Inklusion

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 83 Antworten

„Hildesheim“ (Pseudonym)

Als ich den Film anguckte, dachte ich bei der Szene mit dem Gebärdendolmetscher: " Wie sollen sich die hörenden Schüler da auf den Schulstoff konzentrieren, wenn da einer vor ihrer Nase gebärdet?"
Inklusion ist ja gut und schön, aber gerade im Bereich Schule finde ich es besser, wenn individueller gefördert würde.
In anderen Bereichen sollte Inklusion selbstverständlich sein. Öffentliche Gebäude sollten selbstverständlich barrierefrei zu betreten sein.
Barrierefreier Wohnraum nicht teurere als "normaler".
Untereinander zu helfen sollte normal werden, aber da hilft kein Gesetz der Welt etwas.
Da muss in unseren Köpfen ein Umdenken stattfinden.

„Henstedt-Ulzburg“ (Pseudonym)

@ Artikel der Marke Mann


Von einem Staat der als reiner Goldesel fungiert im Zusammenhang mit Inklusion zu sprechen ist gelinge gesagt eine Frechheit.

Überhaupt staune ich über das Bild das vorwiegend von Behinderten hier gezeichnet wird.

Behinderte Menschen sind mitnichten eine homogene Menge von Leuten, die nicht zur Gesellschaft/ Schule/Zusammenleben beitragen und die "Normalos" im Gegensatz diejnigen, die Verständnis und Geld für sie aufbringen müssen.

Meine Mutter ist von Kind an schwer gehbehindert und hat die Schule, das Studium, einen mehrjährigen Aufenthalt im Ausland, ein weiteres Studium, zwei Karrieren (als Sprachlehrerin und später als Übersetzerin), das Ernähren einer Familie als Alleinerziehende und vieles mehr hinter sich. Schule und Studium weitestgehend ohne Inklusion aber ganz sicher nicht ohne Hürden. Sie ist noch jetzt mit über 70 berufstätig und war in ihrem Leben nie arbeitslos, hat viel zu diesen Sozialstaat beigetragen (vielleicht mehr als mancher hier) und damit auch u.a. den einen oder anderen nicht-behinderten Hartz 4 Empfänger mitgetragen.
Das ist auch richtig so, bei uns gilt ja (noch) das Prinzip der Solidarität.

Ach so, ihr bester Freund, querschnittsgelähmt, ist vor wenigen Jahren verstorben. Er hat als Professor einer renommierten Universität Karriere gemacht und mit seinem Lebensgefährten die Welt bereist - vom eigenen Geld, das nach der saftigen Steuer und sämtlichen Abgaben noch übrig war.

Inklusion ist kein Luxus den wir uns aus Nettigkeit und Güte nach eigenem Gusto leisten, sondern sie ermöglicht dass behinderte Menschen am Leben und auch am Arbeitsleben teilnehmen (und damit u.a. auch zum Sozialstaat beitragen) können.

Zu Beginn der Studienzeit meiner Mutter waren die meisten Hörsäle kaum für jemanden im Rollstuhl erreichbar. Denk mal drüber nach was das in der Konsequenz bedeutet.


Beim nächsten Mal bitte über den Begriff "Goldesel" und die Menschen die diesen Goldesel angeblich benötigen, nochmal nachdenken.

Ja, natürlich gibt es auch Behinderungen die sehr stark einschränken keine Frage, ich wehre mich aber gegen die Gleichmacherei und das pauschale Bild des Behinderten als Klotz am Bein der Gesellschaft, der absolut nichts beiträgt und nur Verständnis braucht. Das ist genauso oberflächlich und falsch wie das Bild vom armen, dummen, faulen Dicken.

„Hildesheim“ (Pseudonym)

@ Kaffee-Pause
Bin da ganz bei dir!

