Ausnahmezustand

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es sieben Antworten

„Emsdetten“ (Anonymer Beitrag)

vor etwa 3 Wochen erhielt ich einen Anruf von der Betreuerin meines Sohnes. Das was Sie mir mitteilte war ein Erdbeben, ein Tsunami… mein jüngster Sohn wurde in seiner WFBM von einem Kollegen über längere Zeit sexuell missbraucht. Am Tag des Anrufs fand er endlich den Mut sich dagegen aufzulehnen und erzählte es den pädagogischen Mitarbeitern vor Ort. Die WFBM reagierte sofort und erteilte ein Arbeitsverbot gegen den Täter. Am selben Tag wurde Anzeige erstattet und es fand eine gesundheitliche Untersuchung statt um Spuren zu sichern. Die Ermittlungen laufen. Mein Sohn wurde - Entscheidung von ganz oben des Trägers - als “Praktikum” in eine andere WFBM geschickt. Die Betreuerin und ich haben betont das für ihn eine Rückkehr in sein gewohntes Arbeitsumfeld absolut wichtig ist.
Die zuständige Sachbearbeiterin des Trägers sah das auch so, ging aber jetzt in Urlaub.
Am Mittwoch bekam ich wieder einen Anruf - die Betreuerin meines Sohnes meldete sich. Ein Betreuer in seinem Wohnheim bekam mit, wie mein Sohn mit einem Mann telefonierte. Das Telefon war auf laut - der Mann verlangte von meinem Sohn ( hat eine geistige Behinderung) ihm später ( er wolle abends nochmal anrufen) Bilder zuzuschicken. Intime Bilder . Mein Sohn legte auf weil er mitbekam das der Betreuer das Gespräch mitbekam. Der Mann schickte darauf hin Audios und Nachrichten indem er meinen Sohn aufforderte ihm zu versprechen niemanden etwas zu sagen. Zu dem Zeitpunkt war das Handy schon in der Hand des Betreuers. Das alles wurde dokumentiert - wieder musste mein Sohn , mit dem Betreuer als Zeuge - zur Polizei. Mein Sohn gab an, das dieser Mann in der WFBM arbeitet, in der Kantine. Er gab den Namen an, mit dem er sich ihm vorgestellt hatte.
Der Träger in des kann den Mann nicht finden. Es gibt niemanden mit dem Namen der in der Kantine arbeitet. Es gibt also eine Handynummer, einen gesicherten Chat in dem die meisten Nachrichten gelöscht wurden von dem Mann, nur die letzten konnten wir sichern, eine Audio mit seiner Stimme und die sehr wage Beschreibung meines Sohnes. Die Handynummer ist dem Träger auch nicht bekannt. Was für Ermittlungsergebnisse die Polizei hat, wissen wir noch nicht. Ich musste das jetzt mal zusammenhängend aufschreiben - weil ich gerade selbst kaum glauben kann was da gerade abläuft. Es hilft mir gerade ein wenig mich zu sortieren. Mein Sohn ist gerade bei mir - schläft. Er ist seit dem Vorfall beurlaubt und geht nächste Woche Montag wieder zu seiner alten Arbeitsstelle. Er fängt sich gerade etwas. Ich habe sein Handy durchforstet, nach irgendetwas, irgendwem der vielleicht noch schaden könnte… habe seine Bilder kontrolliert, Alle Einstellungen gecheckt - verändert. Keine unbekannten nicht gespeicherten Nummern kommen mehr durch. Ein Handy braucht er, denn das Wohnheim ist im Grunde eher eine Art Wohngemeinschaft - keine 24/7 Betreuung. Mehr ambulantes Wohnen. Ich habe Angst, frage mich ob der zweite Vorfall irgendwie mit dem ersten zusammenhängt…kennen die Männer sich… hatte das vielleicht den Zweck meinen Sohn unglaubwürdig zu machen in dem ersten Verfahren… theoretisch möglich wäre es. Ich kann das alles nicht einschätzen , und habe große Angst um meinen Sohn.Wird vielleicht wieder jemand versuchen zu meinem Sohn Kontakt herzustellen und versuchen ihm zu schaden….und niemand bekommt es mit….Da muss jetzt niemand irgendwie sich genötigt fühlen eine Lösung zu präsentieren… hier gibt es keine Lösung. Ich habe tausend Filme im Kopf…. aber ich versuche zu funktionieren. Ich kann nur hoffen das nächste Woche mein Sohn etwas zur Ruhe kommt. Das die Polizei alle Fragen die sich hier stellen beantworten kann, und das der /die Täter verurteilt werden. Ja und ich hoffe das der erste Täter, was er meinem Sohn angetan hat möchte ich hier nicht erzählen - das Wohnheim verlassen muss. Er arbeitet zwar nicht mehr mit meinem Sohn, aber er wohnt noch immer im angrenzenden Wohnheim in unmittelbarer Nähe zur WFBM... ja ... wie gesagt... ich weiß, sowas lässt einen sprachlos zurück erstmal... und das ist auch ok. Die Betreuer um meinen Sohn geben alle Ihr bestes, die Polizei ist dran..viel mehr können wir nicht machen erstmal. Danke fürs "zulesen"

„Reutlingen“ (Anonymer Beitrag)

Das ist tragisch.....aber ich denke, dass es nicht in Ordnung ist in diesem Forum deine ganz persönlichen Dinge -auch nicht anonym -hier zu posten. Wäre ich dein Kind - betreut oder nicht - ich wäre mächtig sauer auf dich.

