
„Lübeck“ (Pseudonym)
Servus! Ich finde es gut, dass mal ein Zeitpunkt gekommen ist, wo die Menschen in Deutschland vielleicht nicht mehr alles als selbstverständlich sehen. Aktuell meine ich das Schneeräumen und das vielerorts ausgehende Streusalz, was hier aber nur symbolisch sein soll. Auch an der Diskussion in unserer Stadt hat sich gezeigt, dass es offenbar als selbstverständlich erachtet wird, dass jede Straße und jeder Weg geräumt und gestreut wird. Nun aber wird das Salz knapp und der Winterdienst kann nur beschränkt räumen und muss mit dem Streuen weitgehend aussetzen. Auch ich muss mich auf verspätete und zum Teil ausfallende Busse einstellen und bin, ehrlich gesagt, in gewisser Weise dankbar, dass ein Zeitpunkt des Überdenkens gekommen ist. Wir erachten heute so Vieles als selbstverständlich und wissen die Dinge kaum zu schätzen. Natürlich bedauere ich das Schneechaos und die damit verbundenen Behinderungen, aber es ist für mich mal ein guter Zeitpunkt, mal darüber nachzudenken, ob man gewisse Dinge mehr tolerieren und nicht der Meinung sein sollte, dass alles wie von selbst läuft. Wie erachtet ihr das Ganze? Es muss jetzt weiß Gott nicht auf das Schneeräumen reduziert sein. Wie gesagt, es steht symbolisch für die Erwartungen und Ordnungsgemäßigkeit gewisser Abläufe...

„Horb am Neckar“ (Pseudonym)
Ja, Danny, das hast Du durchaus Recht. Ich war letztes Jahr in Nigeria und habe danach VIELES in unserem schönen Land mit ganz anderen Augen gesehen. Denn vieles ist wirklich nicht selbstverständlich... Aber gemeckert ist eben schnell....
(PS: Okay, mit Schnee und Salz haben die in Nigeria jetzt allerdings weniger das Problem *g*)

Ich bin ganz Deiner Meinung, Danny. Ich halte die Mehrheit der Menschen in Deutschland auch für viel zu verwöhnt. Oft wird echt nicht verstanden, wie gut es uns eigentlich geht: Wenn man mal in andere Länder schaut, dann wird einem das ganz schnell bewußt. Allerdings glaube ich nicht daran, dass es ein Umdenken in Deutschland geben wird, noch geht es uns allen viel zu gut.
Was den Schnee betrifft: Da wo ich wohne wird nie geräumt oder gestreut, deswegen fällt mir das nicht mal auf :-)

„Dillenburg“ (Pseudonym)
Ich kann da nur zustimmen, von unserem Ex Kanzler kam mal die Aussage "die Deutschen jammern auf hohem Niveau" (oder so ähnlich) und ich kann ihm da nur rechtgeben.
@Muffin, ja mir ist es ähnlich ergangen
ich habe in Mexiko gelebt und da war es noch nichtmal selbstverständlich, dass man Wasser hatte, wenn man den Hahn aufdreht (und meist kam dann eh nur ne braune Brühe raus)
Und die haben auch nicht viel mit Schnee und Salz am Hut ;-)

„Lübeck“ (Pseudonym)
Vielleicht kehrt mal wieder etwas von der Solidarität zurück, die früher hier geherrscht hat. Aber man sieht auch, dass es geht: In Regensburg etwa wurde ein ganzes Kinderkrankenhaus (KUNO-Kinderklinik), ein Elternhaus für die Angehörigen krebskranker Kinder gestemmt, und demnächst wird es wohl ein Hospiz geben, wo todkranke bzw. sterbende Menschen ihre letzten Tage in Ehre verbringen können. Das alles haben Menschen unserer Region getragen bzw. finanziert und tun es auch noch weiterhin, um den Betrieb dieser Einrichtungen aufrechtzuerhalten. Wäre schön, wenn es sowas auch im Kleinen gebe, einfach mehr Solidarität zeigen und mehr FÜR etwas als GEGEN einen zu unternehmen.

„Walsrode“ (Pseudonym)
..ich wohne auf dem Land... hier sind geräumte Strassen nicht das Übliche... wir helfen uns gegenseitig... auch heute früh fuhr einer unserer Nachbarn wieder den gesamten Fußweg mit dem Rasentraktor und dem Schneeschild ab... wir anderen sind dafür sehr dankbar... viele der Bauern sind mit ihren Traktoren unterwegs... um zusätzlich zu helfen... das ist einfach Klasse ... wenn ich zur Arbeit fahre... rechne ich damit... dass nicht alle Straßen frei sind... ich fahre also früher los...
..wir nehmen so Vieles als selbstverständlich hin... das tut nicht gut.. ich bin im Osten groß geworden... kann mich noch gut daran erinnern.. dass es in heißen Sommern Getränkeengpässe gab.... es war halt so... wir kochten Tee... stellten diesen kalt... war nichts Besonderes... von anderen Dingen die es nicht gab wollen wir garnicht sprechen... wie würden wir uns heute darüber aufregen... ich schließe mich da nicht aus...
..als es die erste Nacht so kalt war... und ich zur Arbeit fuhr... hab ich daran denken müssen... wie viele Kinder.. aber auch Erwachsene die Nacht im Freien verbringen mussten...
es geht uns so gut... auch als ich eine Zeit lang von sehr sehr wenig Geld leben musste... ging es uns gut... wir sind dazu gesund... was wollen wir eigentlich...

