Gewicht und Vorurteile
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Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
Ich bin auch nicht zum "man-splainen" hier

Und zu guter Letzt (ich höre dann auch auf) - es mag Dir nicht bewußt sein Lurtz und ich erkenne, dass Du es gut meinst, aber Du hast mir dicker Frau, die sich schon seit gut 20 Jahren mit der Mode, der Politik, den Hintergründen der Plus-size Bewegung beschäftigt und sie auch zum Teil lebt, die Bewegung gerade in epischer Beite man-splained und mir auch noch erklärt, dass ich das bitter erkämpfte Selbstbewußtsein und die Veränderung im Wahrnehmen meiner selbst und anderer Dicker (sowohl gesellschaftlich als auch persönlich) einem alternen, männlichen Modeschöpfer zu verdanken habe, der mal eine kurze Saison lang entschied dick chic zu finden, weils halt gerade in den Zeitgeist passt?
Nicht nur das, Du glaubst auch noch mir beibringen zu müssen, dass nicht die viele Arbeit an mir selbst und mit anderen dicken Frauen die Änderungen herbeiführte, sondern dass ein Lagerfeld wie ein Ritter auf dem Pferd geritten kommen musste um mich aus meiner "Zelt-Montur" 😅 (dazu sag ich jetzt mal nichts, sonst finden wir gar kein Ende) und mich "präsentabel" auf eine Bühne zu heben? 😅

Mein Lieber, das ist keine "progressive" Haltung das so ungefähr das reaktionärste Weltbild das man bisher hier lesen kann, da bitte ich Dich doch dringend das nochmal zu überdenken und Dich auch ein bisschen zum Thema schlau zu machen. 🙂
@Lurtz von Leng - eine Meinung zum weiblichen Style zu haben klar warum nicht - das habe ich auch . Hier gibt es ja auch genug Frauen mit einem tollen Geschmack. Aber als schlanker Mann den eigenen Style als Maßstab für den üppiger/dicker Frauen heranzuziehen ist arg daneben . Warst nie mal mit einer Frau shoppen, hast Dessous gekauft, Frauen kennengelernt, deren Kleider- und Schuhschrank den Wert eines Autos hatte? Dann müsstest wissen, daß es für XXL-Frauen meist teuer, umständlich und langwierig ist.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
Aber könnte es denn nicht auch sein, dass Solidarität fehlt, weil diese neue Solidarität unter Dicken, die Plus Size-Bewegung, verglichen mit dem intensiven Zusammenhalt bei den Homosexuellen z.B. ein doch eher neuer, ja gar neuartiger (!) gesellschaftlicher Impuls ist? Ein Phänomen sogar?

Nein. Sie ist nämlich nicht neu und schon gar nicht neuartig.
Die Bewegung gibt es schon seit den späten sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts.

https://centerfordiscovery.com/blog/fat-acceptance-movement/
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
Beth Ditto selbst huldigt ihm übrigens auch weit weniger als Du und bezeichnet ihn als abgemagerten, älteren Herren der sich in viel zu enge Klamotten zwängt und vollkommen in seinen Ansichten und Gewohnheiten eingefahren ist.

😉

Ich denke das sollte einen kleinen Einblick darauf geben wie er vermutlich wirklich drauf ist.


Dass man als Modeschöpfer ein Arsch mit dummen Vorurteilen sein muss höre ich heute übrigens auch zum ersten Mal. Das ist mir wirklich neu. 😅
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
@Lurtz von Leng

Schönes Heftcover - das mal vorweg!

Ich freue mich, dass Herr Lagerfeld auf Dich so eine nachhaltige Wirkung hatte, muss Dir aber als Frau die schon ein/zwei Lenze dick durch die Welt geht folgendes sagen:

Herr Lagerfeld ist lediglich auf einen Trend aufgesprungen ist, den mehrere Generationen von jungen, dicken Frauen geschaffen und erkämpft haben.
Er hat diesen Trend genutzt und danach wieder wie gehabt geätzt und sein wahres Gesicht gezeigt.

Ihm anzurechnen ist: dass es als Katalysator diente den Trend voranzubringen und dem Mainstream (und auch Dir) nahe zu bringen - weder hat er einen Trend geschaffen, noch hat es für ihn sonderlich viel Mut gebraucht ihn voran zu bringen.


