Wenn Kunst dick aufträgt...
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Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.01.2020
Ich glaube mittlerweile, dass sich Daisy Collingridge nicht mal halb so viele Gedanken um die Wirkung ihrer Werke gemacht hat, wie wir in diesem Thread.

Das mag sein, das ist eben aber genau das was mich daran stört, denn dann sollte man ein Werk nicht einem so speziellen Thema widmen, finde ich. Das kann dann leicht zur Verletzung der Betroffenen führen.
Es zwingt sie keiner ihr Kunstwerk "Lippydeema" zu nennen ohne sich damit beschäftigt zu haben oder beschäftigen zu wollen.

Ich nenne auch kein Kunstwerk "Sklaven-Meierei-Feierei", spiele den Sklavenhandel der USA historisch falsch als Technoevent mit Playmobilfiguren als Sklaven nach und wundere mich hinterher warum Afro-Amerikaner das als beleidigend empfinden. 🤔
Das Beispiel ist jetzt etwas hoch gegriffen, verdeutlicht aber vielleicht was mich stört.
Ich glaube mittlerweile, dass sich Daisy Collingridge nicht mal halb so viele Gedanken um die Wirkung ihrer Werke gemacht hat, wie wir in diesem Thread.
Die Interviews zeigen mir vielmehr, dass sie einfach gerne mit viel Stoff herumbastelt und mehr auf das Haptische an sich als auf eine geistige / geistreiche Wirkung aus ist. Sie betont sehr oft, dass sie die Grenzen des Machbaren in der Stoffverarbeitung sucht. Was sie damit in den Köpfen einiger Betrachter anrichtet / triggert, ist ihr wahrscheinlich absolut egal.
Ich bleibe dabei: mich machen die Dinger eher traurig.
@Miss Jenny
Na dann, steigere dich noch ein bisschen rein :-)
Kunst soll ja bewegen - und scheinbar tut sie das ja in diesem Fall.

"Ich will Dir das Projekt nicht schlecht reden"
Keine Sorge, mir gefällt es einfach - daran ändert deine Meinung nichts.
Ich kann vestehen, was du schreibst, ich sehe es eben anders.
Auch die Musik im Video empfinde ich als reine Geschmackssache - gerade weil sie mich nervt, ist die Ruhephase umso dominanter und einprägsamer.
Das ist für mich das schöne an Kunst, zu jedem spricht es anders.
“It’s really fascinating because as much as I can tell people what they mean or why I make these costumes, everyone comes at it with such a different view,”
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.01.2020
Also erstmal das was Bärbel Knoebel sagt :-)) und dann:

Was ich einfach nicht verstehe ist, warum man bei der Absicht dann so eine bekackte Dulli-Musik drunterlegt, nach der man wirklich lange und bewußt suchen muss um sie in dieser plakativen Ausführung zu finden und damit diese Wirkung zu erreichen.
Das ist doch Trollerei, so wenig Feingefühl KANN man gar nicht haben. Mir würden zu dem Video spontan hunderte von Songs und dutzende Musikrichtungen einfallen die entweder besser harmonieren oder besser kontrastieren als dieser Song.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.01.2020
Danke Dir QuerBerta

Den unteren Artikel hatte ich gestern schon gelesen, hatte ihn aus der Diskussion aussen vor gehalten, weil das zu weit geführt hätte.
Da Du ihn verlinkt hast: offen gesagt macht die Tatsache, dass sie die Figuren "Squishys" nennt, die Sache für mich noch schlimmer. 😅😕
Das macht die Figuren für mich noch mehr zu Objetifizierung. 😕 Ein Squishy ist ja ein feststehender Begriff, das ist eigentlich sowas hier: https://kurzelinks.de/j0z7 - ich möchte mit meiner Fülle, nicht mit einem lustigen Drücketierchen assoziiert werden, sorry - ich kanns nicht ändern, aber die Figuren haben für mich etwas was Verächtliches, Fieses, sich lustig machendes. Und ihr Name hilft mir dabei leider gar nicht, den Eindruck zu ändern - im Gegenteil. 😕
Ich mag sie nicht, da führt kein Weg daran vorbei - ich denke damit muss Kunst auch leben (können).

The idea there is an ‘ideal body’ is ridiculous. We are all so different, my work is more about the ‘ideal’ way to inhabit a body. To be joyous.

Ein schöner Gedanke - dass sie sich mit diesem Gedanken im Kopf dann allerdings selbst derart in eine einzige Körperform reinsteigert (und dessen Ausprägung im Extrem, wenn er von einer Krankheit betroffen ist) scheint mir aber etwas widersprüchlich, so wie manches andere im Projekt auch.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.01.2020
London-based artist Daisy Collingridge layers amorphous blobs of fabric and textiles to form wearable pastel-colored body suits. With names like Burt, Clive, and Lippy, each member of Collingridge’s family has a personality that matches his/her form. Inspired by human anatomy and infused with elements of fantasy and impulse, the artist says that the costumes are an exercise in “pushing quilting to the absolute extreme.”

