Manipulation: Getarnte Lüge oder legitimes Mittel zur Durchsetzung von Interessen?

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 30 Antworten

„Bad Salzuflen“ (Pseudonym)

Gerade geht, angeregt diurch ein Buch des Philosophen Alexander Fischer das Thema "Manipulation" durch die Presse.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/alexander-fischer-manipulation-manipulation-als-legitimes.950.de.html?dram:article_id=408863
(Auch die Süddeutsche berichtet)

Mich beschäftigt das schon lange, ich selbst behaupte gerne, eine Antenne für Manipulationsversuche zu besitzen und reagiere dennoch mindestens innerlich verärgert, wenn man es an mir versucht. Das ist natürlich auch ein Trigger, eh klar.

Trotzdem: Was ist Manipulation?

Machtmissbrauch und Täuschung? Legitimes Mittel von "Schwächeren", "Untergebenen", auch mal zu ihrem Recht zu kommen? Diktatorisches Steuern? Ein schelmischer Versuch, der es wert ist?

Was meint ihr? Setzt ihr M. bewusst ein? Achtet ihr darauf, was mit Euch geschieht?

„Brandenburg an der Havel“ (Pseudonym)

Puh. Schwieriges Thema und recht umfangreich.
Für emotionale Manipulation habe ich auch ein gutes Gespür. Oft merke ich, daß etwas nicht stimmig ist und werde innerlich "sperrig" und mißtrauisch. Oft weiß ich aber noch nicht genau, was wirklich los ist.....dauert schon mal, bis ich raffe, um was es geht.

Manipulation und Suggestion werden sehr viel in unserer Gesellschaft verwendet. Nicht nur in der Werbung. Ein guter Chef weiß, wie er mehr Leistung aus seinen Leuten holt. .... mal mehr, mal weniger plump oder ggf sogar unbemerkt ;-))
Wettkampf, Leistung und Herausforderungen haben immer etwas mit Selbstsuggestion und letztlich auch mit der "Manipulation", zu tun, die uns einredet, daß das Ziel ungemein wichtig ist.

Ärgerlich werde ich immer, wenn ich mitbekomme das die sogenannt "Öffentlichkeit " mit Infos gefüttert wird, um bestimmte "politische" Ziele zu puschen oder zu deckeln.
Wenn ich das Gefühl habe, ich soll für dumm verkauft werden....
Da werde ich innerlich bockig.
In bestimmten Berufen wird "Manipulation" eher positiv bewertet, nur anders genannt . Jeder Händler, Hersteller, Markler möchte was verkaufen ;-))

Und sicherlich nutze ich auch subtile Formen der Manipulation, um an mein Ziel zu kommen....eben im Rahmen der gesellschaftlichen "normalen" und akpektierten Normen.
Letztlich versucht man ja auch mit Charme und Freundlichkeit an sein Ziel oder "Nutzen" zu kommen . Hat ja theroretisch auch was von "Manipulation " .

Wenn noch etwas mehr Hintergrundinfos, Definition und/oder kluge Gedanken gebraucht werden, kann ich empfehlen sich diese Seiten anzusehen:
https://profilersuzanne.com/trickreiche-manipulation-im-job/

Was da zum Bereich Arbeitsplatz gesagt wird, lässt sich auch auf das private Umfeld übertragen.

Ansonsten halte ich Manipulation für einen natürlichen Vorgang. Selbst manche Tiere und schon kleine Kinder werden versuchen durch bestimmtes Verhalten genau das zu bekommen, was sie wollen. Das ist legitim und hilft im Zweifelsfall beim Überleben.

Kritisch wird es erst, wenn jegliche Ethik fehlt, versucht wird anderen bewußt zu schaden bzw für das eigene Wohl Verletzungen bei anderen einfach hingenommen werden.

