Berufsleben - verändert es denn Charakter?

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 33 Antworten

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Hallo, neben so einigen mal Spaßcomments eine ernsthafte Frage: Meint ihr, dass das Berufsleben den Charakter verändert bzw. man automatisch in eine Richtung gedrängt wird, die von dem eigentlichen Ich ein wenig oder gehörig abweicht? Habt ihr das Gefühl, dass ihr etwas zur Schau tragen müsst, was ihr nicht seid? Wenn zum Beispiel in einigen Berufen Anzugpflicht herrscht, seid ihr das dann wirklich, oder zieht ihr euch nur so an, weil es allgemein so üblich ist? Könnt ihr euch am Arbeitsplatz natürlich verhalten, ohne dass es negativ aufstößt? Gern könnt ihr auch auf Fragen antworten, die den meinigen verwandt sind. MFG

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Ein Anzug auf der Arbeit wäre für mich wie Helm, Blaumann und Sicherheitsschuhe aufm Bau => Arbeitskleidung halt.

Ich würde allein schon vom Charakter her nie im Privatleben Anzugträger werden.

Ich hatte bisher immer Glück...Lieber weniger Geld und dafür mehr Freiheiten...

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Also schon die Berufswahl zeigt doch in der Regel schon, welcher Typ man zumindest so ungefähr ist. Wer Büroarbeit für Sesselpupserei hält und nicht gern Verantwortung trägt bzw. nicht gern mit Paragraphen oder langen Texten umgeht, wird vielleicht eher was Handfestes erlernen usw. Und ein durchgepiercter Punk würde vielleicht auch nicht zwingend Standesbeamter werden.

Allerdings habe ich beispielsweise einen Beruf studiert, der traditionell eine erzkonservative Männerdomäne ist und die alten Säcke sitzen auch bis heute auf ihren Pfründen und lassen Frauen oftmals am ausgestreckten Arm verhungern. Da habe ich mir manches Mal einen Spaß draus gemacht, mit Nadelstreifenanzug und Krawatte aufzutauchen. Das hat Männer bislang am Meisten irritiert. Schon aus Respekt vor meinen Geschäftspartnern, Kunden usw. würde ich aber nie allzu leger auftreten, sondern immer gepflegt. Privat habe ich dann das Bedürfnis, nicht noch mehr feines Zeugs zum Bügeln zu produzieren, sondern mal ganz sportlich oder romantisch verspielt unterwegs zu sein, einfach zum Ausgleich. Aber grundsätzlich stimme ich mit den wesentlichen Werten meines Berufsbildes überein.

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ich denke jeder beruf bringt sich zwangsläufig irgendwo auch mit in den charakter ein, man nimmt einfach gewisse formen und verhaltensregeln an, die man manchmal auch privat nicht mehr abschüttelt, weils einem einfach ins blut übergegangen ist. finde es aber nicht sooooo tragisch da es ja nicht immer was schlechtes sein muß.
gewisse dinge,die mich stören, lasse ich ganz bewusst aussen vor und achte auch darauf das ich es nicht privat aufnehme weils mich wirklich zu stark beeinflussen würde und gar nicht zu mir passt.

Ich denke schon, dass man sich in gewissem Maße an seinen Beruf anpasst. Bei mir ist es z.B. so, dass ich oft eine Fassade auflege und zu jedem freundlich und gut gelaunt bin, weil ich mit chronisch Kranken arbeite. Oft zieht sich dieses Verhalten auch in mein Privatleben, obwohl ich das früher sicher als "schleimig" bezeichnet hätte.

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@AsgardsSohn: Mal leicht offtopic gesagt: Ein Hoch auf deinen Beruf! Heute wollen immer Akademiker werden und das Handwerk hat einen immer größeren Mangel. Die Politik sollte mal schnell handeln, dass wieder mehr für das Handwerk geworben wird. Bald entwickeln fünf Leute eine Heizung, aber kaum einer baut sie ein. Es braucht wieder mehr Achtung für Handwerksberufe und mehr Anerkennung für einen Haupt- bzw. Mittelschulabschluss! Man muss ein Volk nicht zum Abitur und zum Studium trimmen, sondern sollte es in seiner Vielfältigkeit sehen. LG, ein Mensch mit akademischem Abschluss

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Eine Umgebung und Kollegen beeinflussen uns, können Veränderungen im Denken hervorrufen, die Ausdrucksweise kann sich verändern oder anpassen, einfach weil anders in der Branche gesprochen wird ? aber das passiert auch im Freundeskreis, auch dort kann man sich die Sprache aneignen und Denkanstöße aus völlig andere Richtung bekommen ? und siehe da, manchmal ändert man sich sogar ? aber das finde ich nicht schlimm, denn nur so habe ich ja auch eine Chance, mich weiterzuentwickeln.

