„Versmold“ (Pseudonym)
Ausreden sind keine platten Lügen, sondern eine besondere Form, größere Lügen durch kleinere Lügen zu ersetzen und insoweit auch eine hohe Kunst.
Lügen ist keine rein menschliche Angelegenheit, auch im Tierreich begegnen wir diesem Phänomen an vielen Stellen.
Da gibt es das allseits bekannte Chamäleon, das sich farblich so sehr an seine Umgebung anpasst, wie das Hintergrundlicht eines bekannten Herstellers von TV-Geräten an den Bildschirminhalt.
Da gibt es den Frosch, der sich so groß aufblasen kann, dass er potentiellen Feinden bedrohlich erscheint.
Da gibt es jüngere Affen-Hordenmitglieder, die sich, in Anwesenheit des hierarchisch höher stehenden Leittieres, beim Futtersuchen dümmer stellten als dieses, um nicht in Ungnade zu fallen.
Und da gäbe es noch ungezählte Beispiele, die die Kunst der Lüge geradezu als eine Überlebensstrategie erscheinen lassen.
Das Chamälion hätte die Ausrede: Ich kann doch gar nichts dazu, dass ich kaum von meiner Umgebung zu unterscheiden bin, das ist mir doch angeboren.
Der Frosch würde sagen: Ich will doch niemanden das Fürchten lehren, aber wenn ich selbst Angst habe, hole ich einfach tief Luft und halte den Atem an, damit ich nicht bemerkt werde.
Und der schlaue Affe würde sagen, dass er vor seinem Leittier so großen Respekt hat, dass er in dessen Anwesenheit einfach darüber das Denken vergisst.
Nun ja, der zweite Teil meiner Anmerkungen ist natürlich rein menschlicher Natur, weil Tiere nun mal nichts sagen können, außer Fabelhaftes, wie oben.
Achtung: Dies ist ein Diskussionsvorschlag und keine Meinungsbekundung des Autors, ehrlich!
„Apolda“ (Pseudonym)
Ich finde das ist ein supersensibles Thema. Das Problem ist, dass es auf viele zunächst gar nicht so wirkt. Um hier diskutiert zu werden braucht es dazu Feinfühligkeit. Ich hoffe und das nicht nur für Dekamero, sondern auch für viele Andere, dass es hier nicht zerpflückt wird. Mit Augen- und Ohrenspitzen könnten dann einige was lernen.
Ich wünsche uns "good luck"!
Ich glaube, Ausreden sind in vielen Bereichen notwendig. Ich selbst benutze sie oft bei der Arbeit, da ich mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun habe. Im Privatleben nutze ich Ausreden hauptsächlich, um andere nicht zu verletzen, auch wenn es für mein Seelenheil nicht so gut ist, zu lügen.
„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
Lügen, Ausreden, Flunkern....ich nutze sie. Ich möchte nicht jedem auf die Nase binden, wie es mir wirklich geht nur weil er in einer Floskel fragt wie es mir geht. Es kommt halt auf die Situation und mein Gegenüber an. Und wenn mir mein Gegenüber freudestrahlend und stolz sein Baby zeigt und ich es aber irgendwie nicht süß finde oder einfach traurig bin, weil ich keines habe, meinem Gegenüber sein gutes Gefühl nicht madig machen will, dann komme ich auch nicht mit der Wahrheit um die Ecke.
Und auf der anderen Seite, wenn es um etwas ernstes geht, wie zum Beispiel, wenn einer einem seine Liebe gesteht und man selber aber nicht so fühlt oder, wenn es um Trennungen geht oder man um eine aufrichtige Meinung gefragt wird, dann sollte man absolut ehrlich sein.
Wie man es dann verpackt ist ein Talent, welches leider nicht jedem zuteil ist.
„Wittmund“ (Pseudonym)
Ich hasse Lügen und Ausreden, muss aber im Job gegenüber Kunden leider schon mal diplomatisch sein.