Ich glaube, dass wir Manipulation nicht verhindern können und uns davor auch nicht wirklich schützen können. Das fängt im Babyalter an ( Erziehung ist im weitesten Sinn auch Manipulation) und zieht sich durch Schule, Ausbildung, Arbeit...
Dagmar hat das sehr gut erklärt - es wird fast überall mit Manipulation gearbeitet und ich glaube, dass das auch jeder für sich nutzt. Ob man es dann als solches betitelt, ist eine andere Sache, denn „ich hab ihn überredet“, „ meinem Lächeln konnte er nicht widerstehen“ oder „ich habe ihm dafür ein großes Trinkgeld gegeben“ hört sich viel besser an.
Jeder Autor manipuliert seinen Leser und das erwarte ich doch eigentlich auch. In dem was er schreibt oder nicht schreibt, ist auch immer der Weg den ich als Leser gehe....

Manipulation, im Sinne von Betrug - z.B. Bei Wahlen oder im Sinne von „Eintrichtern“ bestimmter Ideologien, ist dann nochmal eine Stufe schärfer. Die Grenzen des Akzeptablen variieren stark, je nach Kultur, Land und Leuten...

„Leinfelden-Echterdingen“ (Pseudonym)

@Zwölfe 🧚

"Wenn noch etwas mehr Hintergrundinfos, Definition und/oder kluge Gedanken gebraucht werden, kann ich empfehlen sich diese Seiten anzusehen:
https://profilersuzanne.com/trickreiche-manipulation-im-job/ "

Das Interessante an der Frau ist, dass sie bei ihren Vorträgen so ziemlich genau das beschreibt, was sie selbst betreibt. Oder anders ausgedrückt: Das ist eine Hochstaplerin, weshalb die Vorträge mit Vorsicht zu genießen sind!

https://uebermedien.de/27497/eine-zweifelhafte-expertin-fuers-charakter-profiling/

„Barsinghausen“ (Pseudonym)

Meist dauert es bei mir einen Moment lang oder auch, bei geschickter Manipulation, auch länger, bis ich merke, dass ich gerade verarscht und manipuliert werden soll. Aber wenn ich es dann merke, also wenn es gezielt und boshaft ist, dann teste ich selbst ein paarmal, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege. Falls ich erkenne, dass da tatsächlich Unehrlichkeit und Boshaftigkeit vorliegt, dann bin ich im ersten Moment zunächst sehr erschrocken und enttäuscht. Danach nehme ich auf diese Person aber ebenfalls keinerlei Rücksicht mehr. Ich mache sie nicht fertig, denn theoretisch könnte ich den Spieß wunderbar umdrehen, aber ich nehme die Person als Mensch auch nicht mehr ernst.

Wer mir Böses will, der verdient auch meine Freundschaft nicht.

„Bad Salzuflen“ (Pseudonym)

@Cautela:
Bitte konkretisiere
"dann teste ich selbst ein paarmal, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege"

„Barsinghausen“ (Pseudonym)

Buk, testen war das falsche Wort, ich meinte eher, "Dann höre ich von da an genauer hin". Zum aktiven "Fallenstellen" bin ich zu naiv.
Ich könnte auch sagen "Von da an bin ich ganz besonders aufmerksam, ob mir etwas auffällt."


Edit:
Sowas passiert mir aber wirklich nur ganz selten mal, dass ich derart misstrauisch werde und es muss gehäuft vorkommen.

„Wuppertal“ (Pseudonym)

Fakt ist, jeder Mensch manipuliert unbewusst oder bewusst sein Gegenüber zugunsten eigener Interessen oder de Bedürfnisstillung...bis zu einem gewissen Rahmen ist das also normal und menschlich...

„Mühldorf am Inn“ (Pseudonym)

Beruflich wurde sehr oft versucht, mir unangenehme, schwierige Aufgaben durch Manipulation in Form von Lob, übertriebener Anerkennung oder falschen Versprechungen unterzujubeln. Manchmal ließ ich mich darauf ein, manchmal nicht.

