Jenseits von Gut und Böse
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Rundum Leben

In der Ausführung bin ich bei Patty bzw. beim Philantrop. Nicht immer ist es klar, was gut und was böse ist. Gesetzlich oder gar moralisch. Und auch "Gut gemeint" ist meistens das Gegenteil von Gut. Die Gesetze weichen immer wieder mal weit davon ab, was wir moralisch richtig finden würden. Pattys Beispiel beweist das sehr eindrucksvoll.

Allerdings ist auch Beispiel einer bösen Tat, die trotzdem Gut ist, recht einfach:
z.B. ich schlage das Fenster von einem abgeschlossenen Auto ein, dass in der Sommerhitze in der Sonne steht - und hinter diesem Fenster Kind(er) oder Tiere sich befinden
z.B. ich verursache einen Unfall und schiebe in letzten Moment ein Auto von der Strasse, dass mit hoher Geschwindigkeit auf eine Menschengruppe zuraste
z.B. ich erschlage von hinten jemanden, der mit einer Waffe hilflose Person(en) bedroht

Ich denke, man könnte noch mehr Situationen finden. Ja, das sind dann sogenannten Heldentaten, ich weiß. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass diese Taten strafrechtlich relevant sind, weil man Eigentum beschädigt/zerstört hat, absichtlich einen Unfall verursacht hat, jemanden getötet hat oder dergleichen.
@dagmar, auch Gesetze regeln nicht überall zum "Guten". Ich denke da speziell an einen Fall in Saudi-Arabien, der einige Jahre zurückliegt.
Ein junges Mädchen wurde in Abwesenheit von Erwachsenen vom Sohn des Hauses (Palastes) und dessen Kumpanen vergewaltigt. Sie wurde von einem Gericht wegen Geschlechtsverkehr vor der Ehe zum Tode durch Steinigung verurteilt. Sie war aber schwanger geworden, deshalb wartete man, bis das Kind auf der Welt war - und steinigte sie anschließend trotz erheblicher weltweiter Proteste. Sie war erst 14 oder 15 Jahre alt.

Alles war gemäß geltender Gesetze dort gelaufen - der Junge und seine Freunde sind nach meinem Wissen straflos davongekommen.

Insofern stimme ich @Philantrop zu: Alles menschengemacht und willkürlich, Moral wird von den Mächtigen diktiert - wenn auch nicht vorgelebt.
@Thema:

In der Hölle ist der Teufel eine positive Gestalt. Es gibt weder gut noch böse, das sind Erfindungen unserer Gesellschaft. Wir haben eine Dualität geschaffen, Handlungen können so (be)greifbar werden. Gute Taten regen zum Nacheifern an, böse taten werden entsprechend negativ bewertet. Diese Art des Dualismus wurde auch auf die Geschlechterrolle ausgeweitet. So war es Eva, die in den Apfel biss.

Heute streben wir nach einer Art der Selbstverwirklichung die dieses klassische Bild auflöst. Grenzen verschwimmen. Böses ist plötzlich gut und gutes plötzlich böse. Wir bezeichnen das Diversität und töten damit die Individualität. Und das, obwohl "töten" als "böse" gewertet wird. Und schaffen uns damit neue Regeln die wir in Gut (Diversität bejahend) und Böse (Diversität verneinend) einteilen.

So werden übelste Beleidigungen zur Kunst stilisiert (Böhmermann), Racheakte werden als gerechtfertigt betrachtet (Ehrenmord), Mord wird zu einer Regel (Todesstrafe) und Hilflosigkeit missbraucht (Oxfam Skandal). Immer wenn wir die Grenzen unserer Moral erreichen und dabei die Grenzen des erlaubten (Gesetze) überschreiten wird es spannend. Da tritt sie hervor die Dualität der Sache, schön gespalten in "für" und "wieder".

Letztendlich ist es nur ein für und wider. Ein dafür oder ein dagegen, ein dazu gehören und ein nicht dazu gehören, ein "gut", ein "böse". Die Einteilung nach gut / böse ist klar, rassistisch (Abgrenzung aufgrund einer Meinung/Haltung) und einfach. Bei der Betrachtung von gut und böse spielt es keine Rolle, ob die Regeln mit der Realität übereinstimmen (Wahrheitsgehalt).