@Kaffee-Pause - ich kann da durchaus zustimmen - ich kenne auch genug Behinderte, die aktiv und erfolgreich am Arbeitsleben teilnehmen. Man kann ja schnell durfch einen Unfall in derselben Situation landen. Viele Maßnahmen zur Inklusion wie beispielsweise barrierefreie öffentliche Verkehrsmittel/wichtige öffentliche Gebäude finde ich durchaus sinnvoll. Aber jede Idee, die mit dem Etikett "Inklusion" daherkommt, muss man ja nicht einfach widerspruchsfrei durchwinken, darauf wollte ich mit den Goldesel hinaus. Es gibt auch genug andere dringende Probleme.

@Shadow - eigentlich war das meinerseits scherzhaft gemeint (an mehreren quer verstreuten Smileys erkennbar) - genau so, wie ich die Beschwerde vom GrayMatter als Scherz aufgefasst habe. Denn, wie gesagt, es verbietet ihm keiner, in dem Raucherclub dabei zu sein. Er muss halt nur die etweige Schädigung seiner Gesundheit in Kauf nehmen oder nichtrauchende Freunde suchen. Ja, das ist hier auch nicht ganz ernst gemeint. ;o)

Ich bin bei dem Thema beim Mystiker, Kaffee-Pause und Waltraud, was das Thema allgemeine Inklusion angeht. Genau so und nicht anderes.
Deswegen habe ich aber explizit die Schule in meinem vorherigen Posting angesprochen. Denn wir haben schon lange das immer noch ungelöstes Problem, dass das Niveau in den Klassen nicht gleich ist und dafür keine Lösung gefunden wurde. Dass mit bestimmten Formen der Behinderung dazu noch neue Probleme kommen, ist jedem klar. Ja, das kostet Geld. Und Zeit. Und eine Menge Willen. Und das Alle mitmachen. Es muss allerdings sinnvoll sein. Für die Einzelnen aber auch für die Gesellschaft im Allgemeinen.
Aber beim Thema "Bildung in Deutschland" kann ich sowieso regelmässig aus der Haut fahren. Wie jetzt z.B. - die Schulen fallen zusammen, es fehlen Lehrer und Betreuer, 10% der Schulstunden fallen komplett aus (und in etwa dieselbe Anzahl wird durch stillsitzen ersetzt, da unbekannter Fach für die Person vor der Tafel = für die Schüler fehlen 1 bis 2 Jahre Unterricht aus), die Unterrichtsmaterialien müssen in vielen Schulen selbst bezahlt werden - und wir diskutieren darüber, wohin mit den Steuermilliarden, die zuviel eingenommen wurden? Ernsthaft?

„Henstedt-Ulzburg“ (Pseudonym)

Also entschuldige bitte AdMM aber wir sprachen immerhin von ziemlich grundsätzlichen Dingen und nicht davon jede noch so abwegige Idee durchzuwinken.

Eine Gendertoilette ist z.B. einfach eine Unisex- Toilette für alle. Die wird von allen, zu allen Zeiten benutzt. Warum sie nur einmal die Woche zum Einsatz käme, verstehe ich nicht? Glaubst Du eine Gendertoilette ist nur für Transsexuelle, die sich dann den Schlüssel an der Pforte abholen und auf dem Präsentierteller zu "Ihrem" Klo gehen sollen? Falls ja, dann hast Du etwas sehr gründlich missverstanden.

Die Aussage dass man privat für einen Kumpel ja auch nichts ändern würde, wenn der nur selten zu Besuch kommt ist doch nicht übertragbar ... ein Behindertenparkplatz steht doch auch unter Umständen 12 Stunden am Tag leer, ABER in den paar Stunden in denen er benutzt wird, wird er wirklich dringend gebraucht. Vielleicht ermöglicht er einer Person sich frei und selbstständig zu seinem Arbeitsplatz bewegen zu können. Lohnt sich nicht weil der Platz nicht rund um die Uhr genutzt wird?
Nur weil es um eine Minderheit in der Bevölkerung geht, ist es nicht rechtens solche Rechnungen aufzumachen und die Entscheidung vom eigenen Empfinden ob das nun nötig ist oder nicht abhängig zu machen.Genau darum der Verweis aufs Grundgesetz.