Manche Arbeistkleidung ist einfach notwendig und sinnvoll zur eigenen Sicherheit, Dresscodes in manchen Firmen sind ungeschriebenes Gesetzt oder vom Arbeitgeber vorgegeben ? wer mag und kann, kann ja gegen diese Uniformität angehen. Ich trage sie auch mal im Privaten ? oder trage ich Privates in der Firma? Egal ? denn da ich denke, dass ich auch in der Firma authentisch bin, überschneiden sich die Bereiche ja sowieso ? zumindestens Kleidungstechnisch.

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@danny - Ich arbeite in der IT Branche und bin in einem Büro tätig...

Lach, ich habe aber das Glück in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem Leute im Operationsbereich keinen Business Dress tragen müssen, sondern nur die im Sales Bereich...

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Naja, aber es sollte sich nicht das falsche Bild bieten, dass ein Mensch im Anzug als mehr kompetent gilt als einer in Jeans und Pulli. Da kann man sich gewaltig irren! Versteh das gut mit den ungeschriebenen Gesetzen, aber beobachte oft genug, dass welche einen Anzug tragen und noch nicht mal reif genug dafür aussehen. Man nehme z.B. Jura-Studenten.

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@AgardsSohn: errare humanum est, aber die Meinung bleibt :-)

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ich bin froh, dass ich in einer Agentur ohne Dresscode arbeite, nur wenn wir einen Kundentermin haben ist weiße Bluse und Blazer oder so angesagt, ansonsten jeder wie er es mag

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@Danny
Ich bin der Meinung, dass der Beruf einen Menschen verändert, egal welche Berufskleidung er trägt. Das gilt für den Blaumann genauso wie für den Anzug oder das Kostüm.
Ich arbeite seit 30 Jahren fast ausschließlich mit Männern zusammen. Das ist nicht immer leicht, vor allen Dingen wenn man jung ist. Rot werde ich seit ungefähr 28 Jahren nicht mehr :-))
Der Vorteil: kein Zickenkrieg!
Der Nachteil: Frau muß richtig was draufhaben in dem Job sonst wird sie nicht ernst genommen...

Und ja, es hat mich verändert! :-)
Ich persönlich finde nicht, dass es zum Nachteil ist....

Aber meine Freundinnen finden es immer noch scheisse, dass ich statt Prosecco lieber Korn trinke... und statt Klamotten lieber Auto-Tuning-Teile shoppen gehe ^^
Und wenn ich die Wahl habe "Email für Dich" mit Tom Hanks und Meg Ryan anzusehen oder RheinFire Football live im Stadion....rate mal wofür ich mich entscheide? :-))

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Wer Beruf und Privat trennen kann, sollte sich nicht groß verändern. Eigentlich gar nicht. Beruf ist halt so, dass man, wenn man privat vielleicht gerne rumgammelt, es in dieser Zeit halt nicht tun kann. Privat kann man doch machen was man will. Charakter ist etwas was man hat, egal wann, egal wie, egal wo. Das Berufsleben wird aus einem Egoisten nicht plötzlich ein Lämmlein machen und umgekehrt auch nicht. Ich behaupte sogar dass der Charakter entscheidend zur Berufswahl beiträgt.

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Ich denke, dass man sich im Idealfall einen Beruf aussucht bzw. sich einen beruflichen Schwerpunkt sucht, der auch zu den Chraktereigenschaften passt. Ich habe z. B. nach der Schule erst eine Richtung eingeschlagen, die sich als gänzlich ungeeignet für mich herausgestellt hat. Habe dann nach einem Jahr abgebrochen und nochmal in einem total anderen Bereich von vorn angefangen. Und genau in diesem Bereich habe ich mich Stück für Stück entwickelt und eine kleine "Karriere" gemacht, eben weil es der Beruf war bzw. ist, der meiner Person und meinem Charakter sehr entgegen kommt.

