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„Bad Salzuflen“ (Pseudonym)
Das Grundproblem dürfte in der Evolution liegen, die wie so oft nicht mit dem modernen Leben kompatibel ist.
Der Mensch ist ein Raubtier, das sich bevorzugt zu Rudeln zusammen schließt und im Rudel um Status kämpft. Höhere Status bedeutet besser Zugang zu Nahrung, zu Partnern, sonstigen Annehmlichkeiten - letztendlich Überleben und Arterhaltung.
Kompliziert wird das ganze dadurch, dass der moderne Mensch in dutzenden von Rudeln gleichzeitig ist. Größere und kleinere, in manchen freiwillig, in anderen unfreiwillig. In wieder andere möchte er gern hinein, schafft es aber nicht. Aber überall läuft im Unterbewusstsein das uralte evolutionäre Programm, oft auch widersprüchlich. Was in dem einen Rudel Anerkennung bringt z.B. Treue, Fürsorge, wird im anderen belächelt oder abgelehnt: "Oh, das ist deine Frau/dein Mann...!?"
Menschen bezeichnen sich gern als rationale Wesen, aber die Verhaltenspsychologie geht z.B. davon aus, dass Kaufentscheidungen zu 80% emotional getroffen werden. "Menschen kaufen gute Gefühle, keine Produkte." Wann fühlt sich etwas gut an? Keine Frau kauft Stöckelschuhe, weil die das körperliche Wohlbefinden steigern. Aber die bewundernden oder neidischen Blicke der Freundinnen oder Kolleginnen, die auf andere Art bewundernden Blicke der Männer, die fühlen sich gut an. - Oder es fühlt sich entgegen der Erwartungen wirklich schlecht an, wenn die Reaktionen nicht so ausfallen, wie mehr oder weniger unbewusst erhofft. In dem Fall muss man die Foltergeräte zumindest nicht mehr tragen. Ein schwacher Trost.
Kaufe ich jetzt die Nudeln der Hausmarke oder das doppelt so teure Markenprodukt? Die Zutaten sind identisch, Geschmack und Nährwert auch. In welchem Rudel gewinnt man an Status, wenn man 80 Cent mehr für Nudeln ausgibt? In den Augen Verkäuferin an der Kasse, die einen überhaupt nicht interessiert? In den Augen der unbekannten anderen Kunden, die in der Schlange stehen und genau gucken könnten, was man aufs Band legt? Schon das Warenangebot eines Supermarkts ist mit rationalem Verhalten nicht zu erklären.
Und dann haben wir da den Partner oder die Partnerin. Wird oft stolz präsentiert oder lässt sich manchmal eben nicht verstecken, ist ein Gesprächsthema, das sich nicht vermeiden lässt, beeinflusst das eigene Leben in einem Maße wie kaum etwas anderes, dass man austauschen kann. Die Partnerwahl ist neben sehr überschaubaren rationalen Gründen ein unglaublich wirres Sammelsurium von widerstreitenden Emotionen, das meiste davon läuft im Unterbewusstsein ab. Film und Fernsehen mit ihrer Darstellung der perfekten Partner und Beziehungen sowie die moderne Art der Selbstdarstellung heizen das ganze noch richtig an. Da wird dann auch mal eine gut funktionierende Beziehung gefährdet oder beendet, weil sie eben doch nicht ganz an ein Ideal herranreicht. Auch wenn man eigentlich genau weiß, dass es dieses Ideal in der Realität nicht gibt. Manche geben die Jagd danach aber nicht auf, egal wie oft sie damit schmerzhafte Erfahrungen machen und dem selbst verschuldeten Verlust hinterher trauern.
Ich denke viel hängt letztendlich davon ab, wie wichtig dem einzelnen die Anerkennung anderer (oft völlig unwichtiger) Menschen ist - oder das, was man dafür hält. Eigentlich sollte es mit zunehmenden Alter und Erfahrung besser werden. Aber oft zweifel ich daran, wenn ich mich so umgucke. Dazu reicht ein Blick darauf, was die Altersgruppe 75+ aufs Kassenband legt.
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„Esslingen am Neckar“ (Pseudonym)
@Artikel der Marke Mann
Du musst dich nicht entschuldigen hast ja nur nachgefragt. Sehe ich so wie du.
@Shadow ja ich denke auch das schon viel früher dann was schief läuft und es nichts mehr zu reparieren gibt.