Geteiltes Sorgerecht - kann das funktionieren?
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Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
10.09.2022
Ich denke geteiltes Sorgerecht sollte erstmal die Normalität sein nach einer Scheidung. Auch wenn sich ein Paar trennt, besteht die Verantwortung ja weiter und sollte auch weitgehend gemeinsam getragen werden. Die Eltern sollten beide alles dafür tun das das funktioniert. Soweit die Theorie. In der Praxis lässt es sich leider nicht immer so umsetzen. Aber ich denke schon das die Gerichte erstmal prüfen ob dieser Weg möglich ist. Es gibt natürlich Rahmenbedingungen die es ausschließen. Kriminalität, Gewalt, Kindeswohl in Gefahr…. Dann wird es kein gemeinsames Sorgerecht geben. So war es unter anderem bei mir und meinen drei Kindern. Trennung 1999, Scheidung 2002, Alleiniges Sorgerecht, Unterhaltsvorschuss da nie Unterhalt bekommen. Ich habe dann nochmal eine Ausbildung begonnen mit Mitte 30 und konnte so meinen Kindern im laufe der Jahre ein Leben aufbauen. Meine Kinder sind ohne Vater aufgewachsen. Der älteste war 5 bei der Trennung. Es gab 2008 einen kurzen Kontakt zwischen Vater und den Jungs. Und 2012 auch. Aber gewisse Dinge lassen sich nicht reparieren und so hielten diese Kontakte nie an. Wir haben lange lange Frieden damit geschlossen und blicken nicht zurück
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
10.09.2022
Zu diesem Thema mal möchte ich etwas ausholen und meinen „Werdegang“ erzählen:
Vor knapp 30 Jahren habe ich mich von meinem sehr wohlhabenden Mann und Vater unserer Tochter getrennt und bin mit dem 5-jährigen Kind ausgezogen aus einem wunderschönen Haus im Süden Münchens.

Ich bin sozusagen auf „eigene Verantwortung“ gegangen, da unserem Kind leider seine Fremdgeherei nicht verborgen blieb und ich ihr das nicht weiter zumuten wollte. Ich habe mir zwei Straßen weiter eine für mich sehr teure Wohnung angemietet, damit das Kind jederzeit zum Vater und auch weiter in den gleichen Kindergarten und später in die Grundschule dort gehen konnte.

Ich habe für mich weder etwas von den Immobilien noch Unterhalt gefordert, durch eine nicht so ganz saubere „Hochrechnung“ seiner Einkünfte gab es für mein Kind den Mindestunterhalt nach der Düsseldorfer Tabelle in Höhe von etwas über 200 DM. Dazu bekam ich monatlich Kindergeld in Höhe von 70 DM. Allein um die Miete von damals 1400 DM zahlen zu können, habe ich 2 Jobs angenommen – die Firmen liegen 60 km auseinander. Also habe ich täglich meine Mittagspause im Auto verbracht, um zum zweiten Job zu kommen.
Ich hatte gar keine Zeit zum Jammern 😊…

Ich habe nie – zumindest nicht vor unserer Tochter – schlecht über ihren Vater gesprochen (auch wenn ich innerlich oft sehr wütend war), aber ich denke auch heute noch, dass die Kinder sowieso so ein schweres Paket zu tragen haben. Ich war mit ihr in der Elternberatung des Jungendamts, um zu erfahren, wie ich unser Kind am besten aus den zu erwartenden Auseinandersetzungen heraushalten kann. Das war auch sehr gut für alle Beteiligten.
Ich wollte damals einfach nur „mein Kind (das alleinige Sorgerecht) und meine Ruhe“.
Das alleinige Sorgerecht war mir persönlich so wichtig, da mein Ex viel unterwegs war ( z.B. auch auf größeren Segeltörns) und ich immer Angst hatte, falls das Kind z.B. in die Klinik müsste und ich für die ärztliche Behandlung nicht an die zumindest seinerzeit von beiden Elternteilen erforderliche Unterschrift käme. Also eigentlich sehr pragmatisch gedacht...
Mein Ex brauchte übrigens niemals ein „angeordnetes“ Umgangsrecht, da unsere Tochter jederzeit – ggf täglich – zu ihm gehen konnte und natürlich durfte.

Heute bin ich froh, dass ich damals so gehandelt habe, auch wenn es teils sehr harte Zeiten waren. Unsere Tochter ist eine ganz taffe, selbstständige Frau geworden, sie liebt ihren Vater nach wie vor und wir haben beide (unsere Tochter und ich) auch ein sehr gutes Verhältnis zu ihm und zu seiner mittlerweile 4. ( 😊 ) Frau.

Ich bin immer wieder entsetzt, dass so viele Scheidungen auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden – man kann durchaus auch trotz alleinigem Sorgerecht das Wohl des Kindes an erste Stelle stellen.

