Frauenarmut in Deutschland - Lebenswirklichkeiten von Frauen zwischen 30 und 50 Jahren
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Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.05.2019
Das ist nicht hauptsächlich die Schuld "der Frauen" oder "der Männer" - daran Schuld ist vor allem unser veraltetes System.
Wenn man nach Skandinavien schaut wird da von staatlicher Seite behertzt eingegriffen, so ist in Norwegen für Aufsichtsräte staatlicher und privater Unternehmen beispielsweise ein Anteil von mind. 40% Frauen vorgeschrieben. Punkt.
Es besteht dort kein theoretisches sondern ein konkretes und reales Recht auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr. In die Ausbildung von Kindergärtnern wird viel Energie gesteckt und bis der Bedarf gedeckt ist werden auch geschulte Laien als Betreuung eingesetzt, um Plätze garantieren zu können.
Dort ist es normal und nicht aussergewöhnlich, dass beide Eltern Vollzeit arbeiten und die Elternzeit ist sehr gut finanziell abgedeckt - die Väterzeit wird sehr gefördert und eben auch wahrgenommen - auch von prominenten Vorbildern, sprich auch vom norwegischen König oder kürzlich von einem prominenten Sportkommentator.
Auch am Arbeitsplatz ist es wohl normal, dass Verständnis und Akzeptanz dafür besteht, dass Männer wie Frauen eben gehen müssen wenn sie ihre Kinder von der Kita abholen, sie ausfallen wenn ein Kind krank wird etc.

Es ist zu kurz gedacht die Verantwortung auf die einzelnen Frauen und Männer abzuwälzen und zu fragen warum sich jemand das antut (Niemand legt es darauf an gleich oder später unfreiwillig in Armut zu landen) solange das System so ist dass jungen Frauen und Männern kaum etwas anderes übrig bleibt.

Und es muss auch einfach aufhören, dass arbeitende Mütter als Rabenmütter abgestempelt werden, auch gesellschaftlich muss sich da was tun. Durch eine Verteilung der Verantwortung würde das aber zum Teil schon automatisch geschehen - denn wenn Väter wie Mütter Verantwortung tragen sind dann entweder alle oder keiner Rabeneltern.
Einfach mal ein Gedankenanstoss, warum es für Frauen schwerer ist, frühzeitig in gut oder besser bezahlten Positionen zu kommen.

Https://www.wbs-law.de/arbeitsrecht/anfechtung-von-arbeitsvertrag-wegen-verschwiegener-schwangerschaft-33111/

Da vergeht wertvolle Zeit, wo natürlich auch der Verdienst enorm drunter leidet.
Solange diese Gesetzeslage besteht, werden nicht viele Firmen bereit sein, Frauen in gut bezahlte Positionen einzustellen oder zu befördern.

Ist leider so.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.05.2019
Ich kann nicht für andere sprechen, nur für mich. Nunja. Ich bin eben Mutter geworden und die Trennung kam, als meine Kinder noch sehr klein waren( 1 und 3) . Ich habe studiert, ein sehr gutes Abitur...aber dennoch hab ich nicht mehr draus machen können, wie mich mit Unterhalt, Tagesmutterarbeit und Jobs eben so gut wie möglich und mit so wenig an Fremdbetreuung für meine Kinder wie möglich durchs Leben zu kommen. Meine Kinder sind meine Hauptaufgabe , haben ihre Besonderheiten. Der Kleine Hochsensibel , der Große Legastheniker ….ich kann nicht behaupten, dass ich mich in den letzten Jahren ausgeruht habe. Mein Fokus lag eben auf dem Wohl der Kinder. Ich hab zwar nicht so viel Einkommen, aber arm habe ich mich dadurch nicht gefühlt. Wir kamen zurecht. Luxus war mir aber auch nie wichtig. Meine Liebsten, gesunde und glückliche Kinder...Gesundsein, das sind die Dinge, worauf es ankommt...für mich zumindest...seit mein Sohn vor zwei Jahren fast gestorben ist und ich letztes Jahr einem guten Freund für immer leb wohl sagen musste nach einem schweren Krebsleiden umso mehr. Klar hätte ich mir mehr vom Vater meiner Kinder gewünscht...aber seine Karriere war ihm halt wichtiger all die Zeit, also steckte ich zum Wohl meiner Kinder zurück. Wäre ich nur für mich alleine verantwortlich gewesen, dann wäre es wohl anders...dennoch würde ich es nicht anders haben wollen, denn meine Kinder sind mein Ein und Alles...meine Zeit wird noch kommen :). Wenn das Geld knapp ist, gibt es Hilfen...man muss nur herausfinden, wo und wie man an diese Herankommt...leider wissen das die wenigsten, weil die Ämter mit diesen Informationen nicht offen umgehen. Ich habe erst jetzt durch den verband von Alleinerziehenden erfahren, was alles an Unterstützung hätte möglich sein können...schon irgendwie ärgerlich. aber nunja...im Grunde geht es uns gut .
Auch 68% der alleinerziehenden Frauen gehen davon aus, dass ihre spätere Rente nicht ausreicht für ein Leben im Alter

