
„Lage“ (Pseudonym)
Grundsätzlich stimmt es, dass Dicke in der Berufswelt allein aufgrund des Dickseins Nachteile zu spüren bekommen. Nicht immer, nicht für jeden erkennbar.Aber es passiert.
- In mündlichen Prüfungen, in männerdominierten Branchen mit männlichen Prüfern vom Typ "alter Sack" bekommen erst die Männer die entscheidenden Fragen, danach darf die wohlgeformte Schlanke im Nadelstreifenkostüm was sagen, und wenn die nicht so clever abschneidet, bekommt sie einen Punkt geschenkt. Die Dicke natürlich nicht. Weil dick mit doof assoziiert wird, kann sie genausogut sein, wird aber nicht als gut wahrgenommen.
- Wer bekommt schon mit, WARUM seine Bewerbung aussortiert wurde und er den Job nicht bekam (und dass da jetzt eine schlanke Kandidatin sitzt)?
- Wer bekommt wirklich mit, ob die Beförderung, die Einstufung in Gehaltsklassen/Tarifgruppen immer nur nach Leistung ausgerichtet ist, und kann garantieren, dass es da nicht (auch) nach Äußerlichkeiten ging? In Berufen der freien Wirtschaft ohne allgemeine Tarifbindung gibt es teils dramatische Gehaltsunterschiede, sowohl zwischen Männern und Frauen als auch zwischen hübschen Frauen (nach allgemeinem Geschmack) und dicken Frauen.
Ich freue mich für jede, die sich nicht benachteiligt fühlt, und hoffe, dass jede, die das glaubt, auch Recht damit hat. Sich hier hinzustellen und jeden mundtot zu machen mit der Keule "übertrieben", "unentspannt""krampfhaft" usw. ist der Sache nicht dienlich.
Es ist menschlich, nach Äußerlichkeiten zu urteilen, und es wird hoffentlich niemand bestreiten, dass es beweiskräftige Studien und Versuche gab, in denen beispielsweise die schlanke Probandin a) und die dicke Probandin b) mit versteckter Kamera neben einem Pannenfahrzeug standen oder auf dem Supermarktparkplatz die Einkaufstüte "gerissen" ist und sich alles auf dem Boden verteilte (etc.) und man hat einfach nur geschaut, wem die Umstehenden zu Hilfe eilten und wem nicht. Dreimal dürft Ihr alle raten, bei wem vor allem die Männerwelt dienstbeflissen immer zur Stelle war und bei wem nicht.
Mir sagte kürzlich ein Arbeitskollege "Du bist ja zum Glück so robust, Dir muss man nicht helfen und Du weckst auch keinen Beschützerinstinkt". Das war ein Kollege, mit dem ich mich super verstehe und der über jegliche Bösartigkeiten erhaben ist. Er sieht es einfach so, Dick = nicht schutzbedürftig. Und wenn es dadurch bestimmte Menschen ihr Leben lang einfacher haben als andere, so dürften sie genug Vorteile ziehen.
Einen Job habe ich (nach Auskunft des Bruders vom Chef Jahre später) erst nicht bekommen sollen wegen meines Gewichts. Sie hätten noch Wochen verzweifelt nach anderen Kandidaten geschaut und hätten gern was Dünnes gehabt. Mich mussten sie bloß nehmen, weil ich mit weitem Abstand die besten Qualifikationen hatte. Hätte es einen ungefähr genauso qualifizierten Bewerber gegeben oder jemanden, der nur geringfügig schlechter war, so hätte ich den Zuschlag nicht bekommen.

KnusperCrunchy, wie gesagt ich war schon immer dick und kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Ich wurde bei Bewerbungen immer berücksichtigt und bekam entweder den Job, bzw. hatte oft 2-3 Vorstellungsgespräche beim selben Unternehmen und war so gut wie immer in der letzten Auswahl der 2-3 Kandidaten.
Auch bei mündlichen Prüfungen wurde ich noch nie benachteiligt und ich hatte schon einige.
Ein einigermaßen vernünftiger Chef wird die Auswahl so treffen, dass sie der Firma, der Abteilung und letzten Endes auch ihm dient. Ich bin der Meinung, dass eine gute Mischung aus Können gepaart mit Sympathie den Ausschlag gibt und nicht die Figur.
Klar, wird es wohl solche Männer geben, die eher eine hübsche mit entsprechender Gegenleistung befördert wird, aber das sind Ausnahmen und es fällt ja irgendwann auch auf.
Und ehrlich gesagt, wenn du bei Vorstellungsgespräche so verbissen rüberkommst wie im Forum, kann ich mir gewisse Schwierigkeiten schon vorstellen. Wie gesagt, nur Intellekt und Können und Besserwisserei alleine ist es nicht, ein gesunde Portion Sympathie und Offenheit dazu, öffnet so manche Türen in der Berufswelt.

