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„Rösrath“ (Pseudonym)
In der Süddeutschen haben ich diesen Artikel gefunden und war überrascht zu lesen, dass Astrid Lindgrin vor gerade mal 40 Jahren wohl einen kleinen Skandal ausgelöst hat, weil sie sich für gewaltfreie Erziehung stark gemacht hat.
Schöner Artikel über eine tolle Frau, deren Einsatz wohl wirklich viel verändert hat :
https://www.sueddeutsche.de/leben/gewaltfreie-erziehung-astrid-lindgrens-grosse-provokation-1.4179081
Macht Hoffnung, weil Veränderung und Einfluß eben manchmal doch möglich ist.
Sicher ist das (auch) eine Folge der 68iger Generation - wollen wir hoffen, dass diese Erkenntnisse, nicht wie viele andere Werte aus dieser Zeit momentan wieder über Bord geworfen werden.
Und auch die grosse Hoffnung, dass über der körperlichen Gewalt nicht vergessen wird, dass pychische Gewalt gegen Kinder genausoviel in ihnen zerstört.
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„Rheine“ (Pseudonym)
Gefällt mir.
Wobei Gewaltfreie Erziehung für mich nicht heißt, daß keine Grenzen gesetzt werden und Kinder zu tode gelabert werden mit fruchtlosen Diskussion ;-))
Ein Nein sollte auch ein Nein bleiben, ungeachtet des "Theaters" was Kinder dann gerne machen, um Eltern zu testen.....wie "hart" diese bleiben.
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„Rösrath“ (Pseudonym)
Ja, das stimmt allerdings, dagmar.
Mit einer Erziehung ohne Grenzen tut man für mein Empfinden im Grunde auch Kindern Gewalt an.
Wenn man Interviews mit den ehemaligen Kinderläden-Kindern der Alt-68ig spürt man schnell, dass Kinder sich durch diese Form der Nicht-Erziehung schnell überfordert fühlen und sich Leitung und Vorbild wünschen.
Ich denke Astrid Lidgrin ging es damals vor allem um die Prügelstrafe - heute würde sie (vielleicht) psychische Gewalt und psychischen Missbrauch mit einschliessen.
Missbrauch fängt für mich im Grunde schon an, wenn Eltern ihre Kinder (entgegen jeder Gesetzgebung) bei YouTube als kleine Werbefläche in Familien- und Spielzeugvlogs vor die Kamera zerren.
Ich glaube das ist so ein Bereich der noch unterschätzt wird. Ein Kind kann psychisch gewaltfrei leben und materiell alles haben was es sich wünscht - und kann trotzdem in höchster Not leben.
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„Rösrath“ (Pseudonym)
Ganz witzig zum Thema - zwei völlig konträre Ansätze der Erziehung:
https://www.youtube.com/watch?v=vi6hDzyxdU0
Amerikas Eltern im Kontrollwahn | Weltspiegel Reportage
und
https://www.youtube.com/watch?v=Jkiij9dJfcw
Dänische Waldkindergärten: Kids Gone Wild: Denmark's Forest Kindergartens
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Kids Gone Wild... Hmmm... Dass das heutzutage als was Besonderes gilt... Genau so bin ich (und ich denke, das Groß meiner Generation) aufgewachsen ;o)
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„Rösrath“ (Pseudonym)
Dein Kindergarten war der Wald, auch bei -20 Grad? Also bei mir war das nicht so. 😂 Mein Kindergarten war ein Gebäude mit Spielplatz davor und Zaun drumherum... und wir haben gemalt, gespielt und Schleifen binden gelernt und nicht mit Messern Speere geschnitzt. Ich kenne überhaupt nur ein Kind, das im Waldkindergarten war (das Kind einer gleichaltrigend Freundin) und in Deutschland wurden die Waldkindergärten auch meines Wissens erst in den Neunzigern populär.
Klar sah die Freizeit anders aus als heute ... aber die Kindergärten sahen, zumindest bei mir, nicht mal annähernd so aus.
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Ich war nie in einem Kindergarten. ;o) Ich war einfach nur draussen. Und habe halt mit anderen das gespielt, was man draussen bei jeden Wetter halt so gespielt hat.
Und bei -20 haben die Kinder auch immer drinnen gespielt. Ist ja kalt. Erst bei -30 war man wieder draussen - wenn es wegen der Kälte Schulfrei war ;o)
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„Bad Kissingen“ (Pseudonym)
ich bin mit Grenzen und Werten aufgewachsen, das vermisse ich heute bei meinen Enkeln.....
z.B. Junge (6) beherrscht Muttis IPhone, kann aber weder ne Schleife binden, noch ansatzweise die Uhr lesen. Wenn’s regnet, wird er mit dem Auto zur Schule gefahren (ca. 600m).
