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@ Die Artemis: Danke für deinen Bericht über deinen Neffen.
Wie hättest du ihm denn geholfen nach dieser Situation, die er daheim am Essenstisch erzählt hat?
Ich denke, dass durch die Emotionslosigkeit auch ein wenig das Gefühl für "Gefahr" und gefährliche Situationen fehlt. Einen jungen Menschen da dann anders zu behandeln und das wäre dann wohl sehr wahrscheinlich eine Art von Begleitung, wäre dann wohl wieder sehr nahe bei einer Bevormundung.
Aber ich gebe dir generell recht, wenn es darum geht, wie die Gesellschaft mit Menschen umgeht, die andere Bedürfnisse habe oder eben Defizite, die man nicht auf den ersten Blick erkennen kann, (Beispiele aus Schulen und anderen Einrichtungen wurden ja schon erwähnt) gibt es schon seit Jahren nicht nur einen Nachholbedarf sondern auch noch ein ganzes Stück an Bewusstmachung zu tun.
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@Artemis
Es stimmt nicht, dass alle Aspies keine Empathie haben. Manchen haben sogar zu viel und werden davon so überflutet, dass sie damit nicht umgehen können.
Wo ist das Problem, seinem Gegenüber zu sagen (egal ob Aspie oder nicht), dass er oder sie einen verletzt hat? Das kann doch jedem mal passieren, dass man unbeabsichtigt verletzt. ich wäre dankbar, wenn man mir das sagen würde. Woher sollte ich es denn sonst wissen und mich gegebenenfalls entschuldigen und dafür sorgen, dass es nicht mehr passiert?
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„Freiburg im Breisgau“ (Pseudonym)
@ Einzelstückerl ¯\_(ツ)_/¯
Ich hätte in der Situation am Essenstisch auch nur das gemacht, was mein Bruder gemacht hat. Er hat sich seinen Sohn geschnappt und ist zur Polizei gefahren, um Strafanzeige zu erstatten. Die 3 Männer hatten mehrere Überfälle begangen und konnten nach ein paar Tagen tatsächlich gestellt werden.
Man kann keinen Aspie bevormunden. Aber ich glaube, dass man ihnen schon helfen würde, wenn man Verständnis für ihre Emotionslosigkeit aufbringt und genau deshalb nicht alles zu persönlich nimmt, was sich im ersten Moment vielleicht verletzend anfühlt.
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„Freiburg im Breisgau“ (Pseudonym)
@ Chaos_Queen
Ich habe in Verbindung mit dem Asperger bisher noch nie gehört, dass diese Menschen auch zu viel Empathie haben könnten.
Das Problem ist aber auch nicht, ihnen zu sagen, dass sie verletzend waren, sondern dass sie es nicht verstehen, um es beim nächsten Mal unterlassen zu können.
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@Artemis
Wenn man es ihnen sagt, können sie es vielleicht nich nachvollziehen. Aber viele werden sich trotzdem bemühen, den Fehler nicht wieder zu machen. Aspies sind nämlich durchaus lernfähig.
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„Gütersloh“ (Pseudonym)
Ich find den Test ganz gut. Hatte eine 9
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„Freiburg im Breisgau“ (Pseudonym)
@ Chaos_Queen
Es ist möglich, Emotionen zu erlernen, die Gene verhindern?
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Nein, Emotionen zu erlernen ist vermutlich nicht möglich. Aber Emotionen einordnen zu lernen ist möglich. Wie gesagt - Aspies sind nicht zwingend emotionslos.
Und es ist möglich zu lernen, womit man andere verletzt hat. Falls diese die Situation oder die Worte benennen können. Dann kann man sich bemühen, solches Verhalten nicht zu wiederholen. Dazu muss auch nicht verstehen, warum. Wichtig ist dann nur, dass man andere nicht verletzen möchte.
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„Freiburg im Breisgau“ (Pseudonym)
@ Chaos_Queen
Danke für deine Ausführungen. :-) Das ist für mich eine neue Sichtweise.
