Legasthenie

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 36 Antworten

„Frechen“ (Pseudonym)

Nachdem offenbar Bedarf besteht, dieses Thema zu beleuchten, gibt es hier Gelegenheit.
Mich hat die Legasthenie bis zum Abi gequält, mein Notenschnitt litt immer unter einer Deutsch - Note zw. 3 und 4.
Damit war der Vorzug öfter hinüber.
Das Abitur in Deutsch fand ich richtig schlimm. Meine einzige Angst Prüfung.

Danach auf der Uni, war es nur unangenehm. Die Professoren korregierten meine Fehler, aber solange es lesbar war, wurde es nicht bewertet. Es ging da ja um andere Dinge.

Im Job war es dann egal, man hat mir Fehler zwar genüsslich rein gedrückt, aber mit der Zeit wurde es akzeptiert.

Später kam dann eine Sekretärin hinzu, die verhinderte, dass nichts mit Fehlern raus geht.

„Aichach“ (Pseudonym)

Wir haben unseren Kindern gelernt dass wir jeden Menschen achten und nicht diskriminieren. Denn niemand ist perfekt, auch wenn das sehr viele von sich meinen. So war und ist unser Haus immer offen für tolle Menschen.
Die einzige Ausnahme ist der " Arsch, Arsch-Mensch "
Ein Bekannter von mir, einer der besten Ärzte ( Chefarzt ) den ich kenne ist Legastheniker. Menschen kommen von weit her und niemand interessiert es wie er schreibt, denn in seinem Fach ist er eine Koryphäe. Das Schreiben ist nur ein winziger Teil eines Menschen. Er ist nicht nur gut in seinem Fach sondern auch ein sehr herzlicher Mensch, das ist es was ihn ausmacht.
Jeder kann dazu beitragen dass solche Diskriminierungen aufhören, es sei denn man ergötzt sich daran.

Ich finde es gut das Thema hier anzusprechen.
Es gibt mehr Menschen mit dieser Schwäche, als das man annimmt, viele schämen sich aber dieses zu kommunizieren.
Ich kann mich erinnern, wie man hier auf RF mit Usern umgegangen ist, die gerne schrieben, aber oft ohne technische Hilfe (Rechtschreibcheck) in die Schreibfehlerfalle getappt sind.
Da wurde man regelmäßig öffentlich bloß gestellt.
Das ist nicht schön Es zeigt einem immer wieder das man etwas nicht so kann wie es normal sein sollte. Da ich einer war der regelmäßig getadelt wurde, kann ich aus dieser Erfahrung schreiben.
Magic hat das super geschrieben, genau so war das bei mir auch. Durch die Mails, Kurz Nachrichten, und andere Networks, wo man fast alles klein schreibt, ist es einfacher geworden. Es fällt nicht mehr so auf.
Trotzdem ertüchtigen sich Erwachsene immer wieder, andere öffentlich Korrigieren zu müssen, meist noch mit einem netten Begleitspruch.

Ich bin froh in meinem Job den Schwerpunkt anders zu haben, als ewig vor Texten zu sitzen und aufzupassen nichts falsch zu schreiben.

„Aichach“ (Pseudonym)

Rudi niemand muss sich schämen, sondern nur derjenige welcher diskriminiert und dazu gehört es auch Menschen zu verbessern.Ich finde solange man lesen kann um was es geht ist alles gut, wenn nicht kann man höflich nachfragen
Auch ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, damals wie heute hat sich leider nichts geändert.

„München“ (Pseudonym)

Ich galt damals (Ende der 60er) als “nicht Bildungsfähig“ und sollte auf die Sonderschule. Ich habe halt trotz “liebevoller“ Prügeltherapie (natürlich vor den Augen der Klasse, sonst ist die Erniedrigung ja nicht so wirksam) nicht richtig schreiben gelernt.

Eigentlich war damals ja die Prügelstrafe an Schulen verboten, aber auf dem Land hat man da großzügig drüber hinweg gesehen, es geschah ja “nur zu meinem Besten, so ein Klaps hat ja noch keinem geschadet, gell“.