Each new character begins with the construction of the head. Hand-dyed jersey and other fabric patterns are filled with plastic pellets (beans) and sewn together to form blobs in various shapes and sizes. After the underlying body structure has been formed, Collingridge begins the process of hand-stitching the blobs to the wadding. She tells Colossal that she has never clocked the process but would estimate that it takes around two months on average. The “Dave” suit is named for and modeled by her father who requested it. The others are named “like children,” and are worn and photographed by the artist herself using a remote.


...Some have read Collingridge’s costumes as a commentary on body image and body ideals. “It’s really fascinating because as much as I can tell people what they mean or why I make these costumes, everyone comes at it with such a different view,” she told Dazed. “They are reflective of the human form with elements of fantasy. They neither promote or demote one body type. The idea there is an ‘ideal body’ is ridiculous. We are all so different, my work is more about the ‘ideal’ way to inhabit a body. To be joyous. They bring me joy to create and I hope that is reflected.”...
https://www.thisiscolossal.com/2020/01/squishy-textile-flesh-suits-by-daisy-collingridge/


...und hier noch ein Interview mit der Künstlerin, das ich interessant fand:
https://www.textileartist.org/daisy-collingridge-from-conception-to-creation
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.01.2020
@Rollikind ... naja, selbst im Bildtitel kommt aber doch Mr. Wolf vor 🤷🏻‍♀️
Ich will Dir das Projekt nicht schlecht reden, für mich ist es aber irgendwie nicht rund ... wenn man zu einem so spezifischen Thema etwas macht, erwarte ich ein Mindestmaß an Beschäftigung damit... bei einem Projekt mit Prostatakrebs im Titel fände ich einen Frauenhintern mit dem Titel „Mrs. Lion what‘s the date?“ auch merkwürdig, auch wenn es ultra-ultra-selten mal vorkommt dass Frauen von einer Krankheit betroffen sind, die Prostatakrebs entspricht wäre das (für mich) einfach verwirrend.
@Miss Jenny
Ich hab da nur einen Menschen gesehen...Ob Mann oder Frau...ist für mich völlig unerheblich.
Ich kann ja nur beschreiben, wie es bei mir ankommt.
@Miss Jenny ist nicht ganz richtig. Auch Männer können Fettverteilungsstörungen bekommen. Sie treten dann wenn sehr oft in Verbindung mit anderen Erkrankungen auf wie Testosteronmangel durch Leberschaden oder durch Behandlungen beim Prostatakarzinom auf ,die dann den männlichen Hormonhaushalt beeinflussen können. Aber es ist Richtig das es überwiegend Frauen bekommen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.01.2020
Gerade „What‘s the time, Mr. Wolf“ zeigt mir, wenn man die Krankheit wegnimmt, ist die Person darunter ganz normal. Trotz Krankheit ist man doch die Person, die man „wirklich“ ist.


Und deshalb ist darunter ein Mann verborgen, der die Krankheit gar nicht bekommen kann, weil nur und ausschließlich Frauen von Lipödemen betroffen sind?
Tut mir leid, ich seh es einfach nicht. Da sind mir zu viele Widersprüche drin. 🤷🏻‍♀️
Ich schließe mich QuerBerta an, ich finde die Figuren toll. Für mich sind die Farben ansprechend, das Weiche, Samtige. Gerade „What‘s the time, Mr. Wolf“ zeigt mir, wenn man die Krankheit wegnimmt, ist die Person darunter ganz normal. Trotz Krankheit ist man doch die Person, die man „wirklich“ ist.
Die Krankheit als eine „überziehbare“ Haut darzustellen, finde ich grandios. Zeigt es doch wie wenig wichtig es für das innere Ich ist bzw.. sein sollte. Als Außenstehender sollte man versuchen den Mensch dahinter zu sehen, nicht die Hülle.
Auch das Video geht für mich in die Richtung. Lebensfreude und dann wenn die Musik aufhört, ein Tanzen, als sei die Person wieder Kind und von weitem wird der Eindruck einer Ballerina erweckt. Die Kraft der Stille unterstreicht das noch.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt es mir. Danke für den Link, Zwölfe.
@ Pseudohuhn...

Ich musste auch gleich an die von mir geposteten Bilder im "Mögt ihr Rubensbilder" denken... Gerade das auf dem Sofa ist schon sehr ähnlich...