Und über die Hinweise von Shadowcop, dass man halt einfach pragmatisch sein und sich selbst Wege suchen sollte kann ich wirklich nur lachen. So etwas kann nur jemand sagen, der noch nicht selbst erlebt hat was für Kompromisse Behinderte eh schon permanent eingehen müssen und welche Schwierigkeiten sie in unserer Welt jeden Tag meistern. Das ist echt ein guter Witz.

Behinderte sind keine Bittsteller sondern normale Bürger (und oft auch Steuerzahler) wie jeder andere auch. Wenn nach Inklusion verlangt wird ist das Ihr gutes Recht und kein Luxusproblem oder Jammerei.

@ Kaffee-Pause
Schön, dass du nach so kurzer Auszeit wieder da bist. :)

@ Topic
Behinderte sind keine Bittsteller sondern normale Bürger (und oft auch Steuerzahler) wie jeder andere auch. Wenn nach Inklusion verlangt wird ist das Ihr gutes Recht und kein Luxusproblem oder Jammerei.
Da ist denke ich aber schon das grundlegende Problem.
Natürlich möchte niemand um etwas "bitten" müssen. Faktisch ist es aber so, dass diese Menschen nun mal eine Einschränkung haben, die es einfach erforderlich macht hier zu Gunsten eines kleineren Teils der Bevölkerung Sonderregelungen zu treffen.
Wie in meinen Beispielen schon angesprochen halte auch ich es für sinnvoll, dass öffentliche Einrichtungen und insbesondere Ämter und Bildungseinrichtungen Barrierefrei sein sollten.
Aber selbst mit dieser Maßnahme kommt man ja wieder nur einer kleinen Teilmenge der Behinderten Menschen entgegen.

Ich nenne mal ein paar Beispiele aus meiner Berufspraxis.
Wir haben z.B. in der Instandhaltung keine Behinderten Personen, weil in Fördertechnikbereichen und im Falle der Anlageninstandhaltung es technisch einfach nicht machbar ist jemanden mit Geh-Behinderung einzusetzen, auch andere kognitive Behinderungen verbieten per Gesetz und Unfallverhütungsvorschrift den Einsatz an automatisierten Anlagen. An dieser Stelle trifft dann nämlich Inklusion auf die Wirklichkeit. Klar kann man als gehbehinderte Mensch noch Professor werden, denn hier hat die Geh-Behinderung ja in 1. Linie nichts mit dem Kopf zu tun und dieser wird nun mal bei Denkaufgaben am meisten Gefordert.
Daher denke ich eben, dass man auch beim Thema Inklusion mit Augenmaß darauf schauen sollte, wie zielführend solche Maßnahmen sind. Und da muss ich anderen Aussagen hier schon Recht geben, dass unser Staat eben kein Dukatenesel ist und es für Ansprüche auch eine sinnvolle Begründung geben sollte und diese ist in diesem Fall eben nicht NUR das Grundgesetz.

Wir haben z.B. Arbeitsplätze für Gehörlose. Diese Personen werden in der Industrie besonders gerne eingesetzt, weil sie 1. körperlich in der Regel voll leistungsfähig sind und 2. sich sogar bei hohem Lärm einwandfrei verständigen können, solange sie eine Sichtlinie haben. Denen macht der Lärm im Grunde nichts aus. Ein "normaler" Mitarbeiter wäre hier in dem Falle sogar die schlechtere Wahl.
In diesen Bereichen werden dann gezielt Menschen mit Schwerhörigkeit eingesetzt, diese bekommen dann Signalgeber z.B. für den Brandalarm und auch Maschinen werden mit optischen Signalgebern ausgestattet.
Die anderen Mitarbeiter oder Vorgesetzte bekommen bei Bedarf Kurse in Gebärdensprache.
Wäre denn in dem Falle deinem Wunsch nach Inklusion entsprochen und würdest du trotzdem akzeptieren können, dass solch ein Mitarbeiter egal wie sehr er es versucht unter aktuellen Bedingungen nicht in der Lage wäre z.B. meinen Job auszuüben?


