Persönlichkeitsentwicklung

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 126 Antworten

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Könnt ihr mit dem Schlagwort "Persönlichkeitsentwicklung" etwas anfangen? Wie würdet ihr es definieren?

Früher - so bis vor 20 Jahren, also bis ca. 30, war das ein Thema für mich. Ich habe versucht, mich bewusst weiter- und ins Positive zu entwickeln.
Inzwischen bin ich anscheinend entweder voll zufrieden mit mir :) oder einfach zu faul, mir Gedanken zu machen ...

Das Einzige , was ich wieder gerne hätte - und woran ich ab und zu gedanklich "arbeite" sind mein unbeschwertes Selbstbewusstsein und mein absolut authentisches Auftreten, das ich mit 20 Jahren noch hatte. Leider musste ich im Berufsleben beides sehr zurückschrauben und muss es mir jetzt wieder langsam zurück erobern.

Ich würde mich sehr freuen, falls das Thema euch interessieren würde!

„“ (Pseudonym)

Da leide ich momentan glaube an dem Gefühl "Alazia", nämlich der Angst davor sich nicht mehr verändern zu können.
Bin zu dem Thema neulich auf dieses Video gestossen (gibt es auch mit deutschen Untertiteln):

https://www.youtube.com/watch?v=WBoZzArmtNA

Im verlinken Video wird bildlich ein Vergleich zur Glasbläserei gezogen. Am Anfang scheint alles möglich und in jungen Jahren haben wir die Gewissheit, dass wir noch in Entwickung dahin sind zu dem zu werden, was wir sein wollen. Deshalb ist es nicht schwer formbar und unperfekt zu sein. Aber je älter wir werden, je mehr Form wir annehmen und je weniger Feuer da ist, das uns formbar hält und uns antreibt, desto starrer werden wir in unserer Persönlichkeit und unseren Ansichten.

Und irgendwann stellt sich vielleicht die Angst davor ein, ob wir überhaupt noch genug Feuer in uns haben um uns selbst überraschen zu können, oder ob wir schon zu hart und zynisch geworden sind um uns noch strecken und verändern zu können ohne dabei zu zersplittern und daran zu zerbrechen.


Für mich ist es ein grosser Wert sich immer weiter verändern und neu erfinden zu können. Nicht nur im Leben allgemein, auch bei Künstlern sieht man zum Beispiel, dass diejenigen die erfolgreichsten und glücklichsten sind, die sich immer wieder neu erfinden können, alte Dinge leichten Herzens ablegen und neue Dinge willkommen heißen können.
Banales Beispiel: die Komiker Otto Waalkes vs. Hape Kerkeling. Otto hat sich ab einem bestimmten Punkt nicht mehr weiterentwickelt, hat immer weiter auf das gleiche Konzept gesetzt. Sein Humor ist an eine bestimmte Ära gebunden und er hat vor langer Zeit sein Feuer verloren. Hape Kerkeling hat sich immer weiterentwickelt, wäre er wie Otto, wäre er heute noch "Hannilein" und "Siegfried Schwäbli" und nicht Buchautor und Dokumentarfilmer. (Ohne jetzt Otto diskreditieren zu wollen, es ist nur ein Beispiel)


So wünsche ich mir das aufs Leben übertragen auch, bin mir nur zunehmend unsicher ob ich das so umsetzen kann. Oft fehlt mir der Masterplan und ich lasse mich eher treiben, oder auch die Kraft weiterzumachen und wirklich wieder von vorne anzufangen, statt durch kleinere Änderungen nur so zu tun.

Das was Du gerade mit Deinem Vater erlebst, Optimistin, das ist glaube ich so ein Moment des sich selbst neu Erfindens. Ich glaube da unterschätzt Du Dich vielleicht in Deiner Selbstwahrnehmung. Das ist nur vermeintlich durch äussere Dinge erzwungen, denn Du hättest Dich auch entscheiden können, dass Dein Vater in ein Heim muss und in Deinen alten, bekannten Wegen bleiben. Etwas von Deinem Mut würde ich mir gerade für mein Leben wünschen.

„“ (Pseudonym)

Ich lese immer mal wieder Bücher zu dem Thema. Manchmal gibt es einen konketen Anlass dafür, manchmal habe ich das Gefühl mir selbst im Weg zu stehen, manchmal suche ich nach Techniken, um es besser zu machen oder hilfreicher zu "denken".