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Einer meiner Klienten (=> Einrichtung für psychisch kranke Menschen) hat als weitere Diagnose ein Asperger-Syndrom, was wir kaum glauben können. Er ist speziell, keine Frage, aber er sagt teilweise ironische Dinge, hat einen klugen Humor und man hat durchaus den Eindruck, dass er Emotionen anderer Menschen mitkriegt. Er selber sagt, er habe sich dies gezielt antrainiert. Wir haben keinen Grund, ihm das nicht zu glauben, sind aber dennoch irritiert. Keine Ahnung, ob das wirklich möglich ist?
Generell finde ich es schon gut, dem Gegenüber mitzuteilen, wie sein Verhalten wirkt und was es auslöst. Auch wenn er die Emotionen nicht nachfühlen kann, so kann er dennoch auf anderer Ebene den Kontext vielleicht erfassen und mit der Zeit dazulernen. Oder aber zumindest verstehen, warum manche Menschen sich abwenden?
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Vielleicht magst du hier mal lesen: https://aspies.de/
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„Freiburg im Breisgau“ (Pseudonym)
@ Berith
Die Beobachtungen zu deinem Klienten würden zu den Ausführungen von Chaos-Queen passen, dass ein gewisser Lernprozess durchaus möglich ist.
@ Chaos_Queen
Danke für den Link. :-)
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„Schwelm“ (Pseudonym)
Eine Freundin, die ich schon gute 15 Jahre kenne ist erst mit Anfang 50 als hochfunktionale Aspergerin diagnostiziert worden.
Solche Online-Tests finde ich unseriös und eher schädlich. Die Diagnose kann bei der Störung unglaublich komplex sein.
Zu bedenken ist auch dass die Störung innerhalb eines best. Spektrums auftritt. Nicht jeder ist gleich betroffen und nicht jeder ist als Asperger zu erkennen. Nicht auf den ersten Blick und auch nicht auf den zweiten Blick.
Bei ihrer Diagnose hatte sie ein langes (und erfolgreiches) Berufsleben, zwei langjährige Beziehungen und ein "ganz normales" Leben hinter sich. Dann Burn-Out, Zusammenbruch, Panikattacken.Die Kompensationsstrategien die sie ein Leben lang begleiteten griffen mit zunehmenden Alter nicht mehr. Bis sie wusste was los ist sollten noch sieben Jahre und eine Odyssee zu zahllosen Ärzten vergehen.
Sie ist humorvoll, einfühlsam aber auch extrem empfindlich gegen Lärm, Menschen, Stress. Also durchaus etwas was auch auf Hochsensilble zutrifft. Und sie ist inzwischen in Erwerbsminderungsrente, was für jemanden der sein Leben lang im Beruf ein Überflieger war nicht einfach ist.
Und natürlich ist eine ganz normale Freudschaft mit ihr möglich. Ich halte auch eine Freundschaft zu stärker betroffenen Aspergern für möglich, nur müssen sich eben beide Seiten der Problematik bewusst sein.
Auf jemanden Rücksicht nehmen, den man gerüchteweise für einen Asperger hält, während derjenige sich mit Lust wie ein Arsch verhält, das klappt nicht.
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„Schwelm“ (Pseudonym)
Übrigens hat Asperger zu sein nichts damit zu tun dass man kein "großes Herz" hat ... das finde ich geradezu diskriminierend sowas zu sagen.
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„Wesel“ (Pseudonym)
ich habe 11 punkte beim test
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„Rottweil“ (Pseudonym)
Meine Erfahrung mit einem Menschen, der mit einem Asperger diagnostiziert ist, hat mir geholfen, nicht alles sofort persönlich zu nehmen.
Sondern inne zu halten und zu überlegen: "Meint er das allgemein oder mich?","Ist ihm bewusst, dass er mich verletzt?". Nein, es war dem Menschen nicht bewusst und dann haben wir darüber geredet.
Mir hat diese Erfahrung viel gegeben, vor allem das Wissen, dass man häufiger mit einander reden muss und nicht einfach (gesellschaftliche) "Standards" (des Miteinanders) voraussetzen kann und sollte.
Es ist schön, wenn sich Menschen auf jemanden mit einen Asperger-Syndrom einlassen können. In welcher Beziehung auch immer.
Kann aber auch diejenigen gut verstehen, die für sich klar haben, dass sie damit nicht umgehen können oder wollen.