Die vielen dicken Mädels (und es waren derer viel mehr als nur Beth Ditto alleine) jetzt damit abzuwerten, dass man den Verdienst einem (Achtung! Jetzt verwende ich erstmals im Leben diesen Ausdruck unironisch, weil er wirklich mal passt) einem dahergelaufenen weißen, alten Mann anzurechnen ist schon sehr frech.
Wenn Du jemanden feiern möchtest, feiere bitte die dicken, jungen Frauen dieser Welt, die haben nämlich Deinen Applaus verdient.

Wenn Du meinst das war die Geburtsstunde ungewöhnlicher Styles an Plus-size Körpern muss ich Dich enttäuschen, das war nur der Moment in dem viele im Mainstream davon erfuhren.




"Style ist auf jeden Fall geil; fragt mich, besucht mein Profil!"

Von Deinem Style sehe ich offen gesagt auf den Bildern hauptsächlich ausgeleierte, verwaschene graue T-Shirts. Nimm es mir nicht übel, aber mit dem Style könnte ich als dicke Frau keinen Blumentopf gewinnen. Den können sich auch heute nur schlanke Männer leisten. 😉
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
@Lurtz von Leng

Ömm....Du unterstellst Herrn Lagerfeld schlicht Motive und Intentionen, die sich nicht belegen lassen. Das hat Miss Jenny aber auch schon deutlich gemacht.
Die Tatsache dass Du dicke Frauen (Menschen) seitdem anders wahrgenommen hast ist ja kein Beleg oder?
Eine Antidiät/Bodypositivity/ Dicken-Bewegung gibts schon sehr viel länger.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
Interessante neue Aspekte, Peppermint Patty, Miss Jenny und Frau Mahlzahn!





" Der Effekt war grundlegend, weil er all die vielen molligen Frauen aus ihrer Zelt-Montur zu holen versuchte und sie präsentabel auf die aktionistische Weltbühne stellte."

Soll das auf Karl Lagerfeld zurückzuführen sein?


"Style ist auf jeden Fall geil; fragt mich, besucht mein Profil!"

Es wurde hier schon erwähnt, versuche so toll stylisch zu sein, ab Größe 56/58/60, und zwar auch dann, wenn man nicht in Geld schwimmt und auch, wenn diese Kleidergröße ungünstig auf den Körper verteilt ist. Wenn du das dann (für eine Frau) toll hinbekommen hast, sprechen wir weiter über style.


"Wegen Lagerfeld wiederum; sich bei ihm über Dickenfeindlichkeit zu beschweren, angesichts dieses Jobs den er hatte, ist wie stundenlang und ohne Regenschutz durch besonders mieses Wetter zu laufen und sich darüber beschweren nass zu werden;"

Also zum einen muss man ihn dann aber halt auch einfach nicht in den Himmel loben, nur daraufhin kam ja die "Beschwerde" und zum anderen beschäftige ich mich recht wenig mit den Herren dieses Berufszweiges, daher mag ich mich irren, aber WENN ich wollen würde, dann würde ich wahrscheinlich eher dann Männer wie Guido Maria Kretschmer oder
Harald Glööckler nennen. Man MUSS doch in diesem Beruf nicht automatisch dickenfeindlich sein so wie Herr Lagerfeld.

"Doch wie verhält es sich mit dem Neid, Miss Jenny? Der Neid der zuweilen auftritt ist eine wahrhaft makabre Partitur der Psyche, welche ganz dissoziierende Sinfonien der Missgunst jederzeit und auch ganz ohne Gründe hervorbringen kann, überall wo sich Menschen gesellig einfinden."

Was hat das mit dem Thema und den Beiträgen hier zu tun?


"hilfreich wie ein Lächeln, das vor dem heimischen Spiegel geübt werden kann."

Auch hier: inwiefern ist das hier erwähnenswert? Ist es ebenso genau das, was u.a. ich in der Diskussion hier so kritisiere? Die Tatsache, dass jemand lächelt und z.B. keine Diskrimierung erfährt, bedeutet NICHT, dass derjenige, der Diskriminierung (oder keine positive Rückmeldung bzgl. seiner sexuellen Attraktion) erfährt NICHT lächelt oder IRGENDETWAS ANDERES TUT ODER UNTERLÄSST, was eine Diskrimierung bedingen würde.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
Ich grüsse Euch alle.

