Beziehungsfähigkeit eine Rarität? oder gelebte Realität?
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Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.05.2016
Hallo @Brienne von Tarte (und auch alle Anderen)
Ich habe mir Deinen Eröffnungs Thread angeschaut und auch schon andere Postings von Dir gelesen. Daher habe ich eine Vermutung, warum sich in Deinem Freundeskreis eher wenige bis keine Menschen mit "Ex und Hopp Mentalität" befinden. Du würdest wohl an einer Freundschaft (oder intensiveren Bekanntschaft) mit solchen Leuten keinen Gefallen finden. Diese Menschen sind meist ziemlich oberflächlich und das passt (glaube ich) nicht zu Dir.
Korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber ich glaube, dass Du mit solchen Leuten einfach nicht befreundet wärst.
Ich denke, dass das mit der fehlenden Beziehungsfähigkeit künstlich aufgbauscht wird. Im normalen (Mittelschicht?) Sektor unserer Gesellschaft gibt es meiner Ansicht nach genau so viele stabile Beziehungen wie vor 50 oder 100 Jahren auch. Allerdings gibt es heutzutage wohl weniger Menschen die in unhaltbaren Zuständen oder unmöglichen Beziehungen aushalten "weil man das so macht".
Und das ist auch gut so!
Es gibt heute auch (Gott sei Dank) nicht mehr so viele Frauen, die aufgrund fehlender oder ungenügender Berufsausbildung auf einen Ernährer angewiesen sind.
Und auch das ist gut so.
Ich selbst bin Scheidungskind und habe die schlechte Erfahrungen gemacht aber auch eine Mutter gehabt, die einen Beruf hatte. Das war beileibe nicht für viele ihres Jahrgangs (1929) so.

Vielleicht ist alleine diese Abhängigkeit für manche Leute ein Indikator dass früher "alles besser war"?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.05.2016
Spannend, Katze!
Danke -und nicht nur an Dich!!- für den Einblick/Eindruck.
Hast Du eine Theorie/Vermutung wieso Dein Lebensweg sich diesbezüglich anders entwickelt hat als der Rest Deiner Familie...?
Entschuldige, falls die Frage zu indiskret sein sollte...!?
-aber Du bist ja schon groß und ich halte es aus keine Antwort zu bekommen...*lach*

Zum Thema Fluchtreflex.
Ich habe mal vor etwa 20J in einem eher therapeutischen Kontext rumgejammert, ich wolle "endlich auch mal Jemand, der mir täglich Blumen, kleine kliebevolle Zetttelchen und ähnliches kredenzt" mimimi
Der Coach (der mich ziemlich gut kannte) hat mich kurz intensiv angeschaut und dann schallend gelacht.
Er war der Meinung ich würde schreiend weglaufen, wenn mir tatsächlich mal ein Mensch derartig penetrant auf die Pelle rücken würde!
Heute muß ich dem unumwunden zustimmen!! *lach*

Es ist wirklich ein sehr individuelles Vorgehen notwendig, die jeweils benötigte Distanz-Nähe-Balance auszupendeln und zu respektieren.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.05.2016
Hm, bei mir ist es gemischter. Kenne schon ein paar Menschen unterschiedlichen Alters, die so schwierig und/oder so eigenbrötlerisch sind, dass sie keine(n) Beziehung(en) haben bzw. Partner und Freunde verschleissen. Seltsamerweise sind sie bei mir (sofern ich es zulasse) konstant. Meine Freundschaften sind sehr stabil und halten teilweise schon über 30 Jahre.
Meine engsten Freunde sind auch in total langlebigen Beziehungen (25-30 Jahre), die Kinder sind ähnlich gestrickt, sofern sie schon das Alter haben. Ich staune darüber, da ich nicht (mehr) so wirklich an den einen Lebensmenschen in ewiger Partnerschaft glaube. Dafür habe ich mehrere Lebensmenschen als Freunde und hoffe, das bleibt so.
Allerdings habe ich auch dort die letzten Jahre ein paar Menschen bewusst losgelassen, weil da keine Gemeinsamkeit mehr war. Dafür entstanden schöne, neue zarte Pflänzchen, die wir hegen ... mal mehr mal weniger. Das "mal weniger" muss man bei mir aushalten, damit mein Fluchtreflex nicht einsetzt.