Ich habe z.B. nie gesagt, dass der Bevölkerung diese Menschen auf der Tasche liegen, wie es hier immer so gerne ausgedrückt wird. Jeder Mensch mit einer Einschränkung kann im Rahmen seiner Möglichkeiten immer noch ein wertvolles Mitglied der Bevölkerung sein und in Spezialgebieten vielleicht sogar BESSER sein, als normale gesunde Durchschnittsbürger. Daher ist es eben in beide Richtungen und das betrifft für mich sowohl "PRO" Inklusion, wie auch "CONTRA" Inklusion, wenn es um einzelne Maßnahmen geht zu schauen, ob diese wirklich zielführend sind und allen Beteiligten nutzen.


Aus menschlicher Sicht kann ich schon sehr gut nachvollziehen, dass eingeschränkte Menschen diesen Anspruch in Gesetzen zementiert haben wollen, um eben nicht in der Rolle eines Bittstellers zu sein, weil sie oft das Gefühl hätten anderen etwas zu schulden oder von ihnen abhängig zu sein.
So ganz wird sich das aber nicht vermeiden lassen und diesen Prozess müssen auch alte Menschen lernen!
Man wird irgendwann abhängig von anderen Menschen sein, auch ich werde das im Alter werden. Die Frage ist eben, kann man dann um diese Hilfe bitten und diese auch annehmen oder muss man mit dem Verweis auf das Grundgesetz den Menschen noch zurück spiegeln, dass die Arbeit dieser Menschen ja nicht sozial sondern nur gerechtfertigt ist? Ich denke da haben beide Seiten noch etwas zu lernen.
Die gesunden Menschen vielleicht ein wenig freundlicher, hilfsbereiter und offener zu werden und die eingeschränkten Menschen ein wenig lösungsorientierter und offener.
Ich denke auch, dass bei den Menschen, die diesen Denkprozess schon geschafft haben und das zeigen ja auch die Beispiele z.B. mit dem Professor, dass es diesen Menschen auch schon früher möglich war diese Ausbildungen abzuschließen. Es hat vielleicht noch mehr Arbeit und Entbehrungen bedeutet als heute, aber möglich war es auch zu dieser Zeit schon und ich denke da sind wir schon einen großen Schritt weiter gekommen. Inklusion kann eben keine EINSEITIGE Geschichte sein, denn dann funktioniert sie in meinen Augen nicht.

„Weinheim“ (Pseudonym)

Alte Leute gelten weder als Behindert noch sind sie eine Minderheit, trotzdem sind sie sehr dankbar für Fahrstühle, barrierefreie Wege und jede Rücksicht, die auf ihre oft eingeschränkte Mobilität genommen wird.

Ebenso Schwangere, Leute mit Gipsfuß etc.

@ Paul - chilled
Das sehe ich auch so. Daher halte ich es ja auch für sinnvoll und ich weiß nicht, wo ihr so lebt und wohnt aber in meinem Umfeld hat sich da im letzten Jahrzehnt sehr sehr viel getan. Im Grunde wurde bei jeder Sanierung oder jedem Umbau immer auch ein barrierefreies Konzept mit eingearbeitet.

Trotzdem würde ich dabei bleiben, dass selbst mit den Alten, Schwangeren und Menschen mit Gipsfuß, dieser Personenkreis noch zur Minderheit in Deutschland gehört. Zwar wäschst dieser Personenkreis in Deutschland ständig durch den demografischen Wandel und daher wird auch der Teil der älteren Menschen größer, aber die Mehrheit ist es immerhin noch nicht. :)

„Henstedt-Ulzburg“ (Pseudonym)

@ Shadow
Wir beide sind schon wieder an einem Punkt der Diskussion angekommen, an dem eine Weiterführung mir Sinnlos und als Zeitverschwendung erscheint. Lies Dir im Zweifelsfall nochmal meinen Beitrag durch, da steht alles drin.

„Henstedt-Ulzburg“ (Pseudonym)

@ Shadow
Das macht die Argumente nicht stärker. Auf einem derart niedrigen und selbsterklärenden Niveau wird keiner mit Dir diskutieren wollen.
Natürlich geht es nicht darum, dass jeder unbegrenzt jeden Job machen können muss, das versteht sich doch von selbst.

