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„Maintal“ (Pseudonym)
Danke für deine Erklärung. Ich kann sagen, dass ich mich mit der Forderung nach bedingungsloser Akzeptanz sehr schwer tue. Wenn eine Eigenheit von mir meinem Partner schadet, würde ich immer versuchen das zu minimieren. Das klappt nicht immer, aber ich würde es versuchen. Wenn das Gegenüber einfach erwartet, dass man alles so akzeptiert, obwohl man darunter leidet finde ich das schwierig. Das basiert auf dem Gedanken, dass uns mehr ausmacht als unsere Eigenheiten und das wir uns die vielleicht auch oft nur aus Bequemlichkeit (oder weil es möglich war) angewöhnt haben, dass wir also bei Änderung nicht 'uns selbst' für den Partner verändern, sondern nur Gewohnheiten.
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„Sindelfingen“ (Pseudonym)
@Xoro: Ich glaube, der Begriff, den du suchst, ist "Toleranz".
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„Gotha“ (Pseudonym)
@FleurieduMal
Korrekt, das passt wesentlich besser.
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Vielleicht mag das jetzt naiv klingen, aber wenn ich im Moment darüber nachdenken würde, was ich akzeptieren könnte und was nicht, hätte ich wohl jeweils ein klares "ja" oder "nein".
Ganz anders sieht es meiner Meinung nach aus, wenn mein Liebster genau mit dieser "Macke" um die Ecke kommen würde. Dann bin ich emotional völlig anders drauf und dieses "geht gaar nicht" würde (sehr wahrscheinlich) zu einem "naja, nicht optimal, aber.. ich hab dich trotzdem lieb" werden. Schließlich habe ich zu diesem Menschen Gefühle und er besteht nicht nur aus dieser und jener Macke, sondern bringt (hoffentlich! ;)) auch andere Eigenschaften mit, die das wieder wettmachen.
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„Neumünster“ (Pseudonym)
Macht mich irgendwie betroffen, dass sich Leute aufgrund ihrer Gesundheit aus der Partnersuche zurückziehen.
Wie macht man das dann mit der Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit? Hört das irgendwann auf? Ich kenne solche Phasen wo ich mir denke, so, jetzt ist aber genug, ich lass das jetzt mit der Liebe, bleib jetzt endgültig alleine. Und irgendwann kommt dann doch wieder die Sehnsucht hoch, geliebt zu werden.
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„Bad Honnef“ (Pseudonym)
Du hast absolut Recht, liebe Sunny. Liebe und Krankheit sollte man auseinander dividieren, ich konnte mal eine Zeit nichts mehr: weder mich verständigen, noch mich bewegen: hätte sich jemand in dieser Zeit in mich verliebt und ich in ihn, dann wäre es eben so.
Ich werde mich immer an eine schwer krebskranke Frau erinnern, die im Hospiz unter Tränen gestand: nochmals verlieben wäre so arg schön. Das Leben ist da um glücklich zu sein - wenn das durch Liebe passiert, dann ist's eben so.
Ganz schrecklich finde ich, wenn jemand Pflege mit Liebe verbindet: eine ehemalige Kollegin drangsaliert ihren Mann mit ihrer Situation der Körperbehinderung: für die Pflege sollte man nicht beständig Partner/Familie hinzu ziehen, das ist auf Dauer für die betreffende Person unzumutbar. Das ist natürlich meine Sicht der Dinge, andere Einstellungen akzeptiere ich natürlich.
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„Maintal“ (Pseudonym)
Wobei ich auch schon erlebt habe, dass Krankheiten Beziehungen beeinflussen und seitdem bin ich da nicht mehr ganz so idealistisch. Ich habe ja Hashimoto und eines der Symptome ist bleierne Müdigkeit. Gerade als ich das noch nicht raus hatte, das bei mir auch diverse (durch Hashi verursachte) Mangelerscheinungen eine Rolle spielen, habe ich oft "gerade so" meinen Arbeitsalltag geschafft, aber auch sonst nicht mehr viel. Ich kann mich an einen Sonntag erinnern, an dem mein Partner, der sich langweilte, mit mir einen Ausflug an einen See machen wollte und alles was ich wollte war einfach nur im Bett bleiben und Videos gucken, weil ich körperlich so unglaublich müde war. Was so etwas für die Beziehung bedeutet, kann man sich vorstellen. Damals wußte ich nicht, ob es jemals wieder besser werden würde. Normalerweise bin ich wesentlich aktiver, aber es ging einfach nichts mehr. Was sagt man da: Du mußt jetzt leider jeden sonnigen Sonntag deines Lebens bei mir zuhause sitzen, weil ich so unglaublich müde bin? Oder... du hast einfach keine Partnerin mehr, die was mit dir machen kann?