„Lage“ (Pseudonym)
Cossi, der letzte Absatz war wirklich unnötig.

„Sonneberg“ (Pseudonym)
Ich hatte noch nie ein Problem, eine Stelle zu kriegen. Ich werde nach AVR bezahlt, egal ob ich dick oder dünn bin. Es gibt Gesetze. Und wenn ich unsympathisch rüber komm, gibts auch logischerweise keinen Job.

„Lage“ (Pseudonym)
Kann ja nicht jeder bei der Caritas arbeiten.

Soweit ich weiss, stellt sogar der Staat seine Diener nach Gewicht ein. Ich habe schon gelesen, dass stark Übergewichtige keinen Beamtenstatus bekommen können. (Ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt immer noch so ist)
Ich selbst bin momentan nicht ausgesprochen rundlich, aber im dreistelligen Bereich war ich auch schon. Und bin im Beruf übergangen und später auch gemobbt worden. Weil ich optisch nicht so für den Umgang mit Mandanten geeignet war wie meine hübsche, sehr schlanke Kollegin (IQ von Pommes)...
Jetzt geht es mir gottseidank besser, im sozialen Bereich arbeiten halt mehr Frauen, und da geht es nicht so nach Optik.
Seit ich hier bei RF bin, hat immerhin mein Selbstwertgefühl zugenommen....;-)

„Lage“ (Pseudonym)
Du hast Recht, das ist immer noch so. Die Verbeamtung scheidet bei Übergewicht aus, es sei denn, man hat zusätzlich noch eine Behinderung, denn mit Behindertenstatus wird man verbeamtet, egal wieviel man wiegt.
In typischen Frauenjobs, sozialen Pflegeberufen usw., kann ich mir auch nicht vorstellen dass Dicke benachteiligt werden.

@Knusper:
Da wären wir ja weiter im Thema, wenn du von "typischen Frauenjobs" sprichst. Eigentlich könnte man dafür einen neuen Thread aufmachen...;-)

„Lage“ (Pseudonym)
Naja Krankenhaus, Altenheim, Sozialdienste, Pflegedienste, Friseur, Kindergarten, Grundschule, da kommt auf 20 Frauen, die den Job machen, ein Mann... Und zB eine Krankenschwester, kann mir vorstellen, wenn da eine dicke und eine dünne Kandidatin sind, traut man ausnahmsweise mal der Dicken mehr zu als der Dünnen. Weil man meint, die wären robuster, was auch immer das heißen mag. Also da mag Hochzeit Ausgeschlossen schon ganz Recht haben, wenn sie bei der Caritas nicht glaubt, schlechter behandelt zu werden, kann das in DEM Umfeld ja durchaus sein. Es gibt aber eben auch andere Branchen.

Das mit dem "Robustsein" hat mich auch immer gestört. Als ob zusätzliches Gewicht einen Menschen stärker macht...
Ich würde auch gerne mal Fürsorge erfahren. :-(

„Dortmund“ (Pseudonym)
Wunderbare WElt des Taxigewerbes.....da gibts keine Unterschiede zwischen Maennlein und Weiblein oder dick und dünn. da bestimmen Fleiß, innovative Ideen und ganz groß geschrieben die richtige AUffassung von Diensleistung den Umsatz

„Uckermark“ (Pseudonym)
Knusper da geb ich Dir Recht, meine Tochter macht zur Zeit ein Praktikum im Krankenhaus, sie ist 1,65m und wiegt so um die 52 kg und die Pflegedienstleitung meinte nur, da müssen wir mal gucken, wo wir dich zartes Persönchen unterbringen ... hätte sie 10 kg Übergewicht gehabt, hätten sie da wohl erst gar nicht überlegt

halb off-topic:
Meine Oma (kommt aus dem Sudetenland, Tschechei), hat anstatt dünner, dicker, leichter oder schwerer werden, bezogen auf das Körpergewicht von Menschen, immer von "stärker oder schwächer" werden, geredet.
Auch in so einer Art Haushaltsfibel von damals - es sind auch Schönheitstipps drin *g*- hieß es u.a. dass bei einem mageren Hals (war wohl ein No-go damals) eine Mastkur helfen kann, dies würde auch dem allgemeinen stärker werden zugute kommen. Als Kind ist mir das nicht aufgefallen, aber ich finde "stärker" sein, oder "fester" sein, (wie mich ein Bayer kürzlich aufgeklärt hat) hört sich doch recht positiv besetzt an. Ich denke bei soviel Negativem, was einem als dicker Mensch angedichtet werden kann, ist wirklich nicht das Schlimmste als stärker, robust oder auch fest bezeichnet zu werden ob das nur im Einzelfall stimmt oder nicht...

