Internetsprache(?)...oder bin ich einfach nur zu alt?

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 77 Antworten

„München“ (Pseudonym)

Schön geschrieben und gut erklärt @Appel. Respekt.

Ich liebe Diskussionen über Sprache! Und ich finde es wirklich nicht immer schön, wie sich die Ausdrucksweise im Alltag verändert.

Die Sprache verändert sich - es sterben Wörter aus, weil sie nicht mehr gebraucht werden, es kommen neue hinzu, weil es neue Entwicklungen/Erfindungen gibt. Auch die Grammatik verändert sich - ebenso die Rechtschreibung. Wenn das zu einer wirklichen Vereinfachung führt, mag es auch gerechtfertigt und gut sein.

Aber wem nützt es, wenn man das italienische Produkt Spaghetti ohne h schreibt? Oder wenn man auf einmal alle f-Laute, die aufgrund der Wortherkunft als ph in der Schreibweise auftraten, in ein gewöhnliches f ändert? Filosofie sieht doch wirklich doof aus....

Ich gehöre zu einer Generation, die in der Schule noch Rechtschreibung bis zum Erbrechen gepaukt hat. Schreiben nach Gehör - das ging ja mal gar nicht. Wir wurden dazu erzogen, uns grammatisch richtig auszudrücken, Wir haben gelernt, Satzzeichen sowie Groß- und Kleinschreibung zu benutzen - geschadet hat uns das sicher nicht.

Wir hatten auch eine Art Jugendsprache - die natürlich mit der heutigen soviel zu tun hat wie Kühe mit Schmetterlingen. Aber wir fanden es damals gut, uns etwas provozierend auszudrücken, ebenso wie wir es gut fanden, uns anders zu kleiden, als "die Alten".

Mit der Sprache ist es teilweise wie mit der Mode: sie wird der Situation angepasst. Wer dazu in der Lage ist, leistet schon eine ganze Menge. Denn er kann mit "Seinesgleichen" ebenso kommunizieren wie mit Angehörigen anderer Gruppen - seien es Lehrer, Chefs, Eltern oder was auch immer. Wer "umschalten" kann, der ist klar im Vorteil. Wer aber nur noch "Edeka kauft", statt "bei Edeka einkauft", der hat auf lange Sicht ein Problem.

Ich liebe übrigens die Bücher und Kolumnen von Bastian Sick auch. Allerdings stimmt es, dass er manchmal nicht Recht hat, so z. B. bei seinem Aufsatz über die Anwendung des Verbs "holen" in der Umgebung von Trier.

Und da wären wir bei den regionalen Unterschieden der Sprache. Was in Norddeutschland völlig korrekt ist, kann in Süddeutschland falsch sein und umgekehrt. So werden z. B. die Hilfsverben sein und haben regional unterschiedlich eingesetzt, Butter und Radio sind mal männlich, mal weiblich, mal sächlich.... Brötchen heissen mal Brötchen, mal Semmel, mal Schrippe, mal Weck. Und wer in Frankfurt in der Bäckerei "Teilchen" haben will, der wird schon mal gefragt, von was man denn ein Teilchen haben möchte, weil hier nämlich die Teilchen Stückchen heissen.

Pfannkuchen sind für den einen Eierkuchen, die in der Pfanne gebacken werden, für den anderen in Fett ausgebackene Hefeküchlein mit oder ohne Füllung, die wiederum woanders Kreppel oder Krapfen heissen.

So könnte man endlos Beispiele für die Vielfältigkeit und Wandelbarkeit der Sprache anführen.

Ich wünsche mir allerdings schon, dass die korrekte Anwendung der Schriftsprache weiterhin gelehrt und auch in Prüfungen abgefragt wird.

„Korschenbroich“ (Pseudonym)

Sprache bildet sich....weiter. Leider momentan aber eher nach unten