Dass ich später auf das Gymnasium kam hätte die gute Frau sicher als persönliche Beleidigung aufgefasst, wir lebten dann aber in einer anderen Stadt.

Ich hatte eine Sonderform dieser Störung (nicht Schwäche Rudi), ich konnte gut lesen. Nur das Schreiben war bei mir katastrophal. Nicht mal der “lieb gemeinte“ Versuch mir die Fehler auszutreiben, indem ich einen Schlag pro Fehler im Diktat auf die Hand bekam (mit dem Stock), hat geholfen. Der faule Bub übt nicht genug!

Mittlerweile habe ich diese Störung im Griff, auch dank technischer Hilfsmittel. Und nein, schämen tue ich mich schon lange nicht mehr. Ich habe mir sogar meinen Kindheitstraum erfüllt und ein Buch geschrieben.

„Rinteln“ (Pseudonym)

In den 60ern kam -zumindest hier in NRW- noch erschwerend hinzu, dass mir in der Grundschule das Schreiben nicht nur in sehr "schnörkeliger" Schreibschrift sondern auch mit (für mich) abstrusen Bildern beigebracht wurde.
"Ein I ist eine Rutsche mit einer Fliege oben drüber.."
😲 😵 😳
WTF??!

Da ich schon mit 5 (Druckbuchstaben!) lesen konnte, erschien mir das Schreiben lernen wie eine unbekannte Fremdsprache.

Meine Mutter-selbst Erzieherin- übergab die von der Lehrerin verordneten Schreibübungen mit mir an die Reinigungskraft, um mich "nicht vor Ungeduld (angesichts meiner "Dummheit") zu schlagen.."😳

Zeichensetzung hab ich bis heute nicht drauf.
Und die Rechtschreibreformen will ich einfach nicht.🤷‍♀️
Ich hatte aber auch das Glück,dass dies für meinen Beruf nicht relevant war bzw dann ja ZUM GLÜCK🍀 Computer mit herrlichen Hilfsprogrammen kamen :-)

„Emsdetten“ (Pseudonym)

Meine Kinder sind beide stark betroffen, der Große stärker, als der Kleine.

Leider ist es bei uns in BW mit dem Nachteilsausgleich ein echter Kampf, in den Abschlußklassen gibt es den schlichtweg einfach nicht mehr.

Mein großer Sohn hat ne große Begabung was Technik, Mathematik ,Naturwissenschaften betrifft und auch das Sprachverständnis ist bei ihm überdurchschnittlich gut. Aber seine Leseschwäche und Schreibschwäche machen ihm das Leben schwer.

Grammatiktests schafft er ohne Probleme, denn Regeln auswenig wiedergeben kann er ohne Probleme, da werden dann auch Wörter ( einzeln ) richtig geschrieben....aber beim Lesen übersieht er Wörter oder liest sie einfach falsch...beim Aufsatzschreiben klappt die Rechtschreibung gar nicht, inhaltlich kommen aber klasse Texte raus. Konzentriert er sich auf die Rechtschreinung kommen Erstklässersätze dabei raus. Es ist echt verflixt, bei ihm fehlen einfach gewisse Verbindungen in den eizelnen Hirnarealen...ab KLasse 7 obliegt es der Schulleitung, ob ein Nachteilsausgleich überhaupt noch gewährt wird und auch der Rahmen.

Mein Sohn möchte gerne aufs TG in die 8 Klasse( technische Gymnasieum). Nun braucht es dafür einen Aufnahmetest . Wir waren beim Beratungslehrer, das Resümee: Lesehilfen( die ihm eigentlich als Hilfsmittel zustünden) dürfen bei ihnen nicht verwendet werden, es gibt auch keine Umgewichtung wenn es um Fehler und Inhalt geht...und er muss die Aufnahmeprüfung in der gleichen Zeit ohne Ausgleich bestehen...vielleicht könnte man nachher bei der Bewertung schauen, ob man ihm entgegenkomme... rechtlich würde ihm mindestens mehr Zeit zustehen. Klar, das könnten wir durchboxen, aber ob es ihm etwas bringt, auf diese Schule zu gehen, wo man ihm im Vorhinein den Nachteilsausgleich vorenthalten will???