Das ist so als würde man in der Dickenbewegung dafür kämpfen, dass man auch mit 150 kg Stewardess oder Jockey werden darf.
So einen Blödsinn strebt niemand an, es geht eher darum, dass die Lehrerin mit 150 kg genauso bezahlt wird wie die, die nur 70 kg wiegt (und das ist eben nicht der Fall).

Genausowenig geht es bei Inklusion darum, dass der Junge mit Down-Syndrom Astrophysiker und der Rollstuhlfahrer Skilehrer wird, egal ob dafür geeignet oder nicht.
Das ist noch absurder als die Gendertoilette die angeblich nur einmal pro Woche benutzt wird.

Genausowenig sagt oder glaubt jemand dass Inklusion eine einseitige Sache ist.
Es ist aber ausserordentlich nett von Dir, dass Du "diesem Menschen", nämlich dem Professor aus meinem Umfeld, der Dir intellektuell, menschlisch, in seiner sozialen Stellung und finanziell weit voraus war bescheinigst, den Denkprozess, der Dir vorschwebt schon geschafft zu haben *augenroll* ... au weia, wenn Überheblichkeit weh tun würde, Shadow ... ;-)

@ Kaffee-Pause
Das ist so als würde man in der Dickenbewegung dafür kämpfen, dass man auch mit 150 kg Stewardess oder Jockey werden darf.
So einen Blödsinn strebt niemand an, ...

Mit der Aussage wäre ich schon vorsichtig. Die Frage ist eben wie sieht es in anderen Bereichen aus, wo es für einige ebenso offensichtlich ist und kann man das dann auch entsprechend argumentieren. Für mich passiert in deutschen Schulen nämlich aktuell genau das, um mal bei dem Beispiel Inklusion zu bleiben.

...dass die Lehrerin mit 150 kg genauso bezahlt wird wie die, die nur 70 kg wiegt (und das ist eben nicht der Fall).
Was hat das Gewicht mit der Lohnstufe zu tun?
Ich kann halt nur von meinem Berufszweig ausgehen und da ist es eben nicht so. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall, wenn man sich viele Altverträge anschaut. Ich denke auch hier kann man nicht so pauschal urteilen und das ist eben genau das Problem welches ich angesprochen habe.
Du versuchst hier eben auch aus dem Einzelfall ein "Gesamtproblem" zu machen.

Das ist noch absurder als die Gendertoilette die nur einmal pro Woche benutzt wird.
Mit der hatte ich ja zum Glück nix zu tun und deine anderen Einwürfe teile ich ja sogar. Wo ist also das Problem?
Ich sehe das Problem eher in obigem Teil und genau da fehlt mir ein wenig die Differenziertheit und die Aufarbeitung des Problems, wenn es eins gibt.

„Henstedt-Ulzburg“ (Pseudonym)

Was hat das Gewicht mit der Lohnstufe zu tun?

Einiges.

BMI über 30 = Lehrer werden grundsätzlich nicht verbeamtet, egal wie ihr Gesundheitszustand ist = das bedeutet sehr viel weniger Geld am Ende des Monats und auch weniger Sicherheit, eine schlechtere Versicherung, weniger Rente.

Das ist kein "Einzelproblem", sondern bundesweit so und schon lange bekannt. Das einzige Problem dabei ist, dass Du Dich offenbar damit nicht auskennst.

Übrigens gibt es auch Firmen mit Verträgen die ausschliessen dass man mit einem BMI über 30 in den Vorstand darf. Auch keine Einzelfälle, sondern Gang und Gäbe.

@ Kaffee-Pause
Doch das Problem kennt jeder und ist ja auch schon x-mal diskutiert worden. Ich denke nur, dass dieser Fall nichts mit Inklusion zu tun hat. Dann geht es hier auch in 1. Linie nicht um den Lohn sondern um den Status als Beamter, dann schreib das auch so. :)

Auch die Sache mit den Verträgen wurde schon diskutiert und viele Firmen nennen dafür auch mehr oder eher weniger plausible Gründe. Das Problem an dieser Stelle ist eben immer noch die gesellschaftliche Überzeugung, dass "dick" sein keine Behinderung ist und dazu gibt es ja gespaltene Meinungen.