Wenn ich hier in den Profilen sowas lese wie: "Suche jemanden, der mich zu 100% so akzeptiert wie ich bin und mich nicht verändern will", dann ist meine innerliche Gegenfrage aber immer: "Aber was, wenn es Verhaltensweisen an dir gibt, die einem "uns" nicht gut tun würden?" Ist es dann wichtiger, das du so bleiben kannst wie du bist, als das es "uns" gut geht? Es ist für mich ein Indikator für Egoismus.

Jeder möchte ja gerne als Persönlichkeit und Charakter voll und ganz geliebt werden, aber ich finde es wichtig die Größe zu haben, sich auch immer mal wieder zu hinterfragen, ob man sich selbst oder einer Partnerschaft nicht vielleicht gerade mit einem über Jahre (falsch) erlerntem Verhalten oder Denken selbst im Weg steht.

Rückblickend auf Exbeziehungen kann ich z.B. sagen, dass ich schon mal einen Menschen zu 100% geliebt habe, aber mit Aspekten seines Verhaltens absolut nicht einverstanden war. Bei mir ist oder war genauo so: Ich hatte schon Glaubensgrundsätze, die nicht gut für eine Beziehung waren und ich habe versucht sie zu ändern, weil ich z.B. gemerkt habe: "He, ich reagiere immer noch, wie es für eine ganz andere Zeit unter ganz anderen Bedingungen richtig gewesen wäre", oder "Wenn ich daran festhalte, dann verhindert das, das xyz möglich wird".

Für mich ist sich zu verändern einfach Teil des Lebens und mit Persönlichkeitsentwicklung kann man das so ein bißchen in die Richtung lenken, wie es einem helfen würde. Es gibt aber sicherlich Kernaspekte eines Charakters, die nicht veränderlich sind.

„“ (Pseudonym)

Für mich steht das Thema Persönlichkeitsentwicklung sehr eng mit dem Erziehungs- Thread in Verbindung. In den ersten Lebensjahren wird der Grundstein für die Persönlichkeit des Menschen gelegt, zusammen mit dem, was in den Genen steckt.
Später lernt man sicher aus Erfahrung immer noch dazu. Manches Perönlichkeitsmerkmal wird aber schon davon beeinflusst, wie man lebt, was einem widerfährt usw...
Ich tu mich schwer damit, wenn sich jemand bewusst vornimmt, sich so oder so weiterzuentwickeln. Das muss schon drinstecken, finde ich, und nur wachgerüttelt werden.

„“ (Pseudonym)

Authentizität finde ich übrigens ein Thema das früher (bei mir) einfach deshalb weniger präsent war, weil es die virtuellen Welten und die sozialen Medien noch nicht gab. Heute, wo so viele Menschen versuchen sich ausschliesslich mit ihrem liebsten, besten, schönsten Selbst, statt mit ihrem wirklich Selbst zu präsentieren, ist sie wichtiger als je zuvor. Ich frage mich manchmal wie Kinder, die mit diesen Medien aufwachsen überhaupt so richtig zu sich selbst finden können, wenn jede Aussage eigentlich nur nach danach geformt wird, wie sie einen gut aussehen lässt und wie sie möglichst viele "Likes" einheimst und jede Kritik (auch freundliche und sachliche) ein Schlag ins Gesicht zu sein scheint.

Um sich weiterentwickeln zu können muss man Fehler machen dürfen ... und eben auch sich selbst erlauben fehlerhaft zu sein.

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@un_erhört
manchmal denke ich, dass Persönlichkeitsentwicklung dann beginnt, wenn die Erziehung durch die Eltern aufhört und man Verantwortung für sein eigenes Tun übernimmt.

"Ich tu mich schwer damit, wenn sich jemand bewusst vornimmt, sich so oder so weiterzuentwickeln. Das muss schon drinstecken, finde ich, und nur wachgerüttelt werden"

Ich glaube - wie du -, dass ein Persönlichkeitsmerkmal schon irgendwo angelegt sein muss, um sich wirklich ausbilden zu können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich etwas vornehmen kann, was einem wirklich absolut fremd ist. Selbst dumme Gewohnheiten zu ändern fällt schon total schwer, wie erst dann ein Persönlichkeitsmerkmal.

Wenn sich jemand aber bewusst vornimmt, sich weiterzuentwickeln, finde ich das gut.

Als Jugendliche war ich sehr, sehr extrovertiert und habe manchmal Leute durch meine extrovertierte, sehr direkte Art total verschreckt. Hinterher tat mir das dann immer leid und ich habe mir mit 16/17 vorgenommen, erstmal denken und dann sprechen. Es dauerte mindestens 15 Jahre, bis es einigermaßen geklappt hat. Jetzt bin ich dadurch aber mit Sicherheit viel angenehmer im Umgang als mit 30 (inzwischen bin ich mir manchmal fast ein bisschen zu diplomatisch, ja langweilig - deshalb dieser thread).