Ich sehe wie er kämpft und büffelt...mich macht das nur traurig. In anderen Ländern ist man deutlich weiter. Ich meine....das ist doch so, wie wenn man nem Menschen mit nur einem Bein bis zur Abiklasse den Sport erspart, man aber dann erwarte, das Bein habe dann zum Abi aber nachgewachsen und er bei allem voll dabei zu sein und mitzumachen....

Ich empfinde das als sehr diskriminierend. Im Gesetz steht eigentlich, dass jedem die Schüler die Chance zuzgestanden werden muss, einen Schulabschluß nach Begabung und IQ zu erreichen und dieser nicht durch die nicht selbstverschuldete Einschränkung der Lernstörung.

Es ist echt eine Schande, dass dein talentierten Sohn solche Steine in den Weg gelegt werden. Da ist das Schulsystem noch sehr rückständig!

Mein Sohn hat selbst sehr unter seine Legasthenie gelitten und Diskriminierung erfahren. Im Nachhinein hätte es ihn echt gut getan eher zu wissen, dass Legasthenie nicht nur eine Lese und Rechtschreibschwäche ist sondern tatsächlich eine Begabung ist anders zu Denken als die meisten anderen Menschen (siehe das sogenannte "Dyslexic thinking").
Albert Einstein, Steven Spielberg, Richard Branson, Anthony Hopkins, Lewis Hamilton sind wahrscheinlich auch wegen ihrer Legasthenie so erfolgreich geworden. Sich den Qualitäten der Legasthenie bewusst zu machen gibt einen Selbstbewusstsein.

Vielleicht wäre eine gute Berufsschule mit eine Spezialisierung in seinem Interessenfeld (z.B. Chemie, Informatik, Maschinenbau) eine gute Alternative. Dort konnte er Fachhochschulreife oder Fachabitur machen und später studieren. Und mit der Spezialisierung hätte er im Studium schon einen Wissensvorsprung. Letztes hatte nämlich mein Sohn während des Studiums.

Falls du oder dein Sohn gerne mit meinen Sohn über seine Erfahrung und seinen Werdegang mit der Legasthenie von den beschwerlichen Nachhilfestunden bis hin zur Promotion reden möchte steht er gerne dafür zu Verfügung.

Selbst bin ich keine Betroffene, ich habe zu dem Thema jedoch teilweise sehr berührende Erfahrungen in der Praxis sammeln können...

Im Rahmen meiner Ausbildung zur Pflegemutter habe ich die Evolutionspädagogik (r) kennengelernt.
Als ausgebildete Tagesmutter und Kinderbetreuerin fand ich diese Methode auf Anhieb sehr hilfreich, was auch der Vortragenden bei dieser Fortbildung zu verdanken war.
Wir haben die 7 Übungen in dem Workshop kennengelernt und danach in der Gruppe durchgeführt - es war einfach nur verblüffend, mitzuerleben, was sie bewirkt haben!

Einige meiner betreuten Kinder hatten Lese-, Rechen- und/oder Rechtschreibprobleme, Probleme mit der Konzentration und der Schulalltag war für sie einfach nur mühsam. Das Hausaufgabemachen mit ihnen am Nachmittag gehörte dann zu meinen Aufgaben und auch für mich war es sehr oft eine ziemliche eine Herausforderung!

Ich hatte das Glück, dass die Eltern von zwei meiner Betreuungskinder für Neues offen waren und sie ermöglichten ihren Kindern ein paar Einheiten bei einer entsprechend ausgebildeten Person. Die Ergebnisse haben selbst mich verblüfft und ich bin dankbar, dass ich über diese Fortbildung zu dieser für mich genialen Methode gekommen bin und sehen durfte, welche positive Veränderungen bei den beiden möglich war - es berührt mich heute noch!