Mich hat mein Berufsleben im Laufe der Jahre auf jeden Fall charakterlich verändert, aber aus meiner Sicht zum positiven. Wie Knusper und Kah arbeite ich auch eher in einer "Männerwelt" und hätte ich nicht den Charakter bzw. diesen entwickelt, den ich habe, würde ich dort sang- und klanglos untergehen. Verkleiden muß ich mich dabei zum Glück nicht, man passt sich den Gegebenheiten an... zu wichtigen Meetings oder Geschäftsreisen, Lieferantenverhandlungen geht es eleganter/förmlicher/konservativer daher, für den ganz normalen Büroalltag eben entsprechend legerer. Ganz wie in meinem Privatleben auch. Ich kann also schon ohne weiteres sagen, dass mein Berufsleben mir nicht etwas "aufzwängt", was mir als private Person nicht liegen würde.

Edit: Fehlerteufel *grmpfl*

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Jo, Beruf und Privat werden sicherlich oft genug getrennt. In der Woche unauffällig und am WE im Gothic-Outfit gemäß XtraX-Katalog. Oder in Metallergarnitur :-)

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deinen letzten satz würde ich auch unterschreiben @baby. ich glaube, der charakter und die persönlichkeit spielt eine entscheidende rolle (wenn auch unbewusst) bei der berufswahl. ein kreativer/chaotischer mensch würde wohl nie in die verlegenheit kommen buchhalter zu werden und umgekehrt jemand der es gerne ordentlich aufgereiht hat - aus dem wird wohl eher kein künstler. natürlich gibt es ausnahmen, aber ich habe noch keine solche kennengelernt wo dieser mensch dann auch glücklich in seinem beruf war.

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@line
Das kann ich nicht unterschreiben, denn ich kenne Buchhalter und habe mal mit einem gelebt....Oh Gott, im Beruf strukturiert und geordnet...aber privat...Chaos war irwie der zweite Vorname :-)

@Hora-Li
stimmt, ich bin auch bei Geschäftsverhandlungen im Seidenkostüm mit Minirock und Stilettos dahergekommen, habe mich aber nicht geschminkt, nicht gestylt und selbstgedrehte Zigaretten aus schwarzem Tabak geraucht. ;-)

Fehlerteufel ....mal wieder...grrrr

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;-)) vielleicht ne mutation?

Mir geht es auch so - ich bin auch in einer vermeintlichen "Männerdomäne" beruflich unterwegs. Da ich in letzter Zeit wenig geschäftliche Termine wahrnehmen muss, kann ich mich gemütlich in Jeans und Pullis ins büro begeben. Zur Messe oder eben bei einem Kundentermin ist ein Kostüm oder dergleichen angesagt. Aber diese Termine sind selten und werden meine Persönlichkeit nicht verändern können. Privat trage ich meist dasselbe - daher sind wohl jegliche Probleme ausgeschlossen ;o)
Und ich stimme Baby zu - man wählt einen Beruf, der dem Charakter und Interessen entspricht. Wenn man diese Sachen bei Berufswahl nicht berücksichtigt, ist man im Berufsleben unglücklich.

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Shit...line09...da bin ich noch gar nicht drauf gekommen :-D

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Ich habe einen ?typischen? Männerberuf erlernt und den auch 20 Jahre ausgeübt. Der ?Umgangston war da schon mal a bissl direkter, a bissl derber. Sicherheitsschuhe und EGB-?Kleidung waren Vorschrift, am Freitagabend trank man dann mal ein Feierabendradler auf die ?gelungene Woche. Seit zehn Jahren arbeite ich im Büro (Prozessplanung und Entwicklung), ?immer noch in der gleichen Firma, es herrscht keine ?Anzugpflicht?, ich kann in Jeans auf ?Arbeit gehen, aber man muss da schon mehr auf das Äußere achten als in der Fertigung. Der ?Umgangston im Büro ist ein anderer, zwar nicht freundlicher ?aber ?höflicher?, man verletzt ?da mehr durch die Blume. Ich vermisse manchmal die direkte Art der Jungs aus der Fertigung. Mein Charakter hat sich denke ich nicht geändert, aber man muss schon etwas umschwenken, ?die Richtung einschlagen die im Büro vorteilhafter ist. ?