Heute bin ich zufrieden mit mir und meinem Leben, meine eigene Firma wird bald 30, ich kann zusätzlich meine künstlerische Ader ausleben und vor allem: ich bin stolz auf unser Kind und darauf, dass wir – mein Ex und ich – uns heute trotz Scheidung gut verstehen und zusammen dem Kind die Grundlage für ein gutes Leben geschaffen haben. Das Ganze auch ohne gemeinsames Sorgerecht.
Rudi! Es könnte daran liegen, dass von Männern selten ein: Es gibt viele Frauen, mit denen funktioniert es reibungslos! gehört wird. Das habe ich beispielsweise im anderen Thread so empfunden. Mich würde mal interessieren, wie hoch der Anteil der Ex-partnerschaften ist, bei denen es vielleicht nicht reibungslos, aber im Großen und Ganzen gut funktioniert.

Es geht bei der Teilung des Sorgerechts wohl immer sehr emotional zu. Das liegt in der Natur der Sache. Verletzungen, Enttäuschungen etc müssen ja auch verarbeitet werden und dann geht es um gravierende Veränderungen der Lebensumstände nach einer Trennung.

Persönlich hatte ich da sehr dran zu knacken. Mein Exmann ist ausgezogen und hat mich mit der Abwicklung des Hausverkaufes und der Auflösung des Haushaltes ziemlich allein gelassen. Das hat fast ein Jahr gedauert, war extrem kräftezehrend. Anstrengende Lebensumstände sind nicht seins und das beweist er regelmäßig. Wenn irgendetwas in seinem Leben passiert, kann Junior nicht zu Papa. Da gab es Situationen.... Nun ja.
Was den Umgang der beiden angeht, bin ich flexibel und unterstütze wo ich kann, meinem Sohn zuliebe. Doch unmerklich (zumindest für meinen Sohn und da bin ich dankbar für) reduziert Papa die gemeinsame Zeit. Keine Zeit für einen Teil der Weihnachtsferien, die drei Wochen Ferien im Sommer sind zu lang - die Ferien alleine nur mit der Lebensgefährtin zu kurz. Das Leben als Teil eines Paares mit lediglich einem "Besuchskind" ist freier, als das als Vollzeitvater. Und will, zumindest von diesem Vater, gerne mehr genossen werden. Ich könnte k....
Hinweise werden ignoriert bzw Mann denkt drüber nach..... aha.

Häufig habe ich gehört, dass es woanders ähnlich abläuft. Gezahlt wird, aber sonst?

Wie sieht es denn da mit einem gelebten geteilten Sorgerecht aus?
Nachtrag: Auf Frauen und Männer bezogen ☝️ ganz allgemein.
Nichts gegen die Meinungen, aber warum kommt gleich diese massive Mauerei seitens der Frau auf.
"aber der Mann/Vater hat auch....."

Fällt mir einfach auf, sobald etwas kritisches angesprochen wird, geht "Frau" gleich auf Verteidigungsstellung und schießt gegen "Mann".

Letztendlich kennt jeder irgendwem der die das auch erlebt hat.
Die Statistik sagt eindeutige Sprache, und ich finde auch, Kinder, vorallem Mädchen, gehören im Kindesalter zur Mutter.
So entscheiden ja auch viele, der Vater tritt sehr oft ein Schritt zurück. Das fehlt mir hier bei den Argumenten.
Wenn er denn Aden Schritt macht, ist es doch normal, daß Kinder das Elternteil als Bezug nehmen, wo es am meisten ist.
Bei der Mutter.
Nur leider entwickelt sich dadurch oft im Laufe der Zeit dieses "meins" und dann geht der krach los.
Ich wollte meinen Senf auch noch einmal dazu geben.
Zum einen bin ich selber betroffen, zum anderen arbeitet eine gute Freundin von mir beim Jugendamt und betreut die Fälle, die vor Gericht landen.
Mein Eindruck ist, es wird mittlerweile immer versucht eine 50:50 Regelung zu finden.
Scheitern tut das aber nicht (nur) an den bösen Frauen, sondern an der fehlenden Bindung der Kinder zu ihren Vätern. Der Wunsch der Kinder wird heute viel deutlicher gehört und ihm entsprochen. Es scheitert vor allem an der mangelnden Kooperationsbereitschaft der Ehepartner. Auch hier ist nicht nur die Frau verantwortlich. Selbst wenn sie mauert, hat sich möglicherweise Gründe. Dann war in der Ehe schon kein Wir. Das aufzudröseln geht kaum. Die Verantwortung tragen aber nun einmal beide.
Es liegt daran, das Männer zwar das Aufenthaltbestimmungsrecht wollen aber oft nicht schlüssig darlegen können, wie sie Job und Kind vereinbaren wollen. Einer Fremdbetreuung vor der Betreuung durch die Mutter, wirkt sich einfach nicht positiv aus.
Damit möchte ich nicht schmälern, dass es Frauen gibt die ihre Kinder instrumentalisieren. Demgegenüber stehen aber nicht wenige Männer, die ihre Anteile an dem Mauern der Frauen nicht sehen. Dieses Heer der angeblich übervorteilten Männer gibt es nach meiner Auffassung jedenfalls nicht (nur) auf Grund von manipulierten Fehlentscheidungen der Gerichte. Selbstreflexion im Angesicht einer Scheidung ist einfach schwierig. Vor allem, wenn sie vorher bereits getrübt war.
Wenn ein Kind eine stabile Bindung zum Vater hat und es von sich aus äußert zum Vater zu wollen, dann wird das vermutlich auch so entschieden. Wenigstens 50:50. Das ist meine Erfahrung und das meiner Freundin beim Jugendamt. Bei ganz jungen Kindern ist das sicher schwieriger zu ermitteln. Aber auch die werden älter.
Ich habe mit meiner Exfrau eine 7 jährige Tochter. Mit Scheidung bin ich rund 400km weit weg gezogen und habe das geteilte Sorgerecht behalten.