Im Nachhinein und mit zeitlichem Abstand zur Situation fallen mir noch einige Situationen auf, in denen ich ganz klar von Vorgesetzten manipuliert worden bin, ohne es damals bemerkt zu haben. Schön dumm!!!! Und das, obwohl ich mit Sicherheit nicht naiv bin; die Manipulation von Kollegen durch Vorgesetzte und auch manchmal durch andere Kollegen fiel mir stets sofort auf und ich dachte mir meinen Teil, manchmal habe ich es auch angesprochen, was mir nicht gerade half.

Privat hat mal ein Partner nach der ersten Verliebtheitsphase versucht mich zu manipulieren, indem er versuchte mich in eine schwächere, abhängigere Position zu manövrieren; teilweise durch schlechte Ratschläge, Pläne, die aufs Erste gut aussahen, mich langfristig aber finanziell geschwächt hätten und für ihn profitabel gewesen wären. Er hat versucht, meine Gefühle für ihn auszunutzen. Sobald ich das bemerkt habe und ich mir sicher war, dass das wirklich der Realität und seiner Absicht entsprach, habe ich die Beziehung beendet.

Manipulation bedeutet für mich, dass mich jemand zu etwas bringen möchte, was ich eigentlich nicht will und was mir schadet und das mit unehrlichen Mitteln, also getarnten Lügen.
Seine eigenen Interessen auf Kosten von anderen durchzusetzen, so dass man sich bewusst ist, ihnen zu schaden, finde ich niemals legitim.
Das Durchsetzen der eigenen Interessen auf faire, offene Weise jedoch bedeutet für mich keine Manipulation und halte ich für völlig berechtigt.

„Bad Salzuflen“ (Pseudonym)

Interessant finde ich, dass alle Beiträge sehr pragmatisch an "Manipulation" herangehen. ("Fakt ist...", wie Sternentänzerin schrieb könnte hier vor allen Statements stehen.)

Wie wäre es mit einer "spirituellen" Betrachtung des allgegenwärtigen Manipulations-Geschehens?

Ich fand zum Beispiel diesen Ansatz:
"Es gibt nur ein Motiv für Manipulation: Angst. Vor Kontrollverlust, Anerkennungsverlust, Machtverlust. Wer manipuliert, vertraut nicht. Den Menschen nicht, dem Leben nicht - sich selbst nicht."

Gibt es dazu hier Meinungen?

„Wegberg“ (Pseudonym)

Ich glaube nicht, dass die Angst das einzige Motiv hinter der Manipulation ist.
Es gibt ja doch sehr viele Beispiele, bei denen es nicht der Fall ist.

Allerdings denke ich schon, dass gerade im privaten Bereich sehr viel, wenn auch unbewusst, aus Angst manipuliert wird.
Ein eifersüchtiger oder kontrollierender Partner agiert ja auch aus Angst.

„Brandenburg an der Havel“ (Pseudonym)

Ich würde ehr von passiver und aktiver Manipulation reden.
Fürsorgliche bis hin zu aggressiver Manipulation.
Es geht immer um einen "Gewinn". Von Macht , Bereicherung usw auf der einen Seite, bis hin zu Vermeidung von Angst oder Verlust.

@Buk
Was meinst du mit spirituellen Betrachtungen von Manipulation.
Schuld und Sühne, bzw Paradies- Erleuchtungsversprechungen ????

„Lohne“ (Pseudonym)

Ich habe und wurde über Monate manipuliert und es dauert an.
Nicht aus Angst oder aufgrund von Machtphantasien.

Flirten meine ich,
die positivste und unschuldigste Art manipulativen Verhaltens.

„Bad Salzuflen“ (Pseudonym)

Flirten ist doch Manipulation mit Ansage und gegenseitigem E
inverständnis. Das ist ne andre Ebene!
Find' ich.

„Lohne“ (Pseudonym)

Das Einverständnis wird idR. Ja erst erarbeitet und ist Ziel der Flirterei.