Hallo Miss Jenny.

Ich dachte du wolltest in deinem Beitrag vom 22.08. um 17:39 einen Witz machen, du hast "Lanze" in Gänsefüsschen gesetzt (prust..hihi); im Gegensatz zu mir :) :)

Und entschuldige bitte die späte Antwort, aber ich wollte auch Mithilfe des Fotos eines trivialen Schulheftes (siehe unten) verdeutlichen, dass die Aktion um Beth Ditto und Karl Lagerfeld natürlich (!) einen wunderbar positiven Effekt hatte, nicht nur auf den Style und das Auftreten von molligen Frauen, sondern einen auf die Pop-Kultur allgemein und besonders auf mich selber. Der Effekt war grundlegend, weil er all die vielen molligen Frauen aus ihrer Zelt-Montur zu holen versuchte und sie präsentabel auf die aktionistische Weltbühne stellte. Bitte liebe Damen entschuldigt den Ausdruck "Zelt", aber wie ich schon sagte, Style ist auf jeden Fall geil; fragt mich, besucht mein Profil! Und Style ist immer hilfreich, hilfreich wie ein Lächeln, das vor dem heimischen Spiegel geübt werden kann.

Damals habe ich meine zweite Ausbildung gemacht und habe mir auf eines meiner Schulhefte eine aus der Zeitung ausgeschnittene Beth Ditto in Lagerfeld draufgeklebt um meinen Klassenkameraden damit zu zeigen, dass ich nicht nur die Progression liebe; nein, die Rubensfrauen auch. Dieses alte Schulheft (siehe Foto), musste ich erstmal im Keller aufstöbern.

Wegen Lagerfeld wiederum; sich bei ihm über Dickenfeindlichkeit zu beschweren, angesichts dieses Jobs den er hatte, ist wie stundenlang und ohne Regenschutz durch besonders mieses Wetter zu laufen und sich darüber beschweren nass zu werden; bei allem Respekt Miss Jenny ich will dir natürlich nicht zu nahe treten, aber das hat keinen Sinn und dasselbe gilt für Heidi Klum. Aber das ist natürlich nur meine Meinung, ich will beileibe niemanden abhalten das Richtige zu tun. Toi toi toi, liebe Damen, meine Herren beschwert euch, haut auf den Tisch; aber macht es mit Bedacht.

Apropos zu nahe treten; ich habe so manches über dich gelesen, bevor du dich im Forum wieder zurückgemeldet hast, ich war gespannt auf dich und habe mich gefreut auf deine Kommentare; ja und ich begrüsse sie auch, denn so wie es in meinem Profil steht, bin ich stets auf der Suche nach mir selbst und das beinhaltet dass ich mich mit der Meinung anderer intensiv auseinander setze, besonders wenn sie intelligent und verständlich aufbereitet und auch so unverblümt, ja gar so souverän serviert wird und sich nicht hinter Narreteien oder sonstwelcher Gaukelei versteckt :) und ich erwarte von dir, dass du auch diesen Beitrag gehörig auseinandernimmst.. Bitte.

So, zur fehlenden Solidarität: Scham, sie behindert einen, sie hält einen auf dem eigenen Sofa gefesselt. Doch wie verhält es sich mit dem Neid, Miss Jenny? Der Neid der zuweilen auftritt ist eine wahrhaft makabre Partitur der Psyche, welche ganz dissoziierende Sinfonien der Missgunst jederzeit und auch ganz ohne Gründe hervorbringen kann, überall wo sich Menschen gesellig einfinden. Ein wohl aus den animalischen Tiefen des Hungers, des Wollens und der Gier entspringendes kaltes Feuer das sich durch das menschliche Herz frisst, hoch ins Hirn, schnell und unbesiegbar. Ein ganz böses Seelenspiel, wie ich es so gerne zu nennen pflege.

Aber könnte es denn nicht auch sein, dass Solidarität fehlt, weil diese neue Solidarität unter Dicken, die Plus Size-Bewegung, verglichen mit dem intensiven Zusammenhalt bei den Homosexuellen z.B. ein doch eher neuer, ja gar neuartiger (!) gesellschaftlicher Impuls ist? Ein Phänomen sogar? Etwas woran sich vor allem die molligen Frauen selber gewöhnen müssen, denn manche Plus Size-Phänomene, wie das in den Medien so gerne präsentierte Burlesque, ist in manchen Augen doch gar obszön! Fett stylish! Richtig fett stylish.