Meine Familie hat Langzeitbeziehung - glaube ich - erfunden. Meine Eltern waren 30 Jahre verheiratet, Onkel, Tanten, Cousins, Cousinen, deren Kinder schon wieder in Mehrheit verbandelt mit Kinder-/Ehewunsch. Die sind also vollkommen unschuldig ;))

Auch bei regelmäßigen Abitreffen sind die Singles/Geschiedenen eher rar.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.05.2016
Ich stimme Dir zu M° ...
Für mich ist ein Aspekt von verantwortungsbewußtem Umgang mit Beziehung, auch die Fähigkeit einander loszulassen..!
Und das ist u.U. dann der Fall, wenn die Unterschiede bzgl Werten und Zielen zuuu groß werden.

Es geht mir hier auch garnicht darum ein Idealbild zu propagieren!
Natürlich muß jeder/jede seinen/ihren eigenen Weg finden und gehen...
Aber die Diskussionen über die angebliche oder tatsächliche "Unfähigkeit" wurden und werden hier im Forum ja sehr ausführlich an anderer Stelle besprochen.
Ich würde mir wünschen, daß hier mal die zu Wort kommen, deren Erfahrungen eben etwas anders sind...
und auch diejenigen, die darüber nachdenken möchten woran dies evtl bei ihnen gescheitert ist
und zwar ganz persönlich...nicht irgendwo aus der Boulevard-Presse entnommen
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.05.2016
Zeigt sich Beziehungsfähigkeit nur dadurch, dass man sich nie trennt ? Ich denke auch da gibt es vielfältige Definitionen, was man darunter verstehen kann. Ist es wirklich das non-plus-ultra immer mit den gleichen Menschen zusammen zu sein?
Ich sehe viele Beziehungen, die ewig halten und die für mich trotzdem abschreckendes Beispiel sind und wie ich nicht leben möchte, auch wenn oberflächlich fast perfekt scheint.
Jeder sollte für sich seinen Weg finden, was ihm gut tut, wie er sein Leben gestalten will und nicht versuchen einem Idealbild nachzueifern, welches zumeist von anderen festgelegt wurde.
Wenn man sich wohlfühlt ist es richtig. :)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.05.2016
Hmm...für die Theorie bzgl der unbeständigen Kindheit bin ich allerdings auch ein Gegenbeispiel..
Wie schon beschrieben traumatischer Scheidungskrieg der Eltern (mit lebenslangen "Narben" für alle , vorallem natürlich für uns Kinder..) und auch ich habe 2x die Grundschule und 1x das Gymnasium wechseln müssen (inkl mehrerer Umzüge in der Kindheit und als Erwachsene sowieso :-)
Für mich, glaube ich, hat sich daraus erst die emotionale Bereitschaft und der Wille entwickelt um (fast) jeden Preis Beständigkeit in meinem Leben haben zu wollen...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.05.2016
@Zwölfe
Zum Omma-Wunsch.
Jepp mit solchen Ersatz-omma-Projekten habe ich mich auch schon mal beschäftigt...
Vielleicht mach ich dazu mal nen eigenen Thread...
(am allerallerschönsten wäre jedoch, ein potentiell neuer Partner bringt Enkel mit und ich dürfte Anteil haben...*träum*)