Schlimmstenfalls bleibt es unbemerkt oder bringt das Ziel in Verlegenheit.

„Bad Salzuflen“ (Pseudonym)

@Zann
Ich meinte mit "Einverständnis" nicht "Vollzug"

„Lohne“ (Pseudonym)

Einverständnis zur Annäherung, kennenlernen überhaupt das flirten fort zu führen.

Nix bmsen.

„Bad Salzuflen“ (Pseudonym)

ICH FIND: Ziel der Flirterei ist das Flirten an sich! Weil es Spaß macht. Ob es zielführend ist?

Ich glaub, wenn man beim gemeinsamen Spazierengehen, der Einladung zum Essen, beim Spieleabend oder um Himmels willen sogar in der Mittagspausebeim Jeweiligen bleibt (innerlich) und es genießt, dann wird der Flirt das sein, wie Zucker und Zimt auf dem Reisbrei.Und er wird wahrscheinlioch gelingen.

Das Flirten das dringend irgendwohin muss und sich beeilen muss und drängeln - das wird nichts werden. Und das Einverständnis? Man sollte schon obacht geben, ob die Form des Flirts willkommen ist.

Aber ich freue mich dass Du schon monatelang dran bleibst! Viel Spaß weiterhin

„Achern“ (Pseudonym)

Manipulation ist das aktive Verändern eines gegebenen Zustandes von aussen.

Meinetwegen manipuliert Gegenstände aber ein Lebewesen zu manipulieren bedeutet immer auch das bewusste Verändern nach eigenem Wunsch. Somit wird jemand aus Eigennutzen heraus dazu gebracht sein Denken oder Handeln dem Willen des Manipulators zu beugen.

Anders gesagt ist es eine Machtausübung die mitunter den Respekt vor dem eigenen Willen des zu Manipulierenden komplett ausser Acht legt um den eigenen Willen zu erfüllen.

Ausserdem ist Manipulation meistens nur dann effektiv wenn sie Verborgenen stattfindet, denn wenn der Manipulierte die Täuschung durchschaut wird er bewusst versuchen die eigene Kontrolle zurück zu erhalten.

Also für mich ist jemand der einen anderen dazu bring etwas zu tun was derjenige eigentlich garnicht will einfach nur ein egoistisches Arschloch, dass keinen Respekt vor der Selbstbestimmung des anderen gezeigt hat und dieses obendrein noch mit Planung, Kalkül und vorallem im Geheimen unter Vorsatz getan hat.

Und wieder ein Beitrag der eine Frage stellt, die sich selbst beantwortet...
Oder wollte hier jemand lesen dass Manipulation vollkommen okay ist solange man sich schöne Gründe zurechtlegt?

Lüge ist Lüge bleibt Lüge...

„Brandenburg an der Havel“ (Pseudonym)

Hier ging es ja auch um die Frage, ob Manipulation immer nur negativ zu bewerten ist.
Jemanden zur Gesundheitsvorsorge oder zu seinem Wohlbefinden zu beeinflussen ist ja nicht zwangläufig negativ.
Freundlichkeit manipuliert auch. Indirekt.

„Achern“ (Pseudonym)

Möglich dass es wohlwollendes Manipulieren gibt, aber warum nicht OFFEN also als Beratung.
Es mag sein, dass ich das Wort Manipulation zu eindeutig negativ besetze, aber es geht für mich mit einer Heimlichkeit einher, die ich als respektlos empfinde.

Wenn ich einen Hund manipuliere, oder besser gesagt abrichte, dann geschieht dies ja eigentlich immernoch mit dem Willen des Tieres und nicht dagegen. Auch wenn der Hund es als Spiel oder Freude an der Loyalität im Rudel wahrnimmt.

Freundlichkeit WIRKT halt auf Menschen aber erst das Vortäuschen von Freundlichkeit macht es zu einer Manipulation.^^ imho