Ob das nur den alleinerziehende Frauen blüht? Oder ist dieses nicht eher die Realität aller?
Wer glaubt schon an das Renteneintrittsalter 67?
Was hilft mir die jährliche Berechnung meiner Rente eigentlich: sieht ja toll aus, aber was ist diese Summe in 30 Jahren überhaupt wert?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.05.2019
Es es gibt eine neue Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Folgendes besagt:

"Ein eigenes Nettoeinkommen >2.000€ haben nur 10% der Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. [Bei den Männern sind es 42%.] Von den verheirateten Frauen dieser Altersphase haben 19% kein eigenes Einkommen und insgesamt 63% unter 1.000€.“"

Mir war das vorher gar nicht so klar. Meine, das sind alles klare Indikatoren für Frauen-Abhängigkeit und -Armut, gerade wenn man sich vor Augen führt, dass jede 3. Ehe scheitert.

Beim Thema Bildung sind Frauen den Männern inzwischen teilweise sogar voraus, aber warum machen sie so wenig daraus? Ist es, weil immer noch klassische Lebensmodell in punkto Familie gelebt wird?

Wenn ja, warum sind wir immer noch nicht bei 50% des Teilens von Verantwortung für Familie und Pflege? Warum nehmen Frauen das ganze Risiko auf sich? Warum ist Abhängigkeit noch so "normal"?

- Nur 39% der Frauen im Alter von 30 bis 50 Jahren sind Vollzeit erwerbstätig - aber 88% der Männer
- 31% der Frauen wollen eine Partnerschaft in der sich Mann und Frau die Aufgaben für Haushalt und Kinder und auch das Einkommen zu erwirtschaften teilen, jedoch ist das nur bei 14% der Fall

"[...] oder im Fall von Scheidung oder frühem Tod ihres Partners relativ arm. Das gilt vor allem für geschiedene Frauen, von denen 74% keine substanzielle eigene Rente erwarten. Auch 68% der alleinerziehenden Frauen gehen davon aus, dass ihre spätere Rente nicht ausreicht für ein Leben im Alter [..]"

ABER

"Nur 23% der Männer im Alter zwischen 30 und 50 Jahre fürchten, dass sie mit ihrer eigenen Rente ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können; 77% sind sich sicher, dass ihre Rente [..] reicht"

Warum ist das so?

Warum lassen Frauen sich auf ein Leben ein, das Existenzängste und Abhängigkeit mit sich bringt?

Liegt es auch an den Männern? Ich hatte auch schon einen Partner, der sich in der Arbeitswelt überhaupt nicht wohl gefühlt hat ("wenig Freiheit"), aber sich auch überhaupt nicht vorstellen konnte, derjenige zu sein, der zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert.

Was denkt ihr?

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Wer Lust hat sowas zu lesen: Die Studie ist super interessant.

Studie: https://www.bmfsfj.de/blob/83858/928434dae7d841aadc5d2b0ef137573b/20160307-studie-mitten-im-leben-data.pdf?fbclid=IwAR1gt6YnFoZMu3SyAZTCwwPNDMuUj4Leb1Wdb6U06JObnQ7npNstk67Dk_M&mc_cid=fa78678aa9&mc_eid=44da3f7e3f