Solche Sachen, wie jemanden ausreden lassen, Matsch-Stiefel an der Tür ausziehen oder vernünftig essen lernt er gerade bei mir.....
Eigentlich traurig, oder?
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...Junge (6) beherrscht Muttis IPhone, kann aber weder ne
Schleife binden...
Oh Gott! Ich habe ein Deja vu! Der Sohn meiner Kollegin! Und die beschwert sich bei mir, dass die Lehrerin der 1. Klasse darauf hinwies, dass Schleife binden für den Sportunterricht, schon wichtig wäre...
Ich konnte mit dem Lachen kaum aufhören & sie war echt sauer auf mich..
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„Bad Kissingen“ (Pseudonym)
meine Schwiegertochter ist auf mich auch nicht sonderlich gut zu sprechen....
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„Stuhr“ (Pseudonym)
Kinder brauchen Liebe und Konsequenz. Das ist das "Geheimnis".
Das schließt physische und psychische Gewalt natürlich aus und Grenzen setzen ein. So verstehe ich Astrid Lindgren.
In unserer Gesellschaft ist dieses , sagen wir mal Erziehungskonzept, teilweise in Vergessenheit geraten. Kinder werden wie kleine Erwachsene behandelt oder nicht wahrgenommen, als Ballast betrachtet. Es gibt Eltern, die keine Ahnung von den kindlichen Bedürfnissen haben.
Als krassen Kontrast zu Lindgren kann man Michael Tsokos lesen: 'Deutschland misshandelt seine Kinder' https://books.google.de/books/about/Deutschland_misshandelt_seine_Kinder.html?id=dffcoQEACAAJ&source=kp_book_description&redir_esc=y
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meine Schwiegertochter ist auf mich auch nicht sonderlich gut zu sprechen...
Ist sowas nicht irgendwie Tradition? Ich meine das Stichwort ist doch: Schwiegertochter.. 😉
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„Ottobrunn“ (Pseudonym)
Hat die unmögliche Schwiegertochter keinen Mann, der dem Kind das Schleifebinden und die Uhr beibringen kann?
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„Trier“ (Pseudonym)
Da passt als Buchempfehlung "Verschieben Sie die Deutscharbeit, mein Sohn hat Geburtstag" und auch das Nachfolgebuch. Wenn ich lese dass eine Mütter verlangte, dass in einer Kita die Toilettenbrille für das Kind warm gefönt werden soll, dann frage ich mich schon was teilweise in den Köpfen der aktuellen Elterngeneration vorgeht.
Beängstigend ist dass das immer mehr werden - und irgendwann werden die Kids auf die Welt losgelassen...
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„Groß-Umstadt“ (Pseudonym)
Schade finde ich, dass in einem Thread über gewaltfreie Erziehung das Hauptgewicht schnell wieder auf zu verwöhnten Kindern und deren Eltern liegt. Diese gibt es ganz sicher, vielleicht werden sie auch später Schwierigkeiten haben, obwohl ich glaube, dass auch die Generation meiner Großeltern, die Kriegsgeneration das über meine Generation dachte und ich glaube man kann meine Generation als extrem erfolgreich bezeichnen. Vielleicht werden es nur andere Wege sein, aber keine komplett katastrophalen.
Natürlich hat Misshandlung auch viele Gesichter und nicht "nur" einen Schlag ins Gesicht. Für mich persönlich sind auch Misswahlen für kleine Kinder oder dauernder Freizeitstreß eine Form der Misshandlung.
Tatsache ist aber, dass in Deutschland viele Kinder durch körperliche Gewalt zu Tode kommen, leider häufiger als man durch gelegentliche Medienberichte wahrnimmt. Ich habe keine aktuellen Zahlen, vor einiger Zeit wurde jedoch darüber ein erschreckendes Buch herausgebracht. Eine Vielzahl von Kindern werden geschlagen, misshandelt, missbraucht, vernachlässigt. Das ist wirklich erschreckend und Astrid Lindgren ist nach wie vor nötig. Es ist ja nicht so, als ob es trotz eindeutiger Gesetzeslage nicht genug Eltern gäbe, die finden, dass es ihre Sache sei, wie sie ihre Kinder "erziehen" würden und auch die "uns hat es auch nicht geschadet" Fraktion ist erschreckend hoch.
Natürlich ist z.B. die Pippi eine Überzeichnung und nicht alles pur so wünschenswert, es geht ja um Denkanstösse und die sind nach wie vor wichtig.
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„Bad Kissingen“ (Pseudonym)
das Nichtfördern von Kindern finde ich genauso verwerflich, wie körperliche und psychische Gewalt! Die kleinen Zwerge sind uns anvertraut und verdienen den bestmöglichen Start in ihr Leben.