Somit fußt dieses Wertesystem auf der Annahme wir können subjektiv bewerten, ob eine Handlung "moralisch" durch das Wort "gut" gerechtfertigt sei. Diese Annahme wäre dann keine Lüge, wenn sie mit der Wirklichkeit übereinstimme. Leider sind Begriffe wie "gut" und "böse" nicht messbar, sodass ich folgere, die Klassifizierung nach gut und böse ist falsch. Damit kann der Wahrheitsgehalt einer "guten" oder "bösen/schlechten" Nachricht niemals ermittelt werden. Demzufolge geht es also niemals um die Wahrheit, sondern um das Transportieren von Stimmungen (Zustimmung und Ablehnung) anhand von Beispielen. Es ist egal, ob es gut ist etwas Böses zu tun, da es ebenso böse sein könnte gutes zu tun. Das Narrativ hinter "gut" und "böse" ist nur ein Bild der Gesellschaft die eine solche Einteilung vornahm.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.02.2018
Ist die "Absicht" der Tat oft nicht viel ausschlaggebender? Jemanden zu töten ist böse....mitunter das Böseste was man tun kann....während Rache Eigennutz,Habgier Neid die Tat ansich "böse" machen....tun das Selbstschutz oder Schutz anderer in Not für mich gar nicht eher im Gegenteil...da wäre für mich nichts zu tun schlimmer...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.02.2018
Was für den einen gut ist, muß es für den anderen nicht sein.
Daher wird ja schon seit Jahrtausenden in jeder Gesellschaft versucht, allgemein gültige Regeln und Gesetze aufzustellen. Sozusagen ein "Leitfaden".
Der Sinn dieser "Gesetze" im einzelnen ist wiederum auch sehr interpretationsbedürftig. Und abhängig von Zeit und Ort und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
Somit finde ich es sehr schwierig, diesbezüglich in Stein gemeißelte Definitionen zu finden.

Ich glaube, es steckt immer beides in jedem Menschen, Gut und Böse.
Genauso, wie dies in jedem Lebewesen der Erde steckt. Selbst die Erde hat beides. Eine gute "nährende" Seite, aber auch eine "böse" extrem zerstörerische.

Es geht wohl um die Balance zwischen beidem.
Und daher wurden ja wohl auch moralische, ethische, gesellschaftliche Richtlinien überall "entwickelt". Um die Balance zu wahren... weil nichts und niemand davor sicher ist, ggf nicht doch mal "böse" sein zu müssen/wollen/sein...

Selbst ein Krokodil reißt nur Beutetiere, wenn es hungrig ist.... und nicht aus reinem Spaß am töten. Wenn es pappsatt ist, wird es sich nicht bewegen wollen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.02.2018
@ Callmebetty

"Kann es 'gut' sein, etwas 'Böses' zu tun. Bevor das diskutiert werden kann, müssten erst einmal Definitionen erfolgen. Was ist gut, was ist böse und aus welcher Sicht beurteilt das wer ? Und urteilt dann darüber? "

Ja, richtig, das sollte erstmal definiert werden.
Das hatte ich ja auch in dem auslösenden Beitrag angeregt, der aber leider plötzlich geschlossen wurde.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.02.2018
@ Dadohneplan

Ja, sie waren Offiziere und als solche am Krieg beteiligt. (Das waren aber irgendwie ALLE in Europa und in Übersee.)
Ja, der Krieg war 1944 fast schon verloren.

Aber:
Die Vorbereitungen zum Sturz Hitlers liefen bereits über Jahre im Verborgenen.
Das Datum muss also auf eine Zeit korrigiert werden, als der Krieg noch "gut lief" aus deutscher Sicht.

Zumal:
man geht nicht einfach hin, killt den Despoten und alles ist plötzlich gut. Da muss man ganze Strukturen umkrempeln. Ein Blick nach Rumänien zeigt, dass das nicht funktioniert. In Spanien hat der Tod Francos nichts gebracht, seine faschistischen Strukturen wirken bis heute (siehe Rajoi).
Auch in Amerika wurden Präsidenten erschossen, ohne dass sich am System was änderte.

Aber weg von den geschichtlichen Details (in denen man sich herrlich verlieren kann):

Wäre die Ermordung Hitlers ein Fall, in dem es "gut" gewesen wäre, etwas "Böses" zu begehen?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.02.2018
@Dadohneplan
stimmt, hatte ich außer Acht gelassen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.02.2018
...gibt es einen Ort, an dem wir uns treffen. *Sorry-musste sein;)*

Nun zum Thema.

Der Fall Bachmeier ist wohl eines der bekanntesten Beispiele und ich habe mir schon damals meine Gedanken gemacht.
Sie hat für mich, menschlich und emotional, nachvollziehbar gehandelt, aber eben auch nicht "richtig". Wenn man diese Begrifflichkeit verwenden will.