@Kaffee-Pause
das Bild mit dem Glasblasen finde ich klasse; an Alazia leide ich jetzt zwar nicht, eher stelle ich zurzeit sehr erstaunt fest, wie sehr ich durch meinen Beruf geformt wurde: Habe das Gefühl, dass mir alle Ecken und Kanten abgeschliffen wurden und ich immer freundlich, nett, aufgeschlossen (gegenüber den dümmsten Methoden, Konzepten, Neuerungen etc.), verständnisvoll, enthusiastisch und einsatzbereit sein musste.

Jegliche Authentizität kam mir dabei abhanden und jetzt muss ich mich erst wieder daran gewöhnen, dass ich zwischendurch einfach mal wieder ehrlich klipp und klar und unverblümt meine Meinung sagen darf :) und es kostet mich nicht meine Existenz! :)))))

Das ist quasi jetzt mein Persönlichkeitsentwicklungsziel: Ein bisschen back to the roots und das richtige Maß an Diplomatie und Ehrlichkeit finden und mir ruhig wieder Ecken und Kanten zu leisten :).
Irgendwie ist das seeeeehr befreiend!



Werdet ihr auch so stark durch euren Job geformt? Ich finde das fast erschreckend!



@Pudelin

vieles aus deinem Beitrag sehe ich genauso und habe ich auch schon genauso erlebt.


Euch Dreien vielen Dank für eure Beiträge, die so komplex sind, dass ich leider gar nicht alles, was ich möchte, dazu schreiben kann.

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@un_erhört
Lach, ja, gerade ist dieses Thema ein bisschen ZU umfassend für mich - total müde ...

bin deinem link gefolgt, finde die Seite gut gemacht, werde aber erst morgen nochmal genauer nachlesen, bin grad vom eigenen Thema etwas überfordert - aber interessant ist es!
Vielen Dank für den Link!

„“ (Pseudonym)

Tolles Thema.

Ich war immer neugierig, nicht so sehr im klassischen "schnüffelndem" Sinn, sondern auf Menschen, Länder, Gegenden, andere "Szenen", Subkulturen , Musik usw.
In meinem Beruf und auch meiner Freizeit (gestaltung) konnte ich viel "anderes" erleben, sehen oder Einblicke bekommen.
Darüber habe ich mich sicherlich auch z.T identifiziert und das hat mich auch immer gereizt.
Allerdings wurde mir dies auch teilweise in der Familie vorgelebt. Ich habe einen sehr "anderen" und einen extrem spießigen Familenzweig ;-))

Persönlichkeitsentwicklung fand ich immer wichtig......voran zu gehen, "besser" zu werden , innere "Konflikte" besser lösen zu können usw.
In meinem Berufsfeld wird, bzw wurde da auch immer viel unterschwellig gefordert.....im Bereich der Psychologie, Psychiatrie hat jede Fortbildung fast schon automatisch was mit "Selbsterfahrung " zu tun, lach. Ob man will oder nicht ;-))


Mit zunehmendem Alter wird mir immer wichtiger authentisch zu sein.
Nicht mehr mit abgeschliffenen Ecken und Kanten zu sein, um abgerundet nirgends "anzuecken" ;-))

Erstaunlicherweise habe ich gerade im Job recht gute Erfahrungen damit gemacht, authentischer zu sein. Nach ersten Irritationen bei den Kollegen, trauten die sich plötzlich mehr ihr "kantigeres"Profil zu zeigen.

Das Leben stellte aber auch immer wieder Herausforderungen an mich. Alle Lebensbereiche wurden nun schon kräftig durchgeschüttelt .
Lebenskrisen bedingt durch viele Verluste, Erkrankungen, massiver Jobstress (bzw Bossing")usw , haben mich da "klarer" werden lassen.... Aber der Weg dahin war oft steinig, schmerzhaft oder auch schlicht nur anstrengend.

Nein. Ich will nicht mehr für alles und jeden Verständis haben. Ich will mich nicht mehr innerlich verbiegen und verrenken, um für andere "passend" zu sein. Nur die für mich wichtigen Personen zählen da ..... die sind mein "Maß".
Ob mich andere blöd finden ???? Von mir aus ;-)
(Nur mit Medizinern ist das ein schwieriges Thema, nerv)

Erst heute hat mich eine Bemerkung meiner Mutter "wach gerüttelt".
Nein. Ich muß mich nicht dafür entschuldigen /erklären/rechtfertigen, weil ich etwas so mache und nicht anders. Ich kann und darf die Dinge so machen, wie sie mir "stimmig" erscheinen.....für mich. (Nicht für andere) Ich darf das einfach tun, schmunzel.

