Bettler und Obdachlose

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 184 Antworten

„Groß-Umstadt“ (Pseudonym)

Ich bin bei einigen Punkten von Molligefee zwiegespalten. Ein Beispiel aus meinem Alltag. Wir führen in der Firma jeden Mittwoch einen Bewerbertag durch und das seit Jahren, weil wir immer freie Stellen haben. Was ich da so erlebe zeugt nicht davon, dass alle Menschen unbedingt und gerne arbeiten wollen. Wir zahlen branchenüblich, die Arbeitszeiten sind moderat und es gibt einen unbefristeten Arbeitsvertrag.
Ich höre jede Woche, das Arbeitsamt schickt mich ich muss kommen. Nee morgens um 8 Uhr kann ich nicht anfangen, ich schlafe gerne länger und viele andere fadenscheinige Gründe, warum der Job auf keinen Fall passt. Zusätzlich bieten wir jedem Bewerber die Möglichkeit ein paar Stunden bei uns rein zu schnuppern, da erscheinen ca. 60 % nicht ohne abzusagen. Leider passieren diese Dinge meistens nicht bei Bewerbern die eine Anstellung haben und sich parallel was Neues suchen, sondern meistens bei Bewerbern die nicht arbeiten. Diese Seite gibt es leider auch und das macht mich manchmal wütend, wenn ich davor sitze und für mein Geld arbeite.

„Güstrow“ (Pseudonym)

Firmen die nicht genug Leute finden müssen die Löhne erhöhen. Angebot und Nachfrage. Der Markt regelt. Kann ja sein das der Job den Du gut und moderat findest fuer andere eben unannehmbar erscheint. Mehr Kohle ist da ein gutes Argument um den Job deutlich annehmbarer zu finden. Sich auf das zuführen von Ausbeutungsmaterial durch die Argen zu verlassen klingt fuer mich nach Mindestlohn Klitsche und in Zeiten von nahezu Vollbeschäftigung fuer eine Recruting Strategie die nicht mehr ohne weiteres aufgeht. Entschuldigung wenn ich mich da täusche. ;-)

Kann die Erfahrung von Trudi teilen, Bewerber werfen Schmierzettel als Bewerbung ein, erscheinen in Joggingbekleidung, verschmutzt, unangenehm duftend. Legen ein Schreiben zur Bestätigung hin, fürs Amt, das sie sich beworben haben, teilweise mit Forderungen die nicht mal langjährige Mitarbeiter fordern.
Als Langzeitarbeitslose/r muss ich erstmal beweisen das ich auch fit und willig bin, überzogene Geldforderungen sind da fehl am Platz. Jemand der nur auf das Geld schaut, wäre für mich ungeeignet, er muss freude am Job zeugen, dann geht auch Finanziell mehr. Leider hört man dann, beim Amt bekomme ich alles und muss nichts dafür tun, warum sollte ich arbeiten?
Tja, recht haben sie alle.

„Saarbrücken“ (Pseudonym)

Nehme an es gibt einfach Beides und auch jede Menge Mischformen: Denjenigen der nicht arbeiten will, denjenigen der keine Arbeit findet und abrutscht und denjenigen, der nicht für DAS Geld und zu DEN Konditionen arbeiten will. Man muß da wahrscheinlich an alle Probleme einzeln ran. Manchmal den Leuten deutlich machen, dass zum eigenen Glück auch ein gewisses Maß an Selbstüberwindung gehört, manchmal ihnen Wege aufzeigen, wie sie zu Jobs mit besseren Konditionen kommen, manche Leute auch in der Arbeitslosigkeit begleiten und ihnen helfen ihr Selbstwertgefühl aufrecht zu erhalten.

@Feucht Das mit "der Mittelschicht, die wegguckt, weil sie 2-3x im Jahr in Urlaub fahren kann", stimmt so pauschal auch nicht. Vielen ist bewußt, dass das Lebensniveau der Mittelschicht eigentlich das "normale" sein sollte, aber es immer weniger Mittelschichtler gibt und viele Geringverdiener sind und das das Lebensniveau was mit diesen Jobs möglich ist nicht "fair" ist. Deine Behauptung, dass Mittelschichtjobs durch den Niedriglohnsektor querfinanziert werden, kann ich so nicht ganz nachvollziehen. Hast du da ein konkretes Beispiel, damit ich mir das vorstellen kann? Meiner Wahrnehmung nach wird viel Wertschöpfung durch "Kapitalbesitzer" abgeschöpft, Investoren etc.: durch Dividenden, Immobilienbesitzer die vermieten, Vermieter von Anlagen, Zinsen auf Kredite etc.. Wer in Deutschland, der hat (auch schnell mehr).....

„Güstrow“ (Pseudonym)

Klar, in unserem Konzern werden die Mitarbeiter mit den guten alten Verträgen querfinanziert von Werksvertraglern, Subunternehnen und Fremddienstleistern. Auch die Verträge fuer Berufseinsteiger sind ungünstiger geworden. Die Dividende zB ist ehr moderat, aber natuerlich spielt das auch ne Rolle. Die Dinge haben wohl immer mehrere Seiten, da hast Du natuerlich recht.

Dem muss ich leider zustimmen. Es ist doch fast überall so, dass Entgeltlinien abgesenkt wurden und neue Kollegen nie mehr das verdienen können, wie Kollegen mit Altverträgen.
Diese haben meist "Bestandsschutz" und können sich auf ihren Leistungszulagen ausruhen, ganz egal ob sie Leistung zeigen oder nicht. Man darf diesen armen Mitarbeitern ja nichts "weg" nehmen.

Gerade aktuell kann ich sagen, dass händeringend Fachkräfte gesucht werden zu absoluten Top-Bezahlungen, aber die Leute einfach nicht da sind.
Da scheitert es also nicht am Job-Angebot, sondern an der Qualifikation der Mitarbeiter. Da reicht es auch nicht eine kurze Umschulung beim Arbeitsamt zu machen, wenn man merkt, dass einem Bewerber in der Automatisierungstechnik z.B. technisches Grundverständnis, Kombinatorik und Logik fehlt.

Bei den Jobs, die eher niedriger Einstiegsbedingungen haben und dazu zähle ich auch den Lager- oder Bandarbeiter haben wir genug Auswahl. Das sind aber dann auch keine Jobs, die sehr hoch bezahlt sind. DIESE Jobs bekommt man auch immer besetzt und da handelt es sich um Anlerntätigkeiten mit einer Einarbeitungsphase von ein paar Wochen.

Wenn man aber für andere Jobs einfach nur mehr Geld zahlt, dann sorgt man schlicht und ergreifend nur für eine Marktfluktuation, weil sich andere gute Mitarbeiter, die bereits einen Job haben auf Grund von Aufstiegschancen weg bewerben. Es kommt aber nichts nach und da kann man noch so viel Geld zahlen, wenn die Leute die Leistung nicht bringen, dann hat der Arbeitgeber ein Problem.
Ich sehe auch, dass gerade diese fachliche oder technische Qualifikation immer schlechter geworden ist in den letzten 10 Jahren. Von den Anlernjobs und Ungelernten haben wir genug. Genauso von den BWLern und Schreibtischtätern. Was Deutschland fehlt sind eben kluge Köpfe, die nicht bloß reden sondern auch MACHEN können. Ich denke da hapert es ganz gewaltig und dieser Markt ist in Deutschland einfach tot...

„Weilheim in Oberbayern“ (Pseudonym)

Geht mir trotzdem auf die Nerven

„Groß-Umstadt“ (Pseudonym)

Wem geht was auf die Nerven?