Zum Thema Langzeitbeziehungen.
Ja, natürlich gehört -neben ein paar anderen Ingredienzien- auch eine Schüppe Glück dazu.
(und ich stelle-ohne Witz!- ab und zu eine Kerze aus Dankbarkeit dafür auf)
Das Glück Menschen zu begegnen, die ein ähnliches Potential (und den Willen es zu nutzen) haben.
Mit der Fähigkeit/den Willen Kontakt zu halten, hast Du , glaube ich, einen wichtigen Punkt angesprochen.
Gerade in Lebensphasen mit großer Belastung , seis durch Beruf und/oder Kinder und/oder Krankheit ist die Sollbruchstelle natürlich dünner und umso wichtiger ist es dann sich kleine Zeitfenster zur Beziehungspflege einzubauen.
Ich bin allerdings in der Hinsicht auch ziemlich hartnäckig und (war?) geduldig.
Das hält nicht jeder aus bzw möchte es nicht, daran sind auch schon beginnende Freundschaften gescheitert.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.05.2016
@Zwölfe, ich kann Dir nur zustimmen, bin 17x umgezogen, erst durch die Scheidung meiner Eltern, dann beruflich meinerseits. Freunde habe ich auf Facebook viele, in der ganzen Welt verstreut, echte, wahre Freundinnen nur drei, eine noch aus Internatszeiten. Beziehungen zu Männern waren schwierig, da ich ständig unterwegs war, Karriere war mir wichtiger. Heute sehe ich das etwas anders, hab aber leider die Befürchtung, dass es mittlerweile zu spät ist.
Im Bekanntenkreis sehe ich immer häufiger Ehen und Beziehungen zerbrechen, selbst bei jahrzehntelangen Partnerschaften. Heute ist Scheidung kein Stigma mehr. Manchmal ist es eben besser sich zu trennen, manchmal lohnt es sich zu kämpfen, es kommt wohl immer auf die Beziehung an.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.05.2016
Wenn man mit sich selbst in keiner wirklichen Beziehung lebt dann wird das auch mit einer zu einem anderen Menschen schwierig .Und ja....dieses Grundproblem wird in einer Gesellschaft wie der unseren heran gezüchtet. Meine Sichtweise zumindest.Ich selbst war 14 Jahre liiert,habe zwei Kinder. Das Ende war schleichend und eben der schwindenden Gefühle ,trotz Beziehungsarbeit,geschuldet.Mit kurzen Unterbrechungen bin ich seit fünf Jahren Single , weil der richtige eben noch nicht dabei war und ich Zeit habe,auf mein Herz zu hören , weil ich es auch alleine gut mit mir aushalten kann.Dann kommt der Faktor Zeit und Muttersein dazu. Beziehungsunfähig.....nein ich denke das bin ich nicht,ich würde mich freuen wenn es mal wieder klappt.Aber erzwingen kann und will Frau es nicht und bis dahin mach ich es mir eben schön☺. Und erste Priorität sind nun mal die Kinder.Mit dem Vater führe ich heute ein freundschaftliches Verhältnis,Eltern werden wir schließlich immer bleiben. Auch das stellt,so musste ich verwundert feststellen ,für einige ein Problem dar. Aber auch das werde ich nicht ändern
OT:Kannst du Brienne, da gibt es ganz viele Möglichkeiten! Es gibt zunehmend Projekte die rüstige Rentner und Familien ohne Großeltern "verkuppeln".

Glückwunsch euch beiden. Ich scheine da eher eine Vertreterin der Gegenseite zu sein. 2 Ehen die aus Gründen nicht mehr so bestehen wie einst geplant. Freundschaften? Ja, 3 enge Freundinnen aus unterschiedlichen Lebensabschnitten, aber niemand aus Kindertagen. Beziehungen zu knüpfen fällt mir gar nicht schwer, Kontakt halten dagegen sehr. Bei mir liegt es glaube ich daran, das meine Eltern früher sehr viel umgezogen sind. Ich habe 2 Kindergärten und 3 Grundschulen besucht, bevor wir annähernd sesshaft wurden. Ich denke das hat mich geprägt. Die Lust/der Zwang durch die Welt zu reisen bringt beziehungstechnisch in jungen Jahren allerlei Probleme mit sich. Wenn man als Kind nicht lernt langfristige Beziehungen/Freundschaften einzugehen, fällt einem das später sehr schwer. Nicht weil ich nicht will, sonder weil ich einfach von klein auf auf Beständigkeit verzichten musste. Dazu kommt noch das die Ehe meiner Eltern als Negativbeispiel bis heute besteht. Eine von den Ehen, die besser früh hätten geschieden werden sollen, aber die Möglichkeiten wie heute hatte meine Mutter nicht. Heute fehlt ihr die Energie, sie hat sich an ihr beschissenes Leben gewöhnt. Aus lauter Angst in so einer fatalen Abhängigkeit zu landen wie meine Mutter habe ich vielleicht zu oft zu früh den Notfallschirm geöffnet und bin aus meinen Partnerschaften geflohen. Leichtfertig würde ich mich da nicht nennen. Ich hatte einfach Angst und mir fehlte die Übung. Fluchtreflex? Ich glaube so würde ich es nennen
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.05.2016
Moin Berneck,
bei Dir hatte ich schon die Vermutung, daß Du auch solch eine "Rarität" bist! *lach*
Wie schön, daß dies auch für Dein Umfeld gilt und auch (wie auch von mir beschrieben) für die nächste Generation.