So, tschö ihr Lieben!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
Ich habe gerade die verlinkte Studie zur Gewichtsdiskriminierung von Frauen gelesen, kann einige darin geschilderte Erfahrungen nur bestätigen.

Die Unwissenheit von der Komplexität der Ursachen von Übergewicht/Hochgewicht in der Gesellschaft, aber vor allem auch bei Gesundheitspersonal und Ärztinnen und Ärzten ist erschreckend.

Ich hatte in München nach dem Tod meiner Mutter 5 Kilo zugenommen, weil ich so traurig war, aber es einfach als ein Zeichen meiner Trauer gesehen und bei einem Arztbesuch wegen Pollenallergie! nicht thematisiert. Die Ärztin riet mir ungefragt, eine Diät zu machen, am Abend keine Kohlenhydrate mehr zu essen und mich mehr zu bewegen ( zu der Zeit ging ich jeden Tag sehr flott 35 Minuten zu Fuß in die Arbeit, war im Job 6 Stunden lang in Bewegung, danach 35 Minuten wieder zu Fuß nach Hause und nochmal eine halbe Stunde einkaufen - ebenfalls zu Fuß. Am Wochenende war ich tanzen, ging walken oder machte Ausflüge. :))))) - ).
Alle Blutwerte waren in Ordnung und ich wollte nur ein Nasenspray gegen meinen Heuschnupfen.
Auf die Idee meine Schilddrüsenwerte zu untersuchen, kam diese Ärztin nicht, auch nicht auf die Idee zu fragen, warum ich denke, zugenommen zu haben.

Das ist kein sehr drastisches Beispiel für Diskriminierung, sondern zeigt nur die Unüberlegtheit von manchen Leuten, besonders auch Ärzten, wenn es um die ungefragte Erteilung von Ratschlägen geht.
Jeder weiß ja, wie ungesund Übergewicht ist und wie einfach es ist, abzunehmen: Diät und mehr Bewegung, so das Mantra.

Ich habe den Rat der Ärztin ignoriert, mein Leben gelebt. Leider habe ich damals nichts zur Ärztin gesagt.

Jetzt, in diesem Dorf, fühle ich mich ärztlich viel besser betreut. Ich habe hauptsächlich mit einer sehr jungen Ärztin zu tun, die respektvoll meine gesamte Lebenssituation im Blick hat, meine Schilddrüse untersucht und mich nicht auf Übergewicht reduziert, sondern mich als Gesamtperson sehr respektvoll und partnerschaftlich behandelt. So fühle ich mich wohl und ernstgenommen, was die Basis für meine Compliance ist.

Je länger ich mich mit meinen extremen Gewichtsschwankungen beschäftige und mit den damit einhergehenden sehr unterschiedlichen Erfahrungen, desto klarer wird mir die Bedeutung eines guten Selbstwertgefühls unabhängig vom Gewicht.

Ein Fazit aus der Beschäftigung mit Gewichtsdiskriminierung kann ich so abschließend für mich noch gar nicht ziehen. Vielleicht nur, dass ich versuche, mein Leben zu genießen, unabhängig vom jeweiligen Gewicht, und meine Ansichten und Belange klar und deutlich zu vertreten, meist sehr freundlich, wenn nötig auch mal etwas vehementer.

Nachtrag: ein gutes Selbstwertgefühl ist ein komplexes Thema für sich und leider, meiner Meinung nach, auch abhängig von einem respektvollen Umfeld
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
Ich bin dankbar für jede Meinung, jeden Einblick und jeden Link hier. Danke!
Alles führt dazu, meine Gedanken, Gefühle und Erfahrungen aufzufrischen, umzukrempeln, neu zu sortieren.

Ich habe generell,hier im Forum, viel gelernt über "die Bedeutung" eines sehr hohen Körpergewichts. So einiges war mir, aus Gründen, nicht bewußt und mein Respekt und Gefühl haben sich dahin gehend verändert.
Zum positiven, würde ich behaupten.
Nicht, weil ich vorher negativ eingestellt war, einfach nur, weil ich viele Probleme dahinter nicht gesehen habe, weil es nie mein persönliches oder ein Thema in meinem Umfeld war.