Am meisten hat mich die Aussage der Workshopleiterin fasziniert, die meinte, dass es für diese Methode nie zu spät sei und dass sie auch schon vielen Erwachsenen damit vor allem im Berufsleben bzw. Studium hat helfen können.

Ich kann euch nur bitten, macht euch zum Thema Evolutionspädagogik im Internet schlau, es gibt eine Reihe guter Bücher zu der erst sehr "jungen" Methode ( u.a. Kösel Verlag) und lasst euch und eure Kinder einfach auf diese Erfahrung ein! <3

Ebenso haben kinesiologische Übungen dazu beigetragen, dass die Nachmittage mit den Hausaufgaben erfolgreicher, aufmerksamer und für alle Beteiligten stressfreier abgelaufen sind. Auch zu diesem Thema gibt es inzwischen gute Literatur bzw. Informationen im Internet...

Guten Gelingen! :-)

„Sondershausen“ (Pseudonym)

Leute seid BITTE vorsichtig mit esoterischen Methoden - so etwas kann bitte immer nur eine Ergänzung sein. Bitte immer vorher zum FACHarzt und damit meine zum Neurologen - Legasthenie tritt ja selten alleine auf, sondern ist oft Komorbidität einer Grundstörung wie z.B. ADHS, die Ursachen im Stoffwechsel des Gehirns haben - die KANN man mit solchen Methoden lindern, wenn man sich ausschließlich darauf verlässt kann das aber auch zur unnötigen Quälerei für die Kinder werden. Das ist so, als wolle man Diabetes ausschließlich mit Löffeltanz behandeln. Und JA, ich spreche aus persönlicher Erfahrung.


Die Wirksamkeit der Edu-Kinestetik ist nicht nachgewiesen und steht auch eklatant im Widerspruch zu den Erkenntnissen der modernen Neurobiologie und Psychologie. (Stangl, 2022).

Verwendete Literatur
Stangl, W. (2022, 26. April). Edu-Kinestetik . Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
https://lexikon.stangl.eu/8344/edu-kinestetik/.


https://lexikon.stangl.eu/16261/evolutionspaedagogik

BITTE erwägt solche Methoden ausschließlich nach Absprache mit einem Schulmediziner und nur als Ergänzung.


Die Methode ist zudem aus ... ich sag mal: 'gewissen Kreisen' bekannt geworden, bedeutet nicht, dass sie gar nicht helfen kann - aber bitte vorsichtig sein.
https://www.mimikama.at/querdenker-schule-geschlossen/

„Aichach“ (Pseudonym)

Sommerblüte Deine / Euere Geschichte macht echt sprachlos und traurig.
Was für eine verrohte Welt, Machtgehabe wenn es um Kinder geht. Ekelerregend. Wer sich so alles anmaßt sich auszukennen...
Tipps kann ich leider nicht geben, denn ich bin weder betroffen noch eine Fachfrau und nachlesen kann jeder für sich selbst. Aber mich berührt das sehr.

Ich glaube es geht den Betroffenen um die Akzeptanz und die Wahrnehmung der Menschen, der Gesellschaft an sich.
Es lässt sich ja schwer abstreiten, dass die Bezeichnung „Behinderung“ negativ besetzt ist. Klar, irgendwas „behindert“ jeden von uns, aber nicht jeder ist deshalb Behindert.
Mein Ex- Mann und mein Sohn sind auch Legastheniker.

Da war es von Vorteil damals in Sachsen zu leben. Die leisten sich extra Klassen und extra ausgebildete Pädagogen für die Kinder. (LRS- Klassen, Unterrichtsmethode: Kombi zwischen Laut und Gebärdensprache) Mein Ex- Mann war mit der Erste Schüler so einer Klasse, damals noch zu Ost- Zeiten. Mein Sohn der letzte derselben Lehrerin, welche dann in Rente ging.
Ich kann mich noch erinnern, die ersten 14 Tage hat die Lehrerin mit den Kindern (9, davon 7 Jungs und 2 Mädchen) nichts anderes gemacht als deren Selbstbewusstsein aufzubauen. Die Kids von damals sind heute 30 Jahre. Die Jungs immer noch eng befreundet, gestandene liebe Kerle.