Und schon sieht man wieder woher das Problem der Differenzierung kommt, denn es werden dann Themen eingeworfen, die überhaupt nicht zur Sachlage passen in meinen Augen.

„Henstedt-Ulzburg“ (Pseudonym)

Shadow, Du drehst Dich im Kreis:
Das dicke Thema war lediglich ein Vergleich ("Das ist so als würde...") , um zu verdeutlichen was ich bei der Inklusion meine.
Mir ist schon klar, dass das nicht im direkten Sinn mit Inklusion zu tun hat. Bitte lies doch nochmal nach.
Und mein Beispiel hat selbstverständlich mit dem Lohn zu tun.
Ein unbefristet, fest angestellter Grundschullehrer verdient monatlich netto rund 450 Euro weniger als sein verbeamteter Kollege. Also ganz klar: deutlich weniger Lohn für die gleiche Arbeit, Verantwortung und Qualifikation.

Was Dir offenbar auch entgangen ist, ist dass es inzwischen einige Urteile gibt die zu Gunsten der Dicken gehen und die Regelung sich langsam lockert. Das allerdings nur durch jahrelangen, erbitterten Kampf u.a. der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung

Und genau das zeigt doch wie wichtig es ist aktiv um Inklusion zu streiten und sich dafür einzusetzen. Sich bescheiden und hoffen dass die Anderen ein Stück vom Kuchen übrig lassen, natürlich nur falls was übrig bleibt - das wird eher nicht klappen, so ändert sich nichts, auch wenn es für den Rest natürlich bequemer wäre.

„Mechernich“ (Pseudonym)

Wenn ich nun schreibe, höre ich quasi schon im Vorfeld das Geschreie... Ist doch gar nicht Thema und das ist doch ganz etwas Anderes... Und trotzdem finde dich die Situation vergleichbar. In beiden Fällen geht es um eine bestimmte unhomogene Personengruppe, die das Recht auf ihrer Seite haben und trotzdem im Einzelfall immer wieder darum kämpfen müssen. Ich meine das Thema Rassentrennung.

Ich hoffe doch wirklich inständig, dass heute niemand mehr anzweifelt, dass diese Denke absolut falsch ist und niemand nur aufgrund seiner Hautfarbe einen Job nicht bekommt, obwohl er dafür geeignet ist. Klar ist aber auch, dass ein schwarzer Dachdecker als Bilanzbuchhalter nicht die richtige Wahl ist. Aber diese Absage an den Bewerber führt doch nun auch nicht dazu, zu sagen, dass die Ablehnung der Rassentrennung richtig ist, oder?

Genauso kann es doch nicht sein, dass die Ablehung eines Bewerbers, eines Menschen mit Handicap, dazu führt die Inklusion in Frage zu stellen, oder? Ein anderer kann für diese Aufgabe trotz irgendwelcher Einschränungen genau der Richtige sein.

Ich habe diesen Vergleich gewählt, weil wir das Thema Rassentrennung aus einem anderen Blickwinkel sehen können, da erstens die Diskussionen darum schon viel weiter fortgeschritten sind und zweitens wir in Deutschland damit vllt. nicht derart massive Probleme hatten wie bspw. in den USA.

Ich hoffe, dass auch wir in 50 Jahren darüber nur müde lächeln können, wie verbohrt und eingeschränkt unsere Sichtweise auf das Thema Inklusion war und wie wenig wir geadacht haben was alles nicht möglich ist!!


Unmöglichkeiten sind Ausflüchte anemisch steriler Gehirne. Schaffen wir Möglichkeiten!

Hedwig Dohm

„Bochum“ (Pseudonym)

"Ein unbefristet, fest angestellter Grundschullehrer verdient monatlich netto rund 450 Euro weniger als sein verbeamteter Kollege. Also ganz klar: deutlich weniger Lohn für die gleiche Arbeit, Verantwortung und Qualifikation."