Das löse ich dadurch, dass ich versuche, nicht alles zu sagen. z.B: "Ja, ihre Lieferung steht schon im Versand." - Was dann auch stimmt. Dass vor Ort daran noch nachgebessert wird, muss ich ja nicht extra erwähnen...
Ansonsten komme ich im Privatleben gut ohne den ganzen unehrlichen Kram aus. Die meisten Menschen kennen und schätzen mich für meine Ehrlichkeit.
Meiner Erfahrung nach kommt es vor allem darauf an, WIE man etwas sagt.
„Neustrelitz“ (Pseudonym)
Ich finde das auch sehr schwer. Ohne komme ich leider auch nicht aus, privat wie im Job. Im Job geht es für mich vor allem darum meine Privatsphäre zu schützen und oft auch, um meinen Standpunkt zu sichern. Natürlich ist es sicher manchmal auch der “ einfachste“ Weg. Aber muss man sich das Leben denn schwerer machen als es meist schon ist, wenn niemandem mit diesen Notlügen geschadet wird.
Privat tue ich es auch, sehr viel seltener und nur um andere nicht zu verletzen. Ab und zu aber auch da, um mich selbst zu schützen vor neugierigen Fragen, die ich im Moment oder der Person einfach nicht beantworten möchte. Es ist eben doch sehr schwer immer die Wahrheit zu sagen. Allerdings kommt es, wie ich finde, immer auf den Umfang und den Moment an.
„Wittmund“ (Pseudonym)
@HD79
Ja, die neugierigen Fragen....das kenne ich auch.
Mein Umfeld hat gelernt, damit zu leben, wenn ich auch mal sage "Das erzähle ich dir dann zum gegebenen Zeitpunkt" oder bei penetranten Fremden auch mal ein deutliches "Ich wüsste nicht, was sie das angeht".
Wirklich amüsant sind die Reaktionen bei solchen Tratsch- und Läster-Nachbarn.
Die hören von mir nur: "Das weiss ich nicht und will ich auch nicht wissen" oder "Das geht mich nichts an". Zumindest muss man das nicht oft sagen, bis man sie vom Hals hat.... (-;
„Moosburg an der Isar“ (Pseudonym)
eine wirklich wasserdichte Ausrede...ist ein Kunstwerk;-)
„Wittmund“ (Pseudonym)
@DadoPom
Jetzt kapiere ich das, in Kunst war ich noch nie gut...(-;
„Neustrelitz“ (Pseudonym)
@Freche
Gott, dafür bewundere ich dich. Ich bin ja gerade mal dabei zu lernen, an mich zu denken. Na vielleicht komm ich da ja noch hin.
„Wittmund“ (Pseudonym)
@HD79
Danke, jeder hat so seine Baustellen, die er zuerst angeht.
Das war bei mir auch ein langer Weg. Ich habe gemerkt, dass mir diese Unwahrheiten einfach nicht gut tun, mich belasten.
Es so entspannend wenn man auch mal einfach sagen kann: "Sei mir nicht böse, aber dazu habe ich gerade absolut keine Lust".
„Moosburg an der Isar“ (Pseudonym)
Hab ich meinem Chef mal so gesagt, fand der nicht so doll:-)
„Heide“ (Pseudonym)
Da ich als Kind und in der Jugend zu blöd war zum flunkern oder Ausreden erfinden, habe ich es im Erwachsenalter dann aufgegeben ;)
Ein schwerer Prozess weil Ausreden und Notlügen das Leben echt manchmal erleichtern.
Mitlerweile benutze ich Ausreden nur noch wenn ich niemanden verletzen will.
Neugierigen Fragen entgeht man am besten mit der Gegenfrage: Warum möchtest du/ Sie das wissen? Oder warum interessiert dich/Sie das?
Die meisten sind ziemlich perplex und wissen keine Antwort und damit hat das Fragespiel ein Ende
„Wittmund“ (Pseudonym)
@DadoPom
Wenn du ihm gegenüber eine Ausrede benutzt hast, kann ich das irgendwie nachvollziehen... (-;
„Stadtallendorf“ (Pseudonym)
Es ist eher eine philosophische Frage, ob Ausreden Lügen sind oder doch eher Aussagen, um anderen nicht weh zu tun. Muss man wahrscheinlich situationsbedingt betrachten.