Alles erdenklich Gute....für euch beide🍀

„Ludwigsfelde“ (Anonymer Beitrag)

Natürlich ist es in Ordnung, in einem Ausnahmezustand seine Not mitzuteilen. Reutlingen irrt vollkommen. Niemandes Rechte sind verletzt - durch einen Hilferuf. Schäm Dich Reutlingen.

„Alpen“ (Anonymer Beitrag)

Danke Ludwigsfelde, du nimmst mir die Worte aus dem Mund.
Jemanden, der seiner Wut/Besorgnis/Machtlosigkeit einfach nur Luft machen möchtest abzukanzeln, ist über alle maßen unempathisch.

Emsdetten, es tut mir wahnsinnig leid, was deinem Sohn widerfahren ist und auch, dass du als Elternteil durch diese Hölle gehen musst.
Ich schicke ganz viel Kraft 🍀

„Bad Honnef“ (Anonymer Beitrag)

Ich persönlich finde den Beitrag von Reutlingen auch voll daneben. Hier ist alles anonym geschildert worden, niemand wurde öffentlich an den Pranger gestellt, kein Name genannt und nichts ist nachverfolgbar. Es ist einfach der Schmerz einer Mutter die wirklich im Ausnahmezustand ist, Angst um ihr Kind hat und nicht weiß was sie machen soll und wie sie es machen soll!

Gerade mit "besonderen Kindern' ist das immer noch schwieriger, weil sie viel leichter beeinflussbar sind, sie sich oft nicht richtig ausdrücken können und dadurch alles oft viel schwerer. Beweisbar ist.
Solche Täter machen sich genau dieses zu nutz, um das Kind unglaubwürdig da stehen zu lassen, um mit heilet Haut davon zu kommen.

Trotzdem scheinen die Betreuerin, die WFBM und der Träger sich wirklich zu kümmern, das was dein Sohn sagt ernst zu nehmen und sie haben die beschuldigte/ verdächtige Person, zumindest erst einmal beurlaubt. Mehr können und dürfen sie ja auch bisher nicht tun, da ist bisher ja nicht offiziell bewiesen ist. Ich verstehe, wie schlimm das alles auch für dich ist, aber du kannst froh sein, dass sie deinen Sohn wirklich ernst nehmen und sich kümmern. Das ist wichtig und richtig, aber nicht immer selbstverständlich!

Emsdetten, ist tut mir unendlich leid, was deinem Sohn widerfahren ist und ich kann nur ahnen welche Ängste und Sorgen du jetzt durchstehen musst. Ich wünsche dir/euch ganz viel Kraft für die kommende Zeit und hoffe, dass ihr die richtige Unterstützung erhaltet. 🍀

„Schwandorf“ (Anonymer Beitrag)

@Emsdetten: Was für ein [Schimpfwort Deiner Wahl), einem Menschen so etwas anzutun. Ich hoffe, dass alle, die dabei involviert sind, aus Arbeit und Wohnung fliegen.

„Ludwigsfelde“ (Anonymer Beitrag)

Ach Kinners - die Welt ist oft komplizierter, als wir erstmal denken. Wenn die Täter "normale, reife" Menschen sind, die einfach professionell mit Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten, droht ihnen in solch einem Fall eine mehrjährige Haftstrafe, Jobverlust und so weiter. Vollkommen zu Recht. Wenn die Täter aber einfach auch Menschen mit Beeinträchtigungen sind, wird es so viel schwieriger. Das Ausgangs-Posting ist, soweit ich es verstehe, insofern nicht ganz klar. Vielleicht sollten wir uns noch ein bisschen zurückhalten in der Bewertung. Und das, ohne die Not der Threaderstellerin in irgendeiner Weise zu relativieren. Hier ist erstmal eine genaue Analyse angebracht.

Auch Menschen mit Beeinträchtigungen haben so etwas wie sexuelle Bedürfnisse und auch das Recht, sie leben zu dürfen. Innerhalb unserer tradierten Grenzen, versteht sich. Dass die interpersonelle Kontrolle darüber vielleicht etwas anders aussieht wie gewöhnlich und wie man es eben erwartet, ist nachvollziehbar und macht Dinge kompliziert. Wenn man so etwas vernünftig bewerten will (oder muss), spielt der Blick auf ein mögliches Machtgefälle eine Rolle.

Dass Mütter und Väter ihre Kinder schützen möchten, ist in unseren Genen tief verankert. Es ist wirklich schwierig. Ich verstehe die Not.