Mein Leben stellt gerade mal wieder heftige neue Herausforderungen an mich. Ich kann nicht mehr so funktionieren, wie früher. Vieles hat und wird sich noch verändern. .....
Wird noch ein harter Weg.
Aber auch das ist Persönlichkeitsentwicklung. .....ohne das man (ich) es gerade wollte, seufz.
Etwas mehr langweilige Normalität käme mir gerade eigentlich gelegener.
;-))

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@un_erhört
Interessante Seite. Danke für den Link.

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"Werdet ihr auch so stark durch euren Job geformt? Ich finde das fast erschreckend!"

Optimistin, empfindest du diese Veränderung(en) (mit der man irgendwie nicht wirklich ausschließlich zufrieden sein kann, oder?) "nur" durch den Job? Ganz grundsätzlich finde ich, dass mich die Erfordernisse des gesellschaftlichen Lebens, die Notwendigkeit der "Unterordnung", die bedingte Notwendigkeit des sozialen Lebens und vor allem die Art des Überlebens der modernen Lebensweise (Job gehört da natürlich dazu) nachhaltig verändert haben, ich finde nicht zum Positiven ...

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@dagmar
für deine klare und trotzdem einfühlsame Art habe ich dich, seitdem ich bei rf bin, schon oft bewundert!
Von deiner Klarheit kann ich mir noch gut ein Scheibchen abschneiden :), Danke dafür!

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@das kleine Glück

durch meine Freunde, Beziehungen, Eltern und mein sonstiges Umfeld wurde ich irgendwie sanfter geformt. Und so, dass ich die Veränderungen eher gut finde. In meinem Job wurde ich so geformt, dass ich mich verleugnen musste (oder wenigstens dieses Gefühl hatte). Das finde ich nicht gut

Jetzt fällt es mir fast schwer, wenn nötig, auch mal einfach nur "Es reicht!!!" zu sagen. War früher mit 20 kein Problem.

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@Optimistin
oh. danke
☆♡☆

„“ (Pseudonym)

"durch meine Freunde, Beziehungen, Eltern und mein sonstiges Umfeld wurde ich irgendwie sanfter geformt."

Die meinte ich gar nicht so sehr, ausser du meinst mit sonstigem Umfeld auch den Vermieter bei dem man sich einschleimen muss, damit man die dringend nötige Wohnung bekommt, die Mitarbeiterin von der Wohngeldstelle, der man nicht sagen kann, dass sie völlig ohne Grund eine solche arrogante Art an sich hat, weil sie sonst noch mehr unnötigen Streß mit Nachweisen zum Baujahr der Wohnung macht oder der Nachbarin, der man nicht sagt, dass sie eine echt dreiste Person ist, weil sie ihren Müll immer nur auf den Boden wirft, weil irgendwie muss man ja noch mit ihr auskommen und es könnte ja auch noch schlimmer kommen.

„“ (Pseudonym)

@das kleine Glück
du empfindest also auch, dass dich Druck von außen sehr stark verändert hat - und eher für dich negativ? Inwieweit? (nur wenn es dir hier nicht zu persönlich ist, ich scheine hier irgendwie ein Händchen für Themen zu haben, die doch sehr schnell, sehr persönlich werden ... Seelenstrip solls ja auch nicht werden!)

„“ (Pseudonym)

meine Frage an dich kleines Glück kam zu spät :)

„“ (Pseudonym)

"manchmal denke ich, dass Persönlichkeitsentwicklung dann beginnt, wenn die Erziehung durch die Eltern aufhört und man Verantwortung für sein eigenes Tun übernimmt."
@Optimistin, da würde ich gerne nochmal einhaken. Persönlichkeitsentwicklung ist doch ein Prozess und der beginnt am Anfang des Lebens, nicht erst, wenn man selbständig wird und die Erziehung durch die Eltern endet (wann ist das eigentlich?). https://www.kindergartenpaedagogik.de/25.html (leider sehr lang und umfassend, kann man evtl. quer lesen)

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@kleines Glück
die Beispiele, die du aufzählst, habe ich in meinem Leben (außer ner blöden Nachbarin) glücklicherweise nicht. Mir reichte mein Job.

„“ (Pseudonym)

@un_erhört
gute Links von dir heute Abend!!!
Ja, Persönlichkeitsentwicklung beginnt schon mit dem ersten Atemzug; ich denke bei dem Schlagwort allerdings immer zuerst an die eigene, also bewusste Persönlichkeitsentwicklung.
Die begann allerdings tatsächlich schon vor dem Ende der Erziehung meiner Eltern, war mir so nicht bewusst.
Ich wollte schon mit 10 immer ein "netterer Mensch" werden (heute frage ich mich, was lief damals da bei meiner Erziehung schief! Kein Kind sollte das Gefühl haben es sollte ein "netterer Mensch" werden: Oder doch? - Keine Ahnung!

Sag ja, mein eigenes Thema überfordert mich heute Abend ...

Also ich weiß für mich, dass ich mich weiterentwickelt habe.

Ich muss das allerdings splitten. Beruflich bin ich seit inzwischen doch etlichen Jahren keine sehr großen Schritte mehr gegangen. Aber das Bestreben habe ich auch gar nicht. Karrieretyp war ich nie.

Ich persönlich als Mensch habe mich aber schon weiterentwickelt. Ich wurde sehr liebevoll aber besonders von meinem Vater sehr defensiv erzogen. Bloß nicht auffallen. Bloß nicht den Mund aufmachen. Immer eher hinten stehen, als vorn mitmischen. Obwohl meine Mutter schon resolut sein konnte, haben auf mich und meine Schwester eher die Erziehungsmethoden meines Vaters gewirkt. Vielleicht sind es auch die Gene, keine Ahnung. Auf jeden Fall hat uns das lange angehangen. Wir haben da auch oft drunter gelitten, dass wir eben nicht den Mut hatten, den Mund aufzumachen oder mal irgendwem Kontra zu geben, der es verdient hatte.

Das hat mir meine jungen Jahre nicht immer leicht gemacht. Begonnen zu ändern hat sich das, als mein Sohn geboren wurde. Da wird man ja automatisch etwas reifer und auch der Beschützerinstinkt ist plötzlich löwenmäßig.

Das hat sich in den letzten, sagen wir mal ca. 20 Jahren, noch weiter geändert. Ich hab da viel an mir gearbeitet. Heute fällt es mir sehr leicht auszusprechen, wenn mir was nicht passt. Ich lass mir nichts mehr gefallen und sprech alles an, was mich stört. Dabei interessiert es mich auch weniger, dass ich damit manchmal anecke.

Meinen Sohn hab ich diesbezüglich auch immer gestärkt. Er war von Anfang an ganz anders. War nie so ein Duckmäuser wie ich es war in seinem Alter.

Den letzten Push hab ich bekommen, als meine Eltern beide verstorben waren. Als ich endgültig aus dem Status Kind raus war und wirklich nur noch mich selber hatte, der für mich einsteht.

„“ (Pseudonym)

@Tuppi Schleife
es hat dir also auch ganz schön viel gebracht, an dir zu arbeiten. Du hast das sogar an deinen Sohn weitergegeben, der von deiner Persönlichkeitsentwicklung auch profitiert

Interessant finde ich, dass du "splittest" und sagst - beruflich hast du dich nicht weiter entwickelt. Ich hatte mich zwar beruflich weiterentwickelt und Karriere gemacht, aber meine Persönlichkeitsentwicklung machte Rückschritte - so empfinde ich es wenigstens zurzeit.

Muss man, um Karriere zu machen, seine Persönlichkeit opfern? ...auf gut Deutsch - wird man zwangsweise zum A...., wenn man beruflich erfolgreich sein möchte?

Ich wurde zwar nicht zum A..., aber zumindest zur absoluten Schleimerin - so empfinde ich es jetzt, 7 Monate später ...

Wie seht ihr das?

„“ (Pseudonym)

Gehst du da nicht ein bisschen zu hart mit dir ins Gericht? Kompromisse muss man doch irgendwie überall machen, auch im Berufsleben.

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@un_erhört
das war leider mehr als nur Kompromisse machen. Viele im Kollegium haben wirklich total geschleimt, um Aufträge zu bekommen, Ich wollte natürlich auch die guten Aufträge, die Geld bringen. Daher musste ich oft Dinge vertreten, die ich für absolut falsch hielt.

Ich habe noch zwei konkrete Situtationen vor Augen, wo ich meiner Vorgesetzten zu echt absurden Konzepten zugestimmt habe, nur um den Auftrag zu bekommen. Wenn ich jetzt daran denke, muss ich gluckern vor Lachen. Ob die das wohl geglaubt hat????
Wohl eher nicht, denn blöd war sie nicht, nur ihre Konzepte, die sie - durch Druck von oben - verkaufen sollte, waren Schrott.