Hmm ich würde sagen, dass man das wirklich vermeiden sollte. Im Falle des Frosches aus dem Eingangspost geht es hier ja auch um sein Leben. Da würde ich vielleicht auch lügen.
Aber wenn mich jemand etwas fragt, was ich nicht erzählen will, dann mache ich es wie Freche und sage einfach, dass er diese Information von mir nicht bekommt.
Anders herum sage ich meinem Chef auf der Arbeit auch offen, dass ich gewisse Arbeiten verweigere. Oder ich lasse ihm die Wahl meine Arbeiten zu priorisieren, wie man so schön sagt, aber dann sage ich ihm im Gegenzug, was dann alles NICHT fertig wird. Da kann man mal sehen, wie schnell der Chef dann seine Meinung ändert.
Ein einfaches "Nein" ist auch immer etwas schwierig. Es sollte wie in dem Beispiel vom Chef eben die Konsequenz einer Handlung aufgezeigt werden.
Auch von Lügen kann ich mich nicht 100%ig freisprechen, aber ich neige dann auch eher dazu Dinge zu verschweigen. Wie andere Menschen dann diese Lücken auffüllen und ob das dann der Wahrheit entspricht oder nicht, das liegt dann nicht in meinem Ermessen.
Wenn man direkt gefragt wird, dann muss man eben entscheiden, ob man 1. die Wahrheit sagt, 2. die Aussage verweigert oder 3. das Gegenüber anlügt.
Ich denke aber selbst diese angeblichen "Schutzlügen" sind keine wirkliche Wertschätzung für das Gegenüber, denn damit unterstellt man ja, dass die Situation vom Gegenüber nicht verstanden wird oder in der Situation nicht einzuordnen ist.
Wenn mir z.B. einer diese Babyfrage stellt und mir vorschwärmt, wie toll das Baby doch ist, dann antworte ich meist, dass ich mich freue, wie sehr ihr das Kind gefällt. Denn das ist die Wahrheit und lässt erst einmal völlig außer acht, wie ich darüber denke.
Diplomatie ist an dieser Stelle für mich eben NICHT zu lügen sondern Dinge so zu formulieren, dass sie wahr sind, aber den anderen nicht verletzen...
„Weyhe“ (Pseudonym)
seltsames Thema.. jeder weiss eroder sie lügt und wird auch angelogen !sehr oft im Leben also unnötig sein frust hier kund zu tun
„Heide“ (Pseudonym)
Wenn mich ein Thread nicht interessiert oder ich es unnötig finde dass das Thema aufgegriffen wird, ist es eben so unnötig ihn zu kommentieren.
„Neustrelitz“ (Pseudonym)
*Regina*, da stimme ich dir zu. Ich finde diesen Thread sehr spannend. Wie andere damit umgehen, sich selbst und anderen gegenüber.
Ich muss sagen, dass ich es manchmal verfluche, dass meine Erziehung zur Ehrlichkeit so gut funktioniert hat. Ich wünschte, ich könnte es manchmal damit nicht so genau nehmen (hat nur mit den Geschichten von Weihnachtsmann und Osterhase, ums Kind glücklich zu mache, geklappt).. Zumindest habe ich inzwischen gelernt, ab und zu etwas zu verschweigen, wobei mir das bei für mich wichtigen Dingen leider auch nicht gelingt.
„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
@Rita ...vielleicht ist es aber auch genau das, was Dich ausmacht. Was wichtig für Dich persönlich ist, auch wenn es sich nicht immer danach anfühlt.
In Angelegenheiten von geringer Tragweite flunker ich schon mal und nutze auch mal eine Ausrede. Wobei ich eine Ausrede fast gleichsetze mit einer Lüge....denn ihr entbehrt ja der Wahrheitsgehalt.Sicher will ich es mir in erster Linie damit auch einfach machen, will keine Enttäuschung oder keinen Konflikt provozieren.