Heißt nicht, dass ich nie Probleme auf Grund meines Übergewichts hatte/habe, aber die sind so vereinzelt und "einfach", dass sie leichter wegzupacken sind und ich verstehen kann, warum Menschen, im speziellen Frauen, vehementer, gereizter oder auch fordernder mit diesem Thema umgehen....was mir gefällt!

Die Frau musste schon immer für sich kämpfen und ich danke den Frauen, die es "laut" machen und nicht nur im eigenen Wohnzimmer.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
P.S.

Bedeutet natürlich ausdrücklich nicht dass dicke Männer nicht von Stigma und Diskriminierung in allen Bereichen betroffen sind - ich denke aber gerade im Gesundheitsbereich mag es dicke Frauen noch härter treffen, habe ich u.a. persönlich erlebt bei einem gemeinsamen Hausartz bei dem sowohl ich als auch mein Ex-Freund waren und er eine andere Behandlung erhielt, ihm u.a. nie eine Adipositas-OP vorgeschlagen wurde, nie darüber gesprochen (bei sehr ähnlichem BMI), während das bei mir praktisch bei fast jedem Termin zum Thema gemacht wurde.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
Die gesundheitlichen Probleme sind auch auf die mangelnde medizinische Forschung in Bezug auf Frauen zurückzuführen, weil Frauen für pharmazeutische Erzeugnisse nicht als Testpersonen berücksichtigt werden. Wo keine Forschung, da keine Fortschritte. 🤷🏼‍♀️


Sehr richtig. Zum Thema Benachteiligung und Diskriminierung von (sogar speziell) hochgewichtigen Frauen im Gesundheitsbereich (zwar nicht in der Forschung sondern in der direkten Behandlung, aber trotzdem) gibt es sogar seit letztem Jahr eine Studie, die zu Ergebnissen gekommen ist, die vielen hier vermutlich bekannt vor kommen werden:

=> https://www.wien.gv.at/gesundheit/beratung-vorsorge/frauen/frauengesundheit/pdf/diskriminierung-hochgewichtige-frauen.pdf

In der Zusammenfassung (S.42) werden die Begriffe erklärt und definiert.
Dort findet man auch den Begriff internalisiertes Stigma, worum es meinem Eindruck nach in der Diskussion u.a. gestern ging:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit vermehrt zugewiesener Schuld am eigenen Gewicht und mit steigendem BMI die negativen Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber hochgewichtigen Menschen steigen. Werden Stigmatisierung und Schuldzuweisungen von hochgewichtigen Personen verinnerlicht, spricht man vom internalisierten Stigma, mit der Konsequenz, dass die negativen Zuschreibungen sowie die Eigenverantwortung für eben diese übernommen und für gültig erklärt werden.

und eben auch um die persönliche Abgrenzung mit gesellschaftlich erwünschten Eigenschaften und Verhaltensweisen im Glauben es sei wirklich ein falsches Verhalten für das bestehende (Gewichts-) Stigma verantwortlich, das man dann mit anderem Verhalten natürlich umgehen könne.

Letztendlich wenden wir uns damit aber doch gegen uns selbst.
Und damit meine ich natürlich nicht, dass man sich nicht gesund ernähren soll (wie auch immer das aussehen mag) oder sich nicht hübsch kleiden darf (beides tue ich auch und mit Spaß), sondern die Vorstellung dass Menschen die Schuld für ihr Stigma tragen und es mit nur mit genug Anpassung los werden können, Dicke die Nachteile wegen dieses Stigmas erleben also im Grunde selbst Schuld haben.


Spannend dazu auch die Radiosendung aus der Reihe "Frauengesundheit in the air"

https://cba.fro.at/423076
Diskriminierungen von Frauen mit Hochgewicht im Gesundheitsbereich
(Sind nur 30 Minuten und ist wirklich interessant)


Die Reihe ist generell ganz hörenswert:

https://cba.fro.at/series/frauengesundheit-in-the-air
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
@Herz aus OWL💗
Bei der ganzen Diskussion hier, geht es sicher um unterschiedliche Wahrnehmungen. Was bei dem einen ein grosses Problem darstellt ist für den anderen keins.