„Höxter“ (Pseudonym)
was tut ihr denn persönlich, um die solidarität, die für euch nicht mehr selbstverständlich ist, zu unterstützen?
hat jemand von euch für den nachbarn den gehweg frei geräumt? oder dieses jahr irgendwo gespendet? oder seine freizeit dem allgemeinwohl gestiftet?

„Lübeck“ (Pseudonym)
Auch wenn meine beiden Beispiele jetzt vom unterschiedlichen Charakter zeugen, haben sie gemeinsam, dass selbst handeln gefragt sein sollte, man sich nicht immer nur auf Dinge verlassen und sich über sie beschweren sollte, sondern auch gemeinsam etwas Gutes angehen...Auch im Forum gibt es ja deutlich mehr Beiträge a la "genervt" als solche, die vom "sich freuen" handeln. Für mich zeigt das halt auch die Unzufriedenheit, die vorherrscht....Vielleicht liegt es auch ein wenig daran, wie man gewisse Dinge sieht. Einerseits kann ich mich über den nervigen Dauerschnee beschweren, mich andererseits auch über das sanft knartschende Geräusch unter den Füßen freuen, wenn ich durch den Schnee gehe.

„Höxter“ (Pseudonym)
danny, wann hast du denn das letzte mal selbst in diesem sinne gehandelt?

@sinnliche liebhaberin
Ich mache immer den Kehr- und Räumdienst für eine sehr alte Hausmitbewohnerin, für die ich auch immer mal wieder einkaufen gehe. Ich unterstütze finanziell und ehrenamtlich ein Kinderhospiz und ich habe jahrelang ehrenamtliche Jugendarbeit gemacht. Und ich glaube, dass es doch viele Menschen wie mich gibt !

„Höxter“ (Pseudonym)
sirona, das finde ich sehr anerkennenswert... ich bin mal gespannt, was die anderen so schreiben....

„Walsrode“ (Pseudonym)
...

„Lübeck“ (Pseudonym)
@liebhaberin: genau heute. Vielleicht hat sich im Laufe der Zeit meine Wahrnehmung geändert: Ich freue mich auf jede morgentliche erfrischende Dusche, erfreue mich am sanften gemütlichen Bett, erfreue mich an wohlriechenden Düften, freue mich auf ein gutes leckeres Brot oder Stück Gebäck, auf jeden Kaffee :-) usw. Ich denke, dass ich mich heute über so etwas mehr freue als früher. Diese Freude ist für mich im Grunde genommen größer als über das, was im größeren Rahmen materiell ist.

„Höxter“ (Pseudonym)
und was hat deine wahrnehmung geändert, danny?

„Westoverledingen“ (Pseudonym)
Da ich beruflich wie privat sehr eingespannt bin, habe ich sehr wenig Zeit, aber ich bin Mitglied bei der Johanniter, AWO und dem VdK. Dort zahle ich meine Beiträge, aber irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob das das Richtige ist und ich das Geld vielleicht sinnvoller einsetzen könnte, weiß aber nicht wie, denn irgendwie kann man ja nie nachvollziehen, ob das Geld sinnvoll und richtig ausgegeben wird.........

„Lübeck“ (Pseudonym)
Ich habe beruflich Menschen kennengelernt, denen es nicht gut ist bzw. für die Dinge Luxus bzw. unerreichbar sind, die wir als selbstverständlich erachten. Menschen mit Behinderungen, Asylbewerber, sozial Bedürftige usw...

„Meißen“ (Pseudonym)
sinnliche liebhaberin :
zu Deinen Fragen könntest Du, wenn Du Lust hast, einen älteren Thread von hier lesen:
http://www.rubensfan.de/forum.php?view=thread&thread_id=1055

„Höxter“ (Pseudonym)
@ amora, darum geht es mir gar nicht.... ich hatte die frage ja auch eher direkt an danny gestellt....
ich hatte mich gefragt, was seine wahrnehmung verändert hat... und er hat gerade darauf geantwortet...