ich behaupte von mir immer, dass ich mindestens zwei persönlichkeiten habe ^^ eine spießige und eine die meine andere seite auslebt :)

ich bin ja nun ein behördentier, und möchte, wie laluna sagt, behaupten, dass das arbeitsleben mein auftreten und mein verhalten schon ein gutes stückweit geprägt hat. aus einem teil der veränderungen ziehe ich vorteile in anderen situationen, was zb. geduld mit anderen menschen angeht, die umgangsformen, das aus-anderer-sicht-sehen etc. beruflich bin ich tatsächlich da wo ich mich wohlfühle, ich brauche hier ein gewisses spießiges umfeld - das typische behördenleben, mit sprechzeiten, statistiken, regeln, gesetzestexten, entscheidungen anhand letzterer etc. (ich muss aber nicht im anzug erscheinen, gute bzw vernünftige alltagskleidung reicht) ... und auch etwas "fassade" auflegen.

tja und dann ist da noch mein anderes "ich", dass meistens genau dann zum vorschein kommt, wenn der stift auf arbeit fällt, und der rest des lebens beginnt. chaotisch, in einigen punkten sicherlich unbequem, manchmal so zerissen, immer in schwarz unterwegs, ziemlich offen / outgoing und spontan, das motorrad, meine freunde, metalhead durch und durch, festivals und konzerte weitgehend ohne grenzen, usw das kann ich lange fortführen.

manchmal vermischt sich beides, aber das führt in der regel nicht zu sonderlichem erfolg (außer das meine beratungen für freunde zu einigen bereichen im sozialgesetzbuch recht brauchbar sind). die frage mit der kleidung, da hab ich glück, nein, ich muss mich nicht sonderlich verkleiden. dannys frage, ob ich mich am arbeitsplatz natürlich verhalten kann, ohne anzuecken - definitiv NEIN, da muss ich schon mal den spießer rauskehren, und so tun als ob ... schade! manchmal rebelliere ich aber ein bisschen mit kleinen dingen, wie zb meine armbänder nicht abschneiden wenn ich von festivals komme.

im endeffekt - ich glaube nicht dass mich mein berufsleben so sehr verändert hat, es spaltet nur meine persönlichkeiten noch ein stückchen mehr ^^

„“ (Pseudonym)

Ich glaube schon, dass das Berufsleben den Charakter verändert. Oder anders gesagt, es fördert bestimmte Eigenschaften (wie z.B. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, aber auch Durchsetzungskraft) und unterdrückt andere (Spontanität). Das prägt einen doch, wenn man jahrelang sich so verhält.

Persönlich habe ich das Glück, dass ich mich nur bei Geschäftsterminen stylish anziehen muss, ansonsten reicht Jeans und t-Shirt (oder Wollpulli). Ich kann mich auch so verhalten, wie ich bin, wobei ich natürlich mein Verhalten im Umgang mit Kollegen modifiziere (d.h. ich lache zwar viel auf der Arbeit, aber ich würde keine zotigen Witze reißen - und nicht nur, weil ich grottenschlecht im Witze erzählen bin ;-)). Aber mein Fähigkeiten werden in meinem Beruf gefördert und mein Charakter geschätzt, das hat eindeutig Vorteile.

Defintiv Ja!...ich habe lange "rum"-studiert, nebenher Jobs gemacht usw.
Seit ich (auch schon ein paar Jahre jetzt) meinen jetzigen Job mache, bin ich selbstbewußter (weil ich kann was), lass mir weniger gefallen auch im Privatleben (weil ich muss es nicht allen recht machen) und stelle auch mal Ansprüche (weil auch ich habe mir das verdient).
Mein als ewiger Studi und kleine dicke Frau früher teilweise wenig ausgeprägtes Selbstbewußtsein ist deutlich besser, weil hier werde ich geschätzt wegen dem was ich tue (fachlich) und wie ich es tue (Charakterfrage)...und dass ich trotz vorwiegend Bürojob mit Vertrieb und viel Kundenkontakt rumlaufen kann wie ich will macht die ganze Sache noch besser...

Bei mir also nur durchweg positive Änderungen! :-)