Die 3 Siebe des Sokrates ("Sag es", "Behalts für dich" oder "Ich will das gar nicht wissen")
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http://arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/die-drei-siebe-des-sokrates-wahrheit-gute-notwendigkeit/
Eine der Varianten der 3-Siebe-Geschichte...
Wie man sieht, geht es da darum, dass der Mann dem Sokrates ein Gerücht über einen Freund des Philosophen erzählen will. Es geht also nicht um irgendeine Geschichte, sondern explizit um Gerüchteküche. In diesem Fall die 3 Siebe nacheinander anzuwenden ist gar nicht verkehrt. In allen anderen Fällen wäre die Anwendung nicht notwendig. In manchen sogar nicht angebracht.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.12.2018
Sieb-1und Sieb-2 sind zweifelsohne ethisch allgemeingültig, Aussagen, die eines oder sogar beide Siebe schaffen, sind kostbar. Mit Sieb-3 hab ich so meine Probleme. Notwendig oder nützlich (so wird es ja übersetzt/verstanden) — für wen? Das ist mir, egal ob es um die Sichtweise des Erzählers oder des Hörers geht, zu sehr von möglicherweise egoistischer Wertung geprägt. Dem anderen zuhören zu können und gerade nicht alles nach Nützlichkeit bewerten, halte ich für ein hohes Gut. Das weiß natürlich und gerade auch Sokrates und so frage ich mich, was er mit dem dritten Sieb wirklich meint.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.12.2018
@Marrs
Danke, das ist mir bewusst. Es ging mir aber hier nicht darum, Philosophie als Ganzes mit allen Bereichen und Facetten zu erläutern, sondern mehr um das Thread-Thema.
Zudem hat sich die Philosophie seit Sokrates durchaus etwas, sagen wir mal 'entwickelt'... ;-)
>>Philosophie ist nichts, was sich 1:1 anwenden lässt oder schematisch zu sehen ist.

ot-Einschub: Das unterschätzt du, es existieren durchaus Philosophie-Bereiche, die nur auf bestimmte schematische Weise funktionieren, etwa in der Aussagenlogik bzw. logischen Argumentation, wo, je nach Argumenttyp u. -form, häufig vergleichbar formale Schemata mit bestimmten Aussagevariablen abgearbeitet werden. Das nur am Rande, es ist klar, was du ausdrücken wolltest.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.12.2018
Sokrates war Philosoph und das in einer anderen Zeit. Im Übrigen hat er selbst keine Schriften hinterlassen, sondern andere für ihn. Was den Wahrheitsgehalt natürlich streitbarer macht.
Philosophie ist nichts, was sich 1:1 anwenden lässt oder schematisch zu sehen ist. Sie soll zum Reflektieren, zum Nachdenken anregen und möglichst langfristig den eigenen Horizont erweitern was dann ggf. auch das eigene Verhalten beeinflusst bzw. 'verbessert.'
Wenn jemand behauptet, dass er die drei Siebe permanent in seinen Alltag integriert und danach konsequent seine Aussagen selektiert, halte ich das für eine schöne Wunschvorstellung bzw. sehr subjektive Wahrheit.
Es klingt natürlich immer erhabener und schöner, als wenn man von sich sagen würde, dass man quatscht, lügt, tratscht o.ä. Wir wissen aber alle, dass Menschen Fehler haben, auch wenn sie gerne anders wären.
Sokrates scheint eine Welt des Schweigens geliebt zu haben.
Würde man die 3 Siebe anwenden könnte man 99,9% oder mehr jeglicher Kommunikation eigentlich streichen. Selbst Die Dinge, die der Wahrheit entsprechen und positiv sind sind in der Regel nicht notwendig. Man könnte also auch das Forum hier eigentlich schließen...
Da sollte man sich doch eher überlegen, ob man in so einer Welt des Schweigens leben möchte, vor allem sollte man dann auch in der Lage dazu sein, sich selbst eines jeden Kommentars zu jedem Thema zu enthalten, denn nicht nur was die anderen sagen ist nicht notwendig, auch das, was wir selbst sagen ist es nicht. Aber will das jemand wirklich?
1. Die Wahrheit, ich will sie in meinem realen Leben einzig und ausschließlich! Aber Dinge, die nicht wahr sind können sehr unterhaltsam sein. Egal welchen Genre an Romanen und Filmen jemand bevorzugt, in der Regel ist das nie wirklich so passiert, ist also nicht die Wahrheit 😉
2. Positiv, wir alle wünschen uns, dass uns nur positives widerfährt, die Realität sieht aber anders aus und wie schrecklich wäre es, wenn wir nicht über Trauer, Schmerz, Verlust, Enttäuschung reden dürften?
3. Notwendig, naja, ob es notwendig ist das zu sagen, was jemand sagen will kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt Menschen, die halten es nicht aus, nicht zu reden, andere können das für eine gewisse Zeit. Aber ist das sinnvoll nicht zu reden? Sich Ansichten und Meinungen von anderen anzuhören kann uns weiter bringen in unserem eigenen Denken und Handeln. Über unser erlebtes zu reden (sei es nun positiv oder negativ) kann uns auch weiter bringen, geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude.
Würden wir nur das reden, was von den 3 Sieben nicht ausgesiebt wird, dann wären wir auf unseren eigenen Geist beschränkt, ohne Input, ohne Inspiration und würden in uns selbst verblöden, die Sprache und jegliche Fähigkeit zur Interaktion verlieren.