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,722489,00.html
Und hier noch ein Link, der das Statement von Solaria bestätigt

„Lohne“ (Pseudonym)
@ Mrs.Bröselburger: Habe nur geschrieben "Zitat von dir", da es aus deinem Post stammte, dass dies deiner Feder entsprungen ist wollte ich nicht sagen.
@Cossistar: *Schmunzel* ;-)
@KnusperCrunchy:
"Die Verbeamtung scheidet bei Übergewicht aus, es sei denn, man hat zusätzlich noch eine Behinderung, denn mit Behindertenstatus wird man verbeamtet, egal wieviel man wiegt."
Also ich kenne zwei Personen, die m.E. schon stark übergewichtig sind und gerade Verbeamtet wurden. Ob das Ausnahmen sind, kann ich nicht sagen aber es ist nicht vollkommen ausgeschlossen.
Auch wurde, als ich mein Abitur machte, eine Lehrerin von mir verbeamtet und zu dem Zeitpunkt wog sie garantiert so um die 120-130kg.
"Grundsätzlich stimmt es, dass Dicke in der Berufswelt allein aufgrund des Dickseins Nachteile zu spüren bekommen. Nicht immer, nicht für jeden erkennbar.Aber es passiert."
Wobei ich hier Dicke durch Menschen ersetzen würde, um aufzuzeigen, dass es nicht nur Dicke sind.
In der Berufswelt werden Menschen aufgrund eines Migrations-hintergrundes, Alters, Geschlechts und und und benachteiligt.
Das ist meiner Meinung nach nicht nur Sache des Körperumfangs. Im Rechtssystem wird man auch keine große Karriere machen können, wenn man nicht die richtige politische Einstellung an den Tag legt und wenn man nicht im Großen und Ganzen der herrschenden Meinung ist.
@ Bernstein: "@seville: letzten Absatz der Studie nicht gelesen. Hier wird dieser Sachverhalt genau beschrieben."
Sicher habe ich die Studie nicht gelesen, bin weder Freenetkundin noch Abonenntin des "Journal of Applied Psychology". Bin nur von dem ausgegangen, was Mrs.Bröselburger oben schrieb und wusste somit nicht, dass es sich in dieser Studie auch um Hochschlafen und Beförderung dreht. Wobei wenn sie alles in einen Topf schmeißt, trägt, für mich, nicht unbedingt zu ihrer Seriösität zu. Wer gibt denn bitte schon offen zu sich hochgeschlafen zu haben oder Mitarbeitern/innen diese Möglichkeit zu geben???
Ist in dem Bereich wohl sicher eher Mutmaßung.
Wir leben zwar in einer vermeintlich aufgeklärten Welt, die angeblich nicht diskriminiert, jedoch ist das wohl eher ein Wunschdenken und nicht Realität.

„Sonneberg“ (Pseudonym)
@knusper
Zu Deiner Info: Ich arbeite nicht bei der Caritas. Wobei ich mich auch wohlfühlen würde. Nen schönen Tag noch.

„Lage“ (Pseudonym)
"Für die Übernahme ins Beamtenverhältnis auf Probe muss die gesundheitliche Eignung vorliegen. Aus diesem Grund müssen alle Bewerberinnen und Bewerber vorher zum Gesundheitsamt und eine Untersuchung beim Amtsarzt über sich ergehen lassen. Dort muss als Ergebnis herauskommen, dass die Möglichkeit künftiger Erkrankungen und des Eintritts dauernder Dienstunfähigkeit vor Erreichen der Altersgrenze mit einem hohen Wahrscheinlichkeitsgrad ausgeschlossen werden kann. Das ist natürlich eine Prognoseentscheidung des Amtsarztes. Diese beruht auf den derzeitigen Erkenntnissen der Wissenschaft, die bestimmte Risikofaktoren definiert hat, wie z.B. Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychosoziale Probleme und Übergewicht.
Die Klassifikation des Übergewichts erfolgt nach dem Body-Mass-Index (BMI), wobei die Weltgesundheitsorganisation einen Wert von mehr als 30 als Risikofaktor für die gesundheitliche Eignung einschätzt. Von den meisten Gesundheitsämtern wird das übernommen und die Verbeamtung abgelehnt."
http://www.tresselt.de/einstellung.htm