Das ist aber eher ein grundsätzliches Problem und hat nix mit Inklusion zu tun. MeckPomm hat bis zum Schuljahr 2014/2015 nicht einen Lehrer verbeamtet. Das wurde erst dann eingeführt, um MeckPomm attraktiver für Lehrer zu machen. Und sein wir mal ehrlich: Wer will heutzutage schon Lehrer werden? Aus meinem Abitur-Jahrgang sind es grade mal 5 von 90, die letzten Endes Lehrer wurden.

Kaffepause gestern 22.55 Uhr: "Genausowenig geht es bei Inklusion darum, dass der Junge mit Down-Syndrom Astrophysiker und der Rollstuhlfahrer Skilehrer wird, egal ob dafür geeignet oder nicht."

Doch, genau um solche Sachen geht es unter anderem beim Thema Inklusion. Vor ca. 15 Jahren hat eine junge Frau mit schwerer Muskeldystrophie, vollkommen bewegungsunfähig, mit Rund-um-die-Uhr-Assistenz vor dem Sozialgericht erstritten, dass sie eine Ausbildung zur Tanztherapeutin machen durfte. Sie wurde in einer entsprechenden Einrichtung untergebracht, in der diese Ausbildung stattfindet. Immer war eine Assistentin dabei, die während dem Unterricht alles mitschreiben musste. Die Unterbringung und die Reisekosten für die Assistentinnen wurden natürlich auch bezahlt.

Danach wurde sie dann in einer anderen Stadt vom ZSL tatsächlich als Tanztherapeutin eingestellt. Die Umzugskosten usw. wurden natürlich getragen.

Ich frage mich halt, wie sieht eine Therapie bei einer so schwer behinderten Frau aus? Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.

„Henstedt-Ulzburg“ (Pseudonym)

Ich frage mich halt, wie sieht eine Therapie bei einer so schwer behinderten Frau aus?

Vielleicht hättest Du es Dir konkret ansehen sollen und hättest es dann verstanden ... wer weiß?


@ Seraph

Nein, in den Fällen in denen konkret der zu hohe BMI der alleinige Grund war warum nicht verbeamtet wurde (und darum ging es hier) ist das kein grundsätzliches Problem sondern ein spezielles und sehr konkretes. ( Davon abgesehen war es lediglich ein Beispiel um etwas vollkommen anderes im Thema zu verdeutlichen)

„Bochum“ (Pseudonym)

@Kaffee-Pause

1. Doch, es ist ein grundsätzliches Problem. Der Lehrer-Beruf ist komplett unattraktiv geworden. Da du aber aus NRW kommst, ist die Beamten-Quote unter den Lehrer wohl eher hoch, im Vergleich zu anderen Bundesländern.

2. Ein zu hoher BMI ist nunmal ein Gesundheitsrisiko. Und wenn man bedenkt, das ein Beamter unkündbar ist, sollte man das schon berücksichtigen.

„Henstedt-Ulzburg“ (Pseudonym)

Seraph
Einen gesunden Menschen wegen seines BMIs nicht zu verbeamten ist diskriminierend. Sieht man auch daran, dass die Klagen dagegen vor Gericht durchgingen und die Praxis Lehrer aus diesem Grund nicht zu verbeamten inzwischen nicht mehr üblich ist. Das Beispiel diente u.a der Verdeutlichung, dass es sich lohnt gegen solche Ungerechtigkeiten zu kämpfen. ( auch in Bezug auf Inklusion) Hatte ich weiter oben schon geschrieben.
Es wäre schön wenn Du Dir die Zeit nehmen würdest den Thread zu lesen, dann würde sich manches von selbst klären und weniger Zeit für Erklärungen und unnötige Streitereien drauf gehen.

Ob der Lehrberuf attraktiv ist oder nicht hat mit diesem Thema und diesem Thread absolut nichts zu tun. Mit der Diskriminierung von Dicken auch nicht.