Es gibt mehr Ehescheidungen, weil...
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Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
14.10.2011
Es war ja frueher nicht nur die wirtschaftliche Grundlage einer Versorungsehe, die den Laden zusammengehalten hat (obwohl das in vielen Faellen vermutlich dazu gefuehrt hat, dass der eine Partner eher zurueckgesteckt hat, als die Ehe zu sprengen), sondern auch die gesellschaftliche Situation.
Der Status innerhalb der Gesellschaft hing erheblich mehr von einem "sittsamen" Lebenswandel ab als heute. Bis zur Eherechtsreform in den 70ern war es fuer unverheiratete Frauen mit groeßeren Schwierigkeiten verbunden z.B. eine Wohnung zu mieten, weil viele Vermieter die Haftbarkeit nach dem Kuppelparagrafen fuerchteten, wenn sie Herrenbesuche nicht minutioes unterbanden. Auch fuer Maenner war es ein Zeichen der Soliditaet, wenn sie "ordentlich" verheiratet waren statt ein vermeintlich wildes Jungesellenleben zu fuehren, was wichtig war fuer Fuehrungsjobs. Vieles von dem, was der Wandel der spaeten 60er Jahre an grundlegenden Dingen veraendert hat, macht man sich oft nicht so bewusst, wenn man einfach die nackten Zahlen anguckt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
14.10.2011
das ist ja ein sehr interessanter, wieder mal ganz anderer Ansatz. Ich denke, wenn man sehr großen Wert drauf legt, dass es generell harmonisch und glücklich verläuft, ist man relativ schnell vor der Entscheidung, soll man gehen oder nicht, denn wie sagt man so schön : "Unter jedem Dach ein Ach".
Ich bin selbst persönlich betroffen und immer ein bißchen hin und her gerissen. Ich glaube aber weniger, dass eine aus wirtschaftlichen Gründen geschlossene Ehe oder gar offene Ehe deshalb mehr Bestand hat. Man sah ja gerade im Kommunenleben Ende der 60er dass dieser Ansatz seine Schwierigkeiten in sich trug. Der Einzige, der das noch lebt, ist Rainer Langhans...;-)
Aber ich denke heutzutage ist es eine Herausforderung. Während man früher schon auch mal zwangsläufig wg. Haus und Hof zusammenblieb, hielt einen das auch in schwierigen Zeiten zusammen. Und wenn man so großen Wert drauf legt, dass es immer bombig passen muss, ist die Gefahr natürlich sehr groß, dass es nicht hält - und man fängt in der nächsten Beziehung wieder von vorn an. Ich glaube, dass eine Trennung immer auch mit einem selbst zu tun hat, und dass man dran beteiligt ist. Für mich ist an dem Sprichwort etwas dran, dass einem beim nächsten Partner Ähnliches passieren könnte, wenn man selbst nicht reflektiert.
Deshalb bin ich dafür, zu kämpfen und zusammenzuhalten. Es ist nicht immer alles supi, und ich könnte dem Druck nur schlecht standhalten, für meinen Partner immer supi zu sein.
...die Ehe und Partnerschaft nicht unwichtiger werden, sondern im Gegenteil viel wichtiger genommen werden als früher. Das sagt zumindest eine Soziologin dazu:

„Die Zunahme der Ehescheidungen ist nicht die Folge eines gestiegenen Bedeutungsverlusts der Ehe: nicht die Zuschreibung von ‚Sinn‘losigkeit von Ehen hat
das Ehescheidungsrisiko erhöht und lässt Ehepartner den Eheentschluss eher
revidieren, vielmehr ist der Anstieg der Ehescheidungen Folge gerade ihrer hohen psychischen Bedeutung und Wichtigkeit für den einzelnen, so dass die Partner unharmonische eheliche Beziehungen heute weniger als früher ertragen können und sie deshalb ihre Ehe schneller auflösen“ (NAVE-HERZ 2009)

Heißt das also im Umkehrschluss, dass eine Ehe, die aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen wird und in der von "Liebe" mehr oder weniger keine Rede ist, bessere Chancen auf Bestand hat? Ist also eine "offene Ehe", die auf Freundschaft und gemeinsame Haushaltsführung den meisten Wert legt, die sinnvollste Variante?

In meinen Augen wird also die "Liebe" an sich auf einen Spaßfaktor reduziert, der im Zusammenleben eigentlich nur Schwierigkeiten macht.

Wie seht ihr das?

PS: Es wurde die Anzahl der Ehescheidungen ab der Nachkriegszeit betrachtet, in der Zeit von 1998 - 2008 war die Zahl allerdings prozentual fast gleich geblieben (2,3 je 1000 Einwohner)

Edit: Zusatzinfo