Ich habe keinen allzu guten Draht zu meiner Exfrau, aber dem Kind zuliebe reisst man sich zusammen und es klappt. Ich sehe meine Kurze alle paar Wochen (mindestens aber alle 4 Wochen für ein extralanges Wochenende. Jahresurlaub extra für diese Wochenenden so gesplittet), habe sie in den Ferien auch mal 3 Wochen um mich und kann entweder bei ihr sein oder sie auch mal mit zu mir nehmen.

Wichtig war mir von Anfang an, jedes Versprechen bezüglich des sehens zu halten.. das Kind soll spüren,dass sie nichts mit der Trennung von Mama und Papa zu tun hatte.. leider nehmen sich das viele Kinder zu sehr zu Herzen.

In Entscheidungen bin ich weiter eingebunden, werde von der Schule benachrichtigt, da auch dort die Lebenssituation bekannt ist.

Und meine Exfrau hat seit 2.5 Jahren auch bereits einen neuen Partner und nochmal Nachwuchs bekommen, der mir beim verfassen dieser Zeilen gerade auf den Füssen rumtrampelt. Autschi 😁

Also.. geteiltes Sorgerecht.. geht 🙂
Letztlich geht es doch immer um das Kindeswohl.
Aber leider ist vielen nicht bewußt, daß sie ihre Kinder bei einer Trennung instrumentalisieren.
Da geht es oft um Kränkungen, verletzte Eitelkeiten, Machtkämpfe und unterschiedliche Anschauungen, die auf das/ die Kind(er) verlagert werden.
Und auch Rechthabereien, unbewußte "Bestrafungen" und Erwartungen anderer (Familienmitglieder oder neue Partner) spielen da mit rein.
Da geben sich Männer und Frauen nix. Sie agieren nur etwas unterschiedlich.
Zumal. Kindererziehung ist ja auch bei einer bestehenden Beziehung/ Ehe nicht immer easy.
Sinnvoll wäre es immer, sich mal den Rat von neutraleren Personen zu holen.
Auch, um sich die eigenen Scheuklappen bewußt zu machen.
Aber selbst da wird eine abweichende, ggf kritische Meinung umgehend als "Parteinahme" gewertet und man ist schnell beleidigt....
"Feindbilder" sind immer einfacher , als sich ggf auch mal selber kritisch zu hinterfragen.

Wie gesagt. Es geht um das Kindeswohl und nur weil man als Paar nicht funktioniert, ist man nicht als Eltern aus der Verantwortung raus.
Keine hat gesagt, daß das immer einfach ist.
Ich glaube, das geteilte Sorgerecht kann nur funktionieren, wenn beide Partner mit der Beziehung wirklich abgeschlossen haben und beide das Wohl des Kindes in den Vordergrund stellen.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis gesehen, wie schlecht das läuft, wenn einer noch unerwiderte Gefühle hat und das Kind instrumentalisiert - das lief völlig aus dem Ruder. Allerdings kenne ich auch 3 Elternpaare, die getrennt und zum Teil wieder neu liiert sind, die das richtig gut hinkriegen.
Ich hatte da die Erfahrung, dass eine Ex von mir nicht mitkommen wollte, weil sie ihrem Kind den Vater nicht nehmen wollte.

Da hat sie lieber auf eine Zukunft mit mir verzichtet.

Das gemeinsame Sorgerecht ist bei großen Entfernungen einfach nicht machbar.

Für mich war es rückblickend ein Segen, damals war ich allerdings schon geknickt.
Mein Eindruck ist, es funktioniert einigermaßen nur so lange, bis ein neuer Partner auftaucht. Ab dann sehe ich viele ExEhepartner/ in die plötzlich den anderen versuchen abzustossen.
Er stört einfach, und dann ist die vielleicht vorher harmonische gemeinsame Erziehung des Kindes, nicht mehr gegeben. Streit Stress teilweise Gewalt ist dann das Resultat.
Der Expartner stört.

Leider, da widerspreche ich den Meinungen im anderen Thread, geht das meist von den Müttern aus, die auch zum Großteil das Sorgerecht bekommen, bzw beim gemeinsamen Sorgerecht, das Kind auch bei der Mutter lebt.

In der heutigen Zeit, klare Meinung, es funktioniert selten reibungslos das gemeinsame Sorgerecht.