:/
Mein Expartner war da nicht sehr verständnisvoll, weil es eben auch keine sehr offensichtliche Krankheit ist. Man wirkt einfach ultrafaul und behäbig. Ich bin super froh, dass sich das alles wieder etwas gebessert hat und ich inzwischen wieder einen "normalen" Energielevel habe. Gibt noch hin und wieder schlechte Tage, aber keine so dauerhaften Ausfälle mehr.... und das war jetzt eigentlich keine "schlimme" Krankheit, aber es hat die Beziehung schon stark beeinflusst, weil ich damals selbst keine "Lösung" wußte.
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„Offenburg“ (Pseudonym)
@ Sunny B.
Schlimmer, als das Vermissen von Liebe und Geborgenheit wäre für mich, ständig daran denken zu müssen, dass ich einen Partner an meiner Seite hätte, der sein Leben für mich einschränken würde. Das wäre für mich ein unerträglicher Zustand.
Ich mache mein Glück und meine Zufriedenheit auch nicht von einer Partnerschaft abhängig. Deshalb hat sie in meinem jetzigen Leben keinen Stellenwert mehr. Abgesehen von meinen gesundheitlichen Problemen, die ich nicht mehr ändern kann, führe ich ein sehr zufriedenes Leben. Die Tage im Jahr, an denen ich mal schlechte Laune habe oder nicht lache, kannst du an einer Hand abzählen.
Bei mir ist alles gut. :-)
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„Maintal“ (Pseudonym)
@Artemis Du hast meinen vollen Respekt. Aber vergiss nicht: Aufgeben, wenn es um das eigene Glück geht, ist immer die schlechteste aller Optionen.
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„Offenburg“ (Pseudonym)
@ Hanna
Danke, aber es geht nicht ums Aufgeben. Ich habe nur meine eigenen Prioritäten gesetzt, die nicht massenkompatibel sind. Das ist alles. ;-)
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„Neumünster“ (Pseudonym)
Artemis, danke, ich habe das wohl mit der "eigenen Brille" gelesen. Nachdem ich deine Beweggründe und deine Lebenseinstellung verstanden habe, gibt es da nichts zu bedauern, das klingt auch überhaupt nicht resigniert wie ich es zuerst aufgenommen habe. Im Gegenteil. Eigentlich schon beneidenswert, sich selbst zu genügen und sein Glück nicht von anderen abhängig zu machen. Das wär ein erstrebenswertes Ziel, ob mit oder ohne Partner.
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„Barsinghausen“ (Pseudonym)
Ich habe auch Hashimoto. Und ja, ich bin müde... aber es ist auch eine Einstellungssache. Ich bin froh, dass ich doch "rücksichtslose" Freunde habe die das nicht interessiert :-) und mich interessiert es einfach auch nicht. Ich kann natürlich mich müde ins Bett hauen, oder ich habe müde meinen Spaß mit Freunden! Was ist wohl besser? Ich habe halt andere Stärken. Und ich lasse mich da auch nicht einschränken. Auch nicht von so einem Japaner. Ich will das einfach für mich nicht.
Ich habe das bewusst an niemandem bestimmtes gerichtet, weil ich damit niemanden angreifen will. Das hat nur etwas mit mir zu tun.
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„Maintal“ (Pseudonym)
@Energieengel Ich bin auch nicht der Typ Mensch, der sich viel schont, aber hatte ein recht hartes Jahr dem sich meine Schilddrüse fast völlig verlegt hat, d.h. ich einen "Dauerschub" hatte und parallel dazu ein super schlechtes Blutbild inkl. Blutarmut, die sich nicht regulieren ließ. Dazu konstanten "Lebensstress" in Job & Privatleben, der ja akute Hashi-Schübe auch noch fördert und ein Immunsystem, das ziemlich am Boden lag, weil es durch die Autoimmunerkrankung ständig "von allein" auf Hochbetrieb lief und so grippeähnliche Symptome erzeugt hat, aber gleichzeitig den Körper nicht mehr vor anderen Infekten geschützt hat d.h. jede Erkältung, jeden Wundinfekt, Magen-Darm etc. habe ich mitgenommen.
