Dick sein ist (k)eine Charakterschwäche
Forum für Dicke, Mollige und Übergewichtige

Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.05.2015
Die Ursachen für Übergewicht kann man nicht einfach auf Charakterschwäche oder nicht eingrenzen. Das Thema ist sehr viel komplexer.
Darum sollten wir Dicken uns kein schlechtes Gewissen einreden lassen und die Ursachen nur bei uns selbst suchen.
1. Dicksein ist ein gesellschaftliches Problem! An jeder Ecke ist Essen verfügbar, die Supermärkte sind übervoll; viel mehr, als der Mensch braucht. Wir werden durch die Industrie regelrecht verführt, zu kaufen und zu konsumieren. Die Regierung hat lange gebraucht, klare Richtlinien über die Inhaltsstoffe festzulegen. Und selbst mit der Deklaration ist das Wissen über Dickmacher nicht sehr umfassend.
2. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ärztliche Unterstützung beim Gewichtsabbau sehr begrenzt ist. Klappts nicht mit der angebotenen Ernährungsberatung, wird eine OP angesprochen... Andere Möglichkeiten (z.Bsp. TCM, Hypnose u.ä.) muss man selbst bezahlen und das kann nicht jeder. Von WW rede ich gar nicht erst, die leben davon, Kunden abzukassieren.
3. Wissenschaftlich erwiesen ist es inzwischen, dass einige Gene Schuld an der Tendenz haben, dick zu werden. Gebt mal in eine Suchmaschine Dicksein durch Gene? ein. Ihr werdet etliche Seiten finden, die glaubhafte Aussagen darüber machen.
4. Nach meiner Erfahrung trägt der alltägliche Stress zum dick werden bei und wirkt sich auf das Essverhalten aus. (Essen als "Belohnung" für die geleistete Arbeit und den bewältigten Stress.) Eigentlich gehört dieser Punkt auch zu den o.g. gesellschaftlichen Ursachen.
Bitte versteht mich nicht falsch und seht diese Dinge nicht als "Ausrede" für mein/ unser Übergewicht. Wahrscheinlich kann man mit eiserner Disziplin vieles ausgleichen, aber da das nicht viele können, ist offensichtlich. Manchmal klappt es temporär, aber nicht fürs ganze Leben...
Ich bin erschrocken darüber, wie schnell Ihr Euch den Schuh des gesellschaftlichen Negativblicks anzieht!
Eine Charakterschwäche ist für mich schon etwas Gravierenderes, notorisch Unpünktliche z.B. würde ich auch nicht als charakterschwach bezeichnen, auch wenn sie dauernd etwas machen, was die Gesellschaft nicht mag, ihnen Nachteile bringt und sie es weiter tun, obwohl sie es anders machen wollten. Eine Charakterschwäche ist für mich, wenn jemand gravierende Werte verletzt, andere schädigt, herabsetzt etc.

Der zweite Punkt ist mir noch wichtiger: es wird allen Dicken unterstellt, dass sie zu viel essen. Das stimmt doch nicht bzw. ist bestenfalls eine schon verdummende Vereinfachung! Überlegt mal, wie oft wir mit Diäten schon in unser Körpersystem eingegriffen haben, das führte ja meist dazu, dass viele Dicke gar nicht mehr essen als andere und trotzdem so aussehen. Mal ganz abgesehen von denen, die einfach üppiger sind. Ich empfehle wieder die Dokumentation "Dicke leben länger" bei 3 Sat und die Antidiät-Positionen. Und das bedeutet nicht eine Verurteilung derer, die sich mit Essensumstellungen beschäftigen. Aber man sollte das Maß der Veränderungsmöglichkeiten nicht überschätzen und sich nicht in die "Ihr seid einfach schwach" - Ecke drängen lassen.

Vorurteilsbehaftete Vereinfachungen wie der Begriff Charakterschwäche verbieten sich meiner Ansicht nach, sie richten mehr Schaden an als sie zur Kjärun beitragen. Wenn psychische Komponenten bei der Entwicklung des Gewichtes beteiligt waren, kann man es auch angemessener und differenzierter diskutieren.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.05.2015
Also ich sehe das differenziert....was ist schon eine Charaktershwäche? was ist Seelennot? Ich meine Kompensieren tun wir in der heutigen Gesellschaft alle irgendwie auf irgendeine Art...die einen tun es mit Alkohol, die anderen mit Zigaretten, Sport, Sex, Parties, Internet, Konsum, Autos oder eben Essen ( in welcher Form auch immer, gibt ja auch das extreme Gegenteil von Völlerei)...
Den Genußmensch und die genetische Komponente , die gibt es, wie erwähnt auch auch noch...bis zu einem gewissen Maß ist das ja auch alles noch ok....aber seien wir ehrlich....in der heutigen Gesellschaft sind viele Seelen krank, weil es eben nicht mehr ok ist, mit allem was ist zu sein....das muss man sich erst verdienen...mit Leistung...Stärke, gutem Aussehen und was weiß ich noch was....da liegt der Kern versteckt....und beim Essen...nunja, das sieht man halt eher...ist aber genauso wenig, in meinen Augen, ein Zeichen von Charakterschwäche wie andere Kompensationmechanismen....eher ein Ausdruck dessen, was innerlich nicht heile ist....
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.05.2015
Lustig! Etwas ganz ähnliches habe ich letztens in einem Interview gesagt, gebe ich dir definitiv recht :)
@ lisamosh
Meine nicht ganz so populäre Meinung zu dem Thema lässt sich in etwa so zusammen fassen:
"Dick sein ist eine Charakterschwäche, wenn man gern dünn wäre."
Für jmd der gern dick oder kurvig ist wäre es das nicht, weil er/sie es mehr oder weniger bewusst tut. Leider denke ich, dass es sich hierbei eher um die Minderheit handelt. In der heutigen Zeit ist es auch einfach dick zu sein/werden. Damit meine ich die reine Physik. Also Essen ist ohne Probleme verfügbar. Das es im Alltag auf keinen Fall immer "einfach" ist auch als Dicker zu leben, dass steht auf einem anderen Blatt. Aber den inneren Schweinehund gibt es ja nicht nur beim Thema "Dick sein". :)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.05.2015
Das Ding ist, es ist Veranlagung. Sie ist da. Isst du wie jemand, der nicht darauf achten muss.. nimmste zu, die andere Person nicht. Aber ist es dann Charakterschwäche zu sagen, dass man sich nicht sein Leben lang geißeln will, um schlank zu sein?
Huhu Lisamosh!
Also wenn ich ehrlich bin, trifft der Vorwurf auf mich schon zum großen Teil zu. Bin einfach nicht diszipliniert genug darauf zu achten, was ich esse. Hatte mal recht viel abgenommen und mich durch die letzten streßigen Jahre wieder vermehrt mit essen abgelenkt und wieder zugenommen.

Zur Zeit würde ich gern wieder etwas abnehmen. Aber mir fällt immer eine andere Ausrede ein, warum ich erst morgen damit beginnen werde. ;-)

Aber ein kleiner Teil meiner aus der Form geratenen Figur ist auch Veranlagung. Leider haben meine Mutter und ihre Schwestern alle recht dicke Hintern. Also selbst mit größter Disziplin werde ich nie eine Victoria Beckham. Aber wer will das schon? ;-)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.05.2015
Die Vorwürfe kennt ihr sicherlich zu genüge.. Ich versuche gerade einen Blogpost darüber zu schreiben, aber wie es manchmal so ist sitze ich vor einem leeren Blatt und kann meine Gedanken nicht in Worte fassen. Habt ihr vielleicht persönliche Erfahrungen gemacht und wollt mal davon berichten? Sehr ihr das eigentlich so oder überhaupt nicht?
Mich würd eure Meinung mal interessieren.
Lieben Gruß