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„Lüneburg“ (Pseudonym)
Ich hatte drei Jahre eine Beziehung mit einem Asperger-Autisten leichter Ausprägung.
Das ist nicht immer einfach, weil für uns 'Normalos' viele Verhaltensweisen sehr befremdlich sind. Auch wenn man um die Diagnose weiß, denkt man nicht immer dran und ist oft verletzt, irritiert.
Der Mann hat im Leben gut funktioniert, aber im privaten Bereich war das etwas anderes. Nahezu unfähig auf Menschen zuzugehen, unvorhergesehene Änderungen waren eine Katastrophe, Alltägliches für ihn eine Riesenbelastung. Zu mir, und zwei anderen Menschen, war die Bindung dann aber extrem eng und emotional. Er hätte alles für mich getan. Leider war mir das dann zu eng und die Beziehung ging in die Brüche. Er wusste, was los war, konnte aber nichts an seinem Verhalten ändern, wie auch.
Seine zwei anderen Menschen sind weg, Umzug und Tod, nun bin ich seine einzige Bezugsperson, da hat er, ganz Asperger, pragmatisch umgeschaltet auf Freundschaft.
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Hmm kann es nicht sein, dass Asperger an der Stelle auch schnell ausgenutzt werden, weil sie eben nicht in der Lage sind so "flexibel" zu reagieren wie andere?
Die Reaktion mag für ihn pragmatisch sein, aber denkst du er ist auch glücklich damit oder versucht er nur zu retten, was für ihn zu retten ist?
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„Freiburg im Breisgau“ (Pseudonym)
@ JenLy
So ähnlich, wie du es schreibst, dass du nicht mehr alles persönlich nimmst, stelle ich es mir auch vor. Haben die Gespräche, die du mit dem Aspie geführt hast, auch ihm etwas gebracht? Konnte er daraus etwas ziehen, um sein Verhalten zu ändern?
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37 Punkte im 1. Test, na zum Glück steht ja schon in meinem Profil, dass ich Smalltalk nicht leiden kann! :-) ...kann keiner sagen, er wurde nicht gewarnt! *g*
Aber im Ernst, nicht jede(r) der gerne seine Ruhe mag, lieber liest als auf Parties zu gehen und nicht mit strahlendem Lächeln völlig Fremde um den Finger wickelt, hat gleich Asperger in Reinform! Lieber einmal zu wenig auf einen online-Test hören, als einmal zuviel!
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„Freiburg im Breisgau“ (Pseudonym)
Ich hatte im www nach Informationen zum Asperger gesucht. Dass der Test auf der Seite ist, ist eher Zufall. Gesucht hatte ich danach nicht. :-D
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@ ShadowCop:
Nur zu deiner Information, mein Egoismus, den du in deinem anderen Thread mir (und einer anderen Person) mit deiner Unsensibilität "andichtest", der rührt daher, dass ich einmal mit einem Mann eine Beziehung hatte, bei dem dann auf mein Anregen hin festgestellt wurde, dass er ein Aspi ist - mir war dieser Begriff vorher gänzlich unbekannt!
Und dass man in einer Partnerschaft, in der das Leiden dann grösser ist als die Liebe, eine reife Entscheidung trifft und sie beendet, das hat nichts mit Egoismus zu tun sondern mit Selbstwert und Achtung auch vor dem anderen!
Hab du erst mal eine einschläge Erfahrungen zu dem Thema und dann urteile über andere...
@ Die Artemis: sorry für das OT, aber in seinem Thread wäre mein Beitrag wohl der Cop´schen Zensur zum Opfer gefallen, ich danke dir daher für dein Gastrecht! :-)

„Schwelm“ (Pseudonym)
Am Besten gar nicht auf einen Online Test hören, das ist wirklich Kokolores. Ihr macht ja Euer Abitur auch nicht mit einem Kurztest bei Wikipedia.
Asperger ändern oder ihr Verhalten "bessern" zu wollen ist nicht der richtige Weg, denke ich. Sie sind nicht fehlerhaft oder falsch, sie sind anders. Und zum großen Teil können sie sich nicht anders verhalten oder brauchen unfassbar viel Kraft zum Kompensieren ihrer vermeintlichen Defizite.