Über den „Meinen“ stand am WE in der Beilage der regionalen Zeitung ein Einseitenbericht: Ein bärtiger Mann wie ein Schrank, der es zu seinem Beruf gemacht hat Kindern zu helfen, es besser zu machen und keinen nach seinen Schwächen zu beurteilen.
(Ohne Neurologen übrigens, den brauchts auch nicht für ADHS oder eine Autismus-Spektrum-Störung)

„Sondershausen“ (Pseudonym)

Ohne Neurologen übrigens, den brauchts auch nicht für ADHS oder eine Autismus-Spektrum-Störung

Den "brauchts" genauso, wie man bei Diabetes einen Diabetologen braucht, bei Problemen mit dem Herz einen Kardiologen und bei Rückenproblemen einen Orthopäden und eben nicht ausschließlich jemanden der z.B. Kristalle auflegt und das Selbstbewusstsein stärkt. Natürlich umfasst die Hilfe sehr viel mehr, aber eine Störung wie ADHS hat körperliche Ursachen und auch die müssen berücksichtigt werden, nicht nur deren psychischen Auswirkungen. Dafür sind doch Experten da. In den anderen Bereichen würdest du doch auch nicht auf deren Fachwissen verzichten, nehme ich jetzt einfach mal an? Das ist ja in allen Fällen auch keine Schande (auch beim Neurologen nicht.)

„Sondershausen“ (Pseudonym)

Tut mir leid, aber so ist es nun mal.

Es ist lediglich deine Meinung, Sabine - kein Fakt.


Ich stecke auch tief in der Materie, Sabine - übrigens auch tiefer als mir lieb ist - ich habe selbst ADS und diesen gefährlichen Unsinn wirklich satt. Du magst schlechte persönliche Erfahrungen gemacht haben, das tut mir auch aufrichtig leid für dich - das ändert aber nichts daran, dass ADHS und Autismus einfach (auch) neurologische Ursachen haben. Das ist eine Tatsache.
Bitte einem Kind wegen eigener Vorurteile nicht die fachgerechte Diagnose und Behandlung verweigern, das ist wirklich ungut. Es ist ja schön, dass ihr offenbar so weit ohne gekommen seid, da freue ich mich sehr für euch - das ist als Weg aber nicht für Jedermann zu empfehlen und ein gefährlicher Ratschlag auf einen Facharzt zu verzichten.
Legasthenie ist ja nicht selten Komorbidität - auch das sollte man bedenken.

„Sondershausen“ (Pseudonym)

Jo, das habe ich auch nicht infrage gestellt - trotzdem ist man so ganz grundsätzlich mit einer neurologischen Störung beim Neurologen nicht an der verkehrten Stelle und sollte umgekehrt eben auch mit solchen Aussagen vorsichtig sein.

„München“ (Pseudonym)

Herzallerliebste Jonna,

wie immer bist du bestens informiert und uns allen haushoch intellektuell überlegen.

Trotzdem meine ich mich zu erinnern, dass das Thema dieses Threads weder ADS noch ADHS heißt.

Lass doch bitte uns minderbemittelten uns über unser Thema austauschen, und ggf unsere Erfahrungen erörtern.

Nicht dass du noch unter deinem Niveau kommunizieren musst.

Also auch wenn mir oft ein vorgegebenerer überlegenerer Stil gegen den Strich geht,
den du übrigens auch "gut" drauf hast

@ IsterMix,

so ist das was Jonna mitteilt nicht unerheblich.
Allein weil Körper und Geist eins sind und nicht wirklich trennbar.
Geschuldet der Tatsache, das ein Facharzt Besuch keine Ratschläge oder eigens gemachte Erfahrungen ersetzt (im Zweifelsfalle).
Björn hat dazu sogar einen Hinweis erstellt.