Somit bin ich der Meinung, dass alles was jemand sagen will auch nötig ist. Aber ich muss es mir nicht anhören, wenn ich nicht will.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.12.2018
Es ist ein interessanter Gedankenansatz, den man durchaus beherzigen kann ... aber wer bestimmt denn was wahr, was gut und was notwendig ist?

Kaum ein Mensch wird sich selbst für schlecht halten, selbst die grössten Verbrecher glauben oft aus einem hehren, guten Grund zu handeln ... und was ist für den Anderen notwendig, welches Recht hat er darauf zu bestimmen, dass er nicht mit Notwendigkeiten des Gegenübers belästigt wird?

Wer von Sklaverei profitiert (extremes Beispiel, aber die gab es ja zu Zeiten von Sokrates) findet es vielleicht nicht ganz so notwendig sich mit Menschenrechten auseinanderzusetzen und und fühlt sich als Teil einer Gesellschaft in der Sklaverei ganz normal ist, vermutich auch als ein guter Mensch ... für ihn selbst ist es nur wahr und richtig, dass nicht alle Menschen die gleichen Rechte haben, die Sklaven sehen das vermutlich (und zu Recht) anders .... also alles relativ.
Ich habe letztens im TV eine Reportage über Heinrich Böll gesehen.
Nicht wirklich freiwillig... Aber dann hat es mich doch etwas gepackt.
In der Schule musste ich Ansichten eines Clowns lesen und fand es fuuurchtbar 🙄

Leider bekomme ich es nicht mehr auf die Reihe es wörtlich wiederzugeben was er gesagt hat.
Es ging um die Sprache an sich und ihre Benutzung. Und im Gegensatz zu dem was man hier oft ließt ( dass man nicht dafür verantwortlich ist, wie das Gesprochene beim Gegenüber ankommt) war er der Meinung, dass man selbst dafür verantwortlich ist , die Sprache so zu nutzen, dass der Leser VERSTEHT was er sagen will.

Er hat also die Verantwortung für seine Worte übernommen.

Das hat sich bei mir eingeprägt und mich beeindruckt
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.12.2018
PS: Don't the troll. Er weiß genau, dass ich ihn, wie angekündigt, auch lösche, seit er neulich schrieb, dass das ganze Gemotze, die Löschungen meiner Posts und die persönlichen Beleidigungen, nur seiner persönlichen Unterhaltung dienen. Lässt ihn sich einfach langweilen.
Ach und Hm.. und nun?
Also Sprache ist doch trotzdem toll, also vor geraumer Urzeit hätte ich ungern bei einem Konflikt, eins mit einer Keule übergebraten bekommen.


😂😂😂😂 Das stimmt wohl! Aber sah der Sokrates denn nun auch so wie wir?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.12.2018
Deine Frage war personenbezogen und als Angriff auf eine Person formuliert, Paul. Eigentlich war es auch keine Frage sondern eher eine Feststellung.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.12.2018
"ungern bei einem Konflikt, eins mit einer Keule übergebraten bekommen. "

Stimmt, bei "bedenke die Alternativen" ist Sprache doch irgendwie attraktiv. :P
Trotz Sprache treten ja immer wieder Missverständnisse auf, manchmal ist es ja schon fast wie ein Wunder, "richtig" vom Gegenüber verstanden zu werden.

Daher ist es zwar sinnvoll zu filtern was gemeint sein könnte, aber eine Punktedurchsiebung halte ich für wenig sinnvoll.
(Klingt, wie eine Liste abzuarbeiten, bspw. wenn Punkt A vllt....., dann bleiben ich bei Punkt B evtl. stehen und Punkt C wird dann schon garnicht mehr gehen)🤔

Ach und Hm.. und nun?
Also Sprache ist doch trotzdem toll, also vor geraumer Urzeit hätte ich ungern bei einem Konflikt, eins mit einer Keule übergebraten bekommen. 😉
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.12.2018
Hmm.... Ich glaube im realen Leben ist es schwer Gespräche nach literarischer Gattung oder ähnlichem zu unterscheiden, oder? Meinst du, das man trennen sollte?
Hmmm 🤔 Ich dachte erzählen kommt von Erzählung, welches nichts anderes als eine erzählende Dichtung ist.
Ob 'Vorsicht, Klavier fällt' nicht a bissl kurz dafür ist?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.12.2018
"Nichts was irgendwer erzählt ist notwendig. " Dem würde ich nicht zustimmen.

"Es brennt", "Vorsicht, Klavier fällt", "Eine Schlange hinter dir!" - es gibt schon "richtig" Notwendiges, das man sagen könnte.

Ich habe mal vor einer Weile einen Bericht gesehen, in dem erwähnt wurde, das Sprache u.a. notwendig war, um uns unsere Spezialisierungen in der Gruppe zu erlauben: "Du jagst", "Du machst Feuer", "Du stellst xyz her" und dafür, die notwendigen Informationen detailiert (und schnell) austauschen zu können.

Meine, in allen Kulturen haben sich auch "Namen" entwickelt, d.h. wir nutzen auch Sprache um andere gezielt ansprechen und informieren zu können.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.12.2018
Schön philosophisch, aber im Alltag eher realitätsfern und auch möglicherweise widersprüchlich.
Selbst, wenn etwas wahr ist, muss es nicht schön oder gut sein. Man muss es ggf. aber trotzdem kommunizieren.
Bei Punkt 3 könnten wir das Forum dann spätestens zu machen... ^^
Für mich sehe ich bei einer Allgemeingültigkeit des zweiten Punktes Schwierigkeiten, denn ich finde man muss auch unangenehme Dinge/Fehler ansprechen können. Im Arbeitsleben kann es sonst zu weitaus größeren Problemen kommen, sehr teuer oder gefährlich werden. Auch im Privaten tut es sicher nicht gut, Negatives zu verdrängen. Und ich halte es für notwendig sich auch mal Luft machen zu dürfen.

Wenn es jedoch um "Klatsch und Tratsch" geht, sollte man sich sicher öfter diese Fragen stellen. Das macht das Leben auf jeden Fall friedlicher und entspannter.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.12.2018
Ich scheitere im normalen Alltag leider oft an Punkt drei hauptsächlich...

Wenn es mir schlechter geht, kann es leider auch immer noch mitunter passieren, dass ich an Punkt zwei scheitere. (s. z.B. das Missverständnis von vorhin im anderen Thread)

Bei Punkt eins weiche ich nur sehr, sehr selten und im äußersten Notfall bewusst von der Wahrheit ab. Ehrlichkeit finde ich nämlich sehr wichtig für zwischenmenschliche Beziehungen.