Bei den Werken Daisy Collingridge fühle ich mich irgendwie "angegriffen und bloßgestellt"... bei Freud's Bildern eher "dargestellt"...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.01.2020
So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen.
Ich finde übrigens schon, dass Kunst auch weh tun darf - nur muss es (für mich) irgendwie sinnvoll sein.
Die Werke sind mit einer Krankheit betitelt, die in dem Sinne nicht heilbar ist und bei der man eh schon die Arschkarte gezogen hat, wenn man sie hat. Man muss da m.E. niemandem die Augen öffnen ... und wenn man Aufmerksamkeit und Verständnis für die Krankheit wecken will, finde ich es etwas unsinnig es in dieser (für mein Empfinden) geradezu grotesken Form zu tun, zumal plattgewalzte, hängende Brüste jetzt auch nicht zwingend zum Krankheitsbild gehören ... mir persönlich sind sie dann doch wieder zu realistisch um sie als versponnen zu empfinden - zu wenig Fabelwesen/Muppet Show um bezaubernd oder inspirierend zu sein, auch wenn ich glaube ich verstehe was Du meinst QuerBerta
Der "schlechte" Eindruck des Projekts entsteht für mich aus drei Dingen. Dem Bild "Whats the time Mr Wolf" das für mich den Charakter des sich Verkleidens, den Aspekt des Ausprobieren eines Fatsuits ins Projekt trägt (und damit bei mir respektlos rüberkommt) - dem Video, das für mich Spott und fettphobische Aussagen beinhaltet .... gäbe es diese Zwei nicht, wäre mein Eindruck glaube ich ein anderer - und der Tatsache, dass die Künstlerin schlank ist. Dass Letzteres für mich einen Unterschied macht, stört mich - es ist aber halt dennoch so, ich mag nicht lügen.

Letztendlich bin ich aber noch immer nicht sicher ob da nicht irgendein Trigger meinen Blick trübt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.01.2020
Ich finde die Figuren wunderbar
...versponnen, kreativ, außergewöhnlich und inspirierend.
Danke für den Link!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.01.2020
Verstörend; befremdlich; fern der Norm-Ästhetik...
(Wir sind schon sehr geprägt auf eine Sichtweise; wie Körper auszusehen haben)
Mir zeigt es meine innere Ablehnung von "Körper-Fett-Bildern". So will ich nicht wahrgenommen werden und dies läßt meine innere Ablehnung hoch kommen.
Aber gleichzeitig auch die Frage: Was und warum ruft es bei mir so intensive Gefühle hervor ?
Welche persönliche Bilder und vor allem "Bewertungen " von diesen "Fett-Wogen" in Pastellfarben rufen in mir solche Gefühle hervor ?

Ist es nicht das, was Kunst will ?
Emotionen hervorholen ?

Sacherlicher betrachtet
habe Mashmellow-Masse oder eingefärbte Sahneberge vor Augen. Und seltsame wogende Bewegungen der Masse.

Schön ist was anderes ;-)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.01.2020
Den Teil, den MissJenny erwähnt hat, das Video wo die Musik raus genommen wurde, finde ich auch befremdlich und schlecht umgesetzt.
Die Körper an sich empfinde ich nicht als negativ, bzw provokativ, erniedrigend, dargestellt.
Dennoch fühle ich mich nicht gut, wenn ich sie sehe, weil ich mich selbst in ihnen sehe und dieser Spiegel gefällt mir nicht.

Die Bilder in dem anderen Thema gefallen mir besser. Die Figuren, sind eher einfarbig und die runden Menschen werden fröhlich oder auch nachdenklich dargestellt.
Diese mehrfarbigen und dann auch noch mit verschiedenen Hauttönen gewerkelten Körper, in dem hier vorgestellten Link, zeigen mir vieles deutlicher.
Die Ausdrücke der Gesichter sind eher betrübt, traurig, verzweifelt.
Ich glaube, durch die vielen "Einzelteile", auch im Gesicht, wirkt das alles stärker.

Ich empfinde /bewerte diese Kunst nicht pauschal als schlecht, weil sie nicht alle runden Menschen widerspiegelt.
Es wäre aber auch nichts was ich mir in das Wohnzimmer stellen würde.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.01.2020
Was sich alles Kunst nennt! Es ist grauenhaft!

Ich finde es geschmacklos und respektlos gegenüber molligen/dicken Menschen.
Dicken Daumen runter 👎
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.01.2020
Gefällt mir auch nicht.
Wirkt irgendwie wie "Fett- & Haut-Körperwelten" in Patchwork
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.01.2020
Mir fallen spontan die plastinierten Menschen von G. v. Hagens ein, wahrscheinlich wegen der Farben.
Und ich finde sie unschön, auch irgendwie herabwürdigend. Nichts, was mich anspricht.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.01.2020
Ich mache es kurz: ich finde es fürchterlich.
Es tut mir leid, vielleicht triggert es mich nur, aber ich empfinde es als wenig liebevoll und auf eine unschöne Art provokativ (vor allem im Video zu dieser Musik und wenn die Musik abbricht und klar wird, dass das bewußt lächerlich wirken soll)
Ich bin eben auf die Werke der Textil-Künstlerin Daisy Collingridge gestoßen, die eine seltsame Wirkung bei mir hinterlassen - irgendwas zwischen fasziniert und traurig.

http://daisycollingridge.com/work/4594752384

"I’m particularly fond of her" sagt die Künstlerin über ihr Werk Lippydeema, "because I have no idea why I made her or what the thought process was. It was pure impulsive creating. I should probably mention that she then won me international designer at The World of Wearable Arts competition in New Zealand."
Es gibt also keine klare, inhaltliche Intention hinter den Artefakten. Ich kann nicht sagen, warum mich gerade diese Tatsache so anfasst.

Wie geht es euch dabei?
Ich danke schon jetzt für eure Rückmeldungen.