Ich würde nicht sagen, dass es allein eine Frage unterschiedlicher Wahrnehmungen ist.
Vielmehr denke ich, dass sich die Lebensrealität von leicht übergewichtigen, dicken und sehr hochgewichtigen Menschen in vielen Fällen stark voneinander unterscheidet, was hier ja auch schon mehrfach angesprochen wurde.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
Danke Peppermint Patty - toller, gehaltvoller Beitrag, der den Nagel auf den Kopf trifft.
Wenn man es so knackig zusammengefasst sieht fällt es einem wie Schuppen von den Augen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.08.2020
Danke @PeppermintPatty 🚙 ! 👏

Leider ist jedoch der Umgang mit feministischen Themen hier im Forum häufig ganz ähnlich zu dem was in diesem Thema seit Tagen passiert...
So zu tun (und es sogar zu glauben!), dass Diskriminierung ein rein privates Problem sei, der frau allein mit etwas guter Haltung, Eloquenz und angepasstem Verhalten rein individuell begegnen könne (und solle) ist eben ein fataler Irrtum.
Die Diskussion der strukturellen Ebene und die nötige Solidarisierung (wenigstens auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner) bleibt leider aus.
Es kann sein, dass ich völlig falsch liege - ist diese Diskussion nicht auch ein großes Frauenthema an sich? Außer @Lutz, den es persönlich im Kern der Sache nicht betrifft (okay, vielleicht indirekt über Freundinnen und seine persönliche Anteilnahme) habe ich in den letzten zwei Tagen nur weibliche Forenteilnehmer gesehen.
Kann es sein, dass allgemein durch gesellschaftliche Prägung ein Konkurrenzverhalten sowieso unter Frauen implementiert ist (Frage: Wem NUTZT es? Hmmm?) - und dann noch stärker unter dicken Frauen? Auf das Äußere bezogen und darum kreisend?
Allgemeine Frauendiskriminierung auf die Spitze getrieben? Nach dem Motto: Ich bin ja fast unauffällig dick, und ich lebe diszipliniert, bin eine „gute Dicke“ und DU bist ja viiiel dicker als ich und du SAGST auch noch was! Selbst schuld!

SO kann Solidarität nicht funktionieren! Herrschaftszeiten, wo samma denn!
Es gibt hier viele kluge, belesene, politisch engagierte, spannende Frauen. Die allermeisten haben ein Gewicht teilweise weit über dem allgemeinen Durchschnitt, viele auch noch gesundheitliche Einschränkungen, persönliche Probleme, berufliche Schwierigkeiten - wobei ich überzeugt bin, dass die letzten drei Dinge allgemein für viele Frauen zutreffen. (Die gesundheitlichen Probleme sind auch auf die mangelnde medizinische Forschung in Bezug auf Frauen zurückzuführen, weil Frauen für pharmazeutische Erzeugnisse nicht als Testpersonen berücksichtigt werden. Wo keine Forschung, da keine Fortschritte. 🤷🏼‍♀️)
M. E. müssen wir uns auch in diesem Forum klar darüber sein, dass nur Einigkeit in zentralen Fragen uns weiterbringen kann und persönliche Befindlichkeiten bei einem so wichtigen Thema wie in diesem Thread außen vor bleiben müssen.

Sowohl @Miss Jenny als auch @Frau Mahlzahn, @Donna Plus und einige andere (Sorry, es sind noch mehr, ich weiß) haben konstruktive Beiträge und Links eingebracht. Vielleicht sollten wir darauf erstmal zurück kommen.
Man muss auf dem Boden stehen, um sich aufrichten zu können.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.08.2020
"Bei Kleidung bin ich nicht jenseits der 60, daher keine Ahnung wie die Auswahl ist."

Übrigens ist DAS ein sehr entscheidender Punkt in der Frage des "ich ziehe mich ja auch chick an, hülle mich nicht in Säcke usw ".
Spätestens mit 58/60 wird das echt eine ganz andere Nummer als bis 52, 54, in vielerlei Beziehung und ist EIN Punkt, der zeigt, dass auch die Höhe des ÜBERgewichtes etwas, viel, ausmacht.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.08.2020
Mademoiselle Guillotine, ein hervorragender Beitrag, vielen Dank!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.08.2020
"Ich hoffe, ich habe nun alles gesagt, was ich zu meinen Postings hinzufügen musste, damit man mich versteht.
Ich weiß nicht, wie ich es noch deutlicher ausdrücken könnte."


