzierung des KH im Bericht des letzten Jahres angeschaut und weiß jetzt z. B., dass die Geriatrie so ziemlich der einzige Bereich ist, in dem ein Plus erwirtschaftet wird. Diese geriatrische Abteilung ist auch ein Alleinstellungsmerkmal im Landkreis, leider. ☹️
Und womit? Mit dem billigen Einsatz von Helferschülern, die am KH nämlich auch ausgebildet werden. Da läuft an einem ganz normalen Wochentag nur eine Altenpflegerin mit einer Schülerin rum, um die Station zu versorgen. Dass da die pünktliche Medikamentengabe - deren Zeitpunkt bei Gehirnerkrankungen sehr wichtig ist - untergeht, ist ggfs. verständlich, aber unter keinen Umständen hinnehmbar. Da liegen lauter multimorbide Hochaltrige rum, denen man einfach eine Windel anzieht, sich nicht weiter um sie kümmert, wenn sie zur Toilette müssen und das auch artikulieren können - und dann steht im Bericht "Stuhlinkontinenz"...ich fass es nicht. Und wenn sich der betroffene Patient dann zu Recht beschwert, wird er als aggressiv abgetan. Ich könnte in den Schreibtisch beißen grad. 😡
Das wird kein leichtes Gespräch im KH - aber nur für die Damen und Herren, die mit mir zu tun haben werden. Wahrscheinlich werden sie mir einen Psychiater empfehlen 😈 - deshalb werde ich auch nur in Begleitung meines Mannes als Zeuge hingehen.