Jede/r sollte auch hier das Recht haben seine Meinung kund zu tun und einigermaßen auf einem gewissen Level kommunizieren können. Wenn er/sie meint sich denn im Thread zu beteiligen.

„Sondershausen“ (Pseudonym)

Trotzdem meine ich mich zu erinnern, dass das Thema dieses Threads weder ADS noch ADHS heißt.

Stimmt, das ist es nicht, genauso wenig wie Autismus - die Störungen wurden aber genannt, und zwar nicht ursprünglich durch mich, sondern durch eine andere Userin, wenn überhaupt solltest du also sie anraunzen.

Das Thema kam allerdings auch nicht zufällig auf, denn die Störungen treten sehr, sehr oft in Kombination miteinander auf (Essstörungen und ADHS übrigens auch) - völlig fehl am Platz ist es also nicht

Lass doch bitte uns minderbemittelten uns über unser Thema austauschen, und ggf unsere Erfahrungen erörtern.


Wart ihr euch nicht bislang im Thread einig, dass wir einander nicht diskriminieren wollen ...
So hatte ich es jedenfalls verstanden... oder gilt das in dem Fall nicht für alle?
Worte wie "Minderbemittelte" sind deine Wortwahl, ganz sicher nicht meine. Bitte lege mir diese Worte nicht in den Mund.


Und: Wie kannst du dir eigentlich so sicher sein, dass ich KEINE Lernstörung habe, IsterMix?
Nur weil ich das umgangssprachliche "Lernschwäche" verwendet habe?



(Danke dir @Yamzoo)

„Emsdetten“ (Pseudonym)

Also bei uns ist die Diagnose über eine Pschyiaterin erfolgt. Die Testung ging über einige Tage und umfasste ganz viele Bereiche. Dazu gab es sehr umfassende Fragebögen für s Kind , für den Klassenlehrer , Eltern und wichtige Bezugpersonen. Und es wurde auch nach ADS/ADHS geschaut ebenso nach Hochsensibilität /Autismus. Bei dieser Diagnostik wurde dann in beiden Dingen nach primär und sekundär unterschieden....ich meine auch , dass dieses Diagnoseverfahren inzwischen in ganz Deutschland einheitlicher Standart ist.
Bei meinen Kindern war die Legasthenie in unterschiedlichen Gehirnbereichen lokalisiert, auch in unterschiedlicher Ausprägung.

Der Große bekam eine milde , sekundäre ADS diagnostiziert, die aber nur im Zusammenhang mit seinem Leidensbereich auftrat....die Ursachen sind eine Folge der Legasthenie....Inzwischen ist dies auch über die Jahre verschwunden. Mein Sohn ist von Natur aus sehr ehrgeizig, ihm fällt lernen an sich sehr leicht. Je intelligenter ein Kind ist, umso intensiver nehmen die Kinder ihre Defizite selbst wahr und je jünger ein Kind ist, umso schwerer ist dies auszuhalten....das Resultat war dass mein Sohn die ersten Schuljahre entweder " weggebeamt" im Unterricht saß, träumen aus dem Fenster schaute oder eben oft einfach aufstand und mitten in der Stunde herumlaufen musste . Daheim lag er dann häufig im Bett und weinte, weil er "dumm" sei und mit 10 hatten wir sogar ne Phase, in der er fast jeden Tag erbrach vor der Schule und sogar den Wunsch äußerte, nichr mehr leben zu wollen und das ganze gipfelte in einem.Blinddarmdurchbruch....wir nahmen ihn dann für 3 Monate aus der Schule heraus und ich gab ihm Heimunterricht(hab ja mal aufs Grundschlehramt studiert) , zudem kam der Klassenlehrer einmal die Woche und las meinem Sohn Harry Potter vor. Auch für ihn war das ein Weckruf. Danach wurde es allmählich besser, wir fanden einen tollen Lerntherapeuten, die Schule gewährte ihm endlich einen Nachteilsausgleich. Dann kam die Pandemie und er ist super dran gereift, hat große Sprünge gemacht, liest inzwischen sogar gerne Bücher(auch wenn er lange braucht dafür) Aber es blieb halt der Teil der Legasthenie , der eben nicht heilbar ist und auch nicht wegtrainierbar. Darum ist die jetzige Situation so schlimm, weil ich sehr große Angst habe, dass sich mit dem Schulwechsel nun alles wiederholen könnte.