Die Überlegung in diesem speziellen Fall ist für mich: Will ich in einer Gesellschaft leben, in der Selbstjustiz akzeptiert und die Regel ist? Will ich zum 'Auge um Auge' Prinzip zurück?

Für mich kann ich das deutlich mit NEIN beantworten, die moderne Rechtsprechung ist zwar in vielen Bereichen mangelhaft, nicht immer fair, nicht immer gerecht, aber sie ermöglicht uns dennoch ein relativ friedvolles Leben.

Und zur grundsätzlichen Frage :

Kann es 'gut' sein, etwas 'Böses' zu tun. Bevor das diskutiert werden kann, müssten erst einmal Definitionen erfolgen. Was ist gut, was ist böse und aus welcher Sicht beurteilt das wer ? Und urteilt dann darüber?

Nietzsche sagt, "was aus Liebe geschieht ist jenseits von gut und böse". Ja, ist das so?

Ich überlege nun seit ich das schreibe, ob etwas Gutes bewirken zu wollen, die böse Tat rechtfertigt. Und komme zum Schluss, nein, sie tut es nicht. Sie macht die Tat nachvollziehbar, erklärbar, verständlich, vielleicht sogar unterstützbar...aber sie ist keine Rechtfertigung. Sonst ist, imho, der Willkür Tür und Tor geöffnet.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.02.2018
@Optimistin ....die Attentäter waren Wehrmachtsoffiziere, ob sie wirklich so verantwortungsvoll und gut waren würde ich mal sehr bezweifeln. Hitler sollte umgebracht werden , weil der Krieg 1944 verloren war. bis dahin wurden schon tausende von Kriegsverbrechen begangen, die auch diese Männer mit zu verantworten hatten.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.02.2018
uraltes und immer wieder spannendes Thema: Schiller hat das schon bearbeitet am Beispiel eines Tyrannenmordes. Ist es gerechtfertigt einen Tyrannen zu ermorden?

Oder der Attentatsversuch auf Hitler; die Beteiligten waren alles sehr verantwortungsvolle Männer, die sehr mit ihrem Gewissen kämpften.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.02.2018
Im Moment fällt mir nur der Schutz und die Verteidigung des eigenen Lebens ein, währenddessen man andere Menschen ggf. verletzen könnte.
Selbstjustiz ist ganz sicher nicht angebracht, genauso wenig wie die Todesstrafe.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.02.2018
Als erstes Beispiel eröffne ich mit dem Fall Bachmeier.

*Marianne Bachmeier war eine deutsche Mutter, die 1981 in einem Saal des Landgerichtes Lübeck den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter Anna Bachmeier in Selbstjustiz erschoss und 1983 wegen Totschlags verurteilt wurde.

Marianne Bachmeier schmuggelte am 6. März 1981 eine Pistole des Typs Beretta M1934 in den Gerichtssaal des Lübecker Landgerichts und erschoss damit am dritten Verhandlungstag im Strafprozess den wegen Mordes an ihrer Tochter Anna angeklagten Klaus Grabowski. Sie zielte mit der Waffe auf Grabowskis Rücken und drückte insgesamt acht Mal ab. Sechs der Schüsse trafen; der 35-jährige Angeklagte war sofort tot.

Der bislang bekannteste Fall von Selbstjustiz in der Bundesrepublik löste ein großes Medienecho aus und wurde in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Fernsehteams aus aller Welt reisten nach Lübeck, um über diesen Fall zu berichten. Reporter befragten auf der Straße zahlreiche Passanten über die Tat der 31-jährigen alleinerziehenden Frau. Ein Großteil der Bevölkerung zeigte Verständnis für die Tat, andere verurteilten sie als nicht mit der Rechtsstaatlichkeit vereinbar.*
(*Auszug aus Wikipedia)

Dieser Fall zeigt die Kontroverse im Thema auf.
Ich möchte ihn nicht werten, um der Diskussion nicht vorzugreifen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.02.2018
Der Beitrag "Sind Sie ein guter Mensch" wurde geschlossen.
Doch viele Fragen blieben offen.

Zum Beispiel die:
"In welchen Situationen soll es „gut“ sein, etwas "Böses"zu begehen?"

Dieser hochspannenden Frage ist dieser Beitrag gewidmet.
Denn sie konfrontiert uns mit unserem Verständnis von "Gut" und Böse".

Wann ist es gerechtfertigt etwas Ungerechtfertigtes zu begehen?
Wer rechtfertigt was vor wem und wann?