„Westfalen“ (Pseudonym)
@Knusper: Solltest nicht vergessen zu erwähnen, daß die Verbeamtung aber auch wegen zig anderen Dingen abgelehnt wird. Ich habe Kollegen mit chronischen Erkrankungen, die nicht als schwerbehindert zählen, die ebenfalls nicht verbeamtet wurden - ich als diskriminierungswürdige Dicke hatte keinerlei Probleme. Ich sag nicht daß das toll ist, und JA der Staat diskriminiert, aber er diskriminiert ausgewogen. Und sorry für die deutlichen Worte, aber - ich behaupte einfach mal von uns hier könnten die meisten wenigstens noch was am Zustand ändern, wenn jetzt ihr Lebensglück von der Verbeamtung abhängt. Ich glaub, für jemanden der krank ist und echt nix dazu kann, für den ein sicherer Arbeitsplatz noch zehnmal wichtiger ist als für jeden anderen - für den ists noch zigmal schlimmer.

„Lage“ (Pseudonym)
Geht das wieder los, dass die Dicken alle selbst Schuld sind usw.? Wenn das so einfach wäre, wäre keiner dick... Naja, jeder wie er meint.

„Westfalen“ (Pseudonym)
Kann das sein daß Du prinzipiell aus Beiträgen nur DAS rausliest was Du lesen willst?
Die "Schuldfrage" ist mir vom Prinzip her völlig wurscht. Was ich damit sagen wollte: Diskriminiert werden Menschen nicht nur aufgrund ihres Gewichts.
Und Himmel noch mal, sind wir doch mal ehrlich: rangeflogen sind die Kilos an die wenigsten von uns, und daß ich nicht von denen spreche, bei denen das Gewicht wirklich krankhaft ist sollte sich eigentlich von selbst erklären ^^ wir habens uns angefuttert, da hats uns doch auch nicht interessiert was für Folgen das haben kann. Und natürlich ist das abnehmen nicht leicht, wer bestreitet denn das bitte ^^
Nur finde ich persönlich ist es schlimmer diskriminiert zu werden für etwas, worauf man NULL Einfluss hat, als für etwas wo man wenn man ehrlich zu sich selbst ist schon auch sagen kann: jo, den Schuh hab ich mir eben angezogen, damit muß ich wohl leben.
Und damit will ich keinem auf die Füße treten, das ist schlich und einfach meine Sicht der Dinge.

„Lage“ (Pseudonym)
Himbeer ich habe keine Lust auf die ewig gleichen Diskussionen. Der Alkoholiker kann aufhören zu trinken (warum hat er überhaupt angefangen), der Junkie kann sein Dope weglassen, bzw. eigentlich müssten die Alkoholiker "kontrolliert trinken" und die Junkies "kontrolliert fixen", denn etwas anderes ist eine Diät nicht. Man kann das Essen nicht komplett sein lassen. Außerdem kann man zu den meisten Gesundheitszuständen, die eine Verbeamtung ausschließen, garantiert ähnliche "Argumente" bringen wie Du.
Ob Du das Wort "Schuld" benutzt, oder es umschreibst mit "worauf man Einfluss hat", "den Schuh den man sich angezogen hat", "die könnten was an ihrem Zustand ändern", "der echt nix dazu kann", das ist - mit Verlaub - dasselbe.
Interessanterweise kannst Du Dich mit dem Motorrad um den Baum wickeln oder Dich auf der Skipiste hinpacken, und wenn Du es gründlich genug machst, bekommst Du einen Behindertenstatus und wirst verbeamtet - obwohl der Staat fortan für alle Folgekosten aufzukommen hat. Wenn Du - warum auch immer - einen BMI über 30 hast, aber nicht. Diese Ungleichheit besteht, und wie man das findet, das bleibt jedem selbst überlassen.
Deine Argumentationsstruktur ist, "andere werden auch diskriminiert, die aber deutlich weniger für ihre Situation können" - und, was folgerst Du daraus? Dass es okay ist, die Dicken außen vor zu lassen? Dass es okay ist, dass der Gesetzgeber dafür gesorgt hat, dass zwar die Dicken diskriminiert werden dürfen, nicht jedoch Menschen wegen Religion, Weltanschauung, Herkunft, Sexualität?