Übergriffige Fragen beantworte ich grundsätzlich nicht, die finde ich einfach nur unverschämt ....oder sie machen mich wirklich böse und undiplomatisch!
Geht es aber um ernstere und tiefere Sachen, geht es um Menschen, die mir nahe sind, bin ich ehrlich und offen...wobei Ehrlichkeit immer auch sozialverträglich vermittelt werden sollte. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn Ehrlichkeit dazu genutzt wird, um konstruktiv und nicht destruktiv zu sein, sie wirklich geschätzt wird vom Gegenüber.
Mit einem Menschen in einen Konflikt zu gehen (in diesem Fall ihm vielleicht etwas unangenehmes, aber ehrliches zu sagen) heißt ja letztendlich nichts anderes, als dass man sich für ihn interessiert und etwas mit ihm klären möchte.
„Dreieich“ (Pseudonym)
Ein interessantes Thema. Danke dafür.
Ich versuche im Job möglichst nahe an der Wahrheit zu bleiben, weil es auf Dauer anstrengend ist, sich Lügen zu merken.
Privat bin ich sehr direkt und ehrlich, manchmal so sehr, dass es auch verletzend wirken kann, obwohl nicht beabsichtigt.
Es ist hin und wieder eine Gratwanderung.
Mir fallen passende Ausreden erst immer ein, wenn ich die unliebsame Arbeit schon übernommen habe oder unterwegs bin zu einem Pflichtbesuch, den ich eigentlich nicht machen wollte - aber "nichts ist so schlecht, dass es nicht zu irgendwas gut ist. " :-)
„Bremen“ (Pseudonym)
Ausreden sind super. Am besten sind die, mit denen ich mich tgl selber bescheiße, grins.
Oder mit denen ich mich im Alltag "entlaste", "aus der Verantwortung ziehe",
"mir Dinge schön rede " oder so drehe und wende, daß meine subjektive Sicht auf die Welt wieder paßt.
Und das tun wir alle, jeder auf seine Art und Weise und in unzähligen kleinen Situationen jeden Tag.
Nein.....Schokolade macht nicht dick , nie ......schmunzel
Und so moralisch hochgradig verwerflich finde ich es auch nicht "Ausreden" zu nutzen.
Denn es ist ja ein Unterschied, ob ich lüge, betrüge, mit Absicht bösartig täusche und andere Menschen Schaden mit Vorsatz zufügen.
Wenn ich nicht schwindeln könnte, wie gedruckt, würde ich seit 32 Jahren permanent Überstunden schieben und zu Diensten einspringen müssen usw ;-))
Und ich muß auch zu Patienten freundlich bleiben, die ich eigentlich hochgradig furchtbar finde....als Mensch.
Privat pflege ich mehr "Ehrlichkeit", aber auch da nutze ich Ausreden. Ich muß einer Freundin nicht auf die Nase schmieren, daß ihre neue Frisur, auf die sie stolz ist, super blöd aussieht.....ist ja nur meine Wahrnehmung.
Oder mir ein Kumpel gerade heute auf den Keks geht mit seinem Nerd Verhalten und ich deswegen heute keine Lust habe auf eine spezielle Unternehmung. ....Nein, ich finde Computers Spiele nervtötend , gehe aber gerne wieder mit ihm auf ein Konzert....
Vorrang soll es mir gut gehen....da bin ich bestrebt sehr selbstfürsorglich zu sein, gesund !!!! egoistisch. War eine harte Schule, dies zu lernen.
Und wenn ich dafür Ausreden nutzen muß, dann tue ich das.
Ich will nämlich weder dem Roten Kreuz Konkurrenz machen, Mutter Theresa mir als Vorbild nehmen oder den Friedensnobelpreis gewinnen....
Brave Mädchen kommen in den Himmel, gähn
böse Mädchen leben meiner Erfahrung nach spannender :-D