Hast Du/habt Ihr schon mal Vermutungen angestellt wie die Diskrepanz zwischen dem was berichtet wird und Eurer Lebenswirklichkeit entsteht...?
Eine -von mehreren- Vermutungen, von mir ist, daß dies auch mit einer gewissen Haltung, Anspruch, Werten zum Thema Nähe und Verbindlichkeit einhergeht.
Ich zum Beispiel, komme sehr schnell in Kontakt mit Menschen, aber echte Freundschaft entwickeltsich langsam und wenn sie entsteht ist sie (fast) immer dauerhaft.
(3Freundschaften seit mehr als 40J)
D.h. eine gewisse Beständigkeit ist für mich Grundvorraussetzung für jede Art von näherer Beziehung.


OT: Glückwunsch zum Oma+Opa-Status!! Ich beneide Euch sehr!
(hoffe ich hab es richtig verstanden..?)
Ich wünschte man könnte auch ohne eigene Kinder Omma werden!!!!
zu Deiner Frage "Blase der Seligen" kann ich nur sagen,
in meinem und Clamawis Familien-, Freundes-, Bekanntenkreis sieht es genauso aus wie bei Dir, (die Trennungsrate liegt alles in allem bei ca. 5%)
und die Kinder (zwischen 25 und 34 Jahren) sind alle in festen Beziehungen und haben teilweise selbst schon Kinder

Berneck, 63 Jahre, 38 Jahre feste Beziehung (bis zum Tod), 2 Monate Leerlauf, seit dem wieder in fester Beziehung (5 Jahre), 2 Kinder (34, 30 Jahre alt), beide seit Jahren in fester Beziehung
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.05.2016
Im Thread zur angeblichen(?) Beziehungsunfähigkeit der Menschen so um die 30J ist mir aufgefallen, wie wenig dies mit meiner Lebenserfahrung und der meines engeren und auch weiteren Umfeldes übereinstimmt.
Das Thema Beziehungsunfähigkeit wird ja in den Medien rauf und runter ,mit viel Lamento und Weltuntergangs Hypothesen durchgehechelt.
Nur stehe ich dann da und frage mich ob ich in einer "Blase der Seligen" lebe ??!
Ich gehöre allerdings auch einer anderen Generation an.
Vermutlich spielt das Alter und die Zeit in der man sozialisiert wurde auch da eine entscheidende Rolle...
(obwohl ich Scheidungswaise eines Paares bin, daß den Trennungskrieg bis aufs Messer zelebriert hat...)
Ich und ein Großteil meines Freundeskreises ist Ü50 und die meisten von uns sind noch in (oder hatten ) Lebensbeziehungen (homo-und heterosexuell) die schon 30-35J andauern.
Und auch deren Kinder (20-28J) scheinen, soweit man dies jetzt schon überschauen kann, alles andere als "Konsumverhalten" (aufreißen, reinbeißen, wegwerfen...) in Sachen Partnerschaft zu zeigen.
Die wenigen Paare, die sich getrennt haben, haben dies erst nach einem seehr langen Prozeß des Zögerns, Diskutierens und Ringens um Erhalt getan und beide Seiten haben dies als schmerzlichen Verlust empfunden.
Ich kenne keine Menschen die solch einen Ex-und Hopp Umgang mit Liebesdingen haben...
Bin ich (sind wir) nun eine Rarität oder Dinosaurier??
Gibts hier noch mehr von uns??