„Westfalen“ (Pseudonym)
Knusper, hab ich IRGENDWO gesagt daß ich es o.k. finde, daß Menschen aufgrund irgendeiner Eigenschaft diskriminiert werden? Das verurteile ich genauso wie jeder andere Mensch mit gesundem Menschenverstand auch.
Und ja, ich bin der Meinung daß die meisten Menschen mit Übergewicht was dran tun können - wie schon gesagt, diejenigen die krank sind, physisch wie psychisch klammere ich hier aus. Aber das betrifft eben lange nicht jeden, oft ists einfach nur die Kombi aus den miesen Ernährungsgewohnheiten und der mangelnden Bewegung. Und ich sage ganz sicher nicht, daß es einfach ist am Gewicht zu arbeiten. Ich schaffs selbst nicht und weiß wohl wie schwierig das ist, warum sollte ich da jemanden verteufeln wollen dem es genauso schwer fällt?
Ich schrei oft, grade wenn ich Debatten über höhre Krankenkassenbeiträge für Dicke höre, daß dann auch jeder Extremsportler, jeder Raucher, jeder Auto- und Motorradfahrer genauso zur Kasse gebeten werden muß. Das wäre nur gerecht, zumindest in dem Punkt scheinen wir uns also doch irgendwie einig zu sein ;)
Vielleicht bin ich zu blauäugig oder zu naiv - aber ich schreibe hier aus der Position derer, die echt noch nie Diskrminierung aufgrund der Übergewichts erlebt hat. Oder sie nicht als solche wahrgenommen hat, vielleicht raff ich das auch nur nicht ;)

„Wittmund“ (Pseudonym)
Was so ein wenig daran anstossen lässt, was du schreibst...........
Wenn man etwas über sich selbst sagt, ist das ok. Wenn du sagst: "Ich bin schuld, dass ich dick bin." dann wird das richtig sein. Du wirst es schließlich - wahrscheinlich als einzige - beurteilen können und niemand würde negativ auf deine Aussage reagieren.
Wenn du aber sagst: "Die meisten Dicken sind selbst schuld und können etwas daran tun (Glaubst du echt noch an das Märchen, dass Diäten helfen können, ein normales Essverhalten zu entwickeln?)", dann stosse ich mich an dieser Aussage. Weil ich dick bin und nicht schuld daran (was ich mir als Hilfe gegen meine Krankheit hart erarbeiten musste) und du kannst das gar nicht beurteilen. Nicht für die wenigen Dicken (die armen, armen physisch und psychisch kranken) und auch nicht für die meisten Dicken.
Da ich regelmäßig mehrmals in der Woche Sport treibe und auch schon diverse Ernährungsberatungen hinter mir habe, kann ich auch durchaus deine anderen Theorien beurteilen.
Wenn man nicht den eigentlichen Hunger - und natürlich meine ich nicht den nach Schokolade oder sonstigem Ersatz - bestimmt und erkennt, dann nützt das gar nichts.
Zum eigentlichen Thema:
Ich werde wegen meiner Leistung geschätzt und verdiene ganz klar nicht weniger als schlanke Kollegen.
Aber eine berufliche Diskriminierung gab es schon in meiner Laufbahn. Der Gute ist nicht mehr mein Chef und weiß jetzt auch genau, dass ich niemals den Kopf einziehe.

„Westfalen“ (Pseudonym)
Ich wollte mit meiner Aussage ganz sicher niemandem zu nahe treten, um Himmels Willen. Meine Meinung gründet sich ausschließlich auf dem, was ich bei mir selbst, bei Freunden und Bekannten erlebe. Jemanden zu beleidigen war das letzte was ich wollte, und wenn ich das doch getan habe, entschuldige ich mich dafür ausdrücklich.

„Wittmund“ (Pseudonym)
Und ich entschuldige mich, dass ich dir scheinbar ein schlechtes Gewissen gemacht habe. Das machen uns so viele andere Menschen, da müssen wir das doch nicht noch gegenseitig machen.
Viele von denen, die ich kennelernen durfte im Laufe meiner Arbeit an der Essstörung haben es genossen, dass es Menschen gibt, die nicht auf sie zeigen mit den Worten: "Du bist einfach nicht stark genug. Wenn du mehr Willensstärke hättest, dann könntest du ganz locker deine Kilos loswerden."
Jeder hat seine eigene Geschichte zu erzählen, aber das sein ganzes Leben lang hören zu müssen, ist sehr oft gleich. Und viele meiner Mitstreiter sind alles andere als willensschwach. Sie sind starke Menschen, die ihren Mann / ihre Frau stehen. Im Leben und beruflich. Sie sind erfolgreich, sie sind klug.
Und sie haben es satt (wie passend) - ich zähle mich ganz klar dazu - sich sagen zu lassen, wie schwach und schuldig sie sind.
Gerade hier, wo es viele gibt, die es besser wissen müssten, ist es schade, dass es trotzdem passiert.