Beim Kleinen läuft es bis dato besser, da sich seine Leghasthenie deutlich bessert und er nun schon im unteren Bereich des normalen Spektrum bewegt. Lesen macht ihm gar keine Probleme mehr. Er vertauscht nur noch hier und da ähnlich aussehende Buchtstaben oder schreibt diese spiegelverkehrt. Damit kann er aber gut umgehen und die Schule auch. Bei ihm sind aber auch andere, besser trainierbare Hirnareale betroffen. Zudem hat er eine ausgeprägte Hochsensibilität , die wir aber schon von Kleinkindtagwn heilpägogisch begleiten ließen. Ihm blieb vieles also erspart,auch weil wir bei ihm einfach schon mehr über den Umgang damit wussten und viel früher in der Schule die Weichen gestellt haben, bzw es dort dann auch energisch eingefordert hatten. Ich hab heute noch Schuldgefuhle meinem Großen gegenüber, dass nicht besser hinbekommen zu haben. Tatsächlich ist dies zur Zeit, da er nun auch in der Pubertät ist, auch ein Streitpunkt, den er uns immer sehr vorwirft. Aber gut, das ist auch ok. Teenager dürfen uns Eltern auch einfach nur ätzend finden...und uns an allem die Schuld geben ....:). Recht machen können wir es ihm zur Zeit eh nicht* schmunzel....

Habt Dank für Eure Anteilnahme und lieben Worte. Und klar, ich tausche mich gerne auch darüber aus, nur kann ich momentan niemanden aktiv anschreiben.

Alleine der Weg bis endlich die Schreib/Lese meist kommt Rechenschwäche noch dazu, anerkannt wird, ist eine echter Facharzt und Behördenirgie. Was da plötzlich alles an sogenannte Fachpersonen mit reden und auch Entscheidungsträger sind, da glaubt man nicht. Das alleine dauert Monate, weil Termine schwer zu bekommen sind.

Was nach Anerkennung aufkommt, das in der Schule zwar "Rücksicht" genommen wird, aber der Lernstoff quasi an einem vorbei geht. Gerade zu Corona Zeiten wo das Lernziel eh weit zurück ist, bleiben die "Anerkannten" vollends auf der Strecke. Ich stelle fest, man gibt sich für diese Schüler keine Mühe mehr, denn Beurteilung in den Fächern gibt es nicht mehr.

Man wird ausgegrenzt, muss man eindeutig sagen.
Das nächste Problem ist oft, daß die Betroffenen Linkshänder sind. Erschwert enorm den Erfolg.
Aus meiner Erfahrung, ob das Wort richtig geschrieben ist, weiß ich nicht wirklich, aber ich Vergleiche es mit meinen Bild der Erinnerung, wie sieht das Wort aus.
Spielt mal Memory mit jemanden, der diese Schwäche hat...... Möchte behaupten ihr verliert, denn Schreib/Lesegeschwächte haben oft überdurchschnittliche Gedächnisstärken, sie können sich blitzschnell Dinge einprägen. Drum sind viele in anderen Dingen fast schon hochbegabte.

Leider wird man immer wieder "gerne" auf Schreibfehler inkl. "Spruch" hingewiesen, natürlich so, daß es alle mit bekommen.