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„Groß-Umstadt“ (Pseudonym)
Aber sind die Ansichten was eine gute/wichtige/notwendige Förderung ist nicht sehr differierend und unterschiedliche Ansichten sind durchaus berechtigt und zu berücksichtigen, im Gegensatz zu Gewalt, diese ist alternativlos zu verurteilen? Vermutlich würde deine Schwiegertochter nicht unterschreiben, dass sie ihr Kind nichtfördert, sie hat nur andere Ansichten über die Art der Förderung. Damit will ich gar nicht beurteilen, dass das, was dir wichtig ist, unrichtig ist, ich will nur sagen: DAS ist diskutabel, Gewalt nicht.
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„Rösrath“ (Pseudonym)
Schade finde ich, dass in einem Thread über gewaltfreie Erziehung das Hauptgewicht schnell wieder auf zu verwöhnten Kindern und deren Eltern liegt.
Ja, danke kleines Glück, empfinde ich auch so. Helicoptereltern sind auch ein wichtiges Thema und Teil des Spektrums - sollten aber nicht darüber hinweg täuschen wieviel Kinder auch heute noch in verheerenden Familiensituationen leben.
Es gibt ein wunderbares illustriertes Gespräch von Maurice Sendak (einer meiner liebsten Kinderbuchautoren) der sehr sensibel von kindlichen Ängsten erzählt und davon wie schwer und beänstigend Kindheit sein kann und wie wir das später oft verdrängen und nicht sehen wollen, weil Kindheit in unserer Vorstellung etwas Sorgloses und Glückliches sein soll (muss). Diese Art Kinder enrst zu nehmen, sie wirklich zu sehen und zu verstehen, gefällt mir sehr.
https://www.youtube.com/watch?v=KvtgqJTVVhE
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„Rösrath“ (Pseudonym)
Ein bisschen Off-Topic, vielleicht auch nicht: am 6. Dezember kommt ein Film über Astrid Lidgrin ins Kino der vielleicht auch ein Gefühl davon vermittelt, warum ihr Kinderrechte so wichtig waren:
https://www.youtube.com/watch?v=dvJiuUJnGBg
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„Osnabrück“ (Pseudonym)
Ich begrüße den Trend zur gewaltfreien Erziehung ….wer das mit Helicoptereltern oder verwöhnen /verweichlichen oder einen antiautoritären Erziehung gleichsetzt/ verwechselt hat den Sinn dahinter einfach nicht verstanden....Selbstachtsamkeit und das Wahrnehmen und achten der eigenen Bedürfnisse kann man einem Kinder nicht beibringen, in dem man die kindlichen Bedürfnisse als Eltern nicht achten /beachtet( und ja, dazu gehört meiner Meinung nach auch mal ein Pausentag von der Schule, wenn man spürt, dass das Kind erschöpft, nicht wirklich bei sich ist oder einfach eine mentale Pause braucht)...ihnen eine Daseinsberechtigung zuspricht...und ja, da gehören die für uns Erwachsenen "unangenehmen" Dinge eben auch dazu( Wut, Angst , Ärgern und die Art der Fähikgeit, diese altersentsprechend ausdrücken zu können)...schaut man sich an, wie viele Menschen an psychischen Problemen leiden, weil ihnen in einer harten, konsequenten Erziehung die Selbstachtung/Achtsamkeit für das eigene Empfinden und die eigenen Bedürfnisse aberzogen wurde...und wieviel Geld in die Therapien gesteckt werden muss, um diese im Erwachsenenalter wieder zu erlernen...kann , wenn man sich damit wirklich tiefergehend beschäftigt, dieser Ansatz nur ein guter sein. Dieser Ansatz setzt aber,finde ich es zumindest ,nicht vorraus , dass man sein Kinder tobenden und poltern gewähren lassen muss...das authentische Vorleben und Achten der eigenen Bedürfnisse gehört ebenso dazu...dazu ist das ehrliche Kommunizieren dieser von Nöten...und ja...das kann recht anstrengend sein...und bedarf einfach seine Zeit und viel Geduld...die Früchte dieser Erziehungsweise,so sind es zumindest meine bescheidenen Erfahrungen...umso ertragreicher....
Und um das auch zu erwähnen...
Die AnFORDERUNGEN ans Kind sind mit denen von zwei Jahrzehnten nicht mehr zu vergleichen...die Reizüberflutung und der Leistungsdruck ebenfalls nicht...dies lastet schwer auf den Kindern dieser Zeit...alte Erziehungsmodelle würden da gar nicht mehr funktionieren
..man kann sich über dieses Thema immer streiten...die Ergebnisse , wenn diese Kinder einmal erwachsen sind werden erst noch auf uns zukommen....die Kinder, die ich kennenlernen durfte, die auf diese Art erzogen wurden/werden( zumindest mit dem Anspruch möglichst gewaltfrei zu erziehen, denn ganz umsetzbar ist das real einfach nicht) und nun schon etwas größer sind, stimmen mich durchaus positiv ;)….von Extremen spreche ich nicht...egal in welche Richtung...von diesen mag es wahrscheinlich auch mehr, als genug geben...dennoch bin ich froh, dass es ein Aufwachen auf diesem Gebiet gibt...und die Erkenntnisse jetzt einfach zahlreicher sind.....