„Meißen“ (Pseudonym)
sinnliche liebhaberin,
um 16.22 Uhr hast Du Folgendes an Sirona (auf ihr Post hin) geschrieben:
"sirona, das finde ich sehr anerkennenswert... ich bin mal gespannt, was die anderen so schreiben...."
Mit "die anderen" asoziierte ich uns alle und da Sirona Ihr Engagement beschrieb dachte ich, es ginge (Dir) darum.
Sorry, dann habe ich Dich falsch verstanden. Das kann vorkommen.

Eine nicht geräumte oder nicht gestreute Hauptverkehrsstrasse oder Autobahn sehe ich jetzt nicht unbedingt als Luxusproblem an. Oder die Verärgerung über das Schneechaos ist sicher kein Jammern auf hohem Niveau. In die Stadt fahren um Weihnachtsgeschenke zu kaufen muss man sicher nicht 6 Tage die Woche können. Aber allein die ganzen Verspätungen der Arbeitnehmer, die Unfälle oder Waren, die nicht rechtzeitig ans Ziel kommen. Sowas kostet die Volkswirtschaft 10x mehr als ein effizienter Umgang. In Skandinavien oder Kanada klappt sowas ja auch zum Beispiel sind da die Landebahnen der Flughäfen beheizt.

„Lübeck“ (Pseudonym)
Nun ja, aber wir sind ja in einer gemäßigteren Klimazone, wir sind nicht Skadinavien...

sinnliche liebhaberin ich habe dich auch so verstanden, dass du wissen möchtest, wie sich andere User hier engagieren...
...was ich mache, kannst du in dem von Amora genannten Thread nachlesen...mich würde aber noch interessieren, wo oder wie du dich engagierst...

„Glauchau“ (Pseudonym)
Bei mir ist es recht ähnlich wie bei Muffinqueen. Ich reise ja recht viel (und das eben nicht nur vom Flughafen direkt in die AI-Anlagen) und gucke mir Land und Leute gern auch mal abseits der Touristenpfade an. Man sieht so viel, was einem erschreckend unverblümt bewußt macht, wie "gut" es im Vergleich selbst die bei uns haben, die kaum etwas haben. Von mir will ich da gar nicht erst anfangen... ich habe mich desöfteren schon auf eine gewisse Art "geschämt", wenn ich mit der Realität anderer konfrontiert wurde und mir bewußt wurde, was ich alles mit einer Selbstverständlichkeit erlebe, das für andere unvorstellbarer Luxus ist.
Ich muß zugeben, dass solche Erlebnisse auch immer wieder im Laufe des Alltags in den "Hintergrund" (nicht unbedingt in Vergesenheit) geraten, aber solche Themen wie diese sind es, die es wieder sehr präsent werden lassen und mich zugeben lassen "mir geht es verdammt gut, das ist keine Selbstverständlichkeit und ich sollte dankbar dafür sein!"
Zum Thema Schnee räumen: Ich habe 23 Jahre mitten in Schleswig-Holstein gewohnt, da war der Räumdienst mehr als mäßig. Dort halfen sich eben auch die Dorfbewohner untereinander bzw. rückten die Landwirte mit ihrem schweren Gerät an, wenn nicht mehr allzu viel ging. 10 Jahre Hamburg und ich habe gelernt... eine Schneeflocke versetzt die zweitgrößte Stadt Deutschlands in Panik und wohnt man nicht gerade in einem Nobelviertel, wo sich die Anwohner untereinander einen teuren Hausmeisterdienst teilen, muß man sehen, wie man klar kommt. Streusalz abseits der großen Straßen... Fehlanzeige! Und nun... hier mitten im Schwarzwald, Schnee ohne Ende und die Straßen sind im Vergleich großartig geräumt - selbst die kleinen Nebenstraßen. DAS weiß ich echt mal zu schätzen - genauso wie den netten Herrn vom Baugeschäft gegenüber, der unsere Einfahrt zum Grundstück mit Hilfe vom Radlader wieder befahrbar gemacht hat.
:-))

„Dillenburg“ (Pseudonym)
@Artikeldmm
Danny hat das Ganze ja auch nicht unbedingt nur auf den Schnee bezogen: "Es muss jetzt weiß Gott nicht auf das Schneeräumen reduziert sein. Wie gesagt, es steht symbolisch für die Erwartungen und Ordnungsgemäßigkeit gewisser Abläufe..." sondern eben wie gesagt, symbolisch für viele andere Dinge genannt und dazu gehört eben auch die Selbstverständlichkeit, mit der viele Menschen besonders hier in Deutschland erwarten, dass für sie getan wird oder zur Verfügung steht.
Ich hab das mal zumindest so verstanden.
Ausserdem finde ich, dass man sich ruhig auch in ganz einfachen Situationen engagieren kann, das muss nicht unbedingt ne Megaspende sein oder ehrenamtliche Arbeiten, wobei ich das natürlich auch super finde, wenn sich jemand so engagiert, aber das ist nun mal nicht immer möglich.