„München“ (Pseudonym)

Ich habe heute noch Probleme etwas richtig abzuschreiben, daher ist copy-paste meine absolute Lieblingsfunktion 😉

Ich konnte auf dem Gymnasium keine Rücksicht erwarten, weil ich angeblich keine “echte“ Legasthenie hatte. Ich hatte ja “nur“ Probleme mit dem Schreiben. Auch bei Fremdsprachen kam ich eigentlich gut mit aber zwei, drei 6er in Diktaten, die ja immer so elementar wichtig waren, und schon musstest du kämpfen wie ein Verrückter um im Zeugnis noch die vier zu erreichen. Dass das in der Pubertät zu Konflikten mit der Obrigkeit führte, weil man ja eh der abgeschriebene 5er Schüler war, war unausweichlich.

Leider war Bawü da besonders streng. Und dann war man plötzlich raus aus dem Gymmy, einfach so. Dass ich damals als 15jähriger nicht auf die Schiefe Bahn geraten bin war echt Glück. Kurz davor war ich, dann ist allerdings ein Freund an einer Überdosis gestorben, das hat mich wachgerüttelt. Aus lauter Trotz habe ich mich dann angestrengt und irgendwie eine gute Mittlere Reife hingelegt. Und bin danach wieder aufs Gymnasium zurück, allerdings ein anderes. Da hab ich mich dann bis zum Abi durchgekämpft, leider war die Note mit 3,1 suboptimal.

Mein Jüngster ist Legastheniker. Viel Wut und Tränen beim Schreiben lernen, ein HNO Arzt der alle Mütter für hysterisch hält. Eigene Recherche, Besuch der Pädaudiologischen Beratungsstelle, mehrere Neurologische Abklärungen Schönklinik Vogtareuth, Psychiatrische Abklärungen. Kaum 3 Jahre in der Regelschule gequält schon hatten wir ein Krankheitsbild. Auditive Wahrnehmungsstörung, ADHS, Legasthenie. Besuch der Hörförderschule, Legasthenietherapie. Lesen geht wunderbar, Schreiben ist eine Katastrophe. Nachteilsausgleich wird gewährt. Er ist jetzt ein selbstbewusster 18 Jähriger mit Quali, der über die Kinderpflegeschule seinen Berufswunsch Erzieher verwirklicht. Schade, dass die Förderschulen so zahlreich geschlossen wurden. Ich denke es gäbe reichlich Bedarf.

„Emsdetten“ (Pseudonym)

Mit ganz viel Freude und Stolz kann ich verkünden, dass mein Sohnemann die Aufnahmeprüfung für das technische Gymnasium geschafft hat, nicht nur das...in allen Fächern , bis auf Deutsch war er mit Abstand der beste :) Inhaltlich hat er sich in Deutsch mit dem Aufsatz retten können . Die letzten Monate Fleiß und harter Arbeit haben sich also ausgezahlt. Ich bin unheimlich stolz auf ihn, zudem hat er den normalen Schulalltag gemeistert , eine tolle Jahresarbeit entwickelt, sich beim großen Theaterstück( damit wird die 8.Klasse abgeschlossen ) kreativ und konstruktiv eingebracht, die Bühnenlichtprüfung erfolgreich absolviert und bringt ein sehr gutes Zeugnis nach Hause. Alles , aus seiner eigenen Montivation heraus und das mit gerade mal 14 Jahren.

Ich bin sehr glücklich, dass Legasthenie heute ganz anders aufgefangen wird und gefördert ( nicht jetzt unbedingt schulisch, aber eben durch die Lerntherapie). Diese Erfahrung wird ihn zukünftig einfach sehr stärken, nach so vielen Jahren ohne Anerkennung und immer dem Fokus der Lehrer , auf dem , was er einfach nicht gut kann. Auch wenn die neue Schule keinen Nachteilsausgleich gewähren konnte in der Prüfung, haben sie ihn uns nun zugesagt in Form von einer Umgewichtung zu Gunsten des Mündlichen in Deutsch und den Sprachen. Sie haben das Potential meines Sohnes wohl in der Prüfung erkannt :) Mir fällt ein tonnenschwerer Stein vom Herz und bin auch in Nachhinein ehrlich, dass ich mir zu früh Sorgen und unnötig Stress mit der neuen Schule gemacht habe . Dennoch so herum ist es mir lieber, wie anders herum:)