Das liegt mir (so ähnlich) schon seit gestern auf der Zunge, ich habe jedoch den Eindruck, du fühlst dich angegriffen und an den Pranger gestellt und ich fürchte meine Erklärungen würden das nur verschlimmern, obwohl ich das wirklich überhaupt nicht so meine und ich verstehe auch andere Postings überhaupt nicht so. Auch habe ich Ich bin ein Apfels Beitrag ganz anders verstanden.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.08.2020
Muss ich mich damit jeden Tag beschäftigen und deprimiert in der Ecke sitzen? Denke nicht.

Das denke ich auch nicht. Und sonst wohl auch niemand. Ich wüsste auch nicht wo das in der Diskussion stehen sollte, ausser bei Dir? Schon gar nicht als Ziel oder Forderung?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.08.2020
@Mademoiselle Guillotine
Super toller Beitrag, absolut 👍
Sicher hat das mit Glück zu tun, wenn man wenig bis keine Diskriminierung erfährt. Es tut mir auch für jeden anderen leid..
Zu den anderen Aspekten. Auch da hast Du sicher Recht aber wenn ich jetzt von mir aus gehe.
Muss ich mich damit jeden Tag beschäftigen und deprimiert in der Ecke sitzen? Denke nicht.
Bei Kleidung bin ich nicht jenseits der 60, daher keine Ahnung wie die Auswahl ist. Wenn ich in eine etwas prekäre Situation komme, Krankenhaus usw. wie von Dir beschrieben. Ja dann wird sicher auch eine Lösung gefunden.
Bei der ganzen Diskussion hier, geht es sicher um unterschiedliche Wahrnehmungen. Was bei dem einen ein grosses Problem darstellt ist für den anderen keins.

Schönen Abend allerseits
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.08.2020
Wow, starker Beitrag, der es absolut auf den Punkt bringt! 👍
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.08.2020
Existieren Menschen mit dunklem Hautton, die keinen Rassismus erfahren ? Gibt es Jüd_innen, die keinen Antisemitismus erleben ? Findet man Menschen mit einer kognitiven Einschränkung, denen niemals Begriffe wie "Idiot", "Mongo" und dgl. an den Kopf geworfen wurden ? Ja, all diese Menschen gibt es. Würdet ihr deshalb die Existenz von Rassismus und Antisemitismus oder die Diskriminierungserfahrungen von kognitiv beeinträchtigten Menschen verharmlosen oder sogar leugnen ?

Ihr seid dick oder sogar sehr dick und habt deswegen nie auch nur die geringste Diskriminierung in irgendeiner Form erfahren ? Hervorragend ! Das freut mich ! Seid gewiss, das ist nicht euer Verdienst, liegt nicht an der geraden Haltung oder dem freundlichen Wesen. Ihr hattet einfach Glück !
Denjenigen, die ihre Schlagfertigkeit und Wehrhaftigkeit betonen: Ihr setzt euch zur Wehr, was ich sehr begrüße. Das zeigt aber auch, dass euch Diskriminierungen begegnen, denn sonst bestünde ja gar kein Anlass, sich zu wehren.
Und, mal Hand aufs Herz, findet ihr (v.a. jenseits von Gr.60) problemlos die gewünschte Kleidung oder ausreichend stabile Möbel, Fahrräder etc. zu herkömmlichen Preisen, einen bequemen Sitzplatz in öffentlichen Verkehrsmitteln, entsprechend ausgestattete medizinische Einrichtungen (CT, Untersuchungsstühle/-liegen, OP-Tische etc.) ? Es geht doch nicht nur um soziale Interaktionen, auch auf ganz praktischer Ebene existiert Diskriminierung, einfach durch Ignoranz und Unterlassung.

Gut, ihr wollt keine Jammerlappen sein oder euch ständig mit dem Thema beschäftigen. Verständlich. Das bedeutet jedoch nicht, dass gar kein Problem bestünde. Oder gar,dass Miss Jenny sich hier künstlich ereifere, um "andere plattzumachen". Auf neuralgische Punkte im Denken und die Verleugnungsfalle hinzuweisen, ist doch keine Beleidigung oder Abwertung anderer Diskussionsteilnehmer_innen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.08.2020
Danke dagmar 16:48