Das war schon ganz schön bescheiden.... Seit etwa einem halben Jahr gehts mir grundsätzlich besser. Es ist noch nicht perfekt, aber völlig in Ordnung. Aber Hashi äußert sich bei jedem anders. Es gibt Leute, die sind mit den Tabletten fast symptomfrei. Das ist ja das fiese: Eine deiner körpereigenen Leitzentralen wird zerstört und es ist individuell, welche Bereiche des Körpers dadurch verrückt spielen. Dann hat man einen weiteren Schub, ein Blitz schlägt in die Leitzentrale ein und etwas anderes spielt verrückt. Ich bin zumindest an dem Punkt an dem jetzt die Hormone ordentlich eingestellt sind und ich viele sinnvolle Dinge nehme, um die Umwandlungsprobleme in meinem Stoffwechsel auszugleichen. Die Schilddrüse ist jetzt auch "so gut wie weg", d.h. da kommen nicht mehr so viele Schübe.
PS: Ich teile deine Einstellung, das man sich nicht hängen lassen sollte, aber es gibt manchmal Momente im Leben, da kannst du sonstwas wollen und der Körper sagt "Nein".
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„Maintal“ (Pseudonym)
Aber um zum Threadthema zurück zu kommen... klar kann Krankheit eine Beziehung beeinflussen oder ob man Single bleibt. Man lernt auch viel über seine Partnerschaft während einer Krankheit.
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„Neumünster“ (Pseudonym)
Bin ich da zu optimistisch wenn ich hoffe und glaube, dass es in einer Liebe selbstverständlich ist, dass man füreinander da ist? Dass man sich auch mal zurück nimmt, wenn es dem anderen schlecht geht usw.
Für mich ist es selbstverständlich, dass man zumindest versucht mit Krankheit und sonstigen Schicksalsschlägen gemeinsam klar zu kommen.
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„Maintal“ (Pseudonym)
Es ist ein schöner Gedanke, dass dem so ist, aber ich halte es auf Basis meiner Erfahrungen nicht für selbstverständlich. Es hat sehr viel mit dem eigenen Wertemodell zu tun und wie wichtig einem der Partner ist.
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Ich denke, in so einer Zeit stellt man erst richtig fest, was die Beziehung wert ist. Ob der Partner bereit ist, zurückzustecken und die neuen Lebensumstände mitzutragen. Oder ob er permanent rumnörgelt, weil sich was verändert hat und dann letztendlich auch geht.
Wobei ich mir schon vorstellen kann, dass eine schwere Erkrankung einfach auch den erkrankten Menschen und die Beziehung ansich verändern kann, so dass es irgendwann einfach nicht mehr passt, obwohl auf beiden Seiten der gute Wille und die Bereitschaft da ist. Und aus moralischen Gründen oder gar Mitleid bei seinem Partner zu bleiben macht ja auch keinen Sinn.
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@ Berith
... obwohl auf beiden Seiten der gute Wille und die Bereitschaft da ist.
Das ist ein gutes Stichwort und an der Stelle glaube ich eben ist vieles Vorgeschoben.
Natürlich wird hier oft kritisiert, dass besonders Menschen mit Krankheiten es so schwer hätten einen Partner zu finden, der sie richtig unterstützt oder anders herum haben sie dann einen Partner, der das tut und dann fühlen sie sich schuldig, weil sie keine Last sein wollen.
Ich denke, wenn man seinen Partner wirklich liebt und mit der Einstellung "wir schaffen das zusammen" da ran geht, dann kann man schon eine Menge bewegen. Natürlich kann man nicht alle Krankheiten oder Schicksalsschläge des Lebens ausgleichen oder korrigieren, aber für mich wäre ein Partner, der nur über sein "schweres" Schicksal jammert noch schlechter zu ertragen, als ein Mensch, dem es zwar nicht immer gut geht, der sein Leben und auch die Partnerschaft aber mit Würde führt.
Wir Menschen schaffen es immer so schön Dinge zu problematisieren und auch ich neige berufsbedingt oft dazu. Mein Job ist es nun mal Probleme zu analysieren und zu kategorisieren, aber ich muss eben auch Lösungen für Probleme finden und diese auch umsetzen, egal ob sie nun teuer, langwierig oder populär sind. Wenn man diese Überlegungen auch bei sich selbst mal verankern könnte, dann würde es einigen Menschen in Deutschland und auch auf der ganzen Welt denke ich schon besser gehen und das ganz unabhängig von der persönlichen körperlichen und geistigen Verfassung.
Vielleicht klappt es dann im Anschluss auch besser mit einem Partner, weil man 1. offener ist und 2. sich nicht nur alles um sich selbst und die eigenen Leiden dreht...