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„Rösrath“ (Pseudonym)
https://www.youtube.com/watch?v=inG3Qp5iTFU
Menschen hautnah zu dem Thema
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„Stuhr“ (Pseudonym)
Noch`n Link: TV- Beitrag zum Film ELTERNSCHULE
https://www.youtube.com/watch?v=s71_YKf6YR0
Ich setze das hier mal als Ergänzung rein. Habe den Film noch nicht gesehen, aber das kommt...wenn er nicht vorher aus den Kinos genommen wird.
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„Rösrath“ (Pseudonym)
Wow, danke Dir für den Link un_erhört!!
Das sieht wirklich spannend aus. Mir schnürt es den Hals zu, wenn ich die Bilder sehe - umgekehrt muss man natürlich schon auch sagen: und wie der Psychologe im Film sagt man sieht nicht die komplette Therapie + es geht dabei ja um sehr problembeladene Familien und nicht um Lieschen Müller von nebenan.
Ich bezweifle sehr, dass der Film aus den Kinos genommen wird. Wenn so eine - sorry - läppische Online-Petition (beeinflußbar und fälschbar) dazu führt, dass ein Film quasi verboten wird, dann verliere ich langsam meinen Glauben an unsere Demokratie und die Redefreiheit. Was kommt dann als nächstes? Muss dann alles was z.B. der Kirche nicht passt auch verschwinden?
Es herrscht Freiheit der Presse und Kunst und der Film stösst ja offenbar auch eine wertvolle Diskussion an, das ist was Kunst im besten Fall ausmacht.
Ich schau mir den Film entweder am Wochenende oder spätestens nächste Woche an und berichte. Danke Dir nochmals fürs Aufmerksammachen!
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„Groß-Umstadt“ (Pseudonym)
Hattet ihr die Wallraff-Reportage (ja, ja, ich weiß, es ist Privatfernsehen und so, trotzdem 😉) über die "versteckte Ermittlung" in der Kita für Kinder mit Behinderung, gesehen? (Ein Jahr zuvor etwa gab es eine ähnliche Reportage in einer anderen -oder mehreren?- Einrichtung/en.)
Ich fand das sehr erschreckend wie (Fach)Personal mit Kindern, mit behinderten Kindern, umgeht und das auf Nachfrage auch noch pädagogisch rechtfertigt.
Soweit ich gehört habe, gab es, zumindest die aktuellere Reportage betreffend, Konsequenzen, irgendwie fürchte ich jedoch, dass das keine Einzelfälle sind, sondern, dass vglb. häufiger vorkommt.
Nachdem ich vor Jahrzehnten selbst einmal in einer Schule für Kinder mit Behinderung gearbeitet habe und das Fachpersonal (ich bin übrigens kein Fachpersonal) völlig anders gearbeitet hat (und ich hatte nicht den Eindruck, dass die Arbeit erfolglos war!), frage ich mich, was passiert ist in all den Jahren?!
Eine Antwort ist sicher die Veränderung des Arbeitslebens, ich kann mich z.B. erinnern, dass wir zu zweit drei bis vier Kinder betreuten (und dennoch nicht in der Nase popelten dabei), ich vermute heute ist der Schlüssel anders. Aber ist das die ganze Antwort?
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„Groß-Umstadt“ (Pseudonym)
... und beim Nachdenken über das Thema muss ich wieder an die "Zwölf Stämme" denken, die euch sicher auch alle ein Begriff sind. Wenn ich mich recht erinnere (lasse mich aber gerne eines Besseren belehren), sind zumindest die älteren Kinder wieder in ihre Familien zurückgeschickt worden.
Das erinnerte mich an einen Mitschnitt eines Vortrages, der mir einmal voller Stolz überreicht wurde.
Mir stockte der Atem, denn darin war der eindringliche Rat enthalten, dass man sein Kind BIS es zwei Jahre alt ist, besonders häufig, konsequent und hart körperlich bestrafen und schlagen müsse.
Ja, natürlich, wenn man ein Baby und Kleinkind besonders konsequent durchprügelt bis es zwei Jahre alt ist, kann man seinen Willen mit Sicherheit besser und effektiver brechen, als wenn man erst damit anfängt, wenn es älter ist.
Das ist zwar lange her, dennoch, als die Ereignisse um die Zwölf Stämme aufkamen, dachte ich, dass solch ein Gedankengut ja nicht einfach so verschwindet.