Mehrgleisig Fahren ...
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Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
09.01.2011
Passt haargenau, Tünnef.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
09.01.2011
Ich habe mal in einem Profil gelesen: "Und was passiert wenn man sich auf der Suche nach der Liebe in die Suche selbst verliebt?"

Das passt ganz gut zu dem, was du geschrieben hast.

Ist es wert, einfach mal zu reflektieren, wie man sich selbst so im Internet gibt (ich rede da in erster Linie von mir selbst, also nicht über mich herfallen ;-))
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
09.01.2011
... zum Thema habe ich mir vor einiger Zeit auch so meine Gedanken gemacht ... vielleicht als kleiner Denkanstoss ;)




Anstandsfreie Zone Internet?

Wir haben alle eine mehr oder minder gute Kinderstube durchlaufen und mit etwas Glück haben uns die liebenden Eltern ein paar wichtige Verhaltensregeln mit auf den Weg gegeben, die dafür sorgen, dass wir uns im Alltag nicht wie ein Vollarschloch benehmen oder zum Aussenseiter mutieren, weil unsere Fähigkeit soziale Kontakte zu pflegen gegen Null tendiert. Wir haben zumindest eine Ahnung davon, dass man seinem Gegenüber mit Respekt begegnet und es nicht absichtlich verletzt, es sei denn wir sind Domina und der andere bettelt aufrichtig darum. Wir haben also eine sagen wir mal vernünftige Sozialisation durchlaufen und wissen uns zu benehmen. In der Regel bekommt man das auch über Jahre gut hin, allerdings gibt es einen Ort an dem alles nichts mehr zählt und Muttis mühsam eingetrichterte Verhaltensregeln werden über Bord geworfen und wilde Sau gespielt ... Willkommen im Internet! Hier wo auch aus dem letzten Grenzdebilen ein Superstar wird, können wir es krachen lassen. Während wir uns bei den Freunden im realen Leben doch ein wenig ins Zeug legen müssen, denn von nichts kommt auch nichts und niemand mag uns nur weil unsere Haare heute so toll liegen, rekrutieren wir diese im Internet günstig im Dutzend. Anders geht es auch gar nicht, denn dank der Vielzahl der vorhandenen Menschen bekommen wir das Gefühl grenzenloser Chancenvielfalt. Also auf ins wilde Getümmel und abgecheckt was bei 3 nicht die Tanne erreicht hat. Was wir uns live nicht mal in einer sehr dunklen Ecke trauen würden, ohne uns heftig eine einzufangen, können wir hier dem Gegenüber ruhig schonmal deutlich vermitteln, egal ob es sexuelle Vorlieben oder der Kontostand ist. Nichts ist unmöglich! Und wir hibbeln nur so vor Begeisterung ... so viele Menschen, so viele Chancen!!!! Und alle müssen sie genutzt sein, denn der nächste mögliche Sexualpartner wartet ja nur einen Mausklick entfernt. Was wir in unserem Enthusiasmus und unserer Fickerigkeit oft vergessen ... am anderen Ende sitzt ein Mensch aus Fleisch und Blut mit Gefühlen, der vielleicht mehr sein möchte, als eine Nummer in der umfangreichen Freundesliste. Aber das übersehen wir, denn wir sind auf der Jagd! Und während wir uns vormachen nach der großen Liebe und ehrlichen Gefühlen zu suchen, straucheln wir von Illusion zu One Night Stand und bedauern uns immer mehr dafür einfach nicht den oder die Richtige zu finden. Wir ziehen einfach eine nächste Freundenummer und wenn es ganz blöd kommt, beginnt dieser Mensch aufgrund diverser Mails, Telefonate und vielleicht auch Treffen sich für uns zu interessieren ... da gehts dann auch schon los, die Panik bricht aus, denn schließlich warten doch noch die vielen vermeintlichen Chancen! Wie könnten wir uns jetzt festlegen? Wo wir doch mindestens noch bis zur Rente und viel länger Zeit haben DEN Menschen für uns zu finden. Also beginnen wir mit dem typischen Vermeidungsverhalten um uns den Rücken frei zu halten ... wir antworten einfach nicht, wenn es für uns brenzlig wird oder uns das Thema eben gerade nicht passt. Bei einem Kaffee und Auge in Auge würde dies vermutlich ungemein erheiternd wirken, einfach schweigen, wenn's unangenehm wird oder uns nicht in den Kram passt. Allerdings müssten wir dann auch damit leben die Enttäuschung in den Augen des Anderen zu sehen, was uns das Internet ja fürsorglich erspart, also können wir es uns leisten die Gefühle oder das Interesse des Anderen plattzutrampeln wie eine Horde Moschusochsen. Dass wir in unserem Feuereifer und auf der Suche nach dem Glück vielleicht vollkommen verlernt haben zu sehen, wer sich wirklich und aufrichtig für uns interessiert und das Entgegenbringen von Sympathie als selbstverständlich empfinden, erziehen wir uns einen Schritt weiter in Richtung Beziehungsunfähigkeit, dabei wollen wir doch nur das Eine ... die große Liebe! Aber wir treten sie mit Füßen, sobald sie es sich auch nur wagt um die Ecke zu blinzeln und versucht sich zwischen den vielen aufdringlichen Chancen hindurch zu kämpfen ... wir schaffen es bravourös uns mit Ignoranz jeden vom Leib zu halten und ihm zu zeigen : Du nicht! .. Dass wir uns dies mit einem realen "Freund" niemals auch nur im Ansatz wagen würden, haben wir an dieser Stelle jedoch völlig ausgeblendet ... Und ob das Opfer tatsächlich paarungsbereit- oder relevant ist, wollen wir gar nicht herausfinden, weil schließlich nur einen Mausklick entfernt das nächste Abenteuer wartet und vielleicht ist es ja dieses Mal endlich die oder der Richtige ... Ist das Ziel von Jagen nicht eigentlich Beute? Würde ein Löwe, der ein Gnu geschlagen hat plötzlich darüber sinnieren, ob das Gnu drei Meter entfernt vielleicht besser gemundet hätte, die Beute liegen und verrotten lassen, um weiter von Gnu zu Gnu zu hetzen? Diesen Luxus könnte er sich vermutlich nicht leisten, ohne am Ende einen Futterengpass und ein Seuchenproblem hervorzurufen (stell sich einer die vielen Gnus vor, die gekostet werden wollen). Zum Glück müffelt die Internetbeute weitaus weniger und animiert uns unaufhaltsam weiter zu schlagen und zu reissen, immerhin schützt uns die Anonymität des Netzes. Wir hätten nicht ständig, wie im Fall des Löwen, die angefressenen, schwer verletzten Gnus vor Augen ... und ausserdem sind wir doch hochentwickelt und um ein Vielfaches intelligenter ... Am Ende jedoch schlägt uns gerade diese Intelligenz ein Schnippchen ... während der Löwe sich längst gesättigt und zufrieden in der Sonne aalt und alles hat, was er wollte jagen wir weiter ... nicht wegen der großen Liebe, sondern weil wir zuviel Gefallen am Jagen gefunden haben ....