Demenz

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 58 Antworten

„Ehingen“ (Pseudonym)

Sehr interessant ist übrigens der Link von der Fotoserie "So sehen sich Alzheimerkranke selbst im Spiegel".

Meine Mutter glaubt tatsächlich, dass sie noch eine junge Frau sei... manchmal flirtet sie sogar mit meinem Mann... :-)
Das passt wiederum zu "Gefühle bleiben im Gedächtnis", denn mein Mann war immer ihr Lieblingsschwiegersohn.

„Bonn“ (Pseudonym)

Amazing, meinst Du sie ist dabei glücklich? Wenn ja, ist das doch wundervoll.
Wir haben in der Nachbarschaft einen älteren Mann mit Demenz. Vor der Krankheit hat er immer an allem und jedem herumgemeckert. Keiner mochte ihn. Seit der Demenz läuft er winkend auf einem zu und sagt Hallo. Ich habe ihn vorher nie so entspannt und glücklich erlebt. Ich freue mich für ihn.

„Ehingen“ (Pseudonym)

@Moodys, ja wir denken - nein, wir können sehen das sie glücklich ist und das ist für uns alle eine große Erleichterung.

Aber meine Mutter war auch früher schon immer ein sehr lebensbejahender und positiv denkender Mensch. :-)

„Bonn“ (Pseudonym)

Das ist toll Amazing, was gibt es schöneres als glücklich zu sein ?

Hier noch ein Video, welches mich sehr berührt hat, vielleicht interessiert es ja jemand.

Dementia Village
Ein Dorf für Demenzkranke, nicht allzu weit von uns entfernt.
http://youtu.be/LwiOBlyWpko

„Übach-Palenberg“ (Pseudonym)

Mein Vater ist vor gut 2 Wochen verstorben. An Organversagen. Seine Demenz war nur ein kleines Zeichen seines körperlichen und seelischen Verfalles. Er litt viele Jahre an einer Parkinson-Erkrankung, die Hand in Hand geht mit der Lewy-Lörperchen-Demenz. Behandelt man die Parkinson-Erkrankung, verstärkt man die Demenz, behandelt man die Demenz, verstärkt man die Parkinson-Erkrankung. Da die Parkinson stärkere körperliche Auswirkungen hat, nimmt man die Demenz ärztlicherseits in Kauf.
Die letzten Jahre waren schwer. Wir mussten uns Tag für Tag mehr von dem Vater verabschieden, den wir kannten. Es gab wunderschöne Momente, wenn er Geschichten aus unserer Kindheit erzählte, die wir selbst ja schon vergessen hatten. Er erzählte sie mit den Emotionen, die fast frisch waren, klar, er erlebte sie ja gerade neu.
Meine Mutter hat sich aufgeopfert, trotzdem mussten wir nach und nach einsehen, dass wir wohl an einem Heimaufenthalt nicht mehr vorbei kommen. Es war für alle, für meine Mutter und meine Geschwister wie auch für mich, eine Erleichterung, endlich ein gutes Pflegeheim für ihn gefunden zu haben. Er hat es nicht mehr gebraucht. Er verstarb einen Tag nach der geplanten Heimaufnahme, schon gesundheitlich zu schlecht, um noch verlegt zu werden.
Zwei Jahre lang besuchte er die Tagespflege - 3 Tage in der Woche. Für meine Mutter war dies eine große Hilfe, denn an diesen 3 Tagen konnte sie frei über ihre Zeit verfügen. Sie konnte in den Garten gehen, ohne ständig mit einem Ohr nach meinem Vater zu horchen. Sie konnte sich mit ihren Freundinnen treffen, ohne befürchten zu müssen, er läuft weg. Sie konnte an diesen Tagen Arztbesuche terminieren, ohne dass neben einem Fahrer auch noch ein Aufpasser organisiert werden musste.
Sicherlich gibt es inzwischen viele Hilfen, auch finanzielle Hilfen. Aber es bleibt schwer, den geistigen Verfall zu akzeptieren. Für mich war der schwerste Tag der, an dem er seinen normalen Satz auf mein Tschüß-Papa nicht mehr sagte. Nie mehr werde ich sein "fahr vernünftig" hören, dies war mir an dem Tag klar. Eigentlich trauere ich seither. Weil ich an dem Tag wirklich akzeptieren musste, dass er nie mehr wieder mein Vater - so wie ich ihn kannte, sein wird.
Für mich beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Der Mann, der mein ganzes Leben lang da war, ist nun nicht mehr da. Aber ich habe plötzlich auf mal wieder Zeit, die ich für ich nutzen darf.

Das war ich gelernt habe, ist, dass man alle Hilfen, die unser Sozialsystem bietet, annehmen darf, um die Situation für die, die pflegen, zu erleichtern. Denn die Pflege eines demenzerkrankten Angehörigen ist schrecklich, zu schrecklich, als dass ich dieses Schicksal irgendjemandem wünsche.

Liebe Grüße
Ruth

Zitat mollie_1961:
Das war ich gelernt habe, ist, dass man alle Hilfen, die unser Sozialsystem bietet, annehmen darf, um die Situation für die, die pflegen, zu erleichtern. Denn die Pflege eines demenzerkrankten Angehörigen ist schrecklich, zu schrecklich, als dass ich dieses Schicksal irgendjemandem wünsche.


Ein großes Problem in unserer Gesellschaft. Besonders die Ehepartner scheuen sich Hilfe anzunehmen bis es fast zu spät ist. Da wird mit allen Mitteln geleugnet und vertuscht bis absolut gar nichts mehr geht. Habe da während meiner Tätigkeit in der Pflege schon die desolatesten Zustände erleben müssen.

„Übach-Palenberg“ (Pseudonym)

Hallo Aberakadabera

es gab da einen Tag vor 3 Jahren, an dem meine Tochter (selbst in der Pflege arbeitend) zu mir sagte...:" Ihr denkt alle nur noch an Opa, wer denkt eigentlich noch an Oma".
An diesem Tag habe ich einen Pflegedienst eingeschaltet, der meine Mutter entlasten sollte. Wir haben von dort sehr viel Hilfe bekommen. Sie haben uns unterstützt, sie haben uns geholfen, eine Tagespflegestelle zu finden, sie haben ihre Pflegepläne auf die Bedürfnisse meiner Eltern eingestellt. Meine Mutter durfte ein Kurzseminar zum Thema Umgang mit Demenzerkrankten machen dürfen auf deren Vermittlung, dies hat ihr sehr geholfen im alltäglichen Umgang. Auch meine Mutter meinte, sie dürfe keine Hilfe annehmen, es kostete oft viel Kraft und Überzeugung, sie zur Annahme von Hilfe zu bewegen.

@mollie1961, das ist jetzt das erste Mal, dass ich diesen Zusammenhang zwischen DLB und Parkinson lese. Da brauche ich mich ja bei meinem Papa nicht mehr wundern, nach den geläufigen Kriterien hat er auch diese Form. Meine Mam hat jetzt auch diagnostizierten Parkinson, außerdem schon lange Schwindelanfälle und manchmal auch Absenzen...wir haben aber noch keine Pflegerin, sie bräuchten vor allem nachts eine. Ich wohne zwar in der Nähe, aber bin sehr viel unterwegs, mein Bruder ist weit weg und auch dauernd auf Achse...:-(

Jetzt wird mir wirklich vieles